Für die Bühne oder zum Daddeln auf dem Sofa

Der kleine Pilzkopf: Höfner Shorty Violin Bass im Test

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(Bild: Dieter Stork)

Der Höfner Beatle Bass ist ein unbestreitbarer Klassiker, und auch der Shorty Bass aus den Achtzigern erfreut sich in seiner aktuellen chinesischen Ausführung großer Beliebtheit. Warum nicht beide kombinieren?

Das Ergebnis ist der Höfner Shorty Violin Bass. Er übernimmt das Konzept eines 76cm-Shortscale-Schraubhalses aus Ahorn mit Palisandergriffbrett und kombiniert diesen mit einem kleinen Mahagoni-Body in Massivbauweise. Das 500/1-typische Pickguard wurde etwas erweitert und nimmt Volume- und Tone-Regler mit auf, beide mit niedlichen Tea-Cup-Knöpfen. Statt am Steg – wie beim Shorty – sitzt der aus der Ignition-Reihe bekannte Pickup hier am Halsende. Ein solider Steg lässt sich in Intonation und Saitenhöhe justieren, der Saitenabstand liegt bei normalen 19 mm, was mit den knapp 43 mm Sattelbreite für ein deutlich weniger exotisches Spielgefühl sorgt als beim „großen“ Beatle Bass.

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Im Sitzen liegt der Bass etwas nervös auf dem Oberschenkel, im Stehen am Gurt ist Kopflastigkeit bei so einer Konstruktion natürlich vorprogrammiert, dazu kommt noch ein leichtes Wegkippen nach vorne. Dank des geringen Gewichts ist das aber zu verschmerzen. Mehr Probleme macht beim Testgerät der nicht gut eingesetzte und gekerbte Sattel, der die Saiten unnötig hochlegt, in den tiefen Lagen die Bespielbarkeit erschwert und die Intonation versaut, und die mittelgute Bundabrichtung, die in den erstaunlich gut erreichbaren hohen Lagen zunehmend für Schnarren sorgt. Mit den okayen offenen Mechaniken in Stimmung gebracht, liefert der Violinen-Shorty mit seinen ungeschliffenen Saiten einen wirklich interessanten Ton am Amp ab.

Sound & Resümee auf Seite 2

(Bild: Dieter Stork)

SOUND

Zu hören gibt es den typischen, leicht nasalen Höfner-Honk, aber abgemildert durch ein solides Fundament fernab jeglichen Dröhnens oder Wummerns. Sogar genug Draht ist vorhanden, der sich mit der Tonblende wieder feinfühlig reduzieren lässt. Dank der kurzen Mensur und den 24 Bünden sind die Finger rechts in für mich direkt optimaler Position, wenn ich mich mit dem Daumen auf dem Pickup abstütze. Auf Änderungen in der Anschlagsposition reagiert der Bass erstaunlich sensibel und präsentiert sich weicher oder knackiger, ganz nach Wunsch. Ebenfalls eine angenehme Überraschung ist das gesunde Sustain in allen Lagen. Besonders wenn ich höher spiele, fängt der Bass richtig an zu singen. Jazz kann ich mir gut damit vorstellen, aber auch im Pop-, Blues-, oder Reggae-Kontext kann der Kleine eine gute Figur machen … oder ganz woanders – der Violin Shorty lädt dazu ein, ihn spielerisch zu nutzen.

RESÜMEE

Ein witziges Gerät, der Höfner Shorty Violin Bass! Schöne, originelle Optik, ein interessanter, guter und musikalisch einsetzbarer Ton, und nicht zuletzt der kleine Preis machen ihn zu einem attraktiven Partner für unterwegs oder zum Daddeln auf dem Sofa – aber natürlich auch für die Bühne. Demgegenüber steht eine bei meinem Testbass verbesserungswürdige Bespielbarkeit, die aber mit mittlerem Aufwand auch verbesserungsfähig wäre. Sollte man beim Anspielen drauf achten, gegebenenfalls stünden ja der verkaufende Laden resp. Höfner dafür gerade, dass das gerichtet wird. Grundsätzlich kann man jedenfalls viel Spaß haben mit dem hübschen kleinen Shorty Violin Bass!

PLUS

  • Optik
  • Sound
  • Spaßfaktor

MINUS

  • Sattel
  • Bundabrichtung


(erschienen in Gitarre & Bass 01/2023)

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Wie geil ist das denn!
    Wow

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  2. Ich habe mir einen aus der shorty Reihe in Cadillac Green gekauft. Ein bisschen modifiziert, Flats drauf – Score!
    Klingt gut, Bespielbarkeit im Urlaub auf dem Schoß ok, für die Bühne nutze ich andere.. 😉
    Einziges Manko; der Bass hat einen eigentümlichen Geruch. Trotz lüften und reinigen, immer noch präsent.
    Kommt vom Frettboard.. Ich bin gespannt ob der über Zeit verschwindet. Ist vermutlich der sehr günstigen Produktion geschuldet.

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    1. Ich habe den Bass auch gekauft, probiert und empfinde ihn als “schmalbrüstig”. Bringt der Pickup einfach nur zu wenig Spannung. Bei einer Probe kam der Bass einfach nicht durch. Beim Music-Store klag er schön und sonor. Eigentlich gut zu spielen.
      Einen Vorverstärker möchte ich nicht einsetzen. Vielleicht habe ich nur einen “Montagsbass” gekauft und werde ihn zurückgeben.
      Habt ihr ähnliche Erfahrungen gemacht ?
      Könnt ihr einen anderen Shorty empfehlen,

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  3. Ich mag diese “Kurzen” von Höfner auch!
    Nacharbeiten und Einstellen ist hier Standard … also leider nix für Anfänger …
    Das obere Ende des Gurts befestige ich immer an der Kopfplatte; wie bei einer Wandergitarre! So verschwindet die Kopflastigkeit völlig.

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    1. Hallo Matze. Hast du nicht ein paar Tips für die Einstellung des Shorty? Auch für Nichtprofis…
      Danke im Voraus

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