Großes Besteck

Füllt die Hallen: Ampeg Venture V12, VB-212 und VB-410 im Test

Anzeige
(Bild: Greg Vorobiov All Rights Reserved)

Wenn es um Bassverstärkung geht, kommt man am Namen Ampeg nicht vorbei – und das seit 80 Jahren. Seit einiger Zeit gehört die Marke zur Yamaha-Familie, die ersten Neuheiten unter neuer Führung hatten wir bereits im Test. Nun folgt die nächste Runde mit dem leistungsstärksten Topteil nebst adäquatem Boxen-Gelöt!

Röhren in irgendeiner Form, ein wesentlicher Bestandteil der alten Ampeg-Klassiker, finden sich auch im Flaggschiff nicht, dafür aber eine kraftvolle Class-D-Endstufe und ein paar gute Ergänzungen zum V3.

Anzeige

AUFBAU TOPTEIL

Wie beim demnächst ebenfalls erhältlichen V7-Top kommt im Vergleich zum V3 als einziges zusätzliches Element an der Front ein Regler für den Ein-Knopf-Kompressor hinzu. Auch die grundsätzliche Machart mit einem robusten Metallgehäuse mit abgeschrägter Frontplatte ist gleich, das Format allerdings nicht mehr wirklich Gigbag-tauglich – das V12 Top ist um fast ein Drittel breiter, dazu etwas höher und deutlich tiefer. Mangels Rack-Option lohnt die Investition in eine passende Tasche.

Ein Blick ins Innere zeigt, dass die Form der Funktion folgt, oder in diesem Fall dem Endstufenmodul. Das kommt auch hier wieder von ICEpower, leistet 1200 Watt und nimmt mit Lüfter rechts und Lüftungsaustritt links tatsächlich fast die gesamte Breite ein, wobei nur wenig Raum eingespart werden konnte. Vorstufe und Anschlussperipherie achtern sind dann wieder Eigenentwicklungen aus dem Hause Yamaha Guitar Group. Die Frontblende ist dezent und cool in Schwarz mit Silber gehalten, der Aufbau weitgehend aufgeräumt und die Beschriftung gut lesbar. Ganz links geht es über den Input rein, der per Minischalter um 15 dB abgesenkt werden kann, um extreme Pegel wie etwa vom Yamaha Attitude einzubremsen.

(Bild: Dieter Stork)

Den Kompressor-Regler erwähnte ich ja schon. Ganz zugedreht ist er aus, je weiter er aufgedreht wird, desto heftiger spricht er an, bis er mit maximal 10:1 verdichtet. Eine LED direkt daneben zeigt an, wenn der Kompressor arbeitet. In der Schaltung noch davor (und auch vor der 15 dB Absenkung) liegt der SGT-Schaltkreis. Ein nettes Wortspiel mit SVT, SGT steht für Super Grit Technology, und soll neben der Verzerrung auch die Wahl zwischen dem Grundsound des legendären B15 Combo, DEM Studiostandard seit Anfang der 60er Jahre, und dem SVT, DEM Bühnenstandard seit Ende der 60er Jahre, bieten.

Zu diesem Zweck gibt es einen Minischalter, der, gekoppelt an eine LED, alles zuschaltet, einen weiteren, der zwischen B15 und SVT wählt, ein doppelstöckiges Poti für den Eingangspegel, Grit genannt, und Level, das den Pegel vorgibt, mit dem es in die weitere Schaltung geht. Zuerst also in den Kompressor, dann erst in den Gain-Regler. Dieser sorgt dafür, dass die weitere Schaltung ein sauberes Signal bekommt, wie schon beim V3 ist die zugehörige LED, die Übersteuerungen anzeigt, etwas unlogisch oben rechts platziert.

Die Dreiband-Klangregelung ist in Bässe, Höhen, und semiparametrische Mitten aufgeteilt, deren Frequenz in einem weiten Bereich zwischen 200 Hz und 2 kHz eingestellt und bearbeitet werden kann. Ebenfalls Teil der Klangregelung und tief in den Ampeg-Genen verankert sind die symmetrisch links und rechts neben dem Ampeg-Logo platzierten Schalter für Ultra Lo und Ultra Hi. Man kann sich schon denken, was hier geboten wird, aber während der Schalter für die Höhen nur an/aus kennt, und dann 9 dB bei 8 kHz drauflegt (eine Oktave höher, als das Treble-Poti arbeitet), hat der Schalter für die Bässe drei Stellungen. Neben Off in der Mitte und einem Boost nach rechts mit dezentem Boost bei 40 Hz und radikalem Cut bei 200 Hz gibt es auch einen radikalen Bass-Cut nach links, der bei 40 Hz satte 20 dB abzieht. Der Master-Volume-Regler vervollständigt die Front, zusammen mit einem letzten Mini-Schalter, der auf Wunsch alle Ausgänge stummschaltet. Wie bei allen Schaltern an der Front erfolgt die Umschaltung sanft und mit leichter Verzögerung über Relais.

(Bild: Dieter Stork)

Wenn schon mehr Platz da ist, kann man auch die Rückseite üppiger ausstatten. Der Netzanschluss nebst Netzschalter ist natürlich nur einmal vorhanden, der Amp kann mit dem passenden Kabel zwischen 100 und 240 Volt betrieben werden. Doppelt vorhanden ist dagegen der Speaker-Out. Hier gibt es Neutrik-Speakon-Buchsen, anders als beim V3 geht es nicht auch per Klinke raus. Den Kopfhörerausgang (große Klinke) und Stereo-Aux-Eingang (kleine Klinke), der ausschließlich auf ersteren geht, kenne ich schon vom kleinsten Topteil, auch ein Fußschalter kann wie gehabt angeschlossen werden und macht SGT und Mute fernbedienbar. Neu hingegen sind die Anschlüsse für Preamp-Out und Poweramp-In.

Wo es raus und rein geht, machen die Namen schon klar. Wichtig zu wissen ist dabei, dass der Ausgang nach dem Master liegt und der Eingang ebenfalls quasi ungeregelt in die Endstufe geht. Dabei ist die Vorstufe außer Gefecht, so kann man zwei V12 koppeln und mit einem Master beide Amps in der Lautstärke regeln – und damit ein Abrissunternehmen gründen, das kann ich schon mal vorwegnehmen. Alternativ kann auch ein Preamp- oder Multi-Modeling-Pedal direkt auf die Endstufe gegeben werden und vom Hochleistung-ICE-Modul profitieren, allerdings muss das Pedal dann auch in der Lage sein, ein paralleles Signal zum Mischer zu liefern und die Lautstärke zu regeln, ansonsten empfiehlt sich die Verwendung des Effekt-Returns, der vor dem DI-Out liegt.

Der Effektweg war schon beim V3-Top vorhanden, allerdings kommt beim V12 und V7 noch ein Kniff dazu: Mit einem etwas fummeligen Mini-Poti lassen sich die Effekte parallel von Dry (kein Effekt vorhanden) bis Wet (serieller Effektweg ohne unbearbeitetes Signal vom Amp) mischen. Gut zu haben! Der DI-Ausgang vervollständigt das Bild, und vollständig bestückt ist er auch. Der Ausgang selbst ist XLR, drei kleine Schiebeschalter helfen, Brummschleifen zu unterbrechen, den Pegel für empfindliche Mischpulte und Interfaces abzusenken und festzulegen, wo das Signal abgegriffen wird. Pre geht direkt an den Eingang, nur die Absenkung würde gegebenenfalls mit weitergegeben, Post ist alles da: SGT, Kompressor, Gain, EQ, eingeschliffene Effekte – nur der Master nicht, wie es sich gehört.

Mit seiner Größe und einem Gewicht von knapp vier Kilo gehört das V12 Top nicht mehr zu den ganz Kleinen und Leichten (obwohl das im Vergleich zu einem Röhren-SVT ein Witz ist), einen Tragegriff gibt es wie bei V3 und V7 nicht, dafür aber die schon erwähnte optionale Tasche im Laptop-Stil, die mir zum Test nicht vorlag, auf Fotos aber einen robusten Eindruck macht.

DIE BOXEN

Mit der 8×10”-Box, die bei der Vorstellung des SVT Ende der 60er Jahre sogar gleich im Doppelpack vorgesehen war, um die abenteuerliche Leistung des Tops verdauen zu können, schuf Ampeg einen Industriestandard, der bis heute auf großen Bühnen (aber nicht nur dort) Bestand hat. In den Achtzigern schuf Trace Elliot mit der 1048 einen weiteren Standard, der anfangs praktisch eine halbe, geschlossene 810 war, bis sie dann mit Bassreflexöffnungen modernisiert wurde.

Ampeg hat bereits einige 4x10er im Angebot, und natürlich gibt es auch für die neue Serie eine passende. Sie ist eher modern gestylt und mit Tolex in Kohlefaseroptik bezogen. Die Frontbespannung ist schwarz mit weißem Keder. Für Close-Miking direkt am Lautsprecher lässt sich der mit Klett befestigte Rahmen mit der Frontbespannung abnehmen und gibt den Blick frei auf vier Lavoce-Zehnzöller mit Neodym-Magneten, ein zentrales Horn und drei runde Bassreflexöffnungen im unteren Bereich.

Das Ganze steht stabil auf dicken Gummifüßen, kleine Metallecken schützen die empfindlichen Stellen, und zwei Metallgriffe machen die Box tragbar. Mit einem Gewicht von knapp 20 Kilo kann ich sie alleine noch gut bewegen, kein Vergleich zu anderen aktuellen Serien, die teilweise doppelt so schwer sind. Auch beim entspannten Tragen zu zweit sind die Griffe gut platziert, die VB-410 verdreht einem nicht die Handgelenke. Vom Format her passt sie zur VB-115, quergelegt finden auch die VB-112 und die VB-210 auf bzw. unter ihr Platz.

Ampeg VB-410 (Bild: Dieter Stork)

Die einzige Box im Bunde, die sowohl horizontal als auch vertikal aus der Reihe tanzt, ist die VB-212, die ich auch hier zum Testen habe. Sie baut mit 79 cm noch höher als die 410 mit gut 70 cm, ist aber auch knapp 9 cm schmaler, hat damit aber in etwa das gleiche Volumen wie die 410. Wie alle Boxen der Serie hat sie eine Impedanz von 8 Ohm, muss also mit einer anderen kombiniert werden, um die Verstärkerleistung voll auszunutzen. Für eine saubere Optik hier am besten mit einer weiteren 212 … Auch hier kommen die Speaker von Lavoce, einer italienischen Firma mit Fertigung in China, in diesem Fall zwei Zwölfzöller samt mittigem Horn, flankiert von den Reflexöffnungen. Die leichte Multiplex-Konstruktion bringt es hier auf 18 Kilo, also nicht viel weniger als die 410. Dank ihrer schmaleren Bauweise ist sie mit den beiden Metallgriffen noch etwas leichter zu handhaben. Da sie auch auf der Seite verwendet werden kann, hat sie für diesen Zweck einen zusätzlichen Satz Gummifüße, und wenn sie dauerhaft so verwendet werden soll, kann man sogar das Logo abschrauben und drehen.

Ampeg VB-410 (Bild: Dieter Stork)

Apropos Optionen: Neu im Programm sind austauschbare Frontgitter für alle Boxen im grau-schwarzen Vintage-Portaflex-Stil.

Soundcheck und Resümee auf Seite 2

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.