+++ PLUS: Interview mit der frisch gebackenen Bassbau-Meisterin +++
Bassmeisterin: Salomé Gregersen Woodpecker im Test
von Jogi Sweers,
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(Bild: Dieter Stork)
RESÜMEE
Der Woodpecker von Salomé Gregersen ist tatsächlich ein Meisterstück im doppelten Sinn: im Rahmen ihrer Abschlussarbeit als Meisterstück zertifiziert und dabei auch ein meisterhaft gefertigtes Instrument, in dem viele eigene Ideen stecken und das seine ganz individuelle Stimme entfaltet. So viele detailverliebte Holzarbeiten diesen Bass zieren, so holzig kommt er auch am Amp rüber, meisterlich ergänzt von den Häussel-Pickups. Klar, dass dieser Bass nicht die Grundlage für alles sein wird, was Salomé in Zukunft an Bässen vom Stapel lässt. Auch der Preis in der Übersicht ist eher ein ideeller Wert, der allerdings widerspiegelt, wie viel Arbeit im Bass steckt. Um zu zeigen, was optisch wie klanglich möglich ist, auch abseits bekannter Muster – da gibt der Woodpecker eine exzellente Visitenkarte ab.
Auch von mir noch mal: Herzlichen Glückwunsch zum verdienten Meisterbrief!
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PLUS
Sound
Holzarbeit
Originalität
Brücke und Tailpiece
Pickups
Optik
MINUS
Gewicht
IN DER WERKSTATT GELANDET
– UND NICHT WIEDER RAUSGEKOMMEN!
(Bild: Stonjek)
Salomé Gregersen im Interview
Zupfinstrumentenmachermeisterin: Unglaubliche 31 Lettern lang ist diese tolle aber anspruchsvolle Profession. Unglaublich spannend ist auch die Frage, wie die frisch gebackene Meisterin Salomé Gregersen in der heutigen Zeit zu diesem Beruf gekommen ist. Wir haben sie zu ihrem Werdegang befragt.
Salomé, wie bist du zum Bass gekommen?
Ich habe Flöte gespielt, und schon da hat es mich schnell zur F-Flöte gezogen, also zu den tieferen Tönen. Da war Bass irgendwie logisch. Mit 14 hab ich autodidaktisch angefangen, mit 16 hatte ich Unterricht.
Und wie kam der Schritt vom Spielen zum Bauen?
Ich hab in der Schulzeit ein Praktikum im Musikladen am Nordermarkt gemacht, einem kleinen Laden in Flensburg. Am zweiten Tag bin ich da in der Werkstatt gelandet – und nicht wieder rausgekommen. Das hat so einen Spaß gemacht! Nach dem Praktikum war ich regelmäßig als Aushilfe da und hab alles Mögliche an Reparaturen gemacht. Da war dann schon klar, dass ich Bock hätte, selber Bässe zu bauen.
Wie ging das konkret los?
Erstmal gar nicht, nach dem Abitur war ich zunächst in Wales, in Aberystwyth, und von da ging es nach Norfolk, wo ich in einer Behinderteneinrichtung gearbeitet habe. Gegen Ende meiner Arbeit dort, habe ich angefangen, Bewerbungen zu schreiben. Gerald Marleaux hat mir sehr freundlich darauf geantwortet, und nach einem Probearbeiten habe ich bei ihm angefangen. Ich habe immer noch ein super Verhältnis zu der ganzen Firma, ich habe viel gelernt, sowohl Handwerkliches als auch Wissen über Hölzer, aber auch viel in Frage gestellt: Diese Holzkombination funktioniert, diese hier nicht. Aber warum? Ich hab da sehr Bock drauf, Dinge auszuprobieren und nicht nur Gegebenes zu reproduzieren. Mittlerweile habe ich ja schon einige neue Modelle von der Idee bis zur Produktion begleiten dürfen. Das war sehr spannend, auch in dieser Hinsicht.
Jetzt bist du bei Sandberg?
Ja, nach dem Ende meiner Ausbildung, die ich mit einem eigenen Bass als Gesellinnenstück abgeschlossen habe, wollte ich gerne noch andere Produktionsweisen kennenlernen. Dafür bin ich zu Sandberg gegangen, wo ich mittlerweile Produktionsleiterin bin. In dieser Zeit hat sich dann der Wunsch verfestigt, noch meinen Meister obendrauf zu setzen.
Wie läuft das mit so einem Meisterstück?
Die Ausbildung ist ja normal mit Lehre im Betrieb und Berufsschule, die für Zupfinstrumentenbauer und -bauerinnen entweder in der Staatlichen Musikinstrumentenbauschule Mittenwald oder in der Berufsfachschule Musikinstrumentenbau Klingenthal ist. Ich war dafür in Klingenthal. Man merkt schon, dass das alles eine lange Tradition hat und sich nur langsam wandelt – es geht hier vor allem um akustische Instrumente, vornehmlich Gitarre oder Mandoline. E-Instrumente kommen da erst ganz allmählich an. Nach abgeschlossener Ausbildung kann man dann den Meisterkurs angehen, der weitere Kurse und Prüfungen und am Ende ein Meisterstück beinhaltet.
Was genau gebaut werden soll, wird mit den Lehrkräften ausverhandelt, bei mir war die Vorgabe, dass der Bass unbedingt einen resonanzfähigen Korpus haben soll. Die Hölzer für Hals und Korpus habe ich Gerald abgekauft, den Rest vom Holzhändler. Die musste ich alle vorführen und dokumentieren, damit auch nachvollziehbar ist, dass ich nicht heimlich einen zweiten Bass gebaut habe, weil der erste in die Hose gegangen ist. Der Bass und die Entstehung sollten so traditionell wie möglich sein, ohne CNC-Fräse und so. Das Ergebnis hast du in der Hand. Jetzt darf ich mich Meisterin im Zupfinstrumentenmacherhandwerk nennen.
Mit dem Meisterbrief im Rücken, möchtest du deine eigene Firma aufmachen?
Ich fühle mich total gut aufgehoben bei Holger und Mike, habe eine verantwortungsvolle Position bei Sandberg, und will da gar nicht weg. Vorstellen könnte ich mir, nebenbei eigene Entwürfe unter meinem Namen zu bauen, die ganz bestimmt weit genug weg wären von jeglichen Sandberg- oder Marleaux-Formen. Mal sehen, was die Zukunft da bringt!
Auch von mir „Herzlichen Glückwunsch“ zum Meisterbrief.
Das ist Handwerkskunst!
Ganz tolle Arbeit. Respekt…