(Bild: Dieter Stork)
Seien wir mal ehrlich: Looper sind selten sexy. Der JamMan auch nicht. Aber ziemlich praktisch, und das bei ziemlich wenig Platzbedarf auf dem Board. Nur gibt’s die JamMan-Reihe auch schon länger. Bietet der Solo HD wirklich etwas Neues?
Etliche Jahre ist es nun schon her, dass DigiTech einen neuen JamMan-Looper herausbrachte. Dabei darf sich die Firma getrost als Looper-Pionier bezeichnen. Allerdings ist der Markt mittlerweile auch stark von der Konkurrenz besetzt worden. Kann sich DigiTech mit seiner Neuauflage noch behaupten?
Vielseitige Anschlüsse
Der JamMan Solo HD kommt in einer ansehnlichen Verpackung mit englischsprachigem Handbuch und einem No-Name-9V-Netzteil mit Adaptern für die üblichen Steckerbuchsen.
Schon beim ersten Anblick wird klar: Viel mehr lässt sich in der üblichen „Boss-Gerätegröße“ nicht unterbringen. Es gibt jeweils eine linke und rechte Input- sowie Output-Buchse und daneben eine weitere Klinkenbuchse für den optionalen DigiTech-Fußschalter.
Wer externe Quellen wie beispielsweise Drumcomputer mit in seinen Loop einbinden möchte, kann dies über eine Aux-In-Miniklinkenbuchse tun. Und wer gar nicht genug von den süßen blauen Pedalen kriegen kann, der verbindet mehrere Looper über Jam-Sync-Buchsen miteinander.
(Bild: Dieter Stork)
Reicht einem die interne Aufnahmekapazität von rund 35 Minuten nicht, lässt sich diese per microSD-Karte (bis 32GB) auf etwa 32 Stunden erweitern. Aufgeteilt sind diese in 200 Loops. Und wenn einem mal ein Loop so gut gefällt, dass man ihn sichern möchte, ist dies über eine Mini-USB-Buchse und die entsprechende App auf dem Rechner möglich. Leider handelt es sich um den USB-Typ „Mini-B“, also den etwas dickeren, für den man nicht zufällig noch ein Handy-Ladekabel rumliegen hat.
(Bild: Dieter Stork)
Die Oberseite des Pedals ist gespickt mit Features. Neben dem kleinen Display, von dem man die Nummer des aktuellen Loops ablesen kann, gibt es Buttons zur Navigation, einen zum Eintappen des Tempos, einen Setup-Button zum Aufrufen des Menüs und einen Store-Button zum Speichern der gewünschten Einstellungen.
Flankiert werden diese durch ein Poti für den Loop-Level und eines für den Rhythm-Level. Denn kein Geringerer als Pat Mastelotto, bekannt von King Crimson oder Mr. Mister, hat für den JamMan 15 Drum-Patterns aufgenommen.
Spezialisierte Funktionen
Klar, der JamMan ist ein super Looper. Er gibt das, was man einspielt, ohne Klangverluste wieder. Dazu trägt auch der neue „Next-Gen HD“-Audiowandler bei, der mit 24-bit arbeitet. Das Signal wird dann intern in 44.1kHz und 16-bit gespeichert.
Ich glaube ehrlich gesagt auch, dass das für unsere Live-Gitarristen-Ansprüche reicht. Aber so ein mega neues Feature ist es jetzt eben auch nicht. Die anderen Funktionen kennt man bereits vom Vorgänger.
Die Synchronisation mehrerer Looper ist schon cool. Ich stelle mir das insbesondere praktisch vor, wenn man in einem Duo spielt und beide Personen Loops nutzen wollen. Dann passt es eben immer zusammen (spielerisches Geschick vorausgesetzt). Auch das Auslagern oder Zuladen von Loops per Software ist super, wenn man Ideen für immer speichern oder sorgfältig zuhause vorbereitetes Material mit in den Einsatz auf der Bühne nehmen möchte.
Was nun doch neu ist, sind die Drumloops von Pat Mastelotto. Diese sind auf den ersten 15 Loops vorbelegt und erinnern mich gar nicht so sehr an King Crimson, sondern oft eher an die Nine Inch Nails. Eine super Mischung, die einem hier geboten wird und – zumindest für mich – wirklich inspirierend, um neue Riffs zu schreiben.
Auch die neun verschiedenen Rhythmus-Sounds, also quasi verschiedene Geräusche fürs Metronom, sind eine gute Idee. Das macht das Üben abwechslungsreicher und sie klingen sogar durch einen leicht angezerrten Gitarren-Amp gut.
Der Looper selbst ist dann gut benutzbar und bietet angesichts seines geringen Platzbedarfs wirklich viele Möglichkeiten. Er zieht allerdings mit rund 350mA auch verhältnismäßig viel Strom, sodass man kurz prüfen sollte, ob das eigene Netzteil das hergibt, wenn man nicht das mitgelieferte verwenden will.
Trotz der komplexen Funktionen ist die grundsätzliche Bedienung übersichtlich. Drauftreten, aufnehmen. Nochmal treten, anhören. Erneut treten: Overdub. Genug Loop gehört? Schnell doppelt treten. Dir gefällt, was du da veranstaltet hast? Einfach mittels Store-Button speichern und später per USB auf den Rechner übertragen.
Konkurrenz
Looper gibt es neu ab etwa 50 Euro und die – auch echt guten – alten JamMans gebraucht für um die 80 Euro.
Oder gleich den JamMan Stereo für um die 100 Euro, wenn man genug Platz hat und noch einfachere Bedienung und einen Mic-Eingang möchte.
Wenn die Anforderungen nicht sehr komplex sind, wird man mit einem Modell, das „einfach nur loopen“ kann, vermutlich sogar glücklicher. Sobald wir über Stereo- und Drum-Sounds reden, könnte man sich auch den Mooer Groove Loop X2 für 120 Euro anschauen.
Aber auch der Platzhirsch Boss hat mit dem RC-5 einen gleichgroßen, ähnlich ausgestatteten Looper für weniger Geld (rund 190 Euro) am Start.
(Bild: Dieter Stork)
Resümee
DigiTech hat hier eher eine Evolution, statt einer Revolution geliefert. Ob der neue HD-Audiowandler hörbar und einen Aufpreis wert ist, muss wohl jeder für sich selbst entscheiden. Doch auch wenn nicht alles neu ist: Der JamMan ist einfach ein hochfunktionales Gerät im kompakten Format. Wer die teils sehr speziellen Funktionen braucht, für den gibt es wenig Alternativen. Wer nur ein wenig loopen will, der kann deutlich günstiger einsteigen.
PLUS
- vielseitige Funktionen
- Klangqualität
- tolle Drumgrooves
MINUS
- USB-Mini-B-Buchse im Jahr 2024
- Software nur für Windows verfügbar
![](https://www.gitarrebass.de/app/uploads/2025/02/Digitech-JamMan_Specs-535x312.jpg)
(erschienen in Gitarre & Bass 12/2024)