Zum Betrieb meldet sich der Gnome einerseits mit einem leichten Schaltgeräusch und einem dezent laufenden Lüfter, andererseits dadurch, dass die Front zwischen den Metallschalen auf ganzer Breite in einem angenehmen Blau erstrahlt. Da sieht man nicht nur auf der dunkelsten Bühne jede Buchse und jeden Regler, es gibt dem Verstärker auch noch ein unverwechselbares Gesicht. Gefällt mir sehr gut! Bei den kleinen Gnomes ist der Eingang nicht zu übersteuern. Wird die LED rot, zeigt das an, dass der Kompressor aktiv ist, der gemeinsam mit dem Limiter in der Endstufe für maximale cleane Leistungsausbeute der kleinen Racker sorgt. Das ist hier anders, die rote LED signalisiert tatsächlich Clipping. Also etwas zurückgedreht, und schon ist mit leicht aufgedrehtem Master ein sauberer Ton zu hören, der den angeschlossenen Bass klar wiedergibt. Leistungsbegrenzung ist angesichts dessen, was die Endstufe abzugeben im Stande ist, auch nicht nötig. Mit entsprechenden Boxen kann man auch in lauten Band-Settings bestehen, bis in hohe Lautstärken liefert der Amp dynamisch ab.
Ebenfalls eine gute Figur macht die Klangregelung. Die Regler haben hier eine Mittenraste für die neutrale Einstellung. Mit jeweils +/- 15dB können Bässe bei 80 Hz und Höhen bei 5 kHz mit Kuhschwanzcharakteristik geregelt werden, was trockenen Punch beschert und einen offenen Höhenbereich, der heruntergeregelt schön abgerundet wird. Der Treble-Regler nimmt auch die höheren Frequenzen da sehr gut mit. Den gleichen Bereich für Anhebungen und Absenkungen bieten auch die beiden Mittenregler, die bei 600 Hz und 2,5 kHz mit breitbandiger Glocke arbeiten. Etwas kurios, dass beide Regler nun höher ansetzen, während das einzelne Mittenband bei den kleineren Gnomes bei 400 Hz eingriff. Was auch immer in der Anleitung steht, der tiefe Mittenregler bringt ordentlichen Knurr ins Spiel, der hohe ist gut dafür, sich mit mehr Attack in der Band durchzusetzen, oder ebendiesen zu entschärfen. Alle Regler fassen sich ausnahmslos gut an, alle Potis sind mit der Front verschraubt und machen einen soliden Eindruck.
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Für die Aufnahme steht der USB-Ausgang zur Verfügung, der Computer erkennt das Top automatisch und ohne weitere Installation von Treibern oder Ähnlichem. Mit 16 Bit / 48 kHz ist die Qualität ausreichend für Demoaufnahmen oder um mal eben am Laptop zu daddeln. Gute Ergebnisse liefern auch der Aux-In und der Kopfhörerausgang, da gibt’s nix zu meckern. Der DI-Ausgang macht am Interface oder Mischpult eine sehr gute Figur, wie auch der serielle Einschleifweg, der sauber arbeitet. Witzigerweise aber nicht zusammen: Der DI-Out liegt vor der FX-Schleife. Möchte man hier Effekte einschleifen, deren Wirkung nur auf der Bühne zu hören sein soll, wie ein Kompressor oder zusätzlicher Equalizer, passt das bestens. Will man z. B. einen eingeschliffenen Chorus oder ein Delay auch auf der PA-Anlage haben, geht man leer aus.
Sehr gut funktioniert der Anschluss eines externen Preamps über den Effekt-Return an die interne Endstufe, der dann logischerweise ebenfalls ohne den eingebauten EQ auskommen muss. Dass auch hier dann der DI-Ausgang kein Signal führt, sollte kein Problem darstellen, den wird der Preamp wahrscheinlich eh haben. Diese Variante stellt aber lediglich eine gute Möglichkeit dar, um alternative, zum Beispiel eher röhrige und zerrende Sounds über die leistungsfreudige Endstufe zu schicken – der Preamp des Gnome kann im Clean-Bereich absolut überzeugen.
RESÜMEE
Da hat Warwick aber gut nachgelegt! Die höhere Leistung macht sich in noch lockererem Umgang mit der Dynamik bemerkbar, die erreichbaren Lautstärken sind mit den richtigen Boxen beeindruckend. Das vergrößerte, solide Gehäuse bietet zusätzliche Features, die nützliche Funktionen über die bisherigen Gnomes hinaus bietet, und dazu eine bestechende Optik, vor allem auf dunkleren Bühnen oder im schwummerigen Proberaum. Ein Amp mit Gesicht, zum Antesten empfohlen!