Edelarbeiter: Vincent Akkurat PJ Modern Gold im Test
von Jogi Sweers, Artikel aus dem Archiv
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(Bild: Dieter Stork)
Es ist schon etwas her, dass wir Vincent-Bässe im Test hatten. Eine schöne Fügung, dass wir ein neues Modell unter die Lupe nehmen können, welches den schon bekannten Akkurat PJ mit einer neuen Pickup-Konstellation kombiniert. Das Ergebnis ist, zumindest meiner bescheidenen Meinung nach, umwerfend.
Was Johannes Pöhlmann und sein Team da gebaut haben, basiert natürlich auf dem klassischen Preci, aber in sorgfältiger Handarbeit wird jedes Detail des Vintage-Designs noch einmal auf den Prüfstand gestellt, bis es keine bloße Kopie mehr ist, sondern ein Vincent-Original.
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KLASSISCH INSPIRIERT
Wo fängt man bei einem Bass wie dem Vincent Akkurat PJ Modern Gold an? Ich beginne mit der Optik. Die goldene Lackierung ist ebenso exzellent wie spektakulär. Nicht nur, dass es selbst unter der Lupe keine Unebenheiten oder Bearbeitungsspuren gibt, die Lackierung hat auch eine unheimliche Tiefe, bei der ich das Gefühl habe, unter dem Klarlack 3D-Goldflitter-Landschaften zu sehen. Ich könnte mir den Bass gut mit einem durchsichtigen Schlagbrett vorstellen, aber auch mit dem weißen, leicht grünlichen Pickguard, das für mich sehr gut zu den cremefarbenen Pickups passt. Unter der perfekten Lackierung verbirgt sich ein extrem leichter Erlenkorpus.
Die Vincent-Bässe entstehen unter dem Motto „True Tone“. Auf der Suche nach dem wahren Ton lässt Johannes seine ganze Erfahrung in jedes Detail seiner Instrumente einfließen. Konkret bedeutet das für den Korpus, dass er gezielt mit zahlreichen Bohrungen versehen wird, die durch die aufgeleimte Decke am fertigen Bass unsichtbar sind. Das Comb-Chambered-Verfahren sorgt für weniger Gewicht, schnelle Ansprache und satten Ton. Relativ neu im Vincent-Repertoire ist der geröstete Hals. Der torrefizierte Ahorn hat neben einer veränderten Struktur auch eine absolut gleichmäßige, satte braune Farbe bekommen, die mit ihrem „dark roast“ sehr nach Palisander aussieht, was durch den natürlich hellen Skunk-Stripe noch unterstrichen wird. Ebenfalls helle Dots weisen den Weg durch die Lagen, die Bünde sind erwartungsgemäß sauber eingesetzt und die Bundenden akribisch abgerundet.
Vincent-typisch ist der Nullbund, die Saitenführung übernimmt der True-Tone Carbon Saitenniederhalter, in dessen Unterseite dem Saitendurchmesser entsprechende Kerben eingefeilt sind. Die Stimmmechaniken stammen von Hipshot, was neben der grundsätzlichen Qualität der Mechaniken auch ein Garant für ein geringes Gewicht an der Kopfplatte ist. Die Wickelachsen sind konisch und ziehen so die Saiten automatisch nach unten zur Kopfplatte. Theoretisch wäre das wegen des Niederhalters gar nicht nötig, aber auch das ist ein feines Detail.
Detailverliebt geht es weiter mit der True Tone Bridge aus Edelstahl im Semi-Strings-Thru-Body-Design. Die Saiten können entweder durch die massive Grundplatte gefädelt oder in Löcher in selbiger eingehängt werden, wodurch sich ein Knickwinkel ähnlich einer durch den Korpus gezogenen Saite ergibt. Die Saitenreiter lassen sich in Oktave und Saitenlage einstellen, wobei die Madenschrauben so bemessen sind, dass sie bei eher flacher Action kaum aus den Reitern herausragen. Zwei Führungsrillen verhindern ein seitliches Verrutschen.
Vincent nennt die Pickup-Bestückung „PJ Modern“, der Testbass ist der erste, der damit ausgestattet ist. Das Setup entstand in Zusammenarbeit mit Ridin’ Bass, dem koreanischen Partner-Vertrieb, der den Wunsch erfolgreicher Session-Musiker nach PJ-Pickups mit einander angepasstem Output und brummfreiem Jott-Pickup am Steg weitergab. Harry Häussel liefert die entsprechenden Aggregate: einen regulären Splitcoil und einen heiß gewickelten Stacked Humbucker. Optisch bleibt alles beim Alten, haptisch auch. Die abgerundeten Pickup-Cover fühlen sich beim Auflegen des Daumens sehr, sehr angenehm an. Die auf einer separaten Metallplatte montierten Potis regeln Volume, Balance und Tone. Die Lötarbeiten sind sauber ausgeführt, die Abschirmung ist perfekt. Beim Zuschrauben der Controlplate fällt auf, wie sauber sie am Schlagbrett anliegt, wo ich beim letzten Test noch eine etwas ungenaue Verbindung bemängelt hatte. Auch der Ausschnitt für den Splitcoil ist exakt gearbeitet.