Bestnoten in Resonanzeigenschaften, Dynamik und Sustain

Aufgehübschte Long Scale Paulas: Hagstrom Ltd. Edition Ultra Max Special im Test

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(Bild: Dieter Stork)

Mit den beiden Ultra Max Specials schickt der schwedische Hersteller limitierte Versionen seiner Erfolgsmodelle ins Rennen und sorgt zugleich für leichte Irritation. Hagstrom führte nämlich bislang nur das 3-Pickup-Modell unter dem Anhängsel „Special“. Wegen ihrer besonderen Metallic Finishes hören nun halt beide Ultra Mäxe auf den gleichen Namen.

Während das limitierte 3-Pickup-Modell bis auf die „Blockbuster Yellow Metallic“-Lackierung im Racing-Style vollständig der regulären Ultra Max Special entspricht, hat man auch der Ultra Max neben dem „Mystique Metallic“-Decken-Finish die vom schwedischen Pickup-Papst Johan Lundgren entwickelten und in Korea hergestellten Lundgren Design Humbucker spendiert. Mit ihren Kappen im angesagten Foil-Design machen sie auch optisch richtig was her.

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GEMEINSAMKEITEN

Die Bodies und Hälse wurden in deckendem Schwarz, die Kopfplattenfront des 3HB-Modells in Deckenfarbe lackiert und sämtliche Oberflächen spiegelglatt poliert. Von Pickup-Bestückung und Schaltung abgesehen, ist der Aufbau beider Gitarren identisch: Mahagoni-Korpus mit rückseitigem Belly Cut (neudeutsch für Ergofräsung, Rippenspoiler u.ä.) und gewölbter Ahorndecke, eingeleimter Mahagoni-Hals mit H-Expander-Stahlstab und Resinator-Griffbrett sowie 22 vorbildlich bearbeiteten Medium-Jumbo-Bünden.

Resinator und H-Expander sind Hagstrom-Patente. Ersteres ist ein Holz-Verbundwerkstoff, der unter hohem Druck verleimt wird und eine dichtere und damit stabilere Struktur besitzt als Palisander, Ahorn oder Ebenholz und zudem Deadspots minimieren soll. Der in den Hals eingelassene H-Expander besteht aus einer speziellen, leichten Metalllegierung, besitzt ein H-förmiges Profil und zur Justierung der Halskrümmung einen innen liegenden Trussrod, dessen Zugang oberhalb des Sattels abgedeckt ist. Präzise und geschmeidig drehende Hagstrom-Tuner gestatten stressfreies Stimmen.

E-Fach 3HB-Modell: 5-Weg-Schalter mit 2 Ebenen (Bild: DIETER_STORK)

In den bündig abgedeckten E-Fächern hat man gänzlich auf effiziente Abschirmungsmaßnahmen verzichtet. Zargenbleche tragen die zuverlässig packenden Klinkenbuchsen, und große wenn auch eng bemessene Knöpfe den Gurt, dessen Endstücke nicht dicker als 2,5 mm sein dürfen. Als Stege kommen Tune-o-matics zum Einsatz, deren Reitern 10,6 mm Justierwege zur Verfügung stehen. Traditionelle Hagstrom-Sustain-Block-Tailpieces halten die Saiten mit jeweils sechs einzelnen Gussblöcken, die auf einer 3 mm dicken Acrylglasunterlage ruhen, was Interferenzen minimieren soll.

Separate Sustainblöcke zur Minimierung von Interferenzen (Bild: DIETER_STORK)

Wie so oft geizt Hagstrom auch hier nicht mit weißem Perloid, das als Griffbrett-Inlays und an den mehrschichtigen Decken-, Griffbrett- und Kopfplatten-Bindings Verwendung findet.

ELEKTRIK

Die beiden Lundgren Designed Humbucker der Mystique Metallic, ein AlNiCo-2-Modell in der Halsposition, und ein AlNiCo-5-Modell am Steg, werden per Dreiwegschalter, einem Master-Tone- mit Coilsplit und zwei Volume-Reglern verwaltet. Zieht man den Tone-Reglerknopf heraus, verstummen die einander zugewandten Einzelspulen der Humbucker. Bei der Blockbuster Yellow Metallic kommen die gleichen Pickups zum Einsatz, ein H-52-AlNiCo-Mini-Humbucker von Hagstrom komplettiert das Trio in der Mittelposition.

Hier kontrollieren Master-Volume, Bass Cut (als Tonregler) und ein 5-Weg-Blade-Switch mit zwei Schaltebenen und folgenden Position:

  1. Hals-Humbucker
  2. Halsspule Hals-HB + Stegspule Mini-HB parallel
  3. Mittel-Mini-Humbucker
  4. Stegspule Mini-HB + Stegspule Steg-HB parallel
  5. Steg-Humbucker

Um Höhen- und damit Klangverluste beim Herunterdrehen der Volume-Regler zu vermeiden, verwendet Hagstrom sogenannte R/C-Schaltkreise (Resistor/Capacitor), auch als Treble Bleed bekannt.

Komfort, Sound & Resümee auf Seite 2

Belly Cut (Bild: Dieter Stork)

LONG SCALE PAULAS

Beide Limited Edition Ultra Max Specials zeigen beste Balance am Gurt und auf dem Bein, und der Belly Cut kommt dem Tragekomfort zugute. Die wohlproportionierten Halsprofile liegen angenehm in der Hand und lassen sich auch dank der sorgfältig verrundeten Bundkanten komfortabel bespielen. Ausnahme ist der gewöhnungsbedürftig platzierte Pickup-Schalter des 2HB-Modells (auf der Decke hinter dem Steg). Die traditionellen stufigen Halsübergänge gestatten zwar recht entspanntes Erreichen der oberen Lagen, für die Bünde 21 und 22 muss man dennoch seine Finger ordentlich strecken. Während die Sattelkerben der Mystique auf gleichmäßiges Niveau abgerichtet wurden, zeigen die der Blockbuster Yellow deutliche Höhenunterschiede. In jedem Fall aber gibt es hinsichtlich der Saitenlage bei beiden Sätteln noch Luft nach unten. Ansonsten kann ich der gesamten Verarbeitung Höchstnoten verleihen.

Die lange 648-mm-Mensur ist für eine LP-Type-Gitarre eher ungewöhnlich, beschert jedoch unseren beiden schwingfreudigen Protagonistinnen ausgewogene, kraftvolle Klangbilder mit präziser Saitentrennung, angenehmer Wärme, gesundem Fundament und reichem Obertongehalt. Während sich die Double Pickup unplugged etwas kraftvoller und erdiger mit Stärken in den unteren Mitten präsentiert, gibt sich die Kollegin straffer, knackiger mit leichtem Plus in den oberen Mitten. Dennoch kommen beide selbstbewusst, spritzig, luftig und lebendig daher, zeigen spontane direkte Ansprache, schnelle Tonentfaltung, beste Dynamik und stabiles, gleichmäßig abklingendes Sustain.

Schicke „Foil“-Pickup-Cover (Bild: DIETER_STORK)

Die Lundgren-Design-Fullzise-Humbucker hinken output-mäßig nur leicht hinter vintage-style PAF-Typen her. Trotz ihrer AlNiCo-5-Magnete und etwa doppelter Impedanz hat man die Outputs der Steg- bestens auf die der Hals-Pickups abgestimmt, sodass beim Umschalten keine nennenswerten Pegelsprünge entstehen.

Sie klingen ausgewogen und klar und übertragen die ausgesprochen straffen, definierten Bässe der längeren Mensur in bester Manier. Während der Hals-Pickup des 2-HB-Modells warme, vollmundige, runde Klarklänge mit perkussiven Mitten und samtigen Höhen präsentiert, tönt der identische Pickup der Blockbuster trotz gleicher Hölzer und Bauweise, gleicher (neuer) Saiten, identischer Setups (Saitenlage und -abstand zum Pickup usw.) wesentlich offener, spritziger und lebendiger und gibt auch Obertönen mehr Entfaltung.

Warum wundert es mich also nicht, dass gleiches auch bei den Steg-Humbuckern festzustellen ist? Beide klingen klar, transparent, ausgewogen und besitzen saubere, präzise Saitentrennung, während der der Mystique jedoch durchweg wärmer und in Höhen und Obertönen aber irgendwie defensiver und bedeckter klingt. Dagegen dringt das Pendant der Blockbuster direkter, knackiger, luftiger und spritziger ans Ohr, liefert mehr Obertöne und knackigere Bässe. Für mich bestätigt sich wieder einmal, dass das Holz einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf den Pickup-Sound auch von Solidbody-Gitarren nimmt.

Während die Humbucker-Paarung der Mystique wunderbar glockige Klänge bereithält, die auch bei cleanem und verzerrtem Solospiel überzeugen, dünnen die drei Coilsplit-Varianten die Humbucker-Sounds nicht nur aus, sondern senken auch deren Ausgangspegel, wenn auch in praktikablen Maßen. Dabei bleiben die Klangcharaktere der Doppelspuler erkennbar. Die Coilsplit-Klänge bieten sich eher für cleanes Rhythmusspiel und modulations-schwangere Arpeggios an.

Im Overdrive-Betrieb erlauben die Hals- wie auch Steg-Humbucker definierte Akkorde, druckvoll stramme Powerchords, durchsetzungsstarke Riffs und singende, dynamische Leadsounds, die vom exzellenten Sustain der Ultra Mäxe getragen werden. Das 3HB-Modell gibt sich etwas bissiger, aggressiver und obertonreicher. Ihr Mini-Humbucker in der Mittelposition verleiht ihr eine eigene Note. Er ist output-mäßig den beiden Fullsize-Mitstreitern ebenbürtig, fügt sich mit seinem hellen, knackig vitalen Klangbild perfekt ins Klangangebot der Gitarre ein und zeigt auch im Zerr-/Lead-Betrieb erstklassige Performance und Dynamik.

Zudem ist er maßgeblich an den Splitsounds beteiligt, die jedoch nicht nur pegelmäßig beträchtlich abfallen. So tönt es blass und bedeckt, bestenfalls warm, wenn auch leicht kehlig (Schalterposition 2) bzw. nasal (Position 4). Zwar ist eine gewisse Anlehnung an bekannte Strat-In-Between-Sounds auszumachen, mir fehlt es jedoch an Spritzigkeit, Transparenz und Frische. Quasi ein Licht am Ende des Tunnels erscheint jedoch, wenn man die Coilsplits mittels Clean-Booster oder Overdrive unterstützt. Es braucht nicht viel Gain um den Sounds Leben einzuhauchen. Das Klangbild breitet sich aus, und plötzlich mischen wieder Höhen und Obertöne mit, und Bässe erhalten mehr Draht und Straffheit. Auf diese Weise lassen sich durchsetzungsstarke Distortionsounds erzielen.

Das als Bass-Cut ausgelegte Tone-Poti filtert Bässe und Tiefmitten am Anfang des Regelweges wirkungsvoll, im weiteren Verlauf dezenter. Bei den Coilsplits entpuppt sich das Filter als Zuviel des Guten. Lobenswert sind die R/C-Schaltungen beider Gitarren, die das Klangbild bei Zurücknahme des Volume-Potis nahezu unangetastet lassen.

RESÜMEE

Die beiden Ltd. Edition Ultra Max Specials stellen zwar weder baulich noch ausstattungsseitig wirkliche Hagstrom-Neuheiten dar, präsentieren sich jedoch als ansehnliche Farbtupfer im Portfolio der Schweden. Obgleich die Verarbeitungsmesslatte hoch liegt, gibt es bis auf die Abrichtung der Sattelkerben nichts zu beanstanden. Resonanzeigenschaften, Dynamik und Sustain erzielen ebenso Bestnoten wie die Sounds der Lundgren Design und des Mini-Humbuckers. Allein die recht blass und motivationslos erscheinenden Coilsplit-Schaltungen des Blockbuster-Yellow-Modells konnten mich erst überzeugen, nachdem ich ihnen per Clean-Booster- oder Overdrive-Pedal gehörig unter die Arme gegriffen hatte.

PLUS

  • Sounds
  • Dynamik & Sustain
  • Klangvielfalt
  • R/C-Schaltkreise
  • Spielbarkeit
  • Verarbeitung
  • Preis/Leistung

MINUS

  • enge Gurtknöpfe
  • Abrichtung der Sattelkerben


(erschienen in Gitarre & Bass 04/2023)

Kommentare zu diesem Artikel

  1. >>Während sich die Double Pickup unplugged etwas kraftvoller……?????
    Seid wann funktionieren Pickups ohne Verstärker?Schreibteufel?
    Noch eine schönen Abend:-)

    Auf diesen Kommentar antworten
    1. Das bezieht sich darauf, dass die eine Gitarre zwei Pickups hat, die andere drei 😉
      Die im violetten Mystique-Metallic-Finish ist hier gemeint.
      Grüße aus der Redaktion!

      Auf diesen Kommentar antworten

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