Das Comanche-Design war Leos letztes Wort in Sachen Gitarrenbau. In seinem finalen Modell mit doppeltem Cutaway versuchte Leo Fender noch einmal alles zu realisieren, was er in seinem erfolgreichen Leben entdeckt und gelernt hatte. Jetzt gibt es die Comanche in der Tribute-Serie zu einem erschwinglichen Preis.
Neben der Ausführung in Emerald Blue Metallic mit Perloid-Pickguard und Ahorngriffbrett ist die Tribute Comanche auch noch in Olympic White mit Tortoise-Pickguard und Palisandergriffbrett zu haben.
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THE FINAL WORD
Das neu aufgelegte Comanche-Modell aus der G&L Tribute Series verfügt über einen 4,6 cm starken Double-Cutaway-Body aus Pappelholz, welcher über Korpuskonturen verfügt, die der Stratocaster durchaus ähneln.
Der aufgeschraubte Hals aus Ahorn (Hard Rock Maple) mit Medium-C-Profil ist präzise in seine Halstasche eingepasst und bekam ein Griffbrett aus Ahorn von 12″ Radius aufgesetzt. 22 klaglos gut verarbeitete Medium-Jumbo-Bünde und schwarze Dots zur Lagenkennung fanden darin Platz. Die parallel herausgeführte Kopfplatte verfügt über sechs in Reihe montierte, gekapselte Mechaniken, von deren Wickelzylindern aus die Saiten mit geradem Zug auf den schmalen Sattel aus Kunststoff geführt werden. Ein Saitenniederhalter sorgt für guten Andruck der hohen Saiten B und E. Am Korpus werden die Saiten im Messingblock der Dual-Fulcrum-Vibrato-Bridge gekontert. In diesem Vibrato-System, das im Messerkantenprinzip arbeitet und mit gratfreier Oberfläche der individuell justierbaren Saitenreiter Punkte sammelt, zeigt sich noch einmal Leos Ingenieurskunst.
Die Comanche ist immer sofort an der Form ihrer Magnetic Field Design Z-Coil Pickups zu erkennen, die noch von Leo Fender selbst entworfen wurden. Diese Tonabnehmer mit ihren versetzt angeordneten Pole Pieces sind so konstruiert, dass sie Geräusche unterdrücken (sogenanntes hum-cancelling). Mit einem 5-Wege-Pickup-Wahlschalter lassen sich die Tonabnehmer in bekannter Manier aufrufen und kombinieren. Eine Push/Pull-Funktion im mittleren Poti (Höhenregler) gibt uns zusätzlich noch die Kombination von Steg- und Hals-Pickup oder von allen Pickups zusammen an die Hand. Zur elektrischen Verwaltung stehen generell ausgelegte Regler für die Lautstärke und die getrennte Abstimmung von Höhen und von Bässen zur Verfügung (PTB-System).
Das vorliegende Modell ist in gutem industriellen Standard verarbeitet, die deckende Lackierung in Emerald Blue Metallic sauber ausgeführt. Zudem kam das Instrument perfekt eingestellt zum Test.
Soundcheck und Resümee auf Seite 2 …
(Bild: Dieter Stork)
DEFINITIV LEO FENDER
Da wir es bei der G&L Comanche mit dem Vermächtnis des Leo Fender zu tun haben, sind die Erwartungen an Klang und Funktion natürlich hoch. Die Comanche aus der Tribute Series wird in Indonesien gefertigt, was sie preiswert macht, aber auch Leos früher Intention nach erschwinglichen und dennoch gut spielbaren Instrumenten für Jedermann entspricht.
Diesem Anspruch wird das Testinstrument mit seinem Ahornhals dank angenehm griffig gestaltetem, mittelstarkem Medium-C-Profil auch sofort gerecht. Die praxisgerecht flach eingestellte Saitenlage über sauber polierter Bundierung gibt jeder Spieltechnik guten Raum, der moderne 12″-Griffbrettradius lässt Bendings in allen Positionen ohne Ansetzer wie auf Schienen gleiten.
Da auch die akustischen Grundlagen der Gitarre mit bester Schwingbereitschaft, achtbarem Sustain und gut separierten Stimmen im Akkord beeindrucken, wenden wir uns umgehend der elektrischen Praxis zu.
Die ausgangsstarken Z-Coil-Tonabnehmer zählen, obwohl ja offensichtlich den Pickups im Fender Precision Bass und im Fender XIIDesign nicht unähnlich, ebenfalls zu Leos späten Entwicklungen. Mit ihnen gelingt es ihm, die Nebengeräuschentwicklung früherer Singlecoils zu eliminieren dank zweier versetzt angeordneter und seriell RWRP-verschalteter Spulen. Das klingt dann immer noch nach Singlecoil, tritt aber gleichzeitig mit einem offensiven HöhenTop an und steht auf einem konturstarken Bottom-End, ohne dass der Brummfaktor die gute Laune verdirbt. Aus ihren 4,9 kOhm Widerstand generieren die Z-Coils jedenfalls eine erstaunliche Menge Power!
Der Hals-Pickup stellt demgemäß ausgesprochen kraftvolle, dabei crisp offene Akkord-Sounds bereit. Knackig und klar umrissen im Bass, aber auch beeindruckend schmissig in den vorschießenden Höhen – und wir reden ja noch über den Kollegen am Hals. Wer weich gerundete Smooth-Sounds bevorzugt, der ist hier falsch. Dieser Pickup, wie seine Partner in den übrigen Positionen auch, ist von der höhenreich offensiven Sorte. Damit ist es kein Problem, Akkorde mit bester Saitentrennung ins Werk zu setzen. Rhythmisches Spiel wird von der perkussiven Ansprache mächtig angeblasen. Gehen wir in den Overdrive, so präsentiert sich der Hals-Pickup mit enorm durchsetzungsstarkem Leadsound, der über eine gesunde Straffheit und Tonlänge verfügt. Tiefgang und Volumen treffen auf hohlkehlige Artikulation.
Das insgesamt heller tönende Ambiente des mittleren Pickups ist nicht sehr weit weg von dem des Hals-Pickups angesiedelt. Mit ihm ist etwas mehr Zuspitzung in der Mitte zu haben und das rhythmische, leicht glasige Schnackeln kommt vielleicht noch effektiver. Natürlich aber macht er als Partner für den Steg-, wie auch für den Hals-Pickup ebenfalls großen Sinn. In Kombination mit dem einen wie dem anderen vermag er dem Klangrepertoire jedenfalls ohne Frage noch sehr schön perlende Sounds mit hohler Wange hinzuzufügen.
Der Steg-Pickup macht den Sack dann zu mit seinem schlanken, knackig fokussierten, bei entspechender Einstellung aber auch zugespitzt angriffslustigen Sound. Von skalpellscharf schneidenden, bis hin zu weich ausgekämmten Kehl-Sounds ist hier vieles drin, die Bandbreite der Gestaltungsmöglichkeiten geradezu erstaunlich. Schnackelig, spritzig agierende Rhythmusgitarre kommt mit Präsenz und Kick – knochig-greller Twang in Drive-Positionen ist aber ebenfalls leicht zu haben.
Mit der getrennten passiven Regelung von Höhen und Bässen (PTB-System), die in der Abregelung große Wirkung entfalten, lassen sich deutlich effektivere und feinere Abstimmungen finden, als das mit herkömmlichen Tone-Reglern der Fall ist. Facettenreich lässt sich der Ton gestalten und anpassen. Die Signalübertragung bleibt dabei erfreulich klar und detailgenau. Die Regler der Tonkontrolle greifen im Übrigen generell auf alle Pickup-Positionen zu.
Als Bonus verfügt die Tribute Series Comanche auch noch über einen im Treble-Poti angelegten Expander Switch (Push/Pull-Funktion), der die Zusammenschaltung von Neck- und Bridge-Pickup (jeweils in den Außenpositionen), und die Kombination aller drei Tonabnehmer (in Zwischenpositionen) ermöglicht. Vor allem die Kombination von Hals- und Steg-Pickup erweist sich als ausgesprochen starker Sound, in gewisser Weise vergleichbar mit dem glockigen Tele-verwandten Kombiklang der ASAT Special. Kleines Haar in der Suppe: mit feuchten Fingern im hitzigen Bühnenbetrieb ist es kaum möglich, den konischen Tone-Knopf zu ziehen.
Das Dual-Fulcrum Vibrato überzeugt am Ende dann auch noch auf ganzer Linie. Die glatte Oberfläche der Saitenreiter fühlt sich bei aufgelegtem Handballen bestens an und der kräftige Vibratoarm aus Aluminium vermittelt ein angenehm lockeres Spielgefühl. Bendings nach unten, aber auch nach oben sind mit diesem System bei guter Stimmstabilität problemlos möglich.
RESÜMEE
Die G&L Comanche aus der Tribute Series ist ein sauber gefertigtes, bestens spielbares, nicht zuletzt auch gut klingendes Instrument, mit dessen stimmiger Konzeption Leo Fender seinem monumentalen Wirken für die elektrische Gitarre einen letzten Höhepunkt zu setzen vermochte. Die Tribute Comanche zeigt sich mit ihren nebengeräuscharmen und super crisp tönenden Z-Coil Pickups auch in dieser preisgünstigen Version elektrisch stark – kein Wunder, sind sie doch identisch mit den Tonabnehmern in den amerikanischen Versionen. Man muss also nicht kämpfen um den leicht reizbaren Ton. Der kommt schnell und ist dazu dank getrennter Höhen- und Bassregelung plus Expander Switch auch noch höchst wandelbar und facettenreich zu kontrollieren.
Mit der G&L Comanche haben wir also in Summe ein klang- und funktionsstarkes Instrument in Händen, das Leo Fender alle Ehre macht und in jeder Hinsicht auch professionellen Ansprüchen genügen kann. Top!