No pain, no gain

Doppelter Spaß: Darkglass Electronics DFZ Duality Fuzz

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(Bild: Dieter Stork)

Schon als wir den Darkglass B1K in der letztjährigen Oktober-Ausgabe testeten, war klar, dass da noch mehr Mini-Pedale kommen. Et voilà: Hier ist nach dem Mini-Verzerrer das Mini-Fuzz! Nach der Miniaturisierung des B3K ist jetzt das nicht mehr im Programm befindliche Duality Fuzz dran, wofür sogar der Name auf die kompakte Abkürzung „DFZ“ geschrumpft wurde.

Kann mich auch dieses Pedälchen wieder so überzeugen wie der erste Streich? Ich kann schon mal so viel vorwegnehmen: jein.

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NO PAIN, NO GAIN

Was man Darkglass einfach lassen muss: Verpacken können sie! Ein schicker schwarzer Karton mit Einschub, in dem gut gepolstert das Pedal liegt, das mich mit seinem matten Rosé-Metallic-Look an ein Smartphone erinnert. Als Zugaben gibt es Gummifüße zum Aufkleben, einen Darkglass-Aufkleber, ein Plektrum und die ziemlich knappe Anleitung. Vier Regler hat der große Bruder zu bieten, die gibt es auch beim DFZ. Wie beim B1K wurden zwei davon nach innen verbannt. Draußen bleiben durften Level, mit dem der Ausgangspegel eingestellt wird, und Duality. Dahinter verbirgt sich das Herzstück des Pedals, denn hier kann stufenlos zwischen zwei grundverschiedenen Fuzz-Sounds übergeblendet werden.

Ebenfalls obenauf ist logischerweise der Fußschalter, der bei Betätigung satt reagiert und ein zartes weißes Leuchten auslöst, das sich zwischen den konzentrischen Reglern zeigt und auch das Pedal unterhalb des äußeren Level-Rings erhellt. Könnte fast etwas zu zart sein und auf hellen Bühnen nicht gut zu sehen. Beim B1K fiel der Kontrast durch das schwarze Gehäuse stärker aus. Seitlich finden sich am DFZ die Klinkenbuchsen für In- und Output, unterhalb der Eingangsbuchse sitzt auch der Anschluss fürs Netzteil. Ob mit einzelnem Netzteil oder auf dem Pedalboard, diese Positionierung macht die Stromversorgung leicht fummelig. Die gute Nachricht ist dafür, dass das Pedal, das ohne Netzteil kommt und keinen Platz für eine Batterie hat, mit einem ganz normalen 9V-Adapter zufrieden ist.

Filter- und Blend-Regler (Bild: Dieter Stork)

An die beiden versteckten Regler gelangt man, indem man eine magnetisch gehaltene Platte im Boden öffnet, zum Beispiel per Plektrum – sehr clever! Das Plektrum macht sich auch gut, um die beiden Trimpotis zu justieren. Mit denen sollte man vorsichtig umgehen, die sind natürlich bei weitem nicht so robust wie normale Regler, aber auch nicht zu wackelig und vor allem gut abzulesen. Hier kann mit „Filter“ einerseits der Höhenbereich des Fuzz-Signals bearbeitet werden, andererseits kann per „Blend“ die Lautstärke des zugemischten Direktsignals festgelegt werden. Das war’s auch schon an Ausstattung, auf in die Praxis!

Sound und Resümee auf Seite 2

(Bild: Dieter Stork)

FU(N)ZZT!

Legen wir mal mit komplett ausgeschaltetem Clean-Signal und ganz aufgedrehtem Filter los. Anders als man anhand der Beschriftung denken könnte, muss dafür Blend auf Plus stehen und Filter auf Minus. Minus ist also beim Blend als „weniger Fuzz“ zu interpretieren, Plus beim Filter als „mehr Höhen werden gefiltert“. Mit dem Duality-Regler ganz nach links und dem Level frei nach Gusto eingestellt serviert das Pedal ein großartiges „gated Sägezahn“-Fuzz mit einer sehr schön kaputten, bröckeligen Ausklingphase.

Bevor der Ton wegbröckelt steht reichlich Sustain zur Verfügung, singende Linien sind kein Problem. Wie der große Bruder verzichtet auch der DFZ auf einen Gain-Regler. Darkglass-Electronics-Gründer Douglas Castro hat seinerzeit viel ausprobiert, bevor er sich dafür entschied, das Duality Fuzz mit fest nach seinem Geschmack eingestelltem Gain zu produzieren. Gerade beim Gated-Fuzz finde ich das schade, denn mit weniger Input und entsprechend härter zupackendem Gate lassen sich bezaubernd stupsige Synthie-Bass-Sounds kreieren, die geradezu darum betteln, mit einem Envelope-Filter und/oder Octaver kombiniert zu werden. Behelfen kann man sich mit zugedrehtem Volume-Regler am Bass und entsprechend höheren Level-Stellungen, nur einfaches An-/Ausschalten des Effekts ist dann nicht ohne Weiteres drin.

Oder man schleift den DFZ in einen Signal-Looper mit regelbaren Sends und Returns ein. Ganz ohne geht es am anderen Ende: Das feinkörnig-feurige High-Gain-Fuzz gefällt mir genauso wie es ist am besten! Kontrollierbarer und berechenbarer, bei gleichzeitig praktisch endlosem Sustain, kommt diese Seite moderner rüber, ohne zu matschen. Nun hat das Pedal ja keinen Umschalter zwischen diesen beiden Sounds, sondern ein stufenloses Poti, und das macht richtig Spaß! Zwischen den beiden Extremen liegen viele Schattierungen, von denen ich jede einzelne mag. Je weiter es zum Gated-Fuzz rübergeht, desto mehr fange ich wieder an, mit dem Eingangspegel zu spielen.

Alle Sounds finde ich so schon überzeugend, aber die beiden internen Regler wollen ja auch noch mitspielen. Der Filter macht exakt was er soll: je weiter er zugedreht wird, desto mehr wird der Höhenbereich entschärft. Das kann schon zu viel werden, aber es gibt ja noch den Blend. Der funktioniert etwas anders als erwartet. Hier wird nicht das Mischverhältnis geregelt, sondern die Lautstärke des Clean-Signals, zu dem dann per Level der Fuzzton zugemischt wird. In der Extremstellung bleibt dann nur der Clean-Ton in der gleichen Lautstärke wie auf Bypass geschaltet. Im Bereich zwischen ganz ohne Clean-Signal und bis kurz vor vollem Signal, liegt dafür ein breites nutzbares Feld.

Schon gar nicht so weit aufgedreht, gibt das Direktsignal dem Fuzz Definition und zusätzliches stabiles Fundament. Das macht mir persönlich umso mehr Spaß, je weiter es in Richtung reines High-Gain geht. Als weiterer Spaßfaktor entpuppt sich das Zusammenspiel zwischen Höhenregelung am Bass (aktiver Höhenregler oder passive Tonblende gehen gleich gut) und dem Filter im Pedal. Scharfe Höhen vom Fuzz, dafür ein warmes Clean-Signal mit am Bass reduzierten Höhen, oder umgekehrt ein knalliger Clean-Sound zugemischt zu einer stärker gefilterten Zerre, auch da tun sich unzählige Möglichkeiten auf. Und da komme ich zum möglichen Problem mit dem Kistchen …

Beim B1K hatte ich schnell eine Einstellung für die internen Regler gefunden, die mir einen guten Grundsound gab, den Rest konnte ich über die beiden zugänglichen Potis nach Gusto anpassen. Beim DFZ habe ich die Klappe fast dauernd offen, weil es einfach zu viel Spaß macht, mit ALLEN Reglern zu arbeiten.

RESÜMEE

Wie das B1K schafft es das DFZ, den Klang und die Regelmöglichkeiten seines großen Bruders mit einem äußerst Pedalboard-freundlichen kleinen Fußabdruck zu vereinen. Da müssen keinerlei Abstriche gemacht werden, zudem ist das Pedal wirklich günstig – dafür Hut ab. Noch mehr Applaus gibt es dafür, dass es – für ein Fuzz ungewöhnlich – so gut wie keinen unbrauchbaren Sound gibt. Selbst extreme Einstellungen lassen sich musikalisch einbauen, wenn nicht als Grundsound, dann als Effekt im wahrsten Sinne. Schön also, dass Darkglass dieses Pedal (wieder) anbietet.

Die Interaktivität aller Regler würde es mir schwer machen, das DFZ auf dem Pedalboard zu fixieren, ohne leichten Zugang zu Clean-Blend und Filter. Ob das schicke Pedal also nicht nur klanglich sondern auch in der Handhabung den eigenen Geschmack trifft, muss im persönlichen Test festgestellt werden, den ich auf jeden Fall allen Fuzz-Liebhaber:innen wärmstens ans Herz legen möchte.

PLUS

  • Sounds / Möglichkeiten
  • stabile Bauweise
  • Nebengeräuschverhalten
  • Fußschalter
  • Konzept

MINUS

  • Blend- und Filter-Regler auf dem Pedalboard nicht zugänglich


(erschienen in Gitarre & Bass 03/2023)

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