Kraftpaket mit sinniger Ausstattung

Get ready to rumble: Fender Rumble 800 Bass-Combo im Test

Anzeige
(Bild: Dieter Stork)

Die Verstärker-Timeline, die zu diesem Combo führt ist kurios: Zunächst kam der Rumble Stage 800, mit Modeling-Möglichkeiten und allerlei anderen modernen Bequemlichkeiten, dann das Rumble-800-Top mit straighter, analoger Vorstufe, und jetzt – last but not least – der zum Top passende Combo. Hat sich das Warten gelohnt?

Es braucht ja nicht jede/r 15+ Amp-Simulationen sowie 40+ eingebaute Effekte, und flexibel ist auch der reguläre Rumble schon. Schauen wir uns mal an, was diese Version bietet …

Anzeige

SINNIGE AUSSTATTUNG

Die topseitige Bedienung zeigt sich aufgeräumt. Links geht es per Klinke rein, dann folgt der Gain-Regler. Die korrekte Einpegelung muss nach Gehör vorgenommen werden, eine LED-Anzeige gibt es nicht. Drei Schalter bieten Klangvoreinstellungen: Bright legt satte 13 dB Boost bei 10 kHz drauf, während Contour mit leichtem Boost bei 80 Hz und 8 kHz und deutlichem Cut bei 670 Hz die gute alte Badewanne bringt. Vintage dagegen ist mehr als nur ein EQ-Preset. Hier wird der Ton bei 400 Hz durch einen milden Low-Pass geschickt, oberhalb dessen eine „dynamische Kompression” passieren soll, in Abhängigkeit vom Gain-Regler. Der hat auch Einfluss auf die Intensität der Verzerrung, die per Drive eingestellt und mit Level in der Lautstärke angepasst werden kann. Ein Druckschalter befördert die Zerre in den Signalweg, der Betrieb wird durch eine LED angezeigt.

Aufgeräumtes Bedienfeld (Bild: Dieter Stork)

Die folgende Vierbandklangregelung birgt keine Überraschungen. Mit je 15 dB im Boost und Cut, ausgehend von der neutralen, rastenden Mittelstellung, können der Punch im Bass bei 80 Hz und die Höhen bei 10 kHz bearbeitet werden, wobei hier ein Kuhschwanz-Filter für breitbandigen, harmonischen Schimmer sorgt. Die Mitten werden mit 12dB etwas milder angegangen. 280 Hz für die tiefen, 1,2 kHz für die hohen Mitten sind gute Standardwerte. Neben dem für die letztliche Ausgangslautstärke zuständigen Master-Regler sitzt noch ein weiterer Kippschalter: Output Full bzw. Low entscheidet darüber, ob der Combo mit der vollen Leistung oder nur der Hälfte betrieben wird. Bei Röhren-Amps ist das gängig, bei einem Transistor/Class-D-Basscombo doch ungewöhnlich, aber auch hier geht es um möglichst gleichen Ton bei reduzierter Lautstärke. Wir werden hören.

Alle weiteren Anschlüsse des Amps sitzen auf der Rückseite. Unterhalb des temperaturgesteuerten Lüfters findet sich die Buchse fürs Kaltgerätekabel, oberhalb der zugehörige Netzschalter. Rechts oben sitzt der Effektweg mit Send und Return, der sich schaltungstechnisch zwischen Vorstufe und Master befindet. Damit wird eine, wie ich finde, Schwäche des ursprünglichen Rumble-Designs korrigiert, bei dem der Master noch vor Klangregelung, Effektweg und Line-Out sitzt.

Bis auf den Input befinden sich alle Anschlüsse auf der Rückseite. (Bild: Dieter Stork)

Miniklinken harren des Anschlusses von Kopfhörer und Aux-In. Beide operieren in Stereo, für die Wiedergabe am Combo wird das Signal des Aux-Ins, dessen Lautstärke am Tablet o. Ä. geregelt werden muss, auf Mono summiert. Bei Nutzung eines Kopfhörers wird wie gewohnt der Amp gemutet, auf dass die Nachbarschaft Ruhe hat. Der Fußschalteranschluss nimmt den beiliegenden, einfachen Footswitch auf, mit dem Drive ferngeschaltet werden kann.

Wer möchte, kann sich einen schickeren Vintage-Schalter von Fender dazukaufen, oder einen modernen, der Drive oder nicht Drive per LED anzeigt. Über XLR geht es am Line-Out an ein Mischpult oder Interface. Ein Minischalter trennt mittels Ground-Lift eventuelle Brummschleifen, der andere legt fest, wo das Signal für den Line-Out abgenommen wird. Pre nimmt den unverstärkten Bass direkt an der Input-Buchse ab, Post ist mit sämtlichen Klangmanipulationen und einer Boxensimulation versehen, die übrigens auch am Kopfhörer anliegt.

Last but not least wartet hier noch eine Klinken-/Speakon-Kombibuchse für den Anschluss weiterer Lautsprecher. Wie man einen Combo entwickelt, ist ja auch immer eine Frage der Philosophie: Baut man Speaker mit zur Endstufe passender Impedanz ein, die die Ausgangsleistung komplett aufnehmen, oder nimmt man welche mit höherer Impedanz, die einen Ausgang für eine Zusatzbox ermöglichen, im alleinigen Betrieb aber nicht die volle Leistung abrufen. Fender hat sich hier für Letzteres entschieden. Mit den internen Lautsprechern gibt der Rumble-Combo 400 Watt ab, mit zusätzlichen Lautsprechern dann die vollen 800 Watt.

Abgegeben wird die Leistung über zwei Eminence-Zehnzöller, die es zusammen auf 8 Ohm bringen. Neodym-Magnete helfen hier, Gewicht einzusparen. Ebenfalls tragefreundlich ist das Gehäuse aus sauber mit schwarzem Tolex bezogenen Sperrholz, Metallecken sorgen für Schutz, Gummifüße für guten Stand, ein Riemengriff reicht tatsächlich völlig aus. Der Frontbespannstoff im Silverface-Look der End-Sechziger bis Anfang 80er ist sauber auf einen Rahmen aufgezogen, der sich per Klett abziehen oder befestigen lässt. Dahinter verbergen sich neben den schon erwähnten Zehnern ein Kompressions-Hochtöner und Bassreflexöffnungen, durch die man reichlich sauber verlegte Dämmmatten sehen kann.

Praxistest und Resümee auf Seite 2

(Bild: Dieter Stork)

KRAFTPAKET

Zunächst mal fällt der Rumble 800 Combo nach dem Einschalten dadurch auf, dass er keinerlei Aufmerksamkeit auf sich zieht. Der für die Kühlung zuständige Lüfter ist temperaturgesteuert und erstmal aus, und auch wenn er nach einiger Zeit im Spielbetrieb anspringt, bleibt er angenehm leise. Ein weiterer Pluspunkt also.

Der Gain-Regler darf tatsächlich beherzt bedient werden, selbst wenn der Amp nicht mehr clean arbeitet, klingt es noch in einem weiten Bereich angenehm. Noch soll es aber gar nicht zerren, also konservativer eingepegelt, den Master auf und – da kommt Freude auf! Ausgewogen, druckvoll und mit schönen Höhen vom Horn, ist das ein souveräner Grundsound. Am schnellsten ändern lässt sich das Klangbild mit den drei Schaltern, die allesamt gut abgestimmt sind. Ob jetzt einfach nur ein allgemeines kräftiges Aufhellen per Bright-Switch oder der geschmackvolle Instant-Slap/Pick/Piano-Ton mit dem Contour-Schalter – beides überzeugt genauso wie die über den Gain-Regler zu steuernde Kompression des Vintage-Presets, das tatsächlich etwas Röhren-Feeling aufkommen lässt.

Witzigerweise kann der Rumble nicht nur ganz ohne Presets, sondern auch mit allen gleichzeitig betrieben werden! Das klingt dann nicht mehr unbedingt schön, aber die Kombination zweier Presets ist durchaus sinnvoll und charakterbildend einzusetzen. Vor allem Vintage plus Contour, gegebenenfalls mit abgeschaltetem Hochtöner, hat es mir da angetan. Das funktioniert auch gut mit dem Overdrive. Der reicht – in Abhängigkeit vom Gain – von leichtem Fauchen bis zu ordentlicher Vintage-Zerre. Mein Favorit ist da der Bereich vom leichten Anknuspern bis zum Low-Gain-Drive.

Was kann man nun an Lautstärke von so einem handlichen, nicht mal 14 Kilo schweren Kasten erwarten? Einiges! Klar, im Grenzbereich wird der Ton schwammig, wenn auch das Gehäuse mächtig mitvibriert. Trotzdem löst sich der Sound nicht komplett auf, was an zwei Kniffen der Schaltung liegt: Zum einen ist ein Hi-Pass-Filter permanent aktiv, der leistungsfressende Tiefstbässe kappt – ohne dass bei meinem aktiven Fünfer die tiefe H-Saite leiden würde, sondern immer noch konkret und fett rüberkommt. Und zum anderen sorgt der Delta Comp dafür, dass die Class-D-Endstufen, derer zwei hier gebrückt ihren Dienst tun, nicht überlastet werden.

Das ist nicht nur als “Sicherung” nützlich, sondern kann auch klangformend genutzt werden, für mehr Sustain, kompakteren Sound, und/oder ein „röhriges“ Spielgefühl, je nachdem, wie weit der Master aufgedreht ist. Hier kommt dann auch der Low-Power-Schalter ins Spiel, der direkt vor den Endstufen sitzt und höhere Master-Stellungen bei geringerer Lautstärke ermöglicht. Das fand ich im Laufe des Tests zunehmend nützlicher, gutes Feature!

Apropos gutes Feature: Die eigentliche Klangregelung habe ich noch gar nicht erwähnt. Die glänzt durch musikalisch sinnvoll gesetzte Center-Frequenzen, die sich gut mit den Presets ergänzen und sowohl zum Angleichen an unterschiedliche Räume als auch zum Feintuning des Bass-Sounds gleichermaßen einsetzen lassen. Auch der Übe-Betrieb ganz ohne Lautsprecher, über Kopfhörer und mit Aux-Einspieler, geht bestens vonstatten.

RESÜMEE

Einen feinen Combo hat Fender da zusammenkombiniert. Dank Neodym-Speakern sogar leichter als das passende 2×10”-Cabinet, vereint der Rumble 800 eine übersichtliche, gut bedienbare und dennoch flexible Vorstufe mit reichlich Power. Der Preamp sieht dabei zwar aus wie schon der des Rumble 40, korrigiert aber die unglückliche Platzierung des Master-Reglers in der Schaltung, was dem Effektweg und dem Line-Out deutlich bessere Nutzbarkeit beschert. Für sich genommen liefert der Combo schon ordentlich ab, spätestens mit einer der 2x10er-Zusatzboxen – oder gar zweien – wird man sich auch auf lauten Bühnen Gehör verschaffen können, mit einer großen Bandbreite zwischen Vintage und modern. Anspieltipp!

PLUS

  • Sounds
  • leichte Bedienbarkeit
  • Lüfter
  • Wiedergabe
  • klassische Optik
  • Gewicht


(erschienen in Gitarre & Bass 06/2023)

Kommentar zu diesem Artikel

  1. Bei welcher frequenz ist die Hi-Pass filter?

    Auf diesen Kommentar antworten

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.