„Das Bessere ist der Feind des Guten“. Von dieser Weisheit schien nicht nur Voltaire überzeugt zu sein, sondern auch Cliff Chase, seines Zeichens Mastermind hinter Fractal Audio Systems. Letzterer stellt dieser Tage die überarbeitete Mk II Version des FX8 Effektprozessors vor. Und wie der Name schon andeutet, haben hier keine bahnbrechenden Änderungen Einzug gehalten – vielmehr ging es um kleine Tweaks, darum etwas schon sehr Gutes einfach noch ein Stück besser zu machen.
Sollte dir das FX8 noch nicht untergekommen sein, hier der Schnellstart: Es handelt sich um ein digitales Multieffektgerät. Im Gegensatz zum Axe-Fx II oder demAX8 beinhaltet es also keinerlei Amp- oder Boxensimulationen. Dafür hat es die Effekte der beiden Geräte an Board und ist vollkommen auf die Nutzung dieser spezialisiert. Es richtet sich hierbei vornehmlich an Nutzer traditioneller Röhren-Amps, die eigentlich keine Lust auf Modeling haben, aber die Vorteile von digitalen Multieffekten genießen wollen. Natürlich kommen auch alle auf ihre Kosten, die schon die ein oder andere digitale Lösung gefunden haben und diese auf einfache Weise um Bodeneffekte erweitern wollen. Die erste Version dieses Gerätes haben wir bereits in einem ausführlichen Testvorgestellt. Dort wird das Konzept des Gerätes näher erläutert.
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Alles neu macht MKII?
Die Änderungen der Hardware sind schnell aufgezählt:
Das Gerät ist nun schwärzer. Der Rahmen und die Seitenteile – ehemals in Alu- Optik – sind nun ebenso schwarz wie der Rest. („How much more black can it get?“)
Die Beschriftung wurde leicht angepasst, nicht zuletzt findet sich der Fußschalter 1 nun unten links und die programmierbaren Schalter sind mit F1-F3 beschriftet.
Der Input kann statt um 12 dB nun um bis zu 18 dB bedämpft werden. Dies soll bei Instrumenten mit extremem Output helfen (oder natürlich bei entsprechenden vorgeschalteten Effekten).
Die Ausgänge sind noch rauschärmer als zuvor. Hier handelt es sich um eine Reduktion um etwa 3 bis 4 dB.
Sind das Änderungen, die es rechtfertigen ein neues Gerät zu kaufen, wenn man die erste Version besitzt? Wohl kaum; aber darum geht es ja auch nicht. Hier steht kontinuierliche Verbesserung der Produkte im Vordergrund und das kann alle Kunden ja nur freuen. Zumal die Presets der MK II Version vollständig kompatibel mit denen des Ur-FX8 sind. Um der möglichen Verwirrung vorzubeugen: Die beiden Gerätegenerationen benötigen unterschiedliche Firmwares. Dies liegt aber nur daran, dass das zusätzliche Input-Pad schaltbar sein muss und die Nummerierung der Fußschalter nun anders ist.
Neue Firmware, neue Sounds!
Wenn seitens der Hardware der Grundstein für einen guten Sound gelegt wurde, so kommt es auf die digitale Programmierung an, diesem zum vollen Glanz zu verhelfen. Fractal Audio Systems ist dafür bekannt, regelmäßig gratis Firmware-Updates zu veröffentlichen. Mal enthalten diese neue Funktionen, mal Effekte, mal einfach nur kleine Bugfixes oder Tweaks die einem das Leben einfacher machen. Unser letzter Test fand noch mit der Firmware 1.02 statt. Zu dem Zeitpunkt, an dem ich diese Zeilen schreibe, gibt es schon 5.01, sodass offensichtlich ist, dass sich einiges geändert hat. Ladezeiten wurden drastisch verbessert, das User-Interface wurde optimiert (was letztendlich auch zur Umbenennung der Taster führte) und diverse Bugs wurden behoben. In klanglicher Hinsicht spannender: Mittlerweile sind neue Drives und Delays, so wie ein komplett neuer Synth-Block hinzugekommen.
Insbesondere diversen Drives sind nun etliche Verbesserungen zuteil geworden. Und das ist deutlich hörbar. Als Bedroom-Amp habe ich einen kleinen 70er-Jahre Fender Champ zu Hause. Dieser ist aufgrund diverser Eigenschaften, wie beispielsweise dem kleinen Speaker, sehr kritisch was Drive-Pedale angeht. Alles klingt schnell harsch, fast schon zu direkt und insgesamt nicht sehr angenehm für’s Ohr. Ich erinnere mich noch gut daran, dass es hier auch die alte Firmware- Version schwer hatte. Kaum hatte ich das neue Gerät angeschlossen, waren praktisch alle Drives mit Werkseinstellungen schon brauchbar und mit kleinen Anpassungen ein Traum.
Die Zerren klingen deutlich unterschiedlich (nur falls jemand von euch Digitaleffekten immer noch vorwerfen möchte, dass sie alle gleich klingen … ) und soweit mir Originale vorlagen, auch im 1:1 Vergleich wie ihre jeweiligen Vorbilder. Getestet wurde dies u. a. mit einem Rodenberg GAS 828, einer ProCo Rat und einem Boss SD-1. Alle Effekte befinden sich auf einem hohen bis sehr hohen Niveau. Man findet zwar vereinzelt noch Pedale anderer Hersteller, die einzelne Sachen noch besser können, diese sind dann aber auch One-Trick-Ponys. Insbesondere der Hall der FAS-Geräte beeindruckt mich jedes Mal aufs Neue. Mein schon erwähnter Champ hat keinen eingebauten Reverb – mit dem FX8 überhaupt kein Problem mehr. Sowohl glaubwürdige Fender-Reverb- Simulationen, als auch komplett „überzogene“ Sounds sind möglich und gipfeln auf Wunsch in langen Prog-/Post- Hallfahnen.
Ich hatte letztens den Empress Reverb zum Test hier (siehe Ausgabe 10/2016). Das war einer der besten Standalone-Reverbs die mir je untergekommen sind und er hat sowohl mächtig Spaß gemacht, als auch zum Experimentieren verführt wie wenige andere Pedale. Nur kostet der halt auch über € 500.Wenn man sich dann noch ein Delay aus dieser Liga gönnt, bleibt gar nicht mehr so viel Geld für weitere Pedale, bis man gleich beim „Do-It-All“ FX8 landet. Klar, das Fractal-Gerät hat leider keinen Beer-Modus und als Experimentator kann man nicht so einfach an vielen Knöpfen an der Front drehen, sondern muss auch mal in das ein oder andere Menü abtauchen.
Aber wenn man einfach nur grundlegende Einstellungen treffen will, so reicht fast immer schon die erste Seite des Menüs. Ein dementsprechend häufig gehörter Kritikpunkt bei jeglichem Multieffekt ist ja die Bedienbarkeit. Natürlich bin ich schon an das Axe-Fx gewöhnt, aber man kann es sich kaum einfacher vorstellen. Je nach Wunsch liegt ein komplettes Pedalboard vor einem, welches zulässt, die Effekte einzeln an-/auszuschalten. Oder aber man wählt den Weg über Presets und Scenes und erhält somit auf Knopfdruck komplett „neue Boards“ und schaltet alle Effekte mit einem Knopf um. Netter Nebeneffekt: Nie wieder Gedanken um die Verkabelung auf dem Board machen oder nach einem extra Netzteil suchen müssen, was die exotischen Spannungsanforderungen des Lieblingspedals unterstützt. Lediglich ein (oder mehr) Expression-Pedale möchte man vielleicht noch an das FX8 anschließen.
Alternativen
Konkurrenz – auch aus eigenem Hause – ist durchaus gegeben. So bietet das Fractal Audio Systems AX8 sehr ähnliche Features und zusätzlich noch die bekannten Amp- und Boxensimulationen zu einem ähnlichen Preis. Hier sollte man gut prüfen, welche Features man benötigt und ob man nicht vielleicht noch € 200 mehr auf den Tisch legen möchte. Das Line6 Helix in der Bodenvariante liegt mit € 1500 genau zwischen den beiden Fractal- Audio-Produkten und kann insbesondere durch eine sehr intuitive und durchdachte Bedienung, das tolle Display und die Scribble Strips punkten. Vom Sound und der Vielseitigkeit her liegt es meiner Meinung nach allerdings leicht hinten.
Ist das FX8 in seiner Neuauflage besser als der Vorläufer? Ja, das ist es. Allerdings tut sich im Vergleich zum letzten Test vor allem die Überarbeitung der Firmware positiv hervor. Beide Geräte befinden sich auf höchstem Niveau. Nicht zuletzt die leichte Preissenkung um ca. € 200 auf nun knapp € 1400 Straßenpreis machen das FX8 interessant. Dazu kommt, dass man bei Fractal Audio ziemlich sicher sein kann, dass auch in Zukunft mögliche Bugs in wenigen Tagen behoben werden und stetig gratis Updates dazukommen.
Das hört sich klasse an ! ?