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Ein-Mal-Alles-Power-Strats: Harley Benton ST Modern Plus HSS im Test

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(Bild: Dieter Stork)

Zeitsprung: Guitar Summit 2023 in Mannheim. Unzählige Hersteller zeigen, was das Portfolio so hergibt, und natürlich wird auch die ein oder andere Neuheit vorgestellt. Da er leider nicht vor Ort sein konnte, waren mehrere Kollegen so freundlich, ihm von ihren Eindrücken zu berichten. Dabei kam ein Instrument auffällig oft vor …

Ja, der Prototyp der ST-Modern-Plus-HSS war für einige der Kollegen DER Renner auf dem Guitar Summit 2023. Seien wir mal ehrlich: Ohne auch nur im Geringsten etwas gegen die Marke zu haben, ist Harley Benton nicht unbedingt der erste Hersteller, dem man ein solches Messe-Highlight zuschreiben würde. Unsere Testgitarren zeigen mal wieder, dass es sich lohnt, genauer zu schauen, was die Jungs und Mädels bei Harley Benton so treiben. So ein Paket wie bei den ST-Modern-Plus-Modellen ist mir bis dato jedenfalls noch nicht unter die Finger gekommen.

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VOLLAUSSTATTUNG, BITTE!

Aus Versehen hat mir das Musikhaus Thomann (dem Harley Benton ja bekanntlich gehört) innerhalb weniger Tage zweimal die gleichen Testgitarren geschickt. Ich habe also in doppelter Ausführung die ST-Modern-Plus in Lake Placid Blue mit Wacholder-Griffbrett und die gleiche Gitarre in Shell Pink mit Roasted-Maple-Griffbrett zum Test vorliegen. Machen wir uns doch dieses kleine Versehen zum Vorteil und schauen im Verlauf unseres Tests einmal, wie es denn um die Serienstreuung bei diesen Instrumenten bestellt ist.

Allen weiteren Beschreibungen der Gitarren möchte ich an dieser Stelle einmal den Preis voranstellen, an den ich mehrfach erinnern werde: 399 Euro sind für diese Instrumente fällig – also absolutes Einsteiger-Segment. Im Grunde handelt es sich bei den ST-Modern-Plus-Modellen um klassische HSS-Strats, die ein wenig an die ersten Hot-Rod-Modelle der späten 70er-Jahre erinnern. Die Basis stellt ein Korpus aus Erle und ein Hals aus geröstetem, kanadischen Ahorn dar, dem ein hauchdünnes, seidenmattes Finish verpasst wurde. Neben den Dots auf dem Griffbrett sorgen die seitlich eingelassenen Luminlays für die nötige Orientierung.

Geriegelt und geröstet: Der Ahornhals mit modernem Halsfuß (Bild: Dieter Stork)

Die 22 Edelstahlbünde sind nicht nur präzise abgerichtet, sondern an den Enden auch so verrundet, wie ich es sonst nur bei sehr (SEHR!) viel teureren Gitarren zu sehen bekomme. Für mehr Komfort in den hohen Lagen sorgt zum einen der Compound Radius von 12″ auf 16″ und zum anderen der ergonomisch gefräste Hals-Korpus-Übergang, sodass die Hand im unteren Cutaway etwas mehr Platz hat.

Um die Krümmung des Double-Action-Halsstabs mal eben „on the fly“ einstellen zu können, befindet sich unterhalb des letzten Bundes ein kleines Trussrod-Wheel, mit dem der Hals im Handumdrehen eingestellt werden kann. Ich persönlich halte dieses Feature gemeinhin für massiv unterschätzt und freue mich umso mehr, dass Harley Benton hier mitgedacht hat. Neben der Lackierung ist das Material des Griffbretts der wesentliche Unterschied unserer Testgitarren.

Während das Modell in Shell Pink mit einem Griffbrett aus Roasted Maple ausgestattet wurde, bekam die blaue ST-Modern-Plus ein Griffbrett aus dunklem Wacholder spendiert. Was auf den ersten Blick einem klassischen Palisander-Fretboard gar nicht so unähnlich sieht, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als etwas grobporiger und von nicht ganz so dichter Maserung, wie wir es von Rosewood kennen. Auch die Farbe des Holzes ist bei den beiden blauen Gitarren nicht ganz identisch: Während bei der einen ein gleichmäßiger, dunkler Braunton zu sehen ist, wirkt das Griffbrett bei der zweiten Testgitarre etwas „fleckiger“. Rein optisch kann das verwendete Holz nicht so sehr punkten wie ein echtes Palisander-Griffbrett.

Angesichts des Preises und des Klangs (gleich mehr dazu) finde ich die Wahl dennoch völlig in Ordnung. Die ab Werk aufgezogenen Elixir-Saiten laufen über ein freischwebend eingestelltes Babic FCH 2-Point-Vibrato aus der Z-Serie schnurgerade über einen Graphitsattel bis hin zu den Sung-Il-Locking-Mechaniken.

Babicz-Vibrato mit 2-Punkt-Aufhängung (Bild: Dieter Stork)

Für die elektrische Übertragung dürfen bei den ST-Modern-Plus-Gitarren die in ein mintgrünes Schlagbrett montierten Pickups des koreanischen Herstellers Tesla ran – ein VR-Nitro-AlNiCo-5-Humbucker (splitbar) mit Chrom-Cover sowie zwei TV-S1M-Singlecoils sorgen dafür, dass es etwas zu hören gibt. Geregelt werden die Gitarren mit je einem Master-Volume- und einem Master-Tone-Regler, die in hochgezogenem Zustand den Steg-Humbucker in einen Singlecoil verwandeln.

(Bild: Dieter Stork)

Die grundsätzliche Verarbeitung der ST-Modern-Plus-Strats kann ich – vor allem angesichts des Preises – nur als beeindruckend bezeichnen. Was hier an Genauigkeit abgeliefert wird, kenne ich sonst nur von Instrumenten, die um ein Vielfaches teurer sind. Vor allem die wirklich sehr saubere Bundierung habe ich in dieser Preisklasse noch nie gesehen. Wo so viel Licht ist, entsteht natürlich unweigerlich Schatten: Die Verschraubung der Schlagbretter wirkt bei allen vier Testinstrumenten etwas unsauber; manche der Schrauben sitzen etwas windschief in ihren Löchern.

Beim ersten Anspielen war bei zwei Modellen bei Bendings auf den Diskantsaiten ein deutliches Knacken im Bereich des Sattels hörbar – ein Zeichen für eine etwas zu enge Kerbung. Etwas irritierend finde ich, dass auf der Rückseite der Kopfplatte nicht wie eigentlich üblich eine Angabe zur Herkunft zu finden ist. In Zeiten, in denen Transparenz von Produktionsstätten eine zunehmende Rolle bei Kaufentscheidungen spielt, hätte ich diese Information gerne gehabt. Nichts desto trotz bleibt in Bezug auf Verarbeitung und Material ein überaus positiver Eindruck hängen.

Praxistest und Resümee auf Seite 2

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