„The Krautster comes proudly stripped of everything but the very essence of Rock!“ Diesen Satz können wir nur unterstreichen und doch kommt diese Krautster Custom Order mit etwas mehr als Standard. Anstelle eines Halses aus Ahorn, finden wir bei der Custom einen aus Mahagoni, dazu noch eine Decke aus Ahorn. Hallo? Das ist doch die klassische Kombination schlechthin.
Mit seinem Krautster-Modell kann Nik Huber international große Erfolge feiern. ‚Wenig, das aber gut’ – mit dem Motto können viele Gitarristen etwas anfangen. Keine Tricks, kein Schnickschnack, dafür jedoch simple Schlagkraft, Highway to ääh Dingens, ja genau, to … wo es heiß wird eben.
k o n s t r u k t i o n
Eigentlich ist die Krautster natürlich das beschrieben abgespeckte Instrument, reduziert auf das Wesentliche. Und doch kulminiert auch, vielleicht sogar gerade in der kleinen Krautster all die handwerkliche Kunstfertigkeit und detailgenaue Finesse, auf die der Erfolg des Nik Huber sich gründet. Die kleine Form wurde schon immer als Keimzelle von etwas Großem betrachtet, auch wenn sie eher als Vorstufe einzuschätzen ist. Allerdings eine von außerordentlichem Potential, prägt doch der grundlegende Gedanke alle Entwicklung.
Der eingeschränkt quantitative Begriff birgt also den qualitativen Keim. Soviel Philosophie darf sein – jetzt aber ans Eingemachte: Brett bleibt Brett und doch ist etwas anders, denn die einteilige Mahagonibasis von 3,8 cm bekam eine 7 mm starke plane Decke aus Eastern Michigan Maple (zweiteilig gefügt) aufgesetzt, genau von jenem Ahorn also, der schon bei den historischen Les Pauls erste Wahl war. Dieses Top jedenfalls strahlt uns in honigtopfgelbem Faded Sunburst an, schattet nur leicht auf die Zargenränder hin ab, die wiederum ihr Naturblond (Fake Binding) behalten durften. Der in Höhe des 16. Bundes in den Korpus eingeleimte Hals aus einteiligem Mahagoni verfügt über einen seitlich angeschnittenen Halsfuß. Der hohe Tonbereich oberhalb des Halsansatzes wird dadurch komfortabel freistellt. Das mit Bindings aus geflammtem Ahorn eingefasste Griffbrett (€ 245 Aufpreis) aus Ostindischem Palisander präsentiert sich mit perfekt abgeglichener Bundierung. Die mittelstarken extraharten Bünde sind in gefräste Bundschlitze gesetzt.
KlassischeCrown Inlays aus Perlmutt (Aufpreis € 375) markieren die Lagen. Der in leichtem Winkel (10°) herausgeführte Kopf ist mit einem Layer aus Ebenholz besetzt. Kluson Style- Mechaniken von Gotoh garantieren verlässliche Stimmung. Über den perfekt eingerichteten und fein polierten Sattel aus Knochen laufen die Saiten mit 635 mm Mensur hinüber zur einteiligen Huber Wraparound Bridge aus Aluminium, die auf Messingbolzen ruht. Ein 59+ Humbucker, in etwas in Richtung Hals vorgerückter Stegposition und von Harry Häussel speziell für Nik Huber gewickelt, ist das elektrische Herzstück der Custom Krautster.
Master-Volume und Master-Tone inklusive Coil-Split-Funktion (Push/Pull) geben Kontrolle. Versiegelt ist die Gitarre mit Semi-Gloss- Nitrolack, dessen samtener Griff und feiner seidiger Glanz durch einen Schliff von Hand erzeugt wird. Ein kleines hübsches cremefarbenes Pickguard rundet die leckere Optik ab. Immer wieder begeisternd ist die Präzision, die Widmung für das Detail und die kunstfertige Umsetzung mit der Nik Huber seine absolut stimmigen Designs realisiert. Die Krautster Custom Order legt dafür erneut beredtes Zeugnis ab.
p r a x i s
Scharf aussehen ist die eine Sache, integerer Charakter eine andere. Die glückliche Vereinigung beider Eigenschaften in einer Person oder einem Instrument anzutreffen, ist immer noch Glücksfall. Nik Huber gelingt es, diese geniale Balance von Form und Funktion, von optischer Eleganz und inspirierendem Ton zu finden. Das ist nun aber keineswegs der Güte des Schicksals zu danken oder gar ein Geschenk des Himmels. Das ist das Ergebnis harter Arbeit und passionierter Akribie über Dekaden hinweg. Zur Sache: Die Krautster Custom Order haut dich schon weg, wenn du sie nur in die Hand nimmst.
Man könnte auch behaupten, sie sei ungemein kommunikationsfreudig. Ihre Konstruktion fördert jedenfalls die direkte Ansprache, setzt jede spieltechnische Aktion facettenreich ins Bild. Fast glaubt man, sie interpretiert treffsicher deine musikalische Idee. Jemand der uns versteht, der uns unterstützt? Ein Traum! Bevor der süße Honig alle Kapillaren verstopft, hier noch schnell ein paar gute Gründe für die in diesem Fall gar nicht mal so gewagte These: Klare Verstärkerpositionen sind für meinen Geschmack zunächst einmal nicht die wahre Domäne der Krautster. Diese Aussage ist aber erst denkbar, nachdem die Probandin längere Zeit durch die verschiedenen Stationen und Stufen unseres Testbetriebes gejagt wurde. Geht es um die berufene Rock-Essenz, so müssen wir den Verstärker natürlich in Leistung fahren, dann erst fliegt die Sau.
Wir wollen uns nun aber nicht missverstehen, denn natürlich ist der 59+ Humbucker von Häussel ein guter. Trotz seines angehobenen Outputs vermittelt er stimmlich transparent durchzeichnete Akkorde mit kraftvollen Höhen. Verständlich, dass eine leicht nasale Note das Ambiente prägt, aber die ist natürlich der Position des Pickups und der maßgeblichen Zielrichtung geschuldet. Sehr schön rollen aber immer noch Akkorde ab, fächern luftig auf und werden von der Schwingintensität der Gitarre mit Leben erfüllt.
Gehaltene Noten profitieren erst recht von dem satten Sustain der Krautster. Ziehen wir nun den Knopf des Tone-Potis, so erstaunt uns die spirrige und höchst präsente Gestalt, mit der uns der trockene Ton jetzt anspringt. Aha, darum also passt die Krautster so gut in die Hand eines Country- Musikers. Auf diesen Tele-esken Twang mit perkussiv herausgestelltem Anschlag kann man durchaus abfahren (wenn man denn Cowboy ist). Bist du nicht? Okay, dann kommen wir zur Kernaussage der Krautster und die heißt Rock! Die schon genannte schnelle Ansprache, die offene Bereitschaft mitzuziehen, das sind Wesensaspekte dieser Gitarre und die können sich im Overdrive erst so richtig entfalten. Das Tonbild ist immens kraftvoll, aber auch konturiert. Eine wunderbare Melange aus Druck und Definition, aus Temperament und Aggression wirft sich uns förmlich zu Füßen.
Der Ton lässt sich willig formen, schnell und präzise reagiert die Gitarre auf den Anschlag. Toll, wie sich ein Solo mit vokaler Kraft inszenieren lässt, wie die gehaltene Note unter den Fingern aufblüht. Auch das Wechselspiel von knackigem Bass und harmonisch zerrender Höhenglocke ist nur zu loben – einfach inspirierend! Hm, das mit „Essence of Rock“ ist also unbedingt richtig und doch eigentlich zu wenig für eine treffende Charakterisierung, denn diese Krautster Custom Order ist ein janusköpfiges Instrument mit zwei sehr verschiedenen Gesichtern. Ziehen wir im Overdrive das Tone-Poti, gehen also auf Spulentrennung, so offenbart sich unser kleines Twang-Monster sozusagen noch einmal potenziert. Man könnte den Sound rattenscharf nennen, auch wenn vielleicht jeder was anderes darunter versteht.
Also scharf stimmt natürlich sowieso, was es dann aber so rattig macht, das ist die drückende Präsenz mit der dieser wonnig gequetschte Ton unser Trommelfell so formidabel pikiert. Perkussiv markant rollen schnell gespielte Linien vom Griffbrett ab. Die gepresste Tonentfaltung erzeugt einen scharf aufreißenden, höchst potenten Klang. Einen durchdringenden Ton, der manchen Zahnarztbohrer alt aussehen lässt. Klasse! Zum Schluss noch eine Bemerkung zu der klassischen Tonholzkombination. Abgesehen davon, dass die Mahagoni/Ahorn- Kombi unsere Klangvorstellung grundlegend geprägt hat, weist Nik Huber doch nach, dass nicht unbedingt der traditionelle Les-Paul-Sound das zwingende Ergebnis sein muss. Wichtiger ist, dass der Krautster- Sound von eigenständiger Klasse ist, und das fällt auch immer mehr prominenten Musikern auf.
r e s ü m e e
„Der Nik hat den Bogen raus, der weiß einfach wie man eine Gitarre zum Klingen bringt.“ Diesen Kommentar meines Kollegen Heinz R. aus B. kann ich nur unterstreichen! Die Krautster Custom Order bleibt auch mit Ahorndecke und Mahagonihals auf jeden Fall vor allem eines: eine Krautster. Das mit tollen, aber auch teuren Custom Details gebaute Instrument spielt sich mit seinem rundlichen Hals ganz wunderbar und bietet dank der Split-Funktion des speziellen 59+-Humbuckers von Häussel zwei absolut charakterstarke Sounds. Sounds die sexy sind, die anmachen. Kein Wunder, dass die Krautster dermaßen abgeht und trotz langer Wartezeiten mittlerweile bereits ein Drittel der Huber-Produktion einnimmt. Nik Hubers Krautster ist nicht nur in dieser fabelhaften, aber auch teueren Custom- Order-Version eine tolle Gitarre und schon jetzt ein deutscher Klassiker!
“Klare Verstärkerpositionen sind für meinen Geschmack zunächst einmal nicht die wahre Domäne der Krautster.” Was will mir denn dieses kryptische Satzgebilde sagen?!
Ich bleibe bei meiner Gibson SG Bj.67 – Soundwechsel über Fender Tele/-Strat und
als Allrounding die Ibanez Blazer-10 mit Vollholz ZebraWood…
Da können alle Sounds, ob clean oder mit Fußtreter, von der Bühne brillieren.
Musikalische Grüße!
ich hab mir eine geleistet. Das Ding ist der absolute Hammer. Ich hab schon sehr viele hochpreisige Hölzer gespielt. Aber das da haut mich schlicht weg um. Optik hin oder her. Customorder bedeutet lediglich optische Ausstattung. Die Bespielbarkeit ist einzigartig. Der Sound ist Klasse und vielseitig.
Wie der Name “Custom Order” bereits andeutet, handelt es sich bei dieser Krautster um eine Gitarre, die ein Kunde exakt nach seinen Wünschen hat anfertigen lassen – sie ist also auf den Leib geschneidert. 😉
Dirk Mainz hat völlig recht. Dass sich FH immer wieder sprachlich vergaloppiert, wird sich wohl leider nicht mehr ändern. Grundsätzlich schön geschrieben – ich freue mich ja durchaus, dass sich jemand stilistisch etwas mehr Mühe gibt -, aber es sind immer ein paar Knaller dabei, die sich teils seit Jahren wiederholen.
Eine Bundierung wird halt nicht “abgeglichen”, sondern abgerichtet. Die “Verstärkerposition” ist so ein Lieblingswort des Autors. Gemeint dürften wohl die Reglerpositionen sein, und nicht der Ort, an dem der Amp sich befindet. “Honigtopfgelb” – nun, vielleicht ist das gelegentlich auch mal die Farbe des Behältnisses, aber es heißt eben “honiggelb”. Zu guter Letzt: Wenn einem “Klangfarbe” oder “Charakter” zu banal klingt, kann man vielleicht zur “Attitüde” greifen, aber “Ambiente”? Ich lege dem Autor ans Herz, die Bedeutung von Fremdwörtern nachzuschlagen, bevor er sie so falsch einsetzt.
Tut mir leid, aber das musste mal raus, lieber Franz Holtmann. Wie gesagt, ich mag den Stil eigentlich, und inhaltlich finde ich die Tests auch meist recht treffend.
“Klare Verstärkerpositionen sind für meinen Geschmack zunächst einmal nicht die wahre Domäne der Krautster.” Was will mir denn dieses kryptische Satzgebilde sagen?!
Dass Clean Sounds nicht ihre Welt sind ?
Nette Axt , aber VIEL zu Speziell ..
Ich bleibe bei meiner Gibson SG Bj.67 – Soundwechsel über Fender Tele/-Strat und
als Allrounding die Ibanez Blazer-10 mit Vollholz ZebraWood…
Da können alle Sounds, ob clean oder mit Fußtreter, von der Bühne brillieren.
Musikalische Grüße!
Für den Preis gehe ich zum Gitarrenbauer meiner Wahl, und lasse mir ein auf den Leib geschneidertes Instrument bauen.
Seh ich auch so. Bei dem Preis taugt sie trotz aller Klasse nur, wenn man genau so eine braucht.
Es handelt sich um eine “Custom Order”. Sie wurde also einem Kunden direkt auf den Leib geschneidert.
ich hab mir eine geleistet. Das Ding ist der absolute Hammer. Ich hab schon sehr viele hochpreisige Hölzer gespielt. Aber das da haut mich schlicht weg um. Optik hin oder her. Customorder bedeutet lediglich optische Ausstattung. Die Bespielbarkeit ist einzigartig. Der Sound ist Klasse und vielseitig.
Wie der Name “Custom Order” bereits andeutet, handelt es sich bei dieser Krautster um eine Gitarre, die ein Kunde exakt nach seinen Wünschen hat anfertigen lassen – sie ist also auf den Leib geschneidert. 😉
Dirk Mainz hat völlig recht. Dass sich FH immer wieder sprachlich vergaloppiert, wird sich wohl leider nicht mehr ändern. Grundsätzlich schön geschrieben – ich freue mich ja durchaus, dass sich jemand stilistisch etwas mehr Mühe gibt -, aber es sind immer ein paar Knaller dabei, die sich teils seit Jahren wiederholen.
Eine Bundierung wird halt nicht “abgeglichen”, sondern abgerichtet. Die “Verstärkerposition” ist so ein Lieblingswort des Autors. Gemeint dürften wohl die Reglerpositionen sein, und nicht der Ort, an dem der Amp sich befindet. “Honigtopfgelb” – nun, vielleicht ist das gelegentlich auch mal die Farbe des Behältnisses, aber es heißt eben “honiggelb”. Zu guter Letzt: Wenn einem “Klangfarbe” oder “Charakter” zu banal klingt, kann man vielleicht zur “Attitüde” greifen, aber “Ambiente”? Ich lege dem Autor ans Herz, die Bedeutung von Fremdwörtern nachzuschlagen, bevor er sie so falsch einsetzt.
Tut mir leid, aber das musste mal raus, lieber Franz Holtmann. Wie gesagt, ich mag den Stil eigentlich, und inhaltlich finde ich die Tests auch meist recht treffend.