Happy Birthday

Test: Celestion G12V-60 Special Edition

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Celestion G12V-60(Bild: Dieter Stork)

Da hat der Hersteller dem Vertrieb ein Geschenk zum Jubiläum gemacht: TAD in Worms, (der) Tube Amp Doctor, allseits bekannt für Kompetenz und Produktvielfalt rund um die Verstärkertechnik, feiert 25 jähriges Bestehen und wird zum freudigen Anlass von Celestion mit einem Special-Edition-Lautsprecher geehrt. V, 60, G12 was die Typenbezeichnung wohl meint?

Tja, erst hatte das Gründer-Team, Andreas Hecke und Stephan Mayer, längere Zeit den Vertrieb für den amerikanischen Anbieter selektierter Röhren „Ruby Tubes“ gemacht, dann stellten sich die beiden 1993 auf eigene Beine. Der Rest ist eine einzige Erfolgsstory, die aktuell darin mündet, dass nach eigenen Angaben ca. 650.000 Artikel lagernd lieferbar sind. Hehe, und jetzt haben die Doktoren sogar ihren eigenen Speaker.

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spezialist?

Warum habe ich oben so doofig die Typenbezeichnung zitiert? Weil die Bezeichnung der eines absoluten Celestion-Klassikers gleicht, dem Vintage 30. Der trägt auch das „V“ im Namen und ist entgegen der angehängten Zahl tatsächlich mit 60 Watt Belastbarkeit spezifiziert. Da möchte man doch eine gewisse Verwandtschaft vermuten, nicht?

Nun, äußerlich, seitens der Konstruktion, gibt es dafür kaum aussagekräftige Anhaltspunkte. Die Membranen der beiden sehen ähnlich aus und der Durchmesser der Schwingspulen ist gleich. Aber was sagt das schon aus? Richtig, wenig bis nichts. Die technischen Daten allerdings, siehe unten, sind doch aufschlussreich. Der Vintage 30 und der TAD G12V-60 S.E. sind in allen Parametern, inklusive des Magnetgewichts identisch. Nicht wahr, das bringt Spannung ins Geschehen, wo werden dann wohl die klanglichen Unterschiede liegen?!

special, wirklich?

Das ist der Moment, da es sich auszahlt, dass ich mir mit der Zeit einen großen Fundus unterschiedlichster Speaker zugelegt habe, viele alte Vintage-Schätzchen, aber eben auch neue Modelle. Ein Griff ins Regal, schon ist er da, der ideale Sparringspartner. Also stieg zum G12V-60 S.E ein unverbrauchter bzw. quasi-neuer Vintage 30/China in den Ring. Zum Hören eingebaut in verschiedene Cabs, hinten offen oder geschlossen.

Es brauchte nicht lange, um die Unterschiede aufzudecken. Der Charakter von E-Gitarren-Sounds bildet sich zum überwiegenden Teil im Mittenspektrum aus, und genau dort zeigen die sich ansonsten sehr ähnlichen Speaker markante Eigenheiten bzw. Differenzen. Auf den Punkt gebracht, ist das Wesentliche: der G12V60 S.E. gibt der Gitarre in den Mitten mehr Körper. Deutlich zu erleben zum Beispiel bei Clean-Akkorden, wo die Töne der g3- und D4- Saite besser wahrnehmbar hervortreten, ohne dass der Speaker zu dick aufträgt.

Distortionsounds profitieren noch deutlicher davon. Leadsounds singen süßlicher, Crunch-Chords werden dichter in der Textur. So schmeichelt der G12V-60 S.E. z. B. einer Vintage-Strat, stützt sie mehr als der Vintage 30. Diese Art eines Sound-prägenden Merkmals kann durch Amp-Klangregelungen so prägnant nicht nachgebildet werden. Was letztlich ja auch der Grund ist, warum man auf die Suche nach dem „idealen“ Speaker geht.

resümee

Dem Klangverhalten des Celestion TAD G12V-60 S.E. kann man unter objektiven Gesichtspunkten nur Positives abgewinnen. Sein wohl dosiertes Plus an Fülle in den Mitten verschafft ihm einen durchaus bedeutsamen Vorsprung gegenüber seinem konstruktiv so ähnlichen Bruder. Wer nun auf den Geschmack gekommen ist, spute sich, denn der in England gefertigte, im Preis völlig zivil angesetzte Speaker ist nicht nur eine Special Edition, sondern auch limitiert auf 180 Stück.

PLUS
• Sound
• Transparenz, Präzision
• Verarbeitung

Celestion G12V-60

Hinweise zu den Soundfiles

Entsprechend ihrer Beschriftung hört man in jedem der Clips zuerst den Vintage30 dann den TAD-Speaker.

Für die Aufnahmen kamen zwei SM57 von Shure zum Einsatz, nahe platziert (ca. 5 cm off-axis) vor dem G12V-60 Special Edition und einem zum Vergleich herangezogenen Celestion Vintage30. Als Amp kam ein VH2 (Vollröhren-Topteil) von Diezel zum Einsatz.

Die Clips wurden pur, ohne Kompressor und EQ-Bearbeitung über das Audio-Interface Pro-24DSP von Focusrite in Logic Pro X eingespielt und abgemischt.

Die Instrumente sind eine Fender-CS-Relic-Strat-1956 (m. JB-Humbucker v. Seymour Duncan am Steg) und eine Steinberger GL4T.

Ich wünsche viel Vergnügen, und…,  wenn möglich, bitte laut anhören, über Boxen, nicht Kopfhörer! ;-).

Fragen, Anregungen  und  ja, auch Kritik sind wie stets willkommen. Nachrichten bitte an frag.ebo@gitarrebass.de.  Es klappt nicht immer,  aber ich werde mich bemühen möglichst kurzfristig zu antworten.

(erschienen in Gitarre & Bass 01/2019)

Kommentar zu diesem Artikel

  1. Braucht die Welt wirklich noch einen Gitarrenlautsprecher?

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