Füllt die Hallen: Ampeg Venture V12, VB-212 und VB-410 im Test
von Jogi Sweers, Artikel aus dem Archiv
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GROSSES BESTECK
Angenehm leise meldet sich das Top zum Dienst, der Lüfter hält sich in der Lautstärke vornehm zurück. Wie schon das V3 Top bietet auch der große Bruder drei unterschiedliche Grundsounds. Ohne SGT ist der Ton sauber und klar – ein guter Vertreter moderner Amp-Designs mit transparenter Vorstufe und ICEpower-Endstufe. Mit SGT kommt mehr Ampeg ins Spiel. Die beiden klassischen Charaktere sind gut getroffen, groß und wuchtig der SVT, kompakter und intimer der B15. Wenn es so richtig in die Zerre geht, gefällt mir der Sound nicht mehr ganz so gut, zu weich und verwaschen wird es für meinen Geschmack, aber röhriges, knuspriges Low-Gain macht mir großen Spaß. Auch der flexible EQ punktet wieder mit seinen Reglern und Schaltern, die genauso gut krass zupacken wie subtil agieren können. Probiert mal den Ultra Lo in Minus-Stellung aus und dreht den Bassregler weit auf – fett, trocken und anders, als wenn man nur mit dem Bass-Poti arbeitet. Damit – und mit der Boxenauswahl – lassen sich die Grundsounds gut weiter ausarbeiten und an Bässe und Räume anpassen.
Auch über DI lässt die Wiedergabe trotz der Abhängigkeit vom Master-Volume kaum Wünsche offen, dennoch wäre es schön, wenn man die Möglichkeit, mit IRs zu arbeiten, vom SGT-Pedal übernehmen könnte. Der Kompressor macht einen guten Job, von leichtem Verdichten bis zum ewig singenden Fretless geht es mit einem Dreh. Den Kompressor außen vor gelassen, klingt das große Top bei gleicher Einstellung und Lautstärke erstmal wie das kleine V3. Aber da, wo das V3 an seine Grenzen kommt, bleibt das V12 hörbar und spürbar lockerer – und hat ganz andere Leistungsreserven. Wäre sonst ja auch seltsam.
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Die Boxen setzen dies adäquat und voluminös um. Die schmalere Front der VB-212 täuscht ein wenig darüber hinweg, dass sie unterm Strich ein sehr ähnliches Volumen wie die VB-410 hat, was sich mit voll zugeschaltetem Horn in einem sehr ähnlichen Ton niederschlägt. Ein Hauch mehr Kühlschrank kommt aus der VB-410, die die Hosenbeine etwas mehr zum Flattern bringt, ohne dass die Speaker dabei ins Flattern kommen. Mit zugedrehtem Horn offenbaren sich die Unterschiede in Höhen und Hochmitten, mit leicht mittigerem Charakter bei der VB-212 – schon ohne weitere Einstellungen am Amp sehr schön für Fretless. Wie gesagt, mit Einsatz des Horns verschwinden die Unterschiede weitgehend.
Richtig groß wird es mit beiden Boxen zusammen, da wird dann richtig Luft bewegt! Aus optischen Gründen würde ich dabei wohl eher auf zwei gleiche Boxen zurückgreifen (zwei VB-410 wiegen dabei nur halb so viel wie ein traditioneller Ampeg-Kühlschrank …), klanglich gibt´s auch so nichts auszusetzen. Die Kombination aus reichlich, locker freisetzbarer Energie und ebenfalls nicht zu knapp bemessener Membranfläche macht einfach Spaß.
RESÜMEE
Konnte schon die erste Testrunde der neuen Ampeg-Venture-Reihe praktisch ohne Fehl und Tadel überzeugen, so setzt das große Flaggschiff-Topteil noch einen drauf. Die ohnehin schon umfangreiche Grundausstattung des V3 mit dem Ampeg Legacy Preamp plus den zusätzlichen Möglichkeiten des SGT ergänzt das V12-Top mit sinnvollen Features wie einem sauber arbeitenden Kompressor und mehr Anschlussmöglichkeiten, vor allem aber mit mehr Leistung. Vor allem das macht den Unterschied aus, und der ist so groß, dass mir der gut doppelte Preis durchaus gerechtfertigt erscheint. Sowohl mit der VB-410 als auch der VB-212 lassen sich Hosenbeine zum Flattern bringen und auch größere Bühnen souverän beschallen – bei angenehmem Gewicht und noch ordentlichem Preis-Leistungs-Verhältnis. Sehr empfehlenswert, um sich selbst mal durchpusten zu lassen!