Aus diesem schwingintensiven Angebot können die beeindruckend starken Pickups von Harry Häussel natürlich reichlich Kapital schlagen. Entsprechend vital kommen die elektrischen Sounds zum Ohr: Über Harrys speziell aufgeladenen 1956er Soapbar am Hals mit etwas geringerer Wicklungszahl als bei einem Standard-Pickup (Schaltstellung 1) erzielen wir klassische P-90-Sounds mit einem Plus an Transparenz. Klänge ziehen breit in ihrer panoramagleichen Öffnung, lassen Akkorde mit stimmlicher Trennschärfe abrollen. Wechseln wir in den Zerrkanal, so überrascht der Soapbar in dieser Gitarre mit einer Mischung aus Präsenz und tonaler Festigkeit. Der volltönend runde Ton spricht spontan an, steht ganz vorn, ohne es aber an einer gewissen Kehligkeit fehlen zu lassen. Sehr schön, wie dieser Pickup den offenen Charakter der Konstruktion in intensives elektrisches Licht hebt.
Sein Gegenspieler, der Klingen-Pickup auf der Bridge-Plate aus Aluminium wurde in Kooperation von Gitarrenbauer und Pickup-Designer gestaltet, um dem P-90 einen ebenbürtigen, weniger spitz tönenden Partner an die Seite zu stellen. Er vermittelt mit klar eingestelltem Amp bei voller Wicklungszahl (Schaltstellung 4) ein etwas höhenarmes, leicht wattiges Tonbild, wird aber zum Sieger in Zerrpositionen. Erstaunlich, wie muskulös er dann auftritt, quasi mit dem Messer zwischen den Zähnen. Mit Druck haut es ein Brett raus, lässt dir die willig quietschenden Töne nur so unter den Fingern wegspringen. Das hat Biss und strotzt nur so vor Angriffslust – ein unerwartet heißer Rocker!
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In Schaltstellung 3 wird dem Klingen-Pickup das Signal bei geringerer Wicklungszahl abgegriffen, was ihm schon eher den erwarteten Twang-Charakter verleiht. Er tönt nun richtig gut drahtig und offen in der Abteilung Clean, hat aber immer noch etwas hübsch forsch Drängendes im Zerr-Modus. Die Tongestalt ist schlank, aber konkret, eignet sich für alles zwischen honkendem Country Doodle und frechem Punk-Genudel, liefert somit eigentlich alles, was von einem guten Tele-Pickup erwartet werden darf, das aber immer mit Luftigkeit und Frische.
In Schaltstellung 2 finden wir noch den Kombi-Sound aus P-90 und Klingen-Pickup, der uns dann auch noch ein sehr schön offen rollendes und leicht glasiges Klangderivat an die Hand gibt, das mit seinem offensiven Glanz in allen Amp-Positionen eine gute Figur macht.
Eine Bemerkung noch zur Mensur, die bei Sign Guitars immer 640 mm umfasst. Ähnlich wie PRS (635 mm) suchte auch Jochen Imhof nach einem Kompromiss zwischen der langen Fender- (648 mm) und der kurzen Gibson-Mensur (628 mm). Was Saitendruck und Ansprache angeht, können wir die 640-mm-Mensur von Sign nur loben. Die Handhabung ist rundum großartig und tonale Präsenz und dynamische Spannweite stehen in bestem Verhältnis zueinander.
RESÜMEE
Mit seinem Sign Guitars Modell Fifty1, einer Adaption der alten Butterscotch-Tele, legt Jochen Imhof ein auf klassischem Design gründendes, aber formal eigenständig ausgelegtes und um moderne Features aktualisiertes Instrument vor, dessen schlichte Optik reines Understatement ist. Natürlich verfügt es über einen weich abgeglichenen Halsstock, eine Anlagekontur am Boden und den 22. Bund. Die gesamte Arbeit strahlt gestandene gitarrenbauerische Souveränität aus, quittiert von fraglos besten Spieleigenschaften, gekrönt aber von den starken Pickups des Harry Häussel.
Hervorzuheben ist dabei deren Verschaltung in vierstufiger Klangstaffelung, möglich gemacht vom optional angezapften Klingen-Pickup am Steg. Die Ausstattung mit P-90 und Klingen-Pickup ist allein schon schlagend, erfährt aber durch den vierten Sound eine imposante Erweiterung, die das verdiente Klangbild der guten alten Tele weit hinter sich lässt. Du willst mehr als nur Standard? Bitte: Hier ist die Gelegenheit!