Boss JS-8 eBand im Test

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Boss JS8 eBand - Aktivmonitor im Ghettoblaster-Look

Zum Üben und Jammen sind Begleit-Patterns und -Songs, Amp- und Effekt-Sounds, Tools zum Bearbeiten, und ein kompakter Aktivmonitor mit etlichen Anschlussmöglichkeiten auf jeden Fall willkommen. Die neue Boss JS-8 eBand basiert auf der bekannten Js-5 Jamstation und kann auch als komfortable USB-Schnittstelle dienen.

 

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Hinter der schmucken Fassade verbirgt sich bei diesem Heim-Trainer also erheblich mehr als man ihm auf den ersten Blick zutraut. Die schwarze Box ist für ein Übungs-Center außergewöhnlich reichhaltig ausgestattet, unter anderem mit allen Amp-Modellen, Effekten und weiteren Möglichkeiten des Boss GT-10 Multieffektpedals, sowie einem bi-direktionalen USB-Interface mit Re-Amping-Funktionen.

Konstruktion

Kurz gesagt stellt die Boss eBand eine Kombination aus intelligentem Audio-Player mit Song-Import, Gitarren/Bass-Amp mit Verstärkermodellen und Effekten, Recorder, 40-Sekunden-Looper mit Overdub-Funktion, USB-Interface sowie aktivem Monitor dar. Kompakt und leicht ist sie ebenfalls, auf der Rückseite des nach hinten geneigten Kunststoffgehäuses gibt’s eine Griffmulde. Links und rechts des Bedienfeldes verbergen sich je zwei kleine Lautsprecher und je eine Reflexöffnung, das hellblau beleuchtete grafische LCD-Display dominiert auf der Vorderseite. Die Klinkenbuchsen für Gitarre/Bass bzw. Mikrofon und Kopfhörer sind richtig stabile Metalltypen, die beiden Regler “Guitar Level” und “Master Level” sprechen für sich. Zwischen Display und den Anschlüssen hat der Hersteller das große Bedienfeld untergebracht. Links die Taster für den Audio-Player bzw. -Recorder, rechts Datenrad und Taster der Menüsteuerung, und darunter separate Taster für Stimmfunktion, die Umschaltung Solo/Rhythmus für die E-Gitarre, und die Effekte.

Auf der Rückseite steckt neben dem Netzteilanschluss werkseitig eine SD-Card mit 1 GB Speicherkapazität im Schacht, gesichert mit Blechwinkel und Schraube. Es lassen sich handelsübliche Karten bis 32 GB einsetzen, das Hochkapazitäts-Format SDHC wird unterstützt. Gleich zwei, jeweils mit Stopfen abgedeckte USB-Anschlüsse hat die eBand, einer für USB-Sticks, der andere lässt sich per beiliegendem Kabel mit einem Computer verbinden. Die entsprechende Treiber-Software und ein Song-List-Editor für PC und Mac befinden sich auf der SD-Card. Wer mag, kann sogar einen Fußtaster oder ein Expression-Pedal anschließen, besonders praktisch für die Steuerung der Looper-Funktionen bzw. des WahWahs. Ein Cinch-Buchsenpaar leitet auf Wunsch das Ausgangssignal zum Beispiel an eine Stereoanlage weiter, und an der Aux-In-Miniklinke lässt sich ein CD- oder mp3-Spieler anschließen, um Songs oder Patterns in die eBand importieren bzw. per Song-Capture-Funktion “einfangen” zu können. Die eBand stellt man entweder solo vor sich auf den Tisch, oder setzt sie als USB-Aktiv-Monitor am Computer ein.

Praxis als Heim-Trainer

Der Vorgänger JS-5 JamStation war kein Aktivmonitor, den wohl bedeutendsten Unterschied zwischen JamStation und eBand stellt jedoch die Tonerzeugung der Songs und Patterns dar. Während die JamStation mit MIDI-Files und einem JV-1080-Klangmodul arbeitet, finden wir in der eBand ausschließlich reines Audio-Material vor. Die 300 Werks- Patterns wurden also von Musikern eingespielt. Klanglich ist die eBand der JamStation weit überlegen, einfach weil sie stets echt, lebendig und natürlich klingt und grooved. Einen Vorteil hat die MIDI-Klangerzeugung der JS-5 JamStation jedoch: Jeder Song und jedes Pattern lässt sich ohne Klangänderung in jede Tonart transponieren, und bei ebenfalls gleichbleibender Tonqualität beliebig langsamer oder schneller abspielen. Die eBand bietet ebenfalls Speed- und Pitch-Shift-Funktionen, da hier jedoch ausschließlich Audio-Material zum Einsatz kommt, klingen höher oder tiefer, bzw. langsamer oder schneller abgespielte Songs und Patterns immer etwas seltsam und zittrig. Aber damit lässt sich leben, das ist technisch bedingt, und man nimmt diesen Nachteil gern in Kauf, wenn man die richtig klasse klingenden Werks-Patterns durchhört. Mit der A/B-Taste lässt sich übrigens – idealerweise bei selbst importierten Songs – je ein Start- und ein Stop-Punkt für den Phrase-Trainer setzen. Anschließend erfolgt die Wiedergabe exakt dieses Abschnitts in einer Endlosschleife. Wer sein Solospiel verbessern möchte, kann mit zwei verschiedenen Center-Cancelern importierte Songs von Solo-Gitarre oder -Gesang befreien.

Um die eBand besser kennenzulernen, sollte man zunächst die Kurzanleitung – das Quick-Start-Blatt – studieren. Zu jedem der 300 Patterns, die meistens aus achttaktigen Songparts bestehen, wurde der Effektprozessor passend programmiert, und zwar jeweils mit Amp-Sounds sowohl für Rhythmus- als auch Solo-Gitarre. Mit dem Solo- Taster unten schaltet man um. Man braucht jedoch nicht auf dem übersichtlichen grafischen Display per Datenrad in allen 300 Patterns herumwühlen, um eine Auswahl zu treffen, es gibt Untergruppierungen wie Artist, User, Best 30, Album oder Rhythm. Die Rhythm-Abteilung enthält übrigens ausschließlich Schlagzeug-Patterns, eine Metronom-Funktion ist ebenfalls integriert. Die Einstellungen aller Patterns lassen sich auch dauerhaft ändern, die Bedienung ist fast identisch mit dem ausgezeichneten Boss GT-10 Multieffektpedal, dessen Testbericht in Ausgabe 07/2008 nachzulesen ist.

Die Patterns können einzeln oder alle aus einer Gruppe per Zufallsgenerator (Shuffle) nacheinander abgespielt werden. Durch die schaltbare Endlosfunktion wird solch ein Pattern zu einem Song, zu dem man üben oder jammen kann. Die jeweilige Tonart erscheint im Display, zusammen mit anderen Song-Infos. Die Shuffle- bzw. Gruppenabspielarten machen besonders viel Laune, weil sich bei jedem Pattern automatisch alle Ampmodel- und Effekteinstellungen für das angeschlossene Instrument ändern. Wer beim Üben Instrument oder Gesang gleich aufnehmen will, drückt einfach die Record-Taste. Im Menü lässt sich die Eingangsanpassung übrigens auch für ein Mikrofon einstellen. Wenn die Aufnahme OK ist, lässt sich das Ergebnis im internen JS-8-Datenformat speichern, ansonsten gibt’s die Papierkorbfunktion. Obacht, irre viel Platz für Aufnahmen ist auf der mitgelieferten SD-Card wegen der 300 Patterns natürlich nicht mehr. Der Kauf einer SDHC-Card mit viel Platz ist daher anzuraten, den Inhalt der mitgelieferten Karte kann man ja am Computer umkopieren. Die verständlich geschriebene und informative deutsche Bedienungsanleitung zeigt auf 44 Seiten, dass die eBand weit mehr kann, als Patterns abspielen und tolle Amp- und Effekt-Sounds bereitstellen. Wer das GT-10 kennt, wird schnell ein Déjà-vu erleben, denn sobald man per Menü in den Edit-Bereich des Effektprozessors eintaucht, kommt einem doch alles sehr vertraut vor. Sämtliche Effektparameter eines jeden Patterns lassen sich nach eigenem Geschmack ändern und anschließend per Write- Funktion wieder abspeichern. Kommen wir nun wie versprochen zu den Song-Import-Funktionen. Ohne angeschlossenen Computer lassen sich Songs im mp3- und WAV-Format von einem USB-Stick importieren, oder man schließt einen mp3- oder CD-Player am Aux-In an und bedient sich der Song-Capture-Funktion. Das ist eigentlich nichts anderes als analoges Kopieren und anschließend ins digitale JS-8-Format konvertieren, diese Funktion reagiert auf Wunsch jedoch auf einen einstellbaren Minimalpegel, und startet den Song-Import dann selbsttätig.

Nur wie klingt die Kiste? Für Lautsprecher und deren Reflexsystem waren wieder die Spezis verantwortlich, die bei Roland bereits die Lautmacher für die Cube-Verstärkerserie entwickelt haben. Und das hört man deutlich! Die eBand klingt voll und satt, mit klaren Höhen und guter Stereo-Trennung. Man erreicht problemlos Zimmerlautstärke, ohne dass ungewollte Verzerrungen auftreten. Klar, Tiefbässe gibt’s hier nicht. Wer die ebenfalls hören möchte, schließt einfach eine Stereo-Anlage an und deaktiviert die internen Lautsprecher der eBand per Menüsteuerung. Ebenfalls einen super Sound genießt man mit einem guten Kopfhörer.

Außerdem lässt sich das integrierte GT-10-Modul auch als hochwertiger Ampmodeling- und Multieffektprozessor vor einem Gitarrenverstärker einsetzen. Dazu muss man allerdings in den jeweiligen Presets einzeln die Speaker-Emulation abschalten, und sich einen Cinch-Klinke-Adapter besorgen, um die eBand mit dem Amp zu verbinden. Aber der Aufwand lohnt sich, Klangausbeute und Sound-Qualität entsprechen in der Tat dem Boss GT-10. Auch die eBand bietet 30 E-Gitarren- und vier E-Bassverstärkermodelle, und einen Fußtaster bzw. ein Expression-Pedal kann man wie gesagt ebenfalls anschließen. Praxis am Computer Der Hersteller hat mal wieder auch an kleine, aber feine Details gedacht. So lassen sich die Schutzstopfen der beiden USB-Anschlüsse in entsprechenden Löchern auf der Rückseite der eBand parken, damit sie nicht verloren gehen können. Sobald man per beigelegtem USB-Kabel die eBand direkt (also ohne USB-Hub dazwischen!) mit PC oder Mac verbunden hat, meldet das Display „USB Select“ mit den beiden Auswahlmöglichkeiten “Song List Editor” und “Audio”. Beim ersten Start kopiert man gemäß Anleitung Treiber und Editor von der SD-Card in einen temporären Ordner der Festplatte, und startet nacheinander beide Programme. Der Editor entpuppt sich als kleines feines Tool, mit dem einerseits in der Song-Liste der eBand die Song-Titel nach eigenen Vorstellungen umbenannt werden können, und andererseits CDs ausgelesen und als einzelne Tracks in die eBand importiert werden können. Stellt man den USB-Modus auf “Audio”, arbeitet die eBand einerseits als Aktiv-Monitor für den Computer, andererseits kommt man in Verbindung mit einer guten Recording- Software in den Genuss der GT-10- Sounds. Ampmodelings und Effekte werden zu 100 % in der eBand erzeugt, können also im Computer selbst zu keiner Latenz führen. Ideal also, wenn jemand keine Modeling- Software benutzen möchte oder kann, weil der Rechner dafür zu langsam ist. Die USB-Audio-Funktionen der eBand sind alles andere als rudimentär, hier hat man die Wahl aus fünf Möglichkeiten. Die Unterschiede liegen darin, wie die eBand mit dem Eingangssignal – beispielsweise von einer Gitarre – und dem Ausgangssignal des Computers verfahren soll, die USB-Schnittstelle ist bi-direktional, verarbeitet also Ein- und Ausgangssignale gleichzeitig. Um den Rahmen dieses Testberichtes nicht zu sprengen, gehe ich hier ausschließlich auf die für uns Musiker interessanteste Möglichkeit der eBand ein, das Re-Ampen. Dazu wählen wir zunächst mit den Cursor-Tasten bei der eBand im USB-Audio-Bereich die Funktion Guitar Dry aus. Nun stellen wir im Effects-Bereich den gewünschten Sound ein, wählen also das entsprechende Preset mit Verstärkermodell und Effekten aus und starten an unserer Recording- Software die Aufnahme der entsprechenden Spur. Aufgenommen wird beim Re-Ampen jedoch ausschließlich die völlig unbehandelte E-Gitarre, also komplett ohne Amp-Sound und ohne Effekte, während wir aus den Lautsprechern oder dem Kopfhörer den Klang des Presets hören. Um bei der anschließenden Wiedergabe der Spur von der Recording-Software ebenfalls das volle Signal inklusive Ampmodel und Effekten zu hören, wählen wir jetzt an der eBand den USB-Audio-Modus Re Amp aus. Die Software schickt bei der Wiedergabe nun die aufgenommene Spur wieder an die eBand, und dort wieder durch das Preset. Wenn wir zwar mit unserem Gitarrenspiel, aber nicht mit dem Sound zufrieden sind, können wir nun das Preset wechseln, oder beispielsweise mehr Delay oder Verzerrung auf die Gitarre geben, bis uns der Sound optimal gefällt. Dann erst fixieren wir das Ergebnis in einer neuen Spur der Recording-Software. Absolut klasse, dass die eBand über dieses Feature verfügt!

Alternativen

Ein Tool, welches einem direkten Vergleich standhält, ist meines Wissens momentan nicht auf dem Markt. Sicherlich kann man zum Üben auch einen mp3-Player an einem Amp- & FX-Modeler mit Aux-Input anschließen, erreicht damit jedoch bei weitem nicht die Möglichkeiten der Boss eBand. Für Recordings lassen sich ebenfalls normale Ampmodeler mit integriertem USB-Interface verwenden, man muss dann jedoch auf die komfortable Re-Amping-Funktion verzichten. Vergleichen lässt sich die Boss eBand in etwa mit dem VoxJam-Vox-Set, welches wir in Ausgabe 12/2008 im Test vorgestellt haben. JamVox enthält ebenfalls einen Aktivmonitor und Übungsmaterial, die Verstärker- und Effekt-Sounds sowie Songs- bzw. Patterns liegen hier jedoch in Software- und nicht in Hardware-Form vor.

Resümee

Alle Achtung, dieser kleine schwarze Kasten bietet erheblich mehr sinnvolle Möglichkeiten als im ersten Moment vermutet! Er kombiniert einen komfortablen Übungs- und Jam-Player (inklusive Endloswiedergabe und zu jedem Song bzw. Pattern separat speicherbaren Effekten sowie Aufnahmefunktion) mit den Möglichkeiten und Amp- & FX-Modellen des Boss GT-10. Auch ohne angeschlossenen Computer lassen sich via USB-Stick Songs laden, und die USB-Schnittstelle entpuppt sich als komfortable “zweigleisige Strecke” mit Re-Amping-Funktionen, die mit so gut wie jeder Recording-Software eingesetzt werden kann. Alle Funktionen der Boss eBand sind einfach zu bedienen und sie sorgt für puren Spielspaß.

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