Eric Clapton’s Amps: Fender EC Signature Twinolux, Tremolux, Vibro-Champ Gitarrenverstärker
von Udo Pipper,
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Es hat gut 60 Jahre gedauert bis auch die Urväter der Verstärker-Baukunst eine Signature-Serie ins Leben gerufen haben. Die drei von Hand in Corona/Kalifornien gefertigten Fender-Tweed-Schmuckstücke sind Eric Clapton gewidmet. Hier treffen Legenden aufeinander!
Es ist ein paar Monate her, als ich wie jeden Abend um 19:00 auf ZDF Kultur meine Lieblingssendung ‚Later with Jools Holland‘ anschaute. Eine Art moderner Beat-Club made in London, bei dem internationale Stars live in einem Fernsehstudio aktuelle Hits und Klassiker präsentieren. Alles natürlich live, ebenerdig und – wie wir Musiker sagen – ausgerüstet mit „kleinem Besteck“. Da spielt schon mal Jeff Beck solo mit einem Streich-Quartett, Alicia Keys allein am Flügel und Eric Clapton auf einem Stühlchen sitzend mit Contra-Bass und Besenschlagzeug. Clapton spielte damals eine uralte Gibson ES-350 über einen kleinen Fender Tweed-Amp; clean, warm und singend.
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Solche Anlässe verraten den Grund, warum die im letzten Jahr erschienene „Eric Clapton Signature Serie“ von Fender mit gleich drei Verstärkern ziemlich breit aufgestellt ist. Für jede Gelegenheit soll Eric einen passenden Amp zur Verfügung haben. Im Studio ist das auch heute noch oft ein winziger Tweed Champ mit 5 Watt und einem Acht-Zoll- Lautsprecher oder der mit 12 Watt etwas stärkere Tweed Deluxe. Für größere Live- Gigs setzt er weiterhin auf seinen geliebten Tweed Twin mit 40 Watt und zwei Alnico- Lautsprechern. Mit den Jahren wurde auch Clapton immer puristischer. Man sieht ihn nun häufiger mit halbakustischen „Jazz-Boxes“ milde Blues-Licks spielen. Sein Spiel und seine Stimme reifen. Das einzige Feature, dass ihm bei der Entwicklung der Amps am Herzen lag, war ein Bias-Tremolo wie es Fender in den Fünfzigern in die ersten Tweed-Amps einsetzte. Dabei wird die Bias moduliert, wodurch ein wunderschön warmes und authentisches Tremolo entsteht. Diese Ausstattung wurde in der Namensgebung aller drei Amps verewigt. Der Champ heißt nun „Vibro-Champ“, der Tweed Deluxe „Tremolux“ und der Tweed Twin „Twinolux“. Außerdem verfügen alle drei Amps über einen eingebauten Powersoak, der die Leistung etwa halbiert. Beim Twinolux gibt es sogar noch eine dritte Schalt-Variante, bei der einer der beiden Speaker abgeschaltet wird. Clapton mag es anscheinend flexibel und auch mal leiser, denn er holt seine Distortion vornehmlich aus der Endstufe, das heißt, er übersteuert die Verstärker, um seinen Signature-Sound zu erreichen.
Schaut man genauer hin, gibt es noch weitere Features, die den Unterschied zu den Custom Shop Tweed Modellen ’57 Tweed Champ, ’57 Tweed Deluxe und ’57 Tweed Twin ausmachen …
Amp-Demo by Fender:
Konstruktion
Die Schaltungen der drei Signature-Modelle entsprechen in den Grundzügen denen der erwähnten Custom Shop Tweed Amps plus Tremolo und Powersoak. Für das Tremolo wurde in allen Amps eine zusätzliche Vorstufenröhre ergänzt. Außerdem wurden die Eingangs-Sektionen beim Tremolux und Twinolux entschlackt. Statt vier stehen nun nur noch zwei Eingänge beziehungsweise ein Kanal zur Verfügung. Vor allem bei dem Tremolux kann man nun die Kanäle nicht mehr mit einem Patchkabel brücken. Auch die interaktive Volume-Reglung à la Neil Young entfällt bei dem Tremolux. Clapton benötigt, wie die meisten Gitarristen, eben nur einen Kanal. Der freigewordene Regler-Platz ist nun mit Potis für das Tremolo belegt. Beim Twinolux finden wir die üblichen Regler für Speed und Intensity, bei den beiden kleineren Amps jeweils nur eine Speed-Control. Die Intensity ist fest eingestellt. Für manche Tremolo-Fans wohl ein kleiner Nachteil. Ein zusätzlicher Regler hätte jedoch auch mehr Platz gefordert, und der ist, unter Beibehaltung des klassischen Designs dieser Amps, nun mal nicht da.
Richtig interessant wird es bei der Lautsprecher-Bestückung. Während der Twinolux wie Erics Tweed-Twin auch mit zwei Eminence Alnico-Zwölfern „designed by Ted Weber“ ausgestattet ist, trägt der Tremolux einen kräftigen Celestion G12-65 Heritage für einen stabilen Ton. Der Vibro-Champ kommt weiterhin wie der ’57 Champ mit einem Weber Signature Alnico Achtzöller. Der Tremolux trumpft zusätzlich mit einer „fixed bias“-Schaltung, die einen stabileren und weniger komprimierten Ton liefern soll. Im Inneren des Amps finden wir daher auch einen Bias-Regler.
Alle übrigen Features gleichen den Vorbildern aus der Custom-Shop-Serie. Die Trafos kommen von Mercury Magnetics, die Tweed Gehäuse sind lackiert und aus Solid Pine gefertigt. Im Inneren befindet sich ein massives Turret-Baord, auf dem sämtliche Bauteile frei verlötet wurden. Sauberste Verarbeitung, Heavy Duty in allen Belangen. Aber so kennen wir das von den Fender Custom Shop Amps ja schon.
Die Röhrenbestückung wird bei allen Amps von Groove-Tubes geliefert. Eine 6V6 genügt der Single-Ended-Class-A-Endstufe des Vibro-Champ, zwei Röhren gleichen Typs arbeiten im Tremolux und zwei 6L6GC im Twinolux. In der Vorstufe steckt im Gegensatz zu ihren Urahnen, die mit einer schwachen 12AY7 bestückt waren, eine 12AX7. Damit haben diese Amps etwas mehr Gain, gerade recht, um Erics Stratocaster in die Verzerrung zu bringen. Alle Amps arbeiten mit einer Gleichrichterröhre, um diesen typischen Blues-Sag bieten zu können, schön singend und ein klein wenig komprimiert.