Aus Neptuns Garten

Budget-Rochen: Sterling by Music Man StingRay Ray34PB NBS im Test

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(Bild: Dieter Stork)

Der Music Man StingRay gehört ins Pantheon der klassischen E-Bässe und steht nach wie vor auf dem Wunschzettel vieler Bassistinnen und Bassisten. Wenn das US-Original den finanziellen Rahmen sprengt, hat Music Man mit seinen eigenen Lizenznachbauten vielleicht das passende im Angebot.

So zum Beispiel den Sterling by Music Man StingRay Ray34, den wir in einer Version mit exotischer Decke zum Test bekamen.

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AUS NEPTUNS GARTEN

In bestechend mattes Blau gehüllt, präsentiert sich der Sterling StingRay. Mit vollem Namen heißt die Lackierung Neptune Blue Satin, mit der wilden Maserung der Maserpappel-Decke sieht das tatsächlich ein wenig aus wie ein Blick in Neptuns Reich. Ein durchsichtiges Pickguard in der typisch ovalen Form sorgt für ungehinderte Sicht. Das Finish selbst ist clever gemacht, und sauber ausgeführt. Die Decke gibt transparent den Blick auf das schicke Furnier frei, wird an den Zargen deckend und verschleiert so den Übergang, die Rückseite lässt wieder leicht die Maserung durchschimmern. Die sieht Mahagoni-ähnlich aus, ist aber Nyatoh, das zu einer gänzlich anderen Familie gehört, sich aber bei Instrumenten aus Fernost schon lange als günstige Alternative etabliert hat. „Echt“ ist wiederum das Griffbrett, nämlich aus Palisander.

Nachdem sich die CITES-Debatte sortiert hat, ist das ja auch problemlos wieder möglich. Saubere weiße Dots finden sich da in der Flanke. Die Dots vorne sind dagegen etwas milchig, und zwischen den 21 Bünden finden sich noch ein paar leichte Bearbeitungsspuren im Holz. Außerdem stehen die Bünde – der Winter lässt grüßen – ganz leicht über. Achtet beim Testen im Laden darauf, die Werkstatt kann das schnell richten. Der Sattel ist ein einfacherer Typ, nicht der von den Originalen bekannte kompensierte.

Ebenfalls einfacher sind die generischen Mechaniken, die gut funktionieren und der guten Stimmung keinen Abbruch tun, aber nicht die konische Wickelachse haben, die die Saiten beim Aufziehen automatisch nahe an die Kopfplatte bringen. Ein Niederhalter sorgt bei A- und D-Saite für mehr Druck im Sattel. Auch der Headstock hat ein Maserpappelfurnier und eine zum Korpus passende Lackierung bekommen, hier sind leicht unsaubere Übergänge zum Hals zu sehen. Der Ahorn, klassische Wahl für einen StingRay-Hals, wurde geröstet.

Bei dieser Hitzebehandlung unter Sauerstoffausschluss (nicht mit Ofentrocknung zu verwechseln) ändert sich die Holzstruktur, was die Reaktion auf Schwankungen an Lufttemperatur und -feuchtigkeit einschränken und den Hals so stabiler machen soll. Gleichzeitig bekommt das Holz die typische braune Färbung.

Am Halsende, wo dieser mit sechs Schrauben samt Metallplatte in der passgenau gefrästen Halstasche fixiert ist, hat der Bass das klassische Music-Man-Speichenrad mit offenem Zugang zur Einstellung der Halskrümmung ohne spezielles Werkzeug. Ein passender Metallstab und ein Inbusschlüssel für die Brücke finden sich im dreieckig geschnittenen, gut gepolsterten Gigbag. Die Brücke ist angelehnt an die original US-Variante und hat die typische (moderne) Grundplatte inkl. der beiden Poller links und rechts der Saitenreiter. Die typisch großen Magneten des Tonabnehmers sind aus AlNiCo, die Elektronik sitzt wie gewohnt auf einer bananenförmigen Metallplatte. Volume plus Dreiband-Klangregelung gibt es hier, der EQ rastet in der Mittelstellung ein. Zwar ist der Preamp aus Fernostproduktion, macht aber mit seiner Platinenmontage einen sauberen Eindruck. Die nötige Stromversorgung kommt vom 9V-Block in seinem separaten, ohne Werkzeug zu öffnenden Batteriefach auf der Rückseite.

In der typischen Bananenform angeordnet sitzen die Potis für Volume und 3-Band-EQ. (Bild: Dieter Stork)

SOUND-KLASSIKER

Der Sterling StingRay kommt ganz gut eingestellt aus dem Gigbag, da ist aber sofort spürbar noch Luft. Also frisch ans Werk. Den etwas hohen Sattel lasse ich mal außen vor, den würde, so er denn der Qualitätskontrolle durchrutscht, im Normalfall der Laden nacharbeiten müssen. Aber auch am anderen Ende liegen die Saiten noch nicht optimal. Beim Einstellen der Saitenhöhe fällt mir auf, dass der eine Poller lose ist, also flugs festgezogen. Leider ist der G-Saitenreiter schnell ganz unten auf der Grundplatte angekommen, damit ist die Saitenlage im flachen Mittelfeld angesiedelt, für eine noch flottere Bespielbarkeit fehlt etwas Halswinkel. Zu guter Letzt ist noch der Hals etwas stark gekrümmt. Das Speichenrad dreht sich etwas schwergängig, vielleicht auch, weil es auf einer Seite am Pickguard langschrabbelt, am Ende ist aber ein ganz leichter Bogen erreicht und ein schnarrfreies Spielfeld eingerichtet. Abzüge in der B-Note muss dieses Exemplar also hinnehmen, jetzt aber mal in die Praxis!

Im Sitzen spielt sich der Ray herrlich unauffällig, mit einem Gurt an den konventionellen, gut geformten Pins hat er eine beherrschbare Tendenz in die Waagerechte. Alles ganz normal. Geröstete Hälse finde ich von der Haptik immer sehr angenehm. Hier fühlt er sich etwas trocken und rau an, da würde ich nochmal mit feinem Schmirgel sowie Öl und Wachs beigehen. Trotzdem liegt er gut in der Hand, die Sattelbreite von 43 mm vermittelt Substanz, ohne klobig zu sein. Trocken angespielt ist schon eine frische Ansprache zu spüren, Deadspots bleiben außen vor.

Am Verstärker klingt der Sterling StingRay, wie ein StingRay klingen muss: Satter Bass, knurrige Mitten, explizite Höhen: alles da, wo’s hingehört. Das ist der typische Ton, den man von diesem Bass erwartet. Im direkten Vergleich mit meinem US StingRay Special klingt der etwas erwachsener und trockener, was im Band-Kontext schon nicht mehr großartig auffällt. Gerade im Vergleich tut sich dann aber doch noch überraschendes auf: Der EQ vom günstigen Sterling Ray gefällt mir tatsächlich besser, denn der Höhenregler ist aufgedreht weniger aufdringlich, macht aber zugedreht den Ton runder und wärmer, ohne Definition aufzugeben. Da bleibt bei meinem Special für meinen Geschmack noch zuviel Aggressivität im Ton.

Der Mittenregler kann ebenfalls vollumfänglich ausgenutzt werden. Im Plusbereich füllt er auf, ohne zu nerven, im Minusbereich wird es ultra klar und funky, ohne dass die Substanz flöten geht. Last not least setzt der Bassregler sehr tief an. Ohne zu wummern, legt er dem Ganzen ein dickes Kissen unter, trotzdem verliert der Sound nicht die Fasson. Während mein Special im Minusbereich des Bass-EQs schnell dünn wird, weshalb ich ihn kaum nutze, bleibt auch hier mehr Raum zur Erforschung extra beißender Klänge. Das ist alles sehr gut abgestimmt und macht den immer typisch durchzuhörenden StingRay-Ton erstaunlich flexibel.

(Bild: Dieter Stork)

RESÜMEE

Ein StingRay ist ein StingRay ist ein StingRay – auch wenn er von Sterling kommt. Der Ray34PB bringt die typische Form mit einer wirklich schönen, besonderen Optik. Dabei könnte er mit ein paar wenigen Tweaks noch besser bespielbar sein und einen insgesamt noch wertigeren Eindruck machen. Der Sound ist aber wieder über jeden Zweifel erhaben und bietet StingRay in Reinkultur, mit einem für meinen Geschmack wirklich exzellenten EQ, den ich dem seines US-Bruders sogar vorziehen würde. Wer nach einem erschwinglichen Ray sucht, sollte den Sterling Ray34 mal einem ausgiebigen Test unterziehen.

PLUS

  • Sound
  • Optik
  • Elektronik
  • Gigbag

MINUS

  • Bespielbarkeit ab Werk


(erschienen in Gitarre & Bass 02/2022)

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