Alles Roger!

Arbeitstier mit Edel-Genen: Sadowsky MetroExpress 21-fret Vintage JJ 5

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(Bild: Dieter Stork)

Der Jazz Bass war unübersehbar die Inspiration, auf der Roger Sadowsky seine noblen Bässe aufbaute. Daran hat sich bis heute nichts geändert, und die meisten Sadowskys sind ohne Mühe als firmentypisch modifizierte J‘s zu identifizieren. Da reiht sich der MetroExpress nahtlos ein.

Die Fertigung im Warwick-eigenen Werk in China macht es möglich, dass schon für unter tausend Euro Sadowsky-Feeling aufkommt. Reicht es an die besseren Serien heran? Lest selbst …

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ALLES ROGER

Natürlich muss man bei dem Preisunterschied Abstriche machen. Das geht schon auf der Kopfplatte los, wo ein Niederhalter, den man zum Saitenwechsel am besten ganz abschraubt, quer über alle Saiten für den nötigen Anpressdruck im Sattel sorgt. Der Sattel ist aber wie bei den teureren Modellen der mit zwei Schräubchen in der Höhe verstellbare Just-A-Nut III, und auch die Mechaniken im Stil der Hipshot Ultralites kennt man von den großen Brüdern. Die Kopfplatte ziert das RSD-Logo, für Roger Sadowsky Design, und der MetroExpress-Schriftzug.

Die Form ist jedenfalls 100% Sadowsky. Der Hals ist aus Ahorn mit einem aufgeleimten Ahorngriffbrett und mit vier Schrauben ohne Halsplatte am Korpus befestigt. 21 Bünde sind sauber eingesetzt, wenn auch nicht mit der bei den deutschen Modellen verwendeten Invisible Fret Technology, bei der die auch bei diesem Modell unauffälligen Bundenden vollständig im Griffbrett verschwinden.

Der Korpus ist beim MetroExpress aus Okoumé. Das eher weiche Holz wird auch als Gabun-Mahagoni bezeichnet, stammt aber aus einer anderen Familie. Lackiert ist der Body makellos in schwarz, mit einem feinen Metallic-Effekt. Die Brücke ist zwar im direkten Vergleich etwas einfacher, behält aber die Quick-Change-Möglichkeit bei, die Saitenenden einfach einzuhängen.

Brücke: Sadowsky Quick Release, Pickups: Sadowsky J-Style-Singlecoils (Bild: Dieter Stork)

Ganz nach dem Vintage-Motto trägt der Bass ein Schlagbrett in Tortoise und eine metallene Controlplate. Hier finden sich Regler für Volume, Balance, Bass und Höhen. Die Batterie für den aktiven Betrieb sitzt mit im E-Fach, das von hinten zugänglich ist. Die Abdeckung ist mit sechs kleinen Holzschrauben befestigt, was ich etwas bedenklich finde, zumal eine schon durchdreht.

Immerhin entschädigt der Blick auf die penible Verarbeitung, alles ist sauber verlötet, die kleine Platine ordentlich angeklebt und die Batterie sicher verstaut. Die Platine ist die gleiche, die auch bei den teureren Modellen oder im Nachrüst-Preamp Verwendung findet, allerdings nicht mit MEC-Potis mit Steckverbindern kombiniert, sondern konventionell gelötet. Die Pickups sind reinrassige Singlecoils, beide sind interessanterweise gegenüber der klassischen Sixties-Position leicht zur Brücke hin versetzt worden.

KULTIVIERT

Selbst bei einer guten Werkseinstellung wie bei diesem Instrument stelle ich mir Bässe gern noch flacher ein. Das geht hier bemerkenswert leicht und bleibt dabei trotzdem schnarrfrei – Hut ab.

Die Brücke ist wie üblich in Saitenhöhe und Oktave einzustellen, die Halskrümmung über das am Halsende gelegene Speichenrad. Das ist offen zugänglich und braucht kein Spezialwerkzeug, auch wenn natürlich eins beiliegt. Das erinnert an das Ende eines Vibratoarmes. Ebenfalls mitgeliefert wird ein sehr gutes Gigbag resp. Beinahe-Softcase, in dem der Bass, sicher verstaut, transportiert werden kann – gibt es für faire € 99 auch einzeln zu kaufen.

Gibt’s dazu: ein stabiles Sadowsky Portabag (Bild: Dieter Stork)

Auch die Security Locks sind dabei, die dem Gurt an den Pins sicheren Halt geben. Daran hängt der MetroExpress sehr vertraut – wenig überraschend. Die Balance ist komfortabel, mit knapp über 4,3 kg ist der Bass kein Leichtgewicht wie die MiG-Sadowskys, aber für einen Fünfsaiter im bequemen Rahmen. Der leicht verkleinerte J-Body hat die üblichen Shapings plus ein zartes zusätzliches auf der Rückseite im unteren Cutaway, um den Zugang zu den hohen Lagen perfekt zu machen, was tatsächlich gelingt. Der Hals fasst sich gut an und hat mit seinem D-Shaping Substanz, ohne unhandlich zu sein. Die Ansprache wirkt im Vergleich zu den teureren Bässen minimal träger, ist aber durch alle Lagen vorbildlich gleichmäßig und kann mit langem Sustain punkten.

Fangen wir den Test am Amp doch erstmal passiv an, dahin gelange ich durch einen Zug am Basspoti. Der Ton ist wie erwartet offen und transparent, die Jazz-Bass-DNA eindeutig. Die zeigt sich auch in der Empfänglichkeit für Einstreuungen, wie sie für Singlecoils typisch ist. In der Mittelstellung arbeiten beide als Humbucker zusammen und sind komplett still. Der Halspickup klingt mit seiner leicht versetzten Einbauposition einen Hauch aufgeräumter im Bass, ohne an Fundament einzubüßen. Das fehlt dem Kollegen am Steg schon, sitzt er doch in der stegnäheren 70s-Position. Dafür kann er ganz schön bissig werden, und zusammen erhält man einen sauberen Allroundton, der gezupft, gepickt oder auch geslappt eine gute Figur macht.

Dass die Passiv-Option für Roger Sadowsky der Notfallmodus ist, merke ich bei der Umschaltung auf aktiv. Ich habe ja aus früheren Begegnungen mit Sadowskys gelernt und denke mittlerweile daran, die Boost-only Klangregelung vorher auf Null zu drehen. Trotzdem ist der Lautstärkesprung so groß, dass mal eben umschalten ausfällt, ein Trimpoti zum Angleichen gibt es auch nicht. Schon ohne EQ-Einsatz gewinnt der Ton oben wie unten dazu.

Mit dem Basspoti kann der Steg-Pickup wunderbar tragfähig aufgepumpt werden, ohne ins Schwimmen zu geraten. Das gilt überhaupt für die Kombination mit jeglicher Pickup-Einstellung, der Regler bietet trotz ordentlichen Hubs von +18dB bei 40 Hz einen weiten Spielraum ohne Wummern – wenn die Anlage das denn mitmacht.

Der Höhenregler setzt wie gewohnt mit 4 kHz an, nimmt also nicht brillantes Schimmern aufs Korn, sondern vielmehr zupackenden, durchsetzungsstarken Attack. Das gefällt mir eher sparsam eingesetzt, hängt aber auch davon ab, was dahinter hängt. Am Ampeg-Combo ohne Hochtöner drehe ich weiter auf als an einer modernen, eher neutralen Anlage.

Nebengeräusche bleiben außen vor, auch die Einstreuempfindlichkeit der Singlecoil-Pickups ist mit etwas Abstand und dem richtigen Winkel zur Streuquelle leicht beherrschbar. Was mir ob der offenen Wiedergabe etwas fehlt, ist die passive Höhenblende. Die wäre als Vintage Tone Control – kurz VTC – für knapp € 100 nachzukaufen, oder man regelt eben am Amp/Preamp nach, geht auch.

RESÜMEE

Vieles am neuen MetroExpress kennt man von älteren Sadowsky-Jahrgängen: der durchgehende Saitenniederhalter, einspulige Pickups, ein Preamp ohne passive Tonblende. Ersteres und letzteres finde ich nicht so toll, aber es ist mit Blick auf den Preis zu verschmerzen, während sich die Singlecoils im Verlauf des Tests als klangvolle Alternative zu den Humbuckern empfahlen. Gut, dass es die Pickups nun als Sets zu kaufen gibt, so kann man Humbucker in den MetroExpress, Singlecoils in den MetroLine packen, wenn einem danach ist. Nötig ist das nicht, der MetroExpress überzeugt so, wie er aus dem hochwertigen Gigbag kommt.

Perfekt in der Verarbeitung zeigt sich der entspannt spielbare Bass als gutmütiger, offener Charakter mit Substanz im transparenten Ton. Hat das Zeug zum Arbeitstier für alle Gelegenheiten – Anspieltipp für alle, die auf der Suche nach einem Fünfer-J sind!

PLUS

  • Bespielbarkeit
  • Sound
  • Verarbeitung
  • Gigbag
  • einfache Justierung
  • Preis

MINUS

  • kein separates Batteriefach
  • Saitenniederhalter


(erschienen in Gitarre & Bass 11/2021)

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Liebe Leute von Gitarre&Bass,
    gibt es diesen Sadowsky auch in einer 4String-Version?
    Vielen Dank und allerbässte Grüsse.
    Bernd

    Auf diesen Kommentar antworten
    1. Hallo Bernd,

      ja, der heißt dann Sadowsky MetroExpress 21-fret Vintage JJ 4-string:

      https://shop.warwick.de/de/search?sSearch=MetroExpress+21-Fret+Vintage+J%2FJ+Bass+4-string

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