Dr. Z Maz 8 im Test

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Röhren-Topteil für E-Gitarre von Dr. Z, cremefarben
(Bild: Dieter Stork)

 

In einem älteren Interview erzählt Michael Zaite, dass 1992 ein entscheidendes Jahr für ihn war. Damals mit seinen Ambitionen noch in den semiprofessionellen Kinderschuhen, fand ein gewisser Joe Walsh Gefallen an einem seiner Amps und nahm diesen schließlich mit auf Tour mit den Eagles: Das war der entscheidende Startschuss für das Unternehmen, das 2012 ein kleines Jubiläum feiern kann.

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Michael Zaite ist Dr. Z. Natürlich. Wie er zu dem Namen kam? Nun, während er über seinen Papa, der als Radio-/Fernsehtechniker arbeitete, schon frühzeitig „elektrisiert“ wurde, führte ihn seine Ausbildung doch zunächst in die High-Tech-Welt der „Medical Electronics“. Seinen eigenen Aussagen nach war er ein ziemlicher Crack, was „nuclear medicine cameras“ anging. Der Nick Doctor Z drängt sich von daher ja geradezu auf.

Sein in der Medizin gewonnenes Wissen war ihm, der seit frühester Kindheit auch schon an Instrumentenverstärkern und P.A.-Systemen herumlötete, später eine wertvolle Hilfe. Wie z. B. in Sachen Erdung. „Man kann jemanden, der an lebenserhaltenden Maschinen hängt, nicht scannen und dabei riskieren, dass er womöglich einen elektrischen Schlag kriegt. Deswegen müssen die Erdungsfehlerströme sehr, sehr niedrig sein. Eine Art, mit diesem Problem zurechtzukommen, war, ein spezielles Aluminium zu verwenden, (Chromate Converted Aluminium), das fast so gut leitet wie Kupfer, aber wesentlich billiger ist. Als ich das bei meinen Amps verwendete, wurden sie deutlich lebendiger und impulsfreudiger.“

Guck an, Geheimnisse hat der Mann wohl nicht, gibt hier wichtige Rezepturen preis. Wie er auch betont, das insbesondere die Qualität beider (!) Trafos, Netz und Ausgang, sehr wichtig für den Ton sind, die Machart der Widerstände dagegen eine untergeordnete Rolle spielt. Offensichtlich gehört für ihn aber immer dazu, das technische Konzept geradlinig zu halten: Unter den augenblicklich 20 Modellen gibt es nur eines mit Channel-Switching. Die anderen glänzen zum Teil mit erklärtem Minimalismus, wie z. B. dem Modell Carmen Ghia (2× EL84) zwei Regler reichen, Tone und Volume.

 

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Perfekte Verarbeitung, kaum noch zu toppen (Bild: Dieter Stork)

 

Konstruktion des Dr. Z Maz 8

Unser Testkandidat ist von einem schon länger existierenden Modell abgeleitet, dem in der Gemeinde populären MAZ 18 (s. a. Test in Ausgabe 01/2007). Der macht mit zwei EL84 soviel Dampf, dass er locker auf größeren Bühnen bestehen kann. Für manchen Anwender schon zuviel Kraft. Also war Abspecken die Devise. Das liegt ja auch im Trend: Purer Röhrenton in der Sättigung am Sweet-Spot, aber bitte in kommoder Lautstärke, den Wunsch hört man am Verkaufstresen in letzter Zeit öfter. Zack, eine EL84 raus, der Kathodenbias und die dicke GZ34-Gleichrichterröhre sind geblieben. Die solcherdings nominal auf acht Watt reduzierte Leistung lässt sich weiter verringern, weil die EL84 von Pentoden- auf Trioden-Betrieb umgeschaltet werden kann (Rückseite).

Da ein Master-Regler vorhanden ist, kann der Volume-Pegel der Vorstufe unabhängig von der Lautstärke variabel ausgesteuert, sprich die Vorverstärkung variiert werden. Das sorgt nicht nur für Kontrolle über Sättigungs-/Zerranteile, sondern hat auch einigen Einfluss auf das Frequenzbild. Die Funktion der Dreibandklangregelung wird ergänzt durch das Cut-Poti, das wie bei Voxens AC30 die Treble-Brillanz in Zaum hält. Gleich daneben sehen wir den Reverb-Regler, der die Effektanteile einer klassisch röhrengetriebenen Federhalleinheit reguliert. (Ein kurzes System, von Antique Electronic Supply, die unter dem Namen MOD Vintage-Replikas alter Hammond-Accutronics-Modelle feilbieten.)

Externe Effekte können über einen seriellen Einschleifweg an den MAZ 8 angeschlossen werden. Neben den entsprechenden Buchsen an der Rückseite gibt es ein weiteres Extra, das dem puristischen Amp die Funktion einer Art Kanalwechsel/Sound-Umschaltung verleiht, ein Bypass der Klangregelung/EQ per Fußschalter. Ansonsten hat der Amp noch drei Speaker-Outs mit den gängigen Abschlussimpedanzen (4, 8, 16 Ohm) im Angebot.

Dr. Z war damals ein Pionier der Boutique-Amp-Bewegung und gehört heute erst recht zur Crème de la Crème des Genres. Man braucht kein Techniker zu sein, um das z. B. an der reinen Substanz zu erkennen. Man werfe mal einen Blick auf das Innenleben des Chassis, gelle, genüsslicher Anblick: Die Verarbeitung ist ganz einfach exzellent wie natürlich auch die Bauteile höchsten Ansprüchen gerecht werden. Lassen wir es so stehen, man muss ja nicht jedes Detail abfeiern. Doch eines noch, unbedingt, weil es Seltenheitswert hat: Für die Befestigung der Bauteile oben/außen, die Röhrenfassungen etc., sind Gewindeeinsätze in das Alu-Chassis eingenietet, hehe! Na ja, die Teile sind so natürlich auch leichter zu montieren.

Ungewöhnlich ist im Übrigen die Röhrenbestückung. Ein „wilder“ Mix unterschiedlicher Fabrikate (Details s. Übersicht). Darunter auch eine 12AX7-Mullard aus russischer Fertigung. Die Reflektor-Fabrik stellt dieses Reissue der legendären britischen Röhre her.

Noch zur Information: Die beiden Gummiringe an der EL84 dienen der Resonanzdämpfung (im HiFi-Bereich schon länger eine angesagte Maßnahme).

 

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Puristischer Amp mit praxisdienlichen Extras (Bild: Dieter Stork)

 

Der Dr. Z Maz 8 in der Praxis

Da staunt der Laie und der Fachmann wundert sich nicht: Es zeigt sich mal wieder, was ein groß dimensioniertes, potentes Netzteil ausmacht. Mit der vermeintlich harmlosen Leistung kommt der MAZ 8 alles andere als schmalbrüstig daher. Das Bürschchen hat mächtig Kraft und klingt in allen Lebenslagen höchst dynamisch. Der Charakter der Sound-Formung ist ganz deutlich von britischen Eigenschaften geprägt. Plakativ auf einen Punkt gebracht in etwa eine Mischung aus Marshalls Modell 2061 und einem alten AC30. Letzterer drängelt sich in der Vordergrund, weil der MAZ 8 diese extreme Glasigkeit in den Höhen herausfaucht, die ganz eigentümlichen Biss hat, fordernd und extrovertiert, aber nie nicht nervt. Ein Gedicht, was er im Team mit einer guten Strat oder Tele an musikalischen Weisheiten von sich gibt.

Besonders edel und markig, wenn Alnicos als Sprachrohr dienen, hier vor Ort Bulldogs von Celestion und Weber, wobei Letztere meines Erachtens nach die Nase vorn haben. Ein Greenback zähmt den MAZ 8, ist aber ebenfalls eine sehr gute Wahl. Es können auch gerne zwei davon an den Start kommen, Energie ist genügend da.

Die Klangregelung arbeitet sehr nachhaltig und differenziert, sprich, die gegenseitige Beeinflussung der Bereiche ist relativ gering. Im Bassbereich kann der Amp nur begrenzt aufholen, was einem Instrument vielleicht fehlt, dafür hält er die Leibesfülle einer dicken Paula sehr gut im Griff. In sich ist die Funktion des EQ jedenfalls absolut stimmig und sorgt kreativ für eine große klangliche Bandbreite. Wobei der Cut-Regler bewirkt, dass man in der Vorstufe die Höhen kräftig ausreizen kann und trotzdem die Balance nicht flöten geht.

Der MAZ 8 addiert früh Sättigungsanteile in den Sound, richtig cleane Einstellungen sind insofern nur begrenzt sein Ding. In vorbildlich feiner Auflösung, sehr harmonisch, gehen die zunächst feinen Anzerrungen Stück für Stück in fette Distortion über, wobei der Schalldruck ca. auf halbem Wege nur noch wenig zunimmt. Jawoll, so will man einen Wenigwatter haben, perfekt kontrollierbar bei dezent angepasster Lautstärke; die Mädels vom Kaffeekränzchen nebenan würden trotzdem noch vom Hocker fallen, der Pegel passt nicht für die Mietwohnung. Wer aber unaufdringlich im Club genussvoll die schönsten Seiten der puren Röhren-Distortion erleben will, liegt genau richtig.

Der MAZ 8 liefert die hochdotierten Verhaltensweisen, von denen beim Thema Vintage-Amps immer die Rede ist, in Reinkultur. Super sensitiv in der Ansprache, die Kompression ohne Schmodder. Und der Verstärker hat vielen anderen Mitstreitern etwas Entscheidendes voraus: Er kann regelrecht highgainig werden, wie ein moderner Lead-Kanal, mit satter Zerr-Intensität, verliert dabei aber nicht die Konturen. Indem man den EQ-Bypass nutzt, der als kräftiger Distortion-Nachbrenner auftritt, kann man dieses Sound-Verhalten noch weiter auf die Spitze treiben. Im alltäglichen (?) Leben auf der Bühne erweist sich die Fußschaltfunktion beim Wechsel zwischen Begleitung- und Solopassagen als zweckdienlich.

Lobenswert ist auch, wie elegant Dottore Z in dieses Konzept den Hall integriert hat. Der wohlklingende Effekt ist jederzeit brauchbar, ohne dass er die Wiedergabe vernebelt. Etwas skeptisch mag man in so einem Kontext dem Einschleifweg gegenüberstehen. Bei Vintage-Konzepten, die ja ganz entschieden mit dem Übersteuern der Endstufe arbeiten, scheint so was fehl am Platze. Richtig, nahe der Vollaussteuerung kann auch der MAZ 8 mit dem FX-Weg wenig anfangen. In moderateren Gefilden passen die Pegel an Send und Return (ca. 0 dB), sodass auch Delays/Reverb von extern bestens zur Geltung kommen.

 

Resümee

Höchst anspruchsvoll verarbeitet, eine Wonne im Ton, ideales Vintage-Benehmen, alles in Allem feinste Boutique-Ware, und trotzdem längst nicht so „fürchterlich“ teuer wie manche von den Apothekenkisten in dem Segment. Schwächen förderte der Test nicht zu Tage. Eitel Sonnenschein, Preis und Leistung stehen ganz klar in einem unkritischen Verhältnis.

 

Übersicht

Fabrikat: Dr. Z

Modell: MAZ 8

Gerätetyp: E-Gitarren-Verstärker, Topteil, ein Kanal

Herkunftsland: USA

Technik: Vollröhrenbauweise, Röhrengleichrichtung

Röhrenbestückung: Eintaktendstufe m. 1x EL84, Kathodenbias; Vorstufe: 5x 12AX7 v. Tung-Sol, Ruby (Russia), JJ, Sovtek (12AX7WB), Mullard (Russia); Rectifier: GZ34S/JJ

Leistung: max. ca. 8 Watt, (Herstellerangabe)

Gehäuse: Schichtholzplatten (ca. 19 mm), Kunstlederbezug, Metallkappen an allen Ecken, Gummifüße, Tragegriff a. d. Oberseite, Lüftungsgitter an Ober- u. Rückseite

Chassis: Alu-Blech (ca. 2,3 mm), stehend montiert, Röhren mit Federklammern bzw. Blechhülsen gesichert

Anschlüsse: Front: Input-Hi, -Lo; Rückseite: 3 Lautsprecheranschlüsse (1x 16, 1x 8, 1x 4 Ohm), Footswitch (EQ-Bypass), Netzbuchse

Regler: Front: Volume, Treble, Middle, Bass, Reverb, Cut, Master

Schalter/Taster: Front: Standby, Power; Rücks.: Pentode/Triode

Effekte: röhrenbetriebener Federhall

Einschleifweg: ja, seriell, hochpegelig, bedingt bei 0 dB nutzbar

Besonderheiten: mehrere Tolex-Farben lieferbar: schwarz, blond, rot

Gewicht: ca. 12,7 kg

Maße: ca. 490 x 235 x 245 BHT/mm

Vertrieb: ProGuitar

90592 Schwarzenbruck

www.proguitar.de

Zubehör: Netzkabel

Preis: ca. 1540

 

Plus

  • sehr markante, variable Sounds
  • Vorbildliche Dynamik u. Ansprache
  • Sehr harmonisches Zerrverhalten
  • Detaildarstellung
  • sehr geringe Nebengeräusche
  • exzellente Verarbeitung bzw. Qualität d. Bauteile

Kommentar zu diesem Artikel

  1. Die Beurteilung klingt für mich etwas übertrieben. Insbesondere was manche Bauteile betrifft. Insbesondere denke ich da an die Netzteil-Elkos in meinem Dr. Z. MAZ 18 jun.: das waren nämlich Illinois Capacitors (IC) made in Taiwan, die schon ab Werk defekt sind und unmusikalisch klingen.
    Die verwendeten Drähte sind mit billigem PVC isoliert, mit dem wohl nur ein absoluter Lötprofi arbeiten kann, ohne dass sie großräumig schmilzt.
    Das schlimmste aber ist der vollig fehlende Support von Dr. Z.: man kriegt keinen Schaltplan und der Servicetechniker ist per E-mail schlichtweg unverschämt arrogant und präpotent.
    Also liebe Gitarristenkollegen: bleibt lieber bei Euren Fenders und Boogies, die super klingen und nicht wie Stereoanlagen 😉
    Keep on rocking !

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