Es gibt sie noch, die guten Dinge!

Cute Little Heartbreaker: Jozsi Lak Foxywave im Test

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(Bild: Dieter Stork)

WELLENRITT

Selten hat sich eine Gitarre im Sitzen so gut angefühlt! Rechts unter den Arm geklemmt, erfühlt man die ausladende Finne des Bodys und erspürt die intensive Vibration des Bodys durch die Saitenschwingungen; mit links empfindet man die ersten Lagen längst nicht so in weiter Ferne, wie das z. B. bei Firebirds der Fall ist. Das untere, etwas nach außen gebogene Korpushorn sitzt auf dem Oberschenkel wie angegossen und gibt guten Halt. Trotz ihrer relativen Größe wirkt alles kompakt, ergonomisch gut und rundum handlich; auch an meinem hässlichen Nylon-Testgurt, der keinerlei Widerstand gegen Verrutschen bietet, verhält sie sich wider Erwarten nicht kopflastig, sondern pendelt sich in einer Waagerechten ein.

Aging auch am Halsrücken (Bild: Dieter Stork)

Die Selbstverständlichkeit, mit der sich die Foxywave spielen lässt, hat mit einigen Besonderheiten ihrer Konstruktion zu tun, die man auf den ersten Blick nicht sieht. So wendet Lak z. B. kleinere Winkel zwischen Kopfplatte und Hals sowie Hals und Korpus an als die meisten anderen Hersteller, die ähnliche, an Gibson orientierte Konstruktionen bauen. Auch hier ist also eine Abkehr von der (Gibson-)Tradition zu beobachten, die bekanntlich größere Winkel verlangt. Vor allem der recht flache Halswinkel zum Korpus wirkt sich deutlich auf die Handhabung aus, laufen doch die Saiten in einem recht geringen Abstand über den Korpus, was einem innigen Spielerlebnis durchaus guttut.

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Schaller-M6-Mechaniken mit runden Knöpfen (Bild: Dieter Stork)

Natürlich bewirken geringere Winkel auch eine lockere Saitenspannung und das wirkt sich auf den Klang des Instrumentes aus. Zur oben zitierten Selbstverständlichkeit im Spiel trägt auch der Hals der Foxywave essenziell bei. Nicht zu dick, nicht zu dünn, und mit einem unsymmetrischen Profil gesegnet, das unter den Treble-Saiten etwas flacher verläuft als unter den Bass-Saiten. Dazu dann ein Ebenholz-Griffbrett, das einen Compound-Radius von 12“ auf 16“ aufweist. Es flutscht einfach – von oben bis unten und zurück.

FUCHSIG

Dieses leichte, unbeschwerte Spielgefühl wird ohne Umwege von den klanglichen Qualitäten dieser Gitarre weitertransportiert. Dazu tragen auch die beiden Q-Pickups bei. So klingt der Hals-Pickup im cleanen Betrieb sehr offen, sehr „holzig“ und mit einem vokalen Antritt, der zum genauer Hinhören und ausdrucksstarkem Spielen einlädt. Wer sich selbst gerne zuhört (das soll es ja geben), der findet hier schnell seinen persönlichen Sweetspot. In der Mittelstellung klart der Sound erwartungsgemäß auf, indem der Steg-Pickup das Dressing in Form hellerer, oberer Mitten anliefert. Nicht dominierend, sondern komplimentierend! Der Steg-Pickup klingt alleine für sich leicht knochig, lässt das Holz heraushören und liefert eine mittige Betonung, die sich in einem vokalen Attack-Sound in Form eines ausdrucksstarken ‚Uuaah‘ äußert.

Aus Kroatien stammen die Q-Pickups – ein S-Type-Singlecoil am Hals und ein Soapbar-P90 am Steg (Bild: Dieter Stork)

Kommt mehr Gain ins Spiel, ändert sich dieser besondere Eindruck nicht. Herausragend erscheint mir z. B. der Crunch-Sound der Mittelstellung, wobei bei reichlich Gain der Hals-Pickup auch gerne mal etwas wollig klingen kann. Hier meldet sich dann die Physik zu Wort – ein Pickup kann clean nicht offen, warm und dynamisch klingen, und dann mit Verzerrung definiert und mittig drückend. Das geht nicht! Dafür ergeht sich dieser einfache Strat-Singlecoil in den oberen Lagen ab dem 12. Bund überraschenderweise in solch schönen Flötentönen, von denen so mancher Les-Paul-Spieler nur träumen kann.

Das gesamte Klangverhalten der Foxywave zeigt, egal ob clean, angezerrt oder verzerrt, immer Charakter, wirkt erwachsen und souverän und bleibt rundum stets vor allem eins: feingeistig. Abgerundet wird dieses Erlebnis von einem federnden Spielgefühl vor allem auf den tiefen Saiten, das immer dynamisch und lebendig, nie rüpelig oder rau, sondern eher geschmeidig und wendig erscheint.

RESÜMEE

Die neueste Inkarnation der Jozsi Lak Foxywave ist eine rundum beeindruckende Gitarre. Sie baut auf einem eigenständigen Design, das nicht nur optisch auf- und gefällt, sondern auch ergonomisch perfekt passt. Die eigenständigen Konstruktionsmerkmale der Foxywave zeigen, dass Jozsi Lak der Tradition nicht um jeden Preis folgt, sondern seine eigenen Twists entwickelt hat, die dafür sorgen, dass diese Gitarre ebenso gut spielt und klingt, wie sie das tut. Dem überragenden Ton der Foxywave darf man eine gewisse Gibson-Tendenz attestieren, er kommt aber eleganter, geschmeidiger und sehr, sehr ausdrucksstark daher. Die gesamte Performance der Jozsi Lak erinnert (mich) tatsächlich an die goldenen Tage des E-Gitarrenbaus, und ich darf mich mit einem Zitat des Versandhauses Manufactum verabschieden, das seit jeher auf dessen Katalog steht: Es gibt sie noch, die guten Dinge!

PLUS

  • Sounds
  • Pickups
  • Musikalität
  • Charakter
  • Spielbarkeit


(erschienen in Gitarre & Bass 09/2024)

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Vom Design her durchaus eine Hybride zwischen einer Gibson Firebird und einer B.C.Rich Mockingbird „Longhorn“. Die Kopfplatte der „Foxywave“ erinnert optisch sofort an eine schwedische Hagström. Sie schaut gut aus.

    Der hohe Preis ist jedoch schon recht heftig,und zusätzlich durch Aging behandelte Gitarren absolut nicht mein Fall. Meine Meinung.

    Geringes Gesamtgewicht bei E.-Gitarren ist ja immer gut! Meine leichteste E.-Gitarre ist z.B. bis dato eine damalig limitierte Epiphone „Flying V“ Joe Bonamassa Arthur Amos aus Süd-Korea,mit Korina Wood Body. Allerdings keine Custom Made Guitar,und damals noch zu einem sehr fairen Preis zu haben. Derzeit bereits ein begehrtes Sammlerstück,das um die Hälfte des damaligen Preises gestiegen ist. Und das für eine Seriengitarre vom Fabrikanten Epiphone.

    Generell nehme ich heute von deutschen Gitarrenbauern besser Abstand,weil mir die Preise viel zu hoch erscheinen,und eine heutige seriell gefertigte E.-Gitarre in Qualität und Klangeigenschaften nicht unbedingt “schlechter“ klingen muß.

    Trotzdem danke,für euren informativen Bericht der „Foxywave“ aus Germany,die aber absolut nicht meine Favoritin unter den E.-Gitarren aus Deutschland werden würde.

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  2. Wer braucht eigentlich aging?
    Ich würde lieber die Kosten dafür sparen und die Gitarre einfach spielen, spielen, spielen….

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  3. Hallo Pessimist.

    Was soll dieses Gemecker am Ende? Möchtest Du die deutschen Gitarrenbauer diskreditieren und dich gleichzeitig daran aufgeilen, dass Dein koreanisches “Schnäppchen” im Preis gestiegen ist?

    Wieder mal ein billiger und völlig unnützer Kommentar!

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    1. Hallo Dieter Goelsdorf,für so manchen „Kritiker“ (wie dich) fällt es offensichtlich sehr schwer,die Meinung anderer zu respektieren! Das ist wirklich sehr traurig und unfair,denn die Epiphone Gitarren aus Asien haben,allen unberechtigten Unkenrufen entgegen,mittlerweile einen sehr guten Ruf zu verzeichnen! Dies ist nun mal Fakt!

      Zufällig besitze auch ich solch eine Epi Flying V Limited Edition,wie Kollege Optimist sie beschreibt,und ich kann die top Qualität und den Sound eben dieser besagten Joe Bonamassa Epiphone Arthur Amos Flying V nur bestätigen! Insofern bin ich da voll bei Optimist seiner objektiven Meinung. Und daß ausgerechnet dieses Epi-Modell heute bei Sammlern so sehr begehrt ist,spricht de facto ja wohl für die Qualität der Gitarren aus Korea!

      Daß derzeit gezielt deutsche Gitarrenbauer weiterhin ihre Custom Made Gitarren zu extrem hohen Preisen anbieten,ist ja nicht wirklich neu,da wird diesbezüglich also auch kein einziger Gitarrenbauer aus Germany „diskreditiert“,denn es entspricht lediglich nur der Realität in diesem heiß umkämpften Markt. Nichts anderes wird hier von Optimist beschrieben. Da „geilt“ sich aber auch niemand wirklich daran auf,wie du so es so „nett“ beschreibst. Die stete Nachfrage bestimmt immer den Preis einer begehrten Gitarre. So ist das!

      Ich empfinde dieses völlig unnötig aggressive Verhalten so mancher „Kritiker“ daher als absolut daneben,total übertrieben,und absolut überflüssig. Merke: der „Ton“ macht immer die Musik. Und so manche falschen „Töne“ sind hier eher nicht wirklich angebracht. Ich freue mich jedenfalls sehr darüber,daß der Wert einer limitierten Epi Flying V so hoch gestiegen ist,und verbleibe mit freundlichen Grüßen aus der schönen Schweiz 🇨🇭Grüzi!

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  4. Fakt ist, dass man heute auch auf 120€-Gitarren ganz ordentlich Musik machen kann, ohne sich die Finger zu brechen. Außerdem dürfte es so sein, dass die meisten Gitarren spielenden Wesen dank des Billig-Billig-Wahns mittlerweile vergessen haben, wie gut sich eine richtig gut aus guten Materialien gebaute Gitarre anfühlt. Das Mittelmaß regiert, nicht nur im Gitarrenhandel, sondern generell in der Kunst. Und die meisten sind damit zufrieden. Das ist schade, denn sie werden vieles nicht erleben, was eben nur gute (und meist auch teure) Gitarren zu bieten haben.

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  5. Ein Aspekt, der beim Abtun der deutschen (oder auch sonstigen) Gitarrenbauer ist, dass ich sehr oft die Möglichkeit habe, eigene Wünsche einzubringen. Ganz zu schweigen, von der im Normalfall besseren Qualität der Bauteile. Natürlich kann man mit einer preiswerten Gitarre aus fernöstlicher Fertigung glücklich werden (Wenn ich zur E-Gitarre greife, spiele ich gerne eine China-Squier), oft aber eben nicht. Ich lasse mir z.B. gerade eine ==-18-Replika bauen, weil mir das Original zwar gut gefällt, aber eben nicht 100-prozentig.

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