Klassisch inspiriert – modern interpretiert

Edelarbeiter: Vincent Akkurat PJ Modern Gold im Test

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(Bild: Dieter Stork)

MODERN INTERPRETIERT

So viele schöne Details, was bedeutet das für Bespielbarkeit und Sound? Der Akkurat PJ Modern Gold kommt absolut perfekt eingestellt aus dem sehr guten Gigbag, trotzdem komme ich natürlich meiner Testerpflicht nach und drehe an allen Stellschrauben. Das geht leicht mit dem beiliegenden Werkzeug, das an einem Holzgriff den Inbus für den Steg und einen Metallstift für das Speichenrad des Zwei-Wege-Stahlstabes am Halsende vereint. Die Saitenlage ist dann selbst mir zu flach, aber immer noch schnarrfrei – Zeugnis einer absolut präzisen Bundabrichtung. Ein Nebeneffekt der Wärmebehandlung des Ahorns ist, dass kaum Oberflächenbehandlung nötig ist. Der Akkurat kommt mit geöltem Hals und fasst sich poliert, holzig, und warm an – der perfekte Handschmeichler.

Damit das so bleibt, liegen dem Bass ein Poliervlies und ein Fläschchen Öl bei, mit dem man die Oberfläche bei Bedarf wieder in den Neuzustand versetzen kann. Doch bis es soweit ist, liegen viele Stunden Spielzeit auf dem einladend schlanken C-Profil vor einem. Die gute Balance im Sitzen wie am Gurt bei geringem Gewicht sorgt für Entspannung, entsprechend locker geht es durch die Lagen. Unterstützt vom Compound-Radius, der von vintage-typischen 7 ¼ Zoll am Nullbund auf moderne 12 Zoll steigt. Bemerkenswert, wie jeder, wirklich jeder Ton auf dem Griffbrett mit definiertem Attack anspricht und mit gesundem Sustain ausklingt. Vielleicht auch ein Effekt der dezent verlängerten Mensur?

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Deadspots hingegen sind absolut Fehlanzeige. Lauter als andere Bässe ist der Vincent trotz der Waben im Korpus nicht, dafür aber sehr resonant. Ein feines Fundament, das die Häussels in einen exzellenten Ton verwandeln! In der Mittelstellung des Balancereglers lässt der Bass genau die Auslöschungen hören, die ich an PJs so mag. Mit Plek wie gezupft entfaltet der überaus dynamische Ton einen guten Snap, ein solides Bassfundament und ordentlich tiefe Mitten für souveräne Tragfähigkeit – ein perfekter Allrounder. Was fehlt, oder eben nicht, ist das leichte Brummen einer Splitcoil/Singlecoil-Kombination.

Nebengeräusche gibt es auch beim Stegpickup solo nicht, der trotz Humbuckerbauweise und angepasster hoher Ausgangsleistung immer noch die Sensibilität eines regulären Singlecoils besitzt, aber auch ohne Amp-Nachhilfe genügend Fülle hat. Daran mangelt es dem P-Pickup definitiv nicht. Die typische Kehligkeit im Ton wird von sauberen Bässen und ebenso sauberen Höhen flankiert. Freundinnen und Freunde der gepflegten Rotzigkeit werden in diesem eher modernen Sound vielleicht etwas vermissen, aber mit der gut abgestimmten Höhenblende lässt er sich auch traditioneller und wärmer gestalten. Schon beim letzten Test ist mir positiv aufgefallen, wie gut der Balanceregler funktioniert, obwohl er rein passiv ausgelegt ist. So ist es auch hier: Auf jedem Millimeter passiert etwas, feine und feinste Mischungen sind einstellbar.

(Bild: Dieter Stork)

RESÜMEE

Die Vincent Akkurat PJ Modern Gold mit seinen True Tone Attributen macht mich zu einem True Believer. Die Detailverliebtheit von Vincent spiegelt sich in einem mühelos spielbaren Instrument wider, bei dem jeder Ton sauber definiert ist und von den Häussels in eine klassisch-moderne Klangkultur ohne Nebengeräusche umgesetzt wird. Dazu eine spektakuläre Optik und eine absolut makellose Verarbeitung, die zusammen mit dem guten Zubehör den Preis absolut angemessen erscheinen lassen. Wer die Chance hat, diesen oder einen anderen Vincent zu spielen – tut es! Aber Vorsicht: Es fällt wirklich schwer, den Bass wieder aus der Hand zu legen …

PLUS

  • Bespielbarkeit
  • Sound
  • Balanceregler
  • Innovative Details
  • Brummfreiheit
  • Gewicht
  • Balance
  • Zubehör


(erschienen in Gitarre & Bass 10/2024)

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