Neu gesatteltes Arbeitspferd

Fender Player Telecaster im Test

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Fender Player Telecaster
(Bild: Dieter Stork)

Fender bleibt rührig. Der kalifornische Hersteller will nun auch dem arbeitenden Musiker etwas mehr als nur Standard bieten und bringt aktuell seine erschwinglichen und mithin bestverkauften Instrumente aus der Mexiko-Produktion mit einigen Aktualisierungen im Detail auf den neuesten Stand. Aus der frisch eingeführten Player Series liegt uns die Player Telecaster zum Test vor.

Fender: „Die Fender Player Series ist eine Neudefinition der Standard Series, die seit mehr als fünf Jahren nicht mehr aktualisiert wurde. Instrumente aus der Player Serie bieten den Kunden verbesserte Funktionen zum gleichen Preis der Standard Serie in einer Auswahl an modernen frischen Farben.“ Neben Polar White gibt es die Player Tele mit Ahorngriffbrett noch in den Farben 3-Color Sunburst, Black, Tidepool und Butterscotch Blonde; in Versionen mit Griffbrett aus Pau Ferro sind 3-Color Sunburst, Polar White und Sonic Red zu haben.

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bewährtes aufpoliert

In Sachen Konstruktion, Formgebung und grundlegender Materialkombination haben wir natürlich nicht sehr viel an Bewegung zu erwarten, „why change a winning horse“, aber aufpolieren und neu satteln kann man den alten Gaul ja dennoch immer wieder mal.

Allgemein: auf den nach wie vor planen Body aus Erle von 45,5 mm Stärke finden wir einen einteiligen Ahornhals mit parallel nach hinten versetzter Kopfplatte samt Standard Cast/ Sealed-Mechaniken geschraubt. Der Hals mit Modern-„C“-Profil besitzt den für Einteiler typischen Skunk Stripe am Rücken (mit Nussholz verschlossene Fräsung zur Einlage des Halsstabes) und ist mit Satin Urethane Finish versiegelt, das Griffbrett und die Kopfplattenfront dagegen hochglänzend lackiert. Zugriff auf den Halsstab gibt es vom Kopf her. Die Bearbeitung der Medium Jumbobünde wurde tadellos ausgeführt; schwarze Dots markieren die Lagen.

Fender Player Telecaster
(Bild: Dieter Stork)

Natürlich schwingen die Saiten auch immer noch mit 648-mm-Mensur zwischen dem Sattel aus synthetischem Knochen und der randlosen Bridge mit ‚bentsteel-saddles‘. Eingefädelt und gehalten werden sie wie gewohnt durch Einschlaghülsen im Boden (Strings-thru-body).

Die Elektrik umfasst zwei Player Series Alnico 5 Tele Singlecoil Pickups. Geschaltet werden die wie üblich mit einem Dreiwegschalter: Position 1. Bridge Pickup, Position 2. Bridge and Neck Pickups, Position 3. Neck Pickup; verwaltet von Master Volume und Master Tone mit griffigen Knurled Flat-Top-Knobs. Alle Steuerelemente sind wie gewohnt auf einer verchromten Metallplatte untergebracht – aber oops, der Knopf fällt sofort raus, ist nicht befestigt.

Aktualisierte Punkte: besonders erfreulich ist der zugefügte 22. Bund im Griffbrett mit zeitgemäßem 9,5″-Radius und abgerundeten Griffbrettkanten („rolled neck edges“). Dazu gibt es „all-new Tim Shaw designed“ Alnico Tele Pickups. Ebenfalls neu ist auch die Ausrüstung der Bridge mit individuell verstellbaren Bugblechreitern.

Fender Player Telecaster
Gerundete Griffbrettkanten (Bild: Dieter Stork)

spielkomfort optimiert – klangeigenschaften verschärft

Die Fender Telecaster bleibt für viele Spieler das Arbeitspferd schlechthin. Veränderungen an einem derart abgehangenen Klassiker führt man nur mit Bedacht aus. So bleibt denn auch die Player Tele im vertrauten Fahrwasser und Neuerungen findet man lediglich im Detail. Nun, eines davon begrüßen wir sofort schon einmal mit Dankbarkeit: den 22. Bund! Natürlich ist das bei Fender grundsätzlich nicht neu und in den teureren Professional oder Elite Serien längst Standard. Jetzt kann man also auch bei der Player Tele bis zum hohen D hinauflangen – gut so!

Das Instrument spielt sich erfreulich leicht, tritt mit ordentlicher Verrundung der Griffbrettkanten, griffigem Halsprofil und sehr flach eingestellter Saitenlage an. Die akustische Potenz kann sich ebenfalls sehen lassen, verbindet schnelle Tonentfaltung mit drahtig frischem Akkord-Sound. Da ist also schon vor dem Einstöpseln viel Gutes zu fühlen und zu hören. Am Verstärker erweisen sich die von Tim Shaw überarbeiteten Alnico-5-Tele-Pickups als angemessene Tonwandler.

Der Singlecoil am Hals (8,1 kOhm) übersetzt den starken Draht der akustischen Klanganlage mit trockenen, kühl definierten Bässen, nicht sehr ausgeprägten Mitten und glasigen Höhen. Das ist eher keine warme, dafür aber stimmlich differenzierte Wiedergabe mit höchst transparenter Darstellung. Akkorde erscheinen enorm präsent, fächern präzise aufgelöst und mit leichter Hohlwangigkeit auf. Einzeln angeschlagene Bassnoten intonieren stabil und kehlig, die oberen Mitten und Höhen absolut stringent und glanzvoll.

Überraschend stark wirkt sich diese Klangstruktur dann im Zerrkanal aus. Dieses kehlig-knochige Tonverhalten bekommt dann eine leicht reizbare Oberfläche, die auf den Anschlag mit kraftvoller Perkussion reagiert. Der hohlwangige Ton reißt bei kraftvollem Anschlag scharf akzentuiert auf und klingt dann ebenmäßig aus. Präzision und Transparenz kennzeichnen das Tonambiente. Natürlich lassen sich mit Bedämpfung via Tonblende auch weich und ausdauernd singende Linien ins Leben holen.

Fender Player Telecaster
„all-new Tim Shaw designed“ Alnico Tele Pickups (Bild: Dieter Stork)

Wechseln wir auf den Steg-Pickup (10,3 kOhm), so überrascht uns der nun aufleuchtende bissige Super-Twang jetzt nicht mehr wirklich. Akkorde in klaren Einstellungen kommen schon sehr spitzig und picky zum Ohr, aber diese pikanten Spitzen schneiden natürlich auch gut nach vorn durch, eignen sich besonders für giftige funky Spielweisen. Diese Zuspitzung mag nicht jedermanns Sache sein, ist aber tele-typisch twangy und macht in meinen Ohren für mittelböse bis böse Zerrschaltung dann auch noch besonderen Sinn. Diese knochentrockenen Bässe knacken bei hochgefahrenem Signal so richtig unter den Fingern, die enorme Präsenz und leichte Reizbarkeit in den Mitten und im Höhenbereich bringen ultrabissige Leads hervor. Also mit diesem zwingenden Über-Twang verweist man schon den ein oder anderen Konkurrenten auf die hinteren Plätze der Wahrnehmung.

Die Zusammenschaltung der Pickups bringt am Ende dann auch noch eine weitere höhenreiche Klangoption an den Start, deren leicht gespaltener Sound in allen Betriebsarten eine sinnvolle Erweiterung darstellt.

Ob die Bugblechreiter an dieser tendenziell höhenbetonten Wiedergabe Anteil haben? Die Pickups nehmen das drahtig offene Tonverhalten jedenfalls dankbar auf und setzen es wirkungsvoll in Szene. Natürlich bleiben die beschriebenen Eigenschaften grundsätzlich im Ausdrucksbereich einer Telecaster, sind Fender-Sound pur. Diese Tele-Version gehört aber auf jeden Fall zu jenen schärferen Bräuten, die auch in stürmischen Lagen noch richtig Kante geben – könnte also genau dein Ding sein, oder?

resümee

Die neue Fender Player Telecaster macht eigentlich alles, was man von einer guten Tele erwartet, aber sie gehört, zumindest in dieser Ausführung, zu den frecheren ihrer Art. Sie spielt sich mit bewährtem Modern-„C“-Hals und sauberer Bundierung bei sehr flach eingestellter Saitenlage einfach famos und bietet mit dem zugefügten 22. Bund auch den gewünschten Tonumfang einer modernen Version.

Die Bridge mit Bugblechreitern und die überarbeiteten Pickups vermitteln ein recht höhenreiches und offensives Klangbild. Das richtet sich nicht unbedingt an den Liebhaber süßer Vintage-Sounds, genügt aber dafür modernen Anforderungen auch für etwas heißere Anwendungen, will meinen: eine besonders gute Figur macht diese Tele in Zerrpositionen, wo sie sich, vor allem über den Steg-Pickup gespielt, mit Präsenz und bissigem Twang im Band-Kontext bestens durchzusetzen vermag.

Operation geglückt: Nach der Aktualisierung trumpft die gute alte Tele in der Player Series mit frischem Sound auf, ohne ihre Wurzeln zu verleugnen. So bleibt sie fit und wird ihre angestammte Position zweifellos mit Erfolg verteidigen. Ausprobieren empfohlen!

Fender Player Telecaster

Fender Player Telecaster

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Kommentare zu diesem Artikel

  1. T. radition
    E. iner
    L. egende.
    E. in
    C. leansound
    A. us
    S. ustain
    T. imbre
    E. nergie
    R. esonanz

    Kurz gesagt, Genialität in Rein-Form

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    1. Du sagst es. Nur mit 1 Tele, 2 Strats, 2 Ibanez schon im Haus wie kann ich meine Frau bzgl. diesen 2. Tele hier überzeugen? 😉

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  2. Ist die neue Telecaster genauso gut, wie eine USA! Ich habe eine und bin schon lange Jahre begeistert!

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  3. Sie soll so gut sein wie die japanerinnen.
    😉 DAS HOFFE ICH MAL
    USA gibt’s Schwankungen
    Bei den mij ist mir noch keine schlechte
    In den Dingern gekommen
    Auch die neuen sind ihr Geld wert

    Bin gespannt wie fender das in Zukunft macht
    5 fixe herkunfstorte finde ich
    Ein wenig. Verbraucht

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  4. Hab mir heute die Player Tele in Blond gekauft. Saitenlage fantastisch niedrig und super eingestellt, was man ja von Fender sonst nicht gewohnt ist. Die Bespielbarkeit ist erstklassig.
    Werde sie am Abend in den Kemper einstöpseln und mal schauen was sie wirklich kann Der Schalterknopf ist schon im Karton abgegangen Der ist Schrott und billigstes Plastik. Der Händler in Wien hat mir dann einen neuen dazu gegeben.
    Diese Gitarre braucht den Vergleich mit meiner alten amerikanischen, bzw. japanischen Tele nicht zu scheuen. Ich würde die fast als gleichwertig bezeichnen. Um den Preis eine tolle Gitarre. Preis/Leistung absolut in Ordnung.

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    1. Hallo,ich hab mir ebenfalls die Butterscotch Blonde Player gekauft,
      auch meine war zur vollsten Zufriedenheit verarbeitet und eingestellt.
      Ich habe ihr aber als Neck Pickup einen alten SD 59er eingepflanzt,eine Vintage Bridge mit Messingreitern und vernünftige Vintage Tuner verpasst.
      Eine resonante,super bespielbare Bluesgitarre…..
      Sie spielt in der gleichen Liga wie meine 3 US Teles

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      1. Hallo,
        welche Vintage Bridge passt denn als Ersatz für die Player Bridge, die doch wesentlich größer ist?

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  5. Bei dem Testbericht kann ich nur den Kopf schütteln…..die Wortwahl ist einfach unglaublich, scheint aber bei div. Gitarristen gut anzukommen….sie sagen aber eigentlich nicht viel über die Gitarre…..eine gute Verarbeitung bei dem Preis ist eigentlich zu erwarten…..ist aber leider auch bei den großen Namen nicht unbedingt selbstverständlich….mein Tip: bilde dir dein eigenes urteil……nimm die Gitarre in die Hand und spiele drauf…..liegt sie dir, merkst du es sofort……..hatte mir selber schon Gitarren nach so einem Testbericht angesehen…..mein Fazit: der damals vorliegende Test hatte mit der Gitarre nichts gemeinsam…..es war für mich ein Flopp……..ich spiele seit über 40 Jahren Gitarre und hab mir vor kurzem nur wegen der Optik eine Harley Benton TE-80 NT Deluxe (der Nachbau von Hohner The Prince) gebraucht für 130 € gekauft…viel erwartet habe ich da nichts……nach dem Auspacken und Anspielen war ich doch sehr überrascht….ein sauber verarbeiteter satten Hals ohne Ecken und Kanten….die Potis arbeiten bis heute absolut sauber und weich……super eingestellt….mit einem sehr guten Sound………….Jungs und Mädels….es geht auch anders und besser …….ich hatte früher schon div. Fender…..angefangen mit einer CBS-Strat (für mich damals toll…nach heutiger Erkentniss schlecht verarbeiter Billigkram) über weitere Strat´s und Tele´s…..seit einigen Jahren ist Fender bei mir nicht mehr vertreten….dafür spiele ich heute u.a. eine G&L Tele und Strat….Chinamodelle……aber trotzdem für mich besser im Sound und Verarbeitung……es ist schon klar…die großen Anbieter müssen hat immer was neues bringen…..aber eine neue Gitarre mit neuen Farben und PU`s kann mich jedenfalls nicht mehr vom Hocker reißen…..es bleibt eine Tele…..für die Vintage Freaks uninteressant weil neu ( “je älter je besser 🙂 ” ) für den Einsteiger oft zu teuer………am besten macht man
    das was einem am Gitarrenspielen gefällt…..Gitarre spielen und Spaß haben (wollte den Tester nicht anmachen…..jeder muß zusehen das was auf Kto. kommt )….

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    1. Lieber A. Paduch,
      haben sie diese Gitarre überhaupt schon einmal angespielt?

      Wenn ja: Was haben sie fachlich an dem Testbericht auszusetzen? (Bitte mit Begründung und in ganzen Sätzen)

      (bearbeitet durch die Redaktion)

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