Alles auf den Tisch und neu sortiert: PJD Guitars Valhalla Standard im Test
von Franz Holtmann, Artikel aus dem Archiv
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(Bild: Dieter Stork)
LEITSATZ: FORM FOLLOWS FUNCTION
Die Gestaltung der Valhalla beruht auf Überlegungen, die erprobte Materialien und Komponenten aus Sicht des Spielers in einen funktionsstarken neuen Zusammenhang zu bringen. Weitgehend unbekannt ist bisher allerdings die Verwendung von Obeche als Korpusholz. Das ist leicht und sorgt für ein höchst angenehmes Gesamtgewicht von knapp 3 kg. Was die Handhabung angeht, finden wir in der Valhalla schon einmal ein vollkommen unproblematisches Instrument vor, das locker in die Hand fällt und sich spielpraktisch komfortabel ausrichtet. Auch das „Standard C Shape“-Halsprofil trifft eine gute Mitte für so gut wie alle Anwendungen.
Vom akustischen Klang her überzeugt die handliche Valhalla sofort mit offensivem Schwingverhalten. Frei und mit bester Saitenseparation federn die Akkorde ab. Ein guter Draht im leicht ansprechenden Ton sorgt für plastische Kontur und über das gesamt Griffbrett hinweg ist bei gehaltenen Noten ein lang aushaltendes Sustain mit lässiger Obertonentfaltung zu vermerken. Am Amp erweisen sich die Parkins Soapbar Cream P-90s mit den für diesen Typen durchaus üblichen Referenzwerten von um die 8 kOHm als starke Tonumsetzer.
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Der Hals-Pickup stellt sich mit breit aufgelöstem Spektrum der für die Gitarre typischen Frequenzen in harmonischer Abstimmung vor. Kernig im Bassbereich, warm in den Mitten und weich gerundet in den Höhen. Akkorde sind dank klarer Saitenseparation von plastischer Griffigkeit und rollen luftig locker ab.
Die Ansprache ist schnell, der Anschlag wird positionsgerecht umgesetzt und mit bester Dynamik lassen sich solistische Linien realisieren. Vom Timbre her ist das alles gut gewogen und klangfarblich kultiviert. In Zerre genommen kommt dieser Pickup mit dunkel knurrenden Powerchords und saftigen Leadlines ans Ohr. Wechseln wir auf den P-90 in der Stegposition, so scheint der zu rufen: „Na endlich habt ihr gemerkt, worum es und um wen es hier wirklich geht!“
Wo sich Valhalla über den Kollegen am Hals noch rundum seriös und gediegen gab, stellt sie sich mit dem Singlecoil am Steg nun eher breitbeinig und herausfordernd kampfbereit auf. Frech und spritzig, mit mittig zentriertem Schmack schon bei klar eingestelltem Amp, aber dann knochentrocken und straff drückend im Overdrive. Dieser offensive Zerr-Sound mit Hochspannungs-Brizzeln ist Rock’n’Roll pur, lässt rau aufreißende Powerchords von der Leine und rasiert dir mit scharfem Messer die Ohren. Imponierend, wie leicht der Ton sich löst, wie schnell sich damit Feuer entfachen lässt. Die bissige Aggression dieses Flammenwerfers lässt sich mithilfe der Tonblende allerdings auch entschärfen. Dann tritt ein geschmeidiger Chorknabe auf den Plan, der sich mit zugehaltener Nase sozusagen die Seele von innen nach außen drückt. Dieser weiche Boost hat ohne Frage was, auch wenn man prinzipiell vielleicht doch lieber die Oberleitung zwischen den Zähnen knirschen lässt.
Perlfrisch rollen dann letztlich auch noch die Akkorde bei der Kombination beider Tonabnehmer aus den Lautsprechern. Konturstark, leicht kehlig und mit plastischem Ausdruck machen sie in allen Positionen des Amps ebenfalls einen erfreulich guten Eindruck.
RESÜMEE
Wieder einmal zeigt uns Leigh Dovey, wie sich mit wohlüberlegtem Griff in den Konstruktions-Baukasten der elektrischen Gitarrengeschichte Neues schöpfen lässt. Obwohl keineswegs innovativ im engeren Sinne, so sind doch der Neuanordnung bekannter Elemente immer noch frische Ergebnisse abzutrotzen. Sein stimmig konstruiertes und makellos gefertigtes Modell Valhalla mit Obeche-Korpus ist angenehm leicht, schwingfreudig und dank der gut gewichteten und beeindruckend klingenden P-90-Pickups aus eigener Handfertigung auch elektrisch stark.
Valhalla – nach nordischer Sage der Ruheort tapferer, in der Schlacht gefallener Krieger – soll in diesem Fall wohl eher den abgehobenen Ort beschreiben, wo Frohsinn und ausgelassene Trinkgelage anliegen. Wie schön, dass sich Axt-Kämpfe in unserem Metier im gut eingehegten musikalischen Bereich austragen lassen. Den Sieg erringt, wer Spaß hat und dem steht die locker spielbare PJD Valhalla absolut nicht im Wege!