Vintage-Ton trifft auf neue Technologie. Die kompakten semiakustischen Thinline-Modelle von FGN füllen sozusagen alten Wein in neue Gläser – ob das für den versprochen spritzigen Abgang mit einem Anklang von Exotik im Finale sorgt? Mit leicht harzigem Gout von Liguster, Lakritz oder hauchfeinen Röstnoten von Sandalenholz gar? Was sagt der Wirkungstrinker dazu: Hauptsache es knallt!
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Der japanische Hersteller Fujigen weiß, wie es geht. Seit einem halben Jahrhundert fertigt er bereits Gitarren auf hohem Niveau, unter anderen auch für Gibson, Epiphone, Fender, Gretsch und Ibanez. Langjährige Erfahrung, Zugriff auf beste Tonhölzer und professionelle Gitarrenbaukunst bündeln sich, so die bescheidene Auskunft des Herstellers, in der Hausmarke FGN zu Premium-Instrumenten von höchstem Verarbeitungsstandard. Was wieder einmal zu beweisen wäre. Also – dann mal los!
Konstruktion von FGN Masterfield MSA-HP-C und Masterfield MSA-SP-C
Das Masterfield-Design transponiert die Thinline-Konstruktion, eine hellsichtige Entwicklung von Gibson aus den späten 50er- Jahren, auf eine modernere Ebene. Abgesehen von der Double-Cutaway-Silhouette, und die ist deutlich verkleinert, haben wir es mit einer ganzen Reihe von wesentlichen Änderungen in der Konzeption zu tun. Die beiden Testinstrumente sind recht ähnlich aufgebaut, unterscheiden sich aber im Griffbrettholz, den Einlagen und der elektrischen Ausstattung.
Wir differenzieren im Text die entsprechenden Details, beginnen aber mit den Gemeinsamkeiten:
Für den Korpus wurde Mahagoni mit Ahorn kombiniert. Die Basis bildet bei den Masterfield-Modellen allerdings eine massive Mahagoniplatte, von der nach großzügiger Ausfräsung die Mahagonizargen und der die Mitte füllende, durchgehende Sustain-Block stehenblieben. Auf den so entstandenen einteiligen Mahagoni-Rahmen wurden dann Decke und Boden aus laminiertem Ahorn gesetzt und den Korpuskonturen oben und unten über ein Futter aus Ahorn perfekt angepasst. Der Blick ins Innere der Gitarre durch die schwungvoll gestalteten f-Löcher fällt auf höchst saubere interne Verarbeitung. Die Zargenränder sind allseitig von zweistreifig unterlegten, cremefarbenen Bindings bei der SP-C und mit mehrstreifigem, schwarz/weißem Binding bei der HP-C eingeschlossen.
Mit Long Neck Tenon ist der jeweils einteilige Hals aus afrikanischem Mahagoni tief in den Korpus mit Anschluss an den Sustain-Block eingesetzt. Die Kopfplatte der Humbucker-Version wurde wiederum eingebunden, die der Ausführung mit P-90-Pickups blieb unverziert. Identisch ist dann wieder die Ausstattung mit funktionsstarken Mechaniken von Gotoh (SD90-SL). Beide Gitarren besitzen einen Sattel aus fein bearbeitetem und akkurat eingerichtetem Knochen. Jeweils darüber liegt der Zugang zum eingelegten Halsstab unter der netten kleinen Fujigen-Plakette verborgen. Von unterschiedlicher Beschaffenheit sind nun wieder die Griffbretter und ihre Einlagen. Das Humbucker-Modell orientiert sich aus Sicht der Gibson-Klassiker an Custom-Ausführungen, bzw. an der ES-355, verfügt also über ein Fretboard aus Ebenholz mit großzügigen Blockeinlagen; das Schwestermodell SP-C kommt mit einem Palisandergriffbrett und Dot-Einlagen. Beide Griffbretter verfügen über einen Compound-Radius und sind eingebunden. Ihre jeweils 20 mittelstarken Bünde wurden zur Verbesserung der Intonation mit leichtem Radius in das Griffbrett eingesetzt, sodass alle Saiten trotz des leicht gespreizten Saitenverlaufs vom Sattel auf den Steg zu im exakt gleichen Winkel auf den Bund treffen. Dieses perfektionistische Feature nennt man bei FGN das „Circle Fretting System“. Darüber hinaus wurden sämtliche Bundenden vor dem Einsetzen in Vollendung verrundet.
Identisch ist die Ausstattung mit traditionellen TOM-Brücken und Stop Tailpieces von Gotoh (SD90-SL; GE101A).
Den wesentlichen Unterschied zwischen den beiden Schwestermodellen finden wir in ihrer elektrischen Ausstattung: Humbucker bei der einen, P-90 Singlecoils bei der anderen. Die Pickups der Masterfield-Serie sind im letzten Jahr noch einmal überarbeitet worden und verfügen nun über Alnico-3-Magnete. Die beiden FGN-Humbucker bei der HP-C sind mit ihren goldenen Kappen in schwarze Rähmchen montiert; die FGN SP-90 Singlecoils in schwarzen Kunststoff-Hülsen sind direkt auf den Korpus, bzw. auf den Sustainblock geschraubt. Verwaltet und geschaltet wird in beiden Fällen konventionell mittels jeweils individuell arbeitender Volume- und Tone-Regler und des bekannten Dreiwege-Toggle-Switchs, nur die Knöpfe machen hier einen lediglich optischen Unterschied. Letzteren finden wir auch in der verwendeten Hardware: hier Gold, dort Chrom. Bleiben am Ende nur noch die Gemeinsamkeiten der perfekt gemachten lakritzschwarzen Aryl-Glanzlackierung und der 628 mm Mensur zu erwähnen. Was aber beiden Gitarren unbedingt und in schöner Gleichmäßigkeit der Fertigung zuzugestehen ist, das ist die immens detailgenaue Verarbeitung, eine absolute Spitzenleistung in der seriellen Produktion.
FGN Masterfield MSA-HP-C und Masterfield MSA-SP-C in der Praxis
Die Masterfield-Gitarren sind zunächst einmal auffällig leicht. Sie bringen gerade mal knapp 3 kg auf die Waage. Da freut sich der Rücken, aber Gewicht ist ja bekanntlich nicht alles. Die leichtfüßigen Lakritz-Damen haben aber gottlob auch noch eine ganze Menge mehr zu bieten. Da sind zunächst einmal die Spieleigenschaften des perfekt gestalteten Halses mit der idealisierten Bundierung des Circle Fretting System. Hier geht es keineswegs um Voodoo, sondern ganz einfach um höchstmögliche Präzision und da sich das im Spielkomfort bemerkbar macht, kann uns das natürlich nur recht sein.
Der nächste auffällige Punkt ist die ungemein leichte Ansprache, welche beide Gitarren als Merkmal einer bestechenden Konstruktion auszeichnet. Die schlüssige Kombination von Decke und Boden aus Ahorn auf ausgefräster Mahagonikorpusbasis mit einteiligem Mahagonihals sorgt für den spontanen Reflex auf den Anschlag hin, dem nach markantem Akzent der körperhafte und geradezu freudig ausbauende Ton folgt. Diese offensive Schwingfreude kommt natürlich erst recht am Verstärker zum Tragen.
Die Tonabnehmer stehen also auf bestem Grund und so kann sich jede der Masterfield-Schwestern ihrer unterschiedlichen Pickups wegen zwar klangfarblich differierend, aber immer selbstbewusst in die Brust werfen.
Die Humbucker-Version HP-C kommt mit sattem Basisklangvermögen in Stellung. Bei klar operierendem Amp liefert der Pickup am Hals breit aufgelöste Saftakkorde mit Tiefgang und scharf umrissener Kontur. Auch verstärkt wird der Anschlag natürlich pointiert herausgestellt, rhythmisches Spiel ist also mit bester Dynamik und sensiblem Anschlagsrespons in Szene zu setzen. Im Overdrive reagiert das „Custom“-Modell dann mit markantem Anschlagsschnalzen, bevor der Ton aufsteigt und sich von einfliegenden Obertönen anschieben lässt. Es ist diese beeindruckend ausgewogene Mischung aus Anschlagskontur und atemreichem Sustain, die es ausmacht. Klasse!
Wir wechseln auf den kongenialen Partner, den Humbucker am Steg. Ähnlich beweglich und anschlagssensibel wie sein Kollege vorn, kommt er aber mit scharfer Präsenz nach vorn. Oha – ganz schön aggressiv, wenn man will. Er drückt, schneidet durch den Mix, steht wie eine Eins – das hat Rasanz und Kompetenz zugleich. Besonders zu loben ist die harmonische Darstellung, auch von kleinen Intervallen. Die entstehenden Interferenzen bei entsprechenden Zweiklängen (kleine, große Sekunden) sind fast schon musikalisch zu nennen. Jedenfalls ist dieses wonnige, ja plastische Ineinanderschmelzen samt der dabei farbreich abspringenden Differenztöne von ganz besonderem Reiz und das lässt sich klangfarblich bestens ausnutzen.
Die Masterfield mit SP-90 Singlecoils zeigt ebenfalls Größe. Ihr verstärkter Ton ist natürlich drahtiger, mehr crisp, ohne es aber an Volumen fehlen zu lassen. In klaren Einstellungen kommt viel Holz ins Spiel. Hinter der leicht knochigen Präsenz steht jedoch eine Tiefe, die das Klanggeschehen zu etwas Urtümlichem, klassisch Elektrischem macht. Die SP90-Pickups in dieser Masterfield transportieren etwas von dem großartigen Reiz alter P-90 Pickups, der offenbar schwer zu reproduzieren ist, sonst würde man ihn ja öfter hören. Cleane Sounds perlen breit aufgelöst und stimmlich transparent aus den Speakern. Mit härterem Anschlag lässt sich aber auch richtig Kante geben und über den Steg-Pickup gespielt wird es immens spritzig und funky. Wunderbar glasig auch der offen rollende Kombi-Sound beider Tonabnehmer.
Du willst Rock’n’Roll? Kriegste! Den Verstärker auf High-Gain-Modus geschaltet, lassen sich vom weichen Schmelz (mit hartem Kern) des Hals-Pickups bis zum harschen Aufriss des Singlecoils am Steg alle möglichen Facetten zerrenden Spielvergnügens aufrufen, denn die Regelmimik funktioniert effektvoll und verlustarm, wie übrigens auch bei der Humbucker-Schwester. Das Gute in beiden Fällen ist: Immer hat der Ton Luft und Kontur, lässt sich leicht gestalten und reagiert konturstark auf den Anschlag. In allen Einstellungen ist letztlich auch noch die differenzierte Farbsprache in den unterschiedlichen Anschlagsregistern zu loben. Ob ich nun über dem Hals-Pickup anschlage, oder das Plektrum weiter hinten am Steg einsetze, der Ton kommt immer plastisch und klar, aber die Obertöne nehmen deutlichen Einfluss auf die Klangfarbe.
Resümee
Ein grandioses Paar, diese toll konstruierten, höchst anschlagspräzisen und schwingstarken Masterfield-Gitarren von FGN. Wer es gewohnt ist mit dem Instrument zu kämpfen, was ja durchaus auch seinen Reiz hat, der wird überrascht sein, wie kooperativ sich diese eleganten Japanerinnen verhalten. Kaum denkst du den Ton, da ist er auch schon da. Ein Unterschied wie Hund und Katze. Hier natürlich eher Hund (ungeduldig schwanzwedelnd: komm schon Herrchen, wirf Stöckchen!), als Katze (gelangweilt: du kannst mich mal!). Beste Spieleigenschaften dank eines angenehm profilierten Halses mit Compound-Griffbrett, Circle Fretting System und ungemein kantenglatter Bundierung treffen hier tatsächlich auf exzellente elektrische Beweglichkeit dank der jeweils höchst kompetent umsetzenden Tonabnehmer. Satte Humbucker-Sounds auf der einen, kernig-holzige P-90-Sounds auf der anderen Seite – die Qual der Wahl. Beide Gitarren zeichnet überdies eine starke dynamische Anschlagssensibilität aus. Dass sie sich nun mit kaum 3 kg locker auf die Schulter nehmen lassen, aber dennoch ausreichend Arsch in der Hose haben, das macht die ganze Sache schließlich perfekt. Schön also, die selbstbewussten Statements des Herstellers uneingeschränkt bestätigen zu können: Großartige Gitarren mit tendenziell klassischem Tonverhalten, durch moderne Fertigungsmethoden auf den aktuellen Stand der Technik gebracht. Wärmstens zum persönlichen Test empfohlen!