Flight ist eine Firma aus Ljubljana in Slowenien, die sich auf Ukulelen spezialisiert hat, mit einem riesigen Angebot von günstig bis edel. Die freundlichen kleinen Instrumente haben sich schon länger als ideale Reisegefährten etabliert. Aber was, wenn man die vier Saiten gerne tief gestimmt spielt? Auch da hat Flight Lösungen im Angebot …
Neben traditionellen akustischen Ukulelen – und auch einem akustischen Ukulelen-Bass mit den charakteristischen „Gummi“-Saiten – hat Flight auch solche in Solidbody-Form im Programm, Rock-Ukulelen, die Superstrats, Les Pauls, SGs, oder PRS nachempfunden sind. Auch da gibt es Bässe, einmal in Jott-Form, einmal unser Testinstrument.
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KONSTRUKTION
Dessen Form würde ich als „modern“ beschreiben, leicht jazz-bassig, mit zwei Cutways. Ganze 86 cm misst der Mini Bass, zwei Zentimeter weniger als die schwingende Saite bei einem Longscale. Die Mensur beim Flight Mini ist 23 Zoll, also gut 58 Zentimeter, dennoch ist das Bässchen auf EADG in der normalen Bass-Lage gestimmt.
Basis der Bodys ist Mahagoni, mit einem sehr hübschen Wölkchen-Ahorn-Top, das mit seinem Farbverlauf an den Übergang vom Sandstrand ins tiefe Ozeanblau erinnert. Beste Assoziation für ein Reiseinstrument, und auch wenn’s nur ein dünnes Furnier ist, sieht es wirklich schick aus, auch in Kombination mit dem warmen transparenten Braun der Rückseite.
(Bild: Dieter Stork)
Schön abgerundet ist der Halsfuß für lockeren Zugang zu den hohen Lagen, der Hals ist mit vier Schrauben in einzelnen Pitten fixiert. Das Ahorn für selbigen wurde torrefiziert, also geröstet. Das soll dem Holz höhere Stabilität geben, mehr Resistenz gegenüber wechselnder Luftfeuchtigkeit und -temperatur, was ebenfalls für den Reise-Aspekt von Vorteil ist, und nebenbei gibt es dem Holz noch eine schöne, warme Farbe. Aufgeleimt ist ein Palisandergriffbrett, in dem sich 22 Bünde tummeln, nebst Punkteinlagen für die üblichen Lagenmarkierungen. Die Homepage vermeldet einen Knochensattel, tatsächlich geht es aber für die Saiten über Graphit zu den vier geschlossenen Mechaniken. Die Kopfplatte ist ebenfalls mit Wölkchenahorn belegt und passend zum Korpus lackiert, was ein sehr stimmiges Gesamtbild gibt. Unter einem Plastikplättchen sitzt der Zugang zum Stahlstab.
Am Korpusende sitzt eine normale Blechwinkel-Brücke, die in Oktave und Saitenlage verstellt werden kann. Ein ziemlich stegnah eingesetzter Splitcoil-Pickup sorgt für die elektrische Abnahme, geregelt werden können Volume und Tone, die Buchse sitzt auf einem Schiffchen in der Zarge.
Zum Bass gehört auch ein gut passendes Gigbag, sehr praktisch für die vielleicht anstehende Reise. Der robuste äußere Eindruck setzt sich in einer ordentlichen Polsterung fort und in einer dicken Unterlage für den Hals, was die Kopfplatte schützt, wenn das Bag samt Bass mal umkippt oder ähnliches. Was mir als Fahrradfahrer nicht einleuchtet ist, warum man auf eine Rucksackgarnitur verzichtet hat – schade eigentlich.
Spielgefühl und Sound auf Seite 2 …
(Bild: Dieter Stork)
BESPIELBARKEIT UND TON
Auch wenn vieles an dem niedlichen Flight Bass gewohnte Maße hat (40 mm Sattelbreite, 19 mm Saitenabstände an der Brücke, reguläre, ungeschliffene Saiten in gängigen Stärken von 45 auf 105), ist das meiste ungewohnt und braucht eine Umstellungsphase. Die Balance im Sitzen ist flatteriger als bei einem großen Instrument, aber auch dank des geringen Gewichts von 2,2 Kilo gut beherrschbar.
Im Stehen hängt der Flight gut am ziemlich kurzen Gurt, dank des weiter vorne sitzenden Gurtpins, den das lange obere Horn in Höhe des zehnten Bundes befördert. Von Gewohnheiten wie dem Ablegen des rechten Unterarms muss ich mich verabschieden, dann geht’s aber gut. Der rechte Daumen findet seinen Platz praktisch automatisch am Griffbrettende, dank der erwachsenen Saitenabstände fühlt sich die rechte Hand allgemein sofort wohl.
Die Bespielbarkeit ist auch direkt gut, die Intonation macht sich aber misslich bemerkbar, die ist in den hohen Lagen deftig zu hoch. Also den Kreuzschlitzschraubendreher geschwungen, um die Saitenreiter ein ganzes Stück nach hinten zu befördern. Am Ende passt alles, aber der Reiter der E-Saite ist fast auf Anschlag. Die Brücke könnte also insgesamt locker einen Zentimeter näher zum Korpusende montiert werden, hätte mehr Spielraum, und würde das Durchfädeln vor allem der E-Saite erleichtern.
(Bild: Dieter Stork)
Trocken angespielt hat der Ton eine etwas hohle, diffuse Note, die meinem Eindruck nach weniger aus der Konstruktion selbst als vielmehr von den Saiten kommt. Über einen Amp gespielt löst sich dieser Eindruck nicht völlig auf, es bleibt eher weich und etwas pappig. Aber wir reden ja auch über einen Ultra-Shortscale-Bass. Außerdem lässt sich der Ton gut in Form bringen.
Schon mit Bordmitteln kann die gleichmäßig arbeitende Höhenblende den indirekten Klanganteil reduzieren und den Bass so konkreter und fetter klingen lassen, eine Zugabe von Bässen und Tiefmitten am Amp führt ebenfalls zu guten Ergebnissen und reichlich Spielspaß. Damit lässt sich definitiv mit Spaß alleine daddeln oder in der Gruppe jammen. Ich werde den Verdacht nicht los, dass der Flight Mini Bass den Dogal Saiten, die mich beim Test des ähnlich angelegten Tiny Boy Basses beeindruckt haben (siehe Ausgabe 02/2022), noch mehr überzeugen würde.
(Bild: Dieter Stork)
RESÜMEE
Die Sommerreisewelle liegt, während ich diesen Test schreibe, in den letzten Zügen – aber die nächste kommt bestimmt. Vielleicht möchte auch jemand von euch dem Winter entfliehen und dabei nicht auf ein Instrument verzichten. Der Flight Bass Mini macht für solche Vorhaben einen guten Eindruck. Wenn man sich an die spezielle Handhabung durch die kurze Mensur und den kleinen Korpus erst gewöhnt hat, ist der Bass ein inspirierender Partner für Spaß und Spiel. Das kann man natürlich auch zuhause genießen, und sich von der Maserung und Lackierung der Decke dabei zu Tagträumen von sonnigen Stränden inspirieren lassen.