Zurück in die Zukunft

Friedman IR-J im Test

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(Bild: Dieter Stork)

EIN WORT ZU DEN IMPULSE RESPONSES

Die drei Voreingestellten unterscheiden sich durchaus und sind dabei allesamt hochwertig. Besonders gut gefällt „OH BE-412 EV12L”. Eine Impulse Response einer 4×12 mit Electro Voice 12L ist eher selten. Eine solche Bestückung gehört zu Jake E Lees Favoriten und sie passt auch sehr gut zum IR-J.

Grundsätzlich gilt: Man kann noch so sehr an den Regelmöglichkeiten des IR-J werkeln, ein Tausch eines Impulse Response hat doch den größten Einfluss auf die Wiedergabe, was auch nicht verwunderlich ist, denn die Filterkurve ändern sich mit den jeweiligen Impulse Responses doch deutlich. Mit der Auswahl einer für sich passenden Impulse Response lassen sich die Soundergebnisse folglich immer noch am effektivsten verändern.

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Umso schöner, dass man mit der Software ein umfangreiches Paket an weiteren Impulse Responses bekommt. Die alle hier aufzuführen sprengt den Rahmen, aber im Paket der 18 zur Auswahl stehenden dürfte für jeden Geschmack etwas dabei sein. Und wem das nicht passt, der kann seine eigenen Impulse Responses in den IR-J hochladen. Es ist begrüßenswert, dass Friedman bzw. Synergy ihre bordeigenen Cab-Loader nicht als geschlossenes System konzipiert haben.

ALS PREAMP

Der IR-J ist aber nicht nur als Quelle direkt in ein Studiointerface oder FOH nutzbar: Durch Nutzung des Send-Out des Effektweges bleibt die Endstufensimulation außen vor. Sie liegt erst nach dem Effektloop und am symmetrischen Ausgang im Signalweg. Folglich kann der IR-J – wie die anderen Friedman IR-Pedale auch – als reiner Röhrenpreamp eine Endstufe oder den Return eines Effektweges eines (vorzugsweise Röhren-)Amps füttern. Das funktioniert tadellos und klingt hervorragend.

Der raue Charme entfaltet sich auch in einem solchen Setup und es macht Spaß, den dynamisch reagierenden IR-J auf diese Weise von der Leine zu lassen. Gleichzeitig kann der Balanced-Out inklusive des digitalen Backends mit Endstufensimulation und Impulse Responses an das FOH gesendet werden. Damit kann man die Vorzüge beider Welten kombinieren.

Eine weitere Option eröffnet zusätzliche Flexibilität: Man kann den IR-J auch nur als Power-Amp Simulation und IR-Loader nutzen: Dazu geht man mit einem externen Preamp oder aus dem Send seines Lieblings-Amps in den Effekt-Return des IR-J (wichtig: bitte den externen Amp an der Last belassen!). Dann steht der externen Soundquelle die Soundbearbeitung des Editors in der Endstufensimulation und der Cab-Loader für „Direkt-Ins-Pult-Anwendungen” zur Verfügung.

(Bild: Dieter Stork)

RESÜMEE

Röhren, digitales Backend und klassische Signature-Sounds: Der Friedman IR-J ist der dritte Röhrenpreamp aus dem Hause Friedman, der – im Gegensatz zu rein digitalen Lösungen – Röhren mit DSP-gestützer Endstufensimulation samt Impulse-Response-Technologie zusammen bringt. Bedienung und Haptik sind einfach, die Sounds überzeugen. Von britisch clean, über crunchende Plexi-Klänge bis hin zu rotzigen Hot-Rod-Sounds britischer Prägung vermag der IR-J in vielen Nuancen abzuliefern.

David Friedman hat hier erkennbar den Signature-Sound des Namensgeber Jake E Lee in ein kompaktes Pedal gepflanzt. Freunde britischer Sounds aus Milton Keynes und vor allem des 80er-Jahre-Hair-Metal finden hier eine exzellente Soundbasis für direktes Aufnehmen oder eine unkomplizierte Verbindung direkt zum FOH in Live-Situationen. Auch als reinrassiger Röhrenpreamp in eine externe Endstufe weiß der IR-J zu überzeugen.

Im Vergleich zum vielleicht eher bekannten, originären Friedman Sound aus der BE-Serie oder des IR-X, klingt der IR-J deutlich weniger poliert und insgesamt rauer und kantiger. Man könnte sagen „britischer”. Was hätte man früher nicht alles gegeben, um solche Sounds schnell und unkompliziert direkt aufnehmen oder ins Pult füttern zu können. Gepaart mit der umfangreichen Ausstattung im Editor und der einwandfreien Verarbeitungsqualität ist das Preis-Leistungs-Verhältnis top.

Plus

  • authentische britische Röhrensounds von Clean bis Hi-Gain
  • intuitiv bedienbar
  • umfangreiche Ausstattung inkl. Editor und 18 Impulse Responses
  • der integrierte Cab-Loader erlaubt auch eigene IRs

(erschienen in Gitarre & Bass 01/2025)

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