Die Traveler Guitar Ultralight Steel & Nylon im Test
von Heinz Rebellius,
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Es gibt sogar demontierbare Alphörner, die Bergsteiger im Rucksack mitnehmen können, um vom Gipfel den Er folg der Besteigung in Täler, Wiesen und Felder verkünden zu können – warum soll es da nicht auch Gitarren geben, die man überall hin mitnehmen kann?
Traveler Guitars haben ein Riesensortiment an Gitarren für unterwegs – allesamt winzige Leichtgewichte, die locker in jeden Koffer oder Rucksack passen. Ganz besonders leicht sind – wie der Name schon verrät – die neuen Ultralight-Modelle Steel und Nylon.
Konstruktion der Traveler Guitar Ultralight
Nicht dass jetzt einer denkt, die eine Gitarre wäre aus Stahl, und die andere aus Nylon … Natürlich handelt es sich bei diesen reiselustigen Schwestern um die Ultralight-Versionen einer Stahlsaiten- bzw. Nylonsaiten- Gitarre. Oder Genre-spezifisch: einer Western-bzw. einer Klassik-Gitarre. Wobei Willie Nelson … aber das ist eine andere Story. Beide Ultralights sind in vielen ihrer Eigenschaften identisch – einteiliger, seidenmatt lackierter Ahornkorpus, Palisandergriffbrett, Shadow Piezo-Pickup, 625-mm-Mensur – unterscheiden sich aber in Punkten wie z. B. der Griffbrettbreite und der Mechaniken. (siehe Übersicht!)
Wenn man eine Gitarre so klein wie möglich halten will, dann muss sie Federn, bzw. Kopf und Flügel lassen. Seit den seligen ersten Headless-Tagen weiß man, dass das ohne Probleme zu bewerkstelligen ist. Die Saiten werden nun oben am Sattel in einem Metall-Endstück eingehängt, die Mechaniken wandern an das andere Ende der Gitarre. Traveler hat diese Frage besonders geschickt gelöst, denn diese sitzen an zwei rückwärtigen Leisten in entsprechend großen Aussparungen des kleinen Korpus, die Flügel nach vorne gerichtet, sodass einigermaßen locker für eine gute Stimmung gesorgt werden kann. Die Saiten laufen über große Umlenkrollen aus Plastik am Ende des Korpus hin zu den Mechaniken. Im satt gepolsterten Gigbag befindet sich nicht nur ein spezieller Schlüssel zur Einstellung des Halsstabes, sondern auch ein Metallbügel, der in die untere Zargenseite ein-gesteckt werden kann und so ein Spielen der Winzlinge auch im Sitzen ermöglicht.
Die Ultralight-Modelle wirken klug ausgedacht, aber grob gebaut. So ist der Steg mit zwei sichtbaren Holzschrauben auf den Body geschraubt, ebenso wie die beiden Leisten, an denen die Mechaniken befestigt sind. Auch das mit einem Kabelbinder befestigte Trageband am Kopf wirkt recht rustikal. Elegant ist anders, aber robust ist dies allemal. Und das ist vielleicht beim Reisen gar nicht mal so unwichtig.
Ein Shadow-Piezo-Pickup unter der Steigeinlage nimmt das Signal der Saiten ab und leitet es zu einer für Akustik- Gitarren üblichen Endpin-Buchse, an der auch ein Gurt befestigt werden kann. Das Abnahmesystem ist passiv, also ohne interne Vorverstärkung, ausgelegt.
Lautstärke- und Klangregelung suchen wir hier ebenfalls vergeblich.
Praxis
Ja – die Traveler-Gitarren lassen sich bequem sowohl im Sitzen als auch mit einem Gurt im Stehen spielen. Und hat man sich erst einmal daran gewöhnt, dass der rechte Unterarm nichts zum Drauflegen vorfindet, ist der Spielkomfort eigentlich recht normal. Auch gewöhnungsbedürftig ist das sich kaum verdickende Halsprofil, das sogar am Sattel etwas dicker ist als in den oberen Lagen.
Der akustische Sound beider Gitarren ist, wie man es von kopflosen Instrumenten her kennt, von einem schnellen Attack und einem gleichmäßigen Klangverlauf und gutem Sustain geprägt. Die Lautstärke der einzelnen Saiten kommen ausgewogen rüber. Für das zünftige Lagerfeuer-Feeling ist das natürlich zu leise, da müsste ein kleiner Batterie-Verstärker mit auf die Reise. Wie auch immer – die beiden Traveler-Gitarren sind in der Tat nur verstärkt sinnvoll nutzbar. Ihre Piezo-Pickups übertragen einen nicht gerade basslastigen Sound, der dafür aber mit reichlich Höhen glänzt, im wahrsten Sinne des Wortes. Wenn wir am Verstärker die Bässe anheben und die Höhen drosseln, kommt ein mehr als brauchbarer Piezo-Sound heraus, mit dem sich prima und nahezu vollwertig spielen lässt. Beide Gitarren klingen dabei absolut typgerecht – die Steelstring lässt sich prima strummen und auch Fingerpicking ertönt im gewohnten Sound, die Nylonstring mit ihrem breiteren, flachen Griffbrett ermöglicht nicht nur die gewohnte, klassische Spieltechnik, sondern auch den üblichen Nylonstring-Sound. Selbst die klassische Spielhaltung, bei der die Gitarre auf dem linken Oberschenkel aufgesetzt wird, ist kein großes Problem.
Resümee
Wer unterwegs – im Urlaub, auf Geschäftsreise oder sonst wo – auf eine Sechssaitige nicht verzichten kann, für den sind diese Ultralight-Gitarren wie gemacht. Sie sind klein, leicht, robust und lassen sich wie große Gitarren spielen – und wer unbedingt eine E-Gitarre mitnehmen will, der sollte sich die dritte im Ultralight-Sortiment ansehen, denn die hat E-Gitarren-Spezifikationen. Auch dann benötigt man natürlich eine Verstärkung. Da bietet sich einer der vielen Kopfhörer-Verstärker oder aber ein kleiner Batterie-Verstärker an. Doch halt – gibt es da nicht sogar schon Apps und Interfaces, mit denen man über sein Smartphone rocken kann?