Funk-Star: Fender Nile Rodgers Hitmaker Stratocaster im Test
von Franz Holtmann,
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CHUNKY TONE RHYTHM MACHINE
Interessant von Anfang an: Diese Gitarre vermittelt ein spontanes Nile-Rodgers-Feeling! Den Namensgeber im Kopf hat man sofort rhythmisch kickende Licks an der Hand, tanzen die kompaktfrischen, „hooky“ Sounds (wie er selbst sie nennt) nur so vom Griffbrett. Niles „chunky tones“ mit den rhythmisch herausgestellten Ghost Notes nehmen unvermittelt Gestalt an. Aber wir greifen vor. Zunächst einmal fühlt sich dieses Modell einfach richtig an. Mit seinem griffigen Hals mit 41 mm Sattelbreite und mittlerem C-Profil, bester Kantenverrundung zur Greiffläche hin (Einteiler haben ja kein Griffbrett aufgeleimt) und perfekt eingestellter Saitenlage macht es schlicht Spaß, die Hitmaker zu spielen.
Obwohl seit ihrer Einführung 1954 auch mit fester Brücke zu haben, wurden über Dekaden hinweg nur vereinzelt Stratocaster-Modelle ohne Vibrato geordert. Die Metallplatte der Hardtail-Bridge ist klein und fest auf den Korpus geschraubt. Die Saiten laufen wie bei der Tele durch den Korpus und knicken für maximalen Druck fast rechtwinklig über dem Steg ab. Die Schwingungsenergie der Saiten wird damit maximiert. Nun ist der Klang einer Strat bekanntlich das Ergebnis der Summe ihrer Teile. Viele Beispiele für grandiose Stratocaster-Sounds mit Tremolo prägen die Musikgeschichte, womit sich die Frage nach besser oder schlechter erübrigt. Und doch sind Hardtail-Strats offenbar etwas Besonderes. Joe Bonamassa: „Die am besten klingenden Strats, die ich je gespielt habe, entweder meine eigenen oder von anderen, hatten eins gemeinsam: Es waren alles Hardtail-Strats!“. Was spielte Billy Gibbons bei ‚Jesus Just Left Chicago‘? Seine 1955er Hardtail-Strat. Robert Cray, Kenny Wayne Shepherd, Ron Wood – sie alle werden gute Gründe für ihre Trem-freien Modelle haben.
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Auch die Rodgers Hitmaker zeigt Stärke mit schnellem Anschlagsreflex, bemerkenswerter Tonfestigkeit und straffem Ausdruck. Nicht zuletzt bei der Tonlänge wird der Unterschied zu einem Modell mit Tremolo deutlich. Ohne den Verlust von Schwingungsenergie durch die Vibratofedern verbessert sich das Sustain. Auch fällt der leicht metallische Effekt der Federschwingungen weg, was den Klang etwas mittiger und holziger erscheinen lässt.
Nun wollen wir uns aber anhören, ob die verbauten Nile-Rodgers-Signature-Pickups aus diesen guten akustischen Bedingungen auch elektrisch angemessenes Kapital schlagen können.
Der Hals-Pickup tritt mit kraftvoller Tonentfaltung nach markant herausgestelltem Anschlag an. Saftig volltönend einerseits, aber auch stimmlich differenziert andererseits zeigen Akkorde plastisch tiefgreifende Gestalt. Fundament für die ausgesprochen griffigwarmen Mitten ist dabei das bestens eingegrenzte Bassverhalten, perfekt ergänzt durch frische offene Höhen. Darüber ist das rhythmisch perkussive Schnackeln des Nile Rodgers in dessen Lieblingsposition leicht nachzufühlen. Natürlich geht da aber noch mehr, denn auch unter Zerrbedingungen bleibt diese profunde Tongestalt erhalten, wobei neben der tollen Definition und Tonfestigkeit die bemerkenswert gerundeten Höhen beeindrucken.
Der Mittel-Pickup, oft nur für die Kombination mit seinem nördlichen oder südlichen Nachbarn genutzt, macht auch allein gespielt in dieser Gitarre eine gute Figur. Er ist so etwas wie der schlanke Bruder des Hals-Pickups mit durchaus ähnlicher, nur etwas höher angesiedelter Farbgebung. Auch über ihn sind demgemäß ausdrucksstarke Rhythm-Licks – etwas kompakter in der Darstellung – und stringent zupackende Linien leicht zu haben.
Wir wechseln auf den Steg-Pickup und hören eine sehr deutliche Zuspitzung. Der trockene, bassarme Ton dieses Singlecoils mit vergleichsweise wenig Output vermittelt einen engeren Ton, es klingt wie durch die zusammengebissenen Zähne gesprochen. Ja, das kann man auch Twang nennen, obwohl der mehr für die Telecaster gebräuchliche Begriff hier eine deutlich andere Färbung besitzt. Erstaunlich vor allem, dass es bei aller Höhenoffensive keinesfalls weh tut. Dieser Sound ist speziell, aber auf seine Art auch richtig gut!
Schön hier übrigens dennoch die moderne Option, den Ton mit dem zweiten Tone-Regler (umfasst Mittel- und Steg-Pickup) etwas mildern zu können. Modern? Bei Gitarren wird von diesem Begriff auch für ein so albernes Detail ja gerne Gebrauch gemacht. Hilfreich ist die Bedämpfungsmöglichkeit dennoch allemal, denn die Spitzen lassen sich damit sehr schön sanft abgleichen.
In Kombination mit dem Hals- und Steg-Pickup liegen nun natürlich auch noch gediegene, etwas ausgekämmtere Sounds an, die mit ihrem kehlig glasigen Ausdruck das Klangrepertoire ergänzen. Die Kombination mit dem schlank tönenden Steg-Pickup liefert dabei wenig überraschend die deutlich engere, hohlwangig zugespitzte Klangoption.
(Bild: Dieter Stork)
RESÜMEE
Mit der Nile Rodgers Hitmaker Stratocaster legt Fender eine erschwingliche Version der legendären Hardtail-Strat des Protagonisten vor. Obwohl von der Optik her keine exakte Kopie des Originals, entspricht sie dennoch von der technischen und haptischen Seite her den Vorstellungen des Nile Rodgers recht genau und weist im Grunde auch alles auf, was eine gute Fender-Strat mit fester Bridge ausmacht. Die harmonische Abstimmung im Klangangebot dieser Gitarre ist erfreulich gut gelungen, ihre höchst präsente Darstellung und das vollkommen ausgewogene Ineinandergreifen der Stimmen mündet in perfekt gerundete, perlfrische Akkorde – Fender-Sounds pur sozusagen!
Großartig für funky Rhythmusspiel sowieso kann die Hitmaker aber durchaus mehr, denn auch im Overdrive überzeugt sie mit erfreulich stabilem, sustainreichem Ton, wobei der Steg-Pickup eine für die Strat etwas zugespitzte Position einnimmt – speziell, aber gut. Da sich das Nile-Rodgers-Modell nun auch noch wie Butter spielt, können wir die Gitarre nur dringend zum Selbsttest empfehlen – to get lucky!
Grundsätzlich finde ich die Idee einer Hardtail-Stratocaster absolut genial!
Schade,daß diese Potiknöpfe nicht unbedingt zu einer „richtigen“ Strat passen,aber egal,man könnte sie ja gegen die beliebten Fender Hütchen-Originale mit seitlicher Riffelung problemlos austauschen.
Vielleicht bringt Fender ja sogar demnächst Hardtail Strats mit chocolate Brown sunburst Polyurethanlackierungen auf den Markt? Es muß ja nicht unbedingt eine teure Signature Strat wie diese Nile Rodger’s in „langweiliger“ Olympic White Nitrocellulose Lackierung sein. Als Option sollte es unterschiedliche Fender Hardtail Strats (Made in Mexico) geben,die gänzlich ohne Signature Aufdruck in verschiedenen Lackierungen angeboten werden. Das wäre super,denn die bekannten alten Hardtail Strats aus den 1970er-Jahren sind ja ohnehin extrem hochpreisig.
Habe mir eine “Hitmaker” selber gebaut. Einteiliger Mahagonikörper, Ahornhals ( fest verleimt) Hardtailbrigde u. einen Satz Fender 65ziger SingleCoils. Klingt einfach super und hat mich nur ca 500 Euro + einige Zeit gekostet
Mal wieder keine Lefty-Version verfügbar.
Grundsätzlich finde ich die Idee einer Hardtail-Stratocaster absolut genial!
Schade,daß diese Potiknöpfe nicht unbedingt zu einer „richtigen“ Strat passen,aber egal,man könnte sie ja gegen die beliebten Fender Hütchen-Originale mit seitlicher Riffelung problemlos austauschen.
Vielleicht bringt Fender ja sogar demnächst Hardtail Strats mit chocolate Brown sunburst Polyurethanlackierungen auf den Markt? Es muß ja nicht unbedingt eine teure Signature Strat wie diese Nile Rodger’s in „langweiliger“ Olympic White Nitrocellulose Lackierung sein. Als Option sollte es unterschiedliche Fender Hardtail Strats (Made in Mexico) geben,die gänzlich ohne Signature Aufdruck in verschiedenen Lackierungen angeboten werden. Das wäre super,denn die bekannten alten Hardtail Strats aus den 1970er-Jahren sind ja ohnehin extrem hochpreisig.
Habe mir eine “Hitmaker” selber gebaut. Einteiliger Mahagonikörper, Ahornhals ( fest verleimt) Hardtailbrigde u. einen Satz Fender 65ziger SingleCoils. Klingt einfach super und hat mich nur ca 500 Euro + einige Zeit gekostet