+++ Bass-VI-History & Harley Benton Guitarbass im Vergleich +++

All about Monster Twang: Squier Classic Vibe Bass VI im Test

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(Bild: Dieter Stork)

Weder Bass, noch Gitarre – sondern ein Instrument, das sich genau zwischen den Stühlen am wohlsten fühlt! Denn der Squier Bass VI kann beides, sowohl Bass als auch Gitarre – und das so markant, dass er sich völlig berechtigt einen Platz in der Musikgeschichte erspielt hat.

Bereits 1961 war der Großvater des Squier Bass VI auf dieser Welt erschienen, damals noch als Fender Bass VI. Aber er war nicht der erste Sechssaiter-Bass der Geschichte …

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CLICK- UND KNACK-BASS

Als mit dem Fender Precision Bass 1951 der erste E-Bass auf den Markt kam, war durchaus unklar, welche Zielgruppe dieses neue Instrument denn eigentlich primär ansprechen sollte – Bassisten, die einfach einen praktischeren Bass brauchten, oder Gitarristen, die auch mal einen Job als Bassist annehmen wollten? Klarer ausgerichtet war das Instrument, das der geniale Nat Daniel, Gründer und Mastermind von Danelectro, einige Jahre später auf den Markt brachte. Der 1956 erschienene Danelectro UB-2 Six-String Bass war ein eindeutiger Schritt auf die Bassspielende Gitarristen-Gemeinde zu. Laut Promo-Text verfügte dieses Instrument schließlich um „einen größeren Tonumfang als der eines herkömmlichen Basses, sodass das Spielen von Melodien, Akkorden und Riffs möglich ist.“

Der UB-2, der vor allem in der Studio-Szene eine kleine Revolution auslöste, wurde 1958 durch Six-String-Bässe der neuen Long-Horn- und Short-Horn-Serien abgelöst, die ähnlich erfolgreich wie der UB-2 wurden. Als dann Duane Eddy sein Album ‚Twang’s The Thang‘ fast komplett mit einem Long Horn Six String einspielte, war der sechssaitige Gitarrenbass endgültig in der Szene angekommen, sodass auch die großen Gitarrenhersteller aufwachten. 1959 zog Gibson mit einem semiakustischen EB-6 nach, und 1961 eben auch Fender mit dem Bass VI.

Dank des Danelectro Six String war ein ganz neuer Bass-Sound geschaffen worden, der erstmals auf dem Hit ‚Rebel Rouser‘ von Duane Eddy zu hören war. Hier wurden die Linien des Kontrabasses von dem Danelectro Six String gedoppelt. Produzent Lee Hazlewood nannte dies den Click-Bass- Sound, der schon bald aus den Nashville-Produktionen der Endfünfziger/Frühsechziger nicht mehr wegzudenken war. Und auch in Europa war dieser Sound angekommen. So doppelte in der Easy-Listening-Musik des Orchesters von Bert Kaempfert der Gitarrist Ladi Geisler den Kontrabass mit einem Fender Bass VI und kreierte damit das deutsche Pendant zum Click-Bass, den sogenannten Knack-Bass.

Doch zurück ins Nashville der End-Fünfzigerjahren: Forrest White, ein Intimus von Leo Fender, hatte sich 1958 in der Nashville-Szene umgeschaut und war dort von der Omnipräsenz des Danelectro 6-String Bass in den Studio-Sessions überrascht. Zuhause in Kalifornien, berichtete White über seine Beobachtungen – mit dem Resultat, dass Leo Fender nun seinerseits einen 6-String Bass ins Rennen werfen wollte. Und dabei sollte an nichts gespart werden, um den simplen, minimalistisch konzipierten Danelectro 6-Strings die Pole-Position abzujagen. 1961 erschien dann der Fender Bass VI mit vielen Attributen der Top-of-the-line Fender-Instrumente – Jazzmaster, Stratocaster, und etwas später auch Jaguar.

Drei „Jaguar-eske“ Pickups übertragen den Sound. (Bild: Dieter Stork)

Der Bass VI hatte mit drei Pickups einen mehr als die Danelectros und mit der Jazzmaster-Bridge samt Vibratosystem eine angesagte Ausstattungsvariante an Bord. Zudem hatte der Hals ein Binding und teure Block-Einlagen. Und der Fender hatte einen ergonomisch geformten, recht großen Korpus, der in Dimension und Stil zwischen Jazzmaster und Jazz Bass anzusiedeln war. Als Mensur entschied man sich für das 30“-Maß, das gleichermaßen einen satten Klang, aber auch einen für Gitarristen noch machbaren Kompromiss in Sachen Handling versprach. Bereits 1962 erschien eine erste Revision des Bass VI, nun mit PUs, die in gezackten, verchromten Metallrahmen saßen – die gleichen, die in der im selben Jahr vorgestellten Fender Jaguar zu finden waren. Den drei Pickup-Schaltern wurde nun ein vierter zur Seite gestellt, ein HiPass-Filter, der dem Bass-VI-Sound mehr Twang und damit mehr Gitarrencharakter verleihen sollte. Leo nannte diesen Schalter humorlos „strangle switch“, also Würgegriff.

Drei An/Aus-Schalter für die Pickups plus der „Strangle Switch“ für den Twang (Bild: Dieter Stork)

Die vier Schiebeschalter saßen Jaguar-like in einer verchromten Controlplate, und auch die Saiten abdämpfende Mute-Einheit der Jaguar am Steg wurde hinzugefügt. Mit dem Bass VI lieferte Leo Fender ein starkes Statement ab, das die Musiker-Szene beeindruckte und dafür sorgte, dass stante pede der Einzug in die Studios und auf die Bühnen der amerikanischen Szene gefeiert werden konnte. Dennoch schaffte es der Bass VI nicht, den Danelectro 6-String ganz zu verdrängen, denn der lieferte trotz seiner simplen Bauweise einen guten Sound, und zudem kostete er nur etwas mehr als ein Drittel des Fender-Konkurrenten, der mit $ 330 preislich im High-End-Bereich angesiedelt war.

BASS VI TIMELINE

Die heutige Firma Danelectro baut den 6-String leider nicht mehr, sodass fast die alleinige Aufmerksamkeit für diesen Instrumententyp auf den Squier Bass VI gerichtet ist. Auf dem Second-Hand Markt findet man ab und zu, wenn man Glück hat, Exemplare aus früheren Kapiteln der wechselhaften Fender/Squier-Bass-VI-Geschichte, in den unterschiedlichsten Varianten und Preisklassen. Zur Orientierung hier ein kurzer Zeitstrahl des Bass VI unter den Fender- und Squier-Bannern:

  • 1961: Vorstellung des Fender Bass VI
  • 1962: Die revidierte „jaguar-eske“ Version erscheint
  • 1975: Produktionsende
  • 1995-98: Reissue-Versionen von Fender Japan erscheinen
  • 2006: Fender Custom Shop Serie. Bis heute sind Bass-VI-Versionen des Custom Shops erhältlich.
  • 2013/14: Fender Pawn-Shop-Serie, MiM, mit Jazzmaster-Pickup am Steg und 5-Wege PU-Schalter
  • 2013-19: Squier Vintage Modified Bass VI
  • ab 2019: Squier Classic Vibe Bass VI
  • ab 2022: Fender Vintera II Bass VI

BEATLES & BASS VI

Dank „Get Back“, der TV-Dokumentation über das letzte Beatles-Album, wurde plötzlich auch der Bass VI wieder ins Rampenlicht gerückt, und die Nachfrage nach diesem Nischen-Instrument  in seiner Budget-freundlichen Squier-Variante stieg sprunghaft an. 1968 hatten sich die Beatles ja von Vox losgesagt und waren somit offen für Angebote von Fender, die schon länger um die Gunst der Fab Four gebuhlt hatten. Fender Sales-Manager Don Randall traf sich mit Paul, John und Yoko Ono, um sie von seinem Fender-Equipment zu überzeugen. Und die ließen sich nicht lumpen und orderten gleich zwei Fender Rhodes. Später bekamen sie noch verschiedene Amps, die bekannte Rosewood Telecaster, ein PA-System und auch einen Bass VI ins Apple-Studio geliefert. John Lennon und George Harrison setzten den Bass VI erstmals auf dem „White Album“ als Bass-Ersatz ein, insbesondere Lennon bei „Rocky Racoon“ und „Back in the USSR“.

Im Januar starteten die Aufnahme-Sessions zu „Get Back“, und weil McCartney viele der live im Studio aufgenommen Songs auf dem Klavier einspielte, oblag der Bass-Part des jeweiligen Songs meist Lennon, und der spielte den Bass VI, obwohl auch ein Fender Jazz Bass für alle Fälle im Studio bereit stand. Im Einzelnen waren das die Songs „Let It Be“, „Dig It“ und „The Long And Winding Road“. Aus dem Album „Get Back“ wurde dann später „Let It Be“, aber das ist eine andere Geschichte…

Test des Squier Classic Vibe Bass VI auf Seite 2

(Bild: Dieter Stork)

ONE TWO TESTING

Optisch ist der Squier Bass VI eine ziemlich authentisch wirkende Kopie der zweiten Auflage des Fender Bass VI – also mit Jaguar-style Pickups und vier Schiebeschaltern in einer verchromten Kontrollplatte. Lediglich auf die Mute-Einheit wurde verzichtet. Die Materialien sind entsprechend den Gegebenheiten der Jetztzeit andere als damals, aber auch Zeugen des Low-Budget-Rotstiftes: Vier verleimte Stücke Pappel als Korpus- und der recht spröde wirkende Indische Lorbeer als Griffbrettholz … Das Ahorn des Halses hat eine schöne Vintage-Färbung bekommen und auch das Tortoise des Pickguards sieht prima zu dem klassischen 3-Tone-Sunburst des Bodys aus. In der Free-Floating-Brücke wurden Saitenreiter der Fender Mustang verwendet, die einen besseren Schutz vor dem Herausspringen der Saiten aus den Kerben bieten als die typischen Jaguar-/ Jazzmaster-Reiter. Das Tremolo-System, dessen Charme wir bei Jazzmaster oder Jaguar noch bewundern, kann hier jedoch nur ansatzweise Wirkung entwickeln. Denn aufgrund der trägen Masse der dicken Saiten kommt es auch durch heftigeres Bewegen des langen Arms kaum zu wirkungsvollen Trem-Wallungen.

Klanglich ist der vielsaitige Bass VI erwartungsgemäß vielseitig aufgestellt und kann rundum überzeugen. Charaktervolle, sonore Sounds von allen drei Pickups, vor allem alleine, aber auch in Kombination, sind die Stärke dieses Basses. Die gebotene Klangpalette reicht von Jazz-Bass ähnlichen Bass-Sounds vom Hals-Pickup im Solo-Betrieb (oder in Kombination mit dem Steg-Pickup) bis hin zu klar definierten, kräftigen Riff-Sounds des Steg-Pickups, der sich durch jeden Band-Sound schiebt, um an strategisch wichtigen Stellen klangliche Highlights zu hinterlassen. Der „strangle switch“ tut sein Übriges dazu, diese Durchsetzungsfähigkeit noch zu stärken, den Twang-Charakter zu erhöhen und den Rock-‘n‘-Roll-Faktor, der diesem Instrument stets im Nacken sitzt, noch mehr herauszukitzeln. Spaß pur für den Gitarristen, der mal abseits seiner gewohnten Pfade glänzen will! Sehr schön klingt der Squier Bass VI auch in den oberen Lagen auf den dünneren Saiten – silbrig und gleichzeitig fett, vor allem bei clean eingestellter Verstärkung.

Der Hals, die Saitenabstände und die Ausstattung des Bass VI sind klare Hinweise dafür, dass man Gitarristen als bevorzugte Zielgruppe ausgemacht hat. Für einen ordentlichen Fingeranschlag liegen die Saiten zu eng nebeneinander, es sollte also mit dem Plektrum gespielt werden. Die geringe Halsbreite verführt zudem eher zu Solo- und Riff-Spielereien als zu einem solide vor sich hin groovenden Bass-Fundament. Auch Akkorde fließen schnell mal ins Spiel ein, sodass tatsächlich In-Between-Sounds zwischen Gitarre und Bass die große Stärke dieses Instrumentes darstellen. Und ja – diese mächtigen, dunklen Klangwelten sind mehr als inspirierend. Also alles eitel Sonnenschein? Leider nein …

DAS SAITENDILEMMA

Beim Spielen in den oberen Lagen merkt man schnell, dass vor allem die tiefe E-Saite nicht richtig intoniert – je höher man sie spielt, desto verstimmter erklingt sie, und am 12. Bund ist sie in der Werkseinstellung mehr als einen halben Ton zu hoch. Gut, kein Problem, dann justieren wir am Saitenreiter doch einfach die Oktavreinheit nach. Doch selbst eine maximal nach hinten verlegte Einstellung bringt keine passende Oktave am 12. Bund zustande, immer noch klingt es deutlich zu hoch. Bleibt nur noch, die Feder der Einstellschraube zu entfernen, was dem Reiter etwas mehr Regelweg gibt.

Die Feder entfernt, den Saitenreiter bis ganz nach hinten gestellt – und trotzdem ist die Oktave noch etwas zu hoch.
Die Schraube des Saitenreiters ragt nun schräg nach oben und kann die schwingende E6-Saite berühren.

Jetzt liegt er direkt am hinteren Rand der Brückeneinfassung an – und der Ton ist tatsächlich immer noch um 3 bis 4 Cent zu hoch. Mit etwas gutem Willen kann man sich sicherlich mit dieser Situation arrangieren und die unsauber klingenden Bereiche meiden, wäre jetzt nicht das Problem zu beklagen, dass die E-Saite nun die schräg nach oben stehende Einstellschraube bei kräftigem Anschlag berührt.

Die Free-Floating-Bridge, mit Mustang-Saitenreitern bestückt. Wer genau hinschaut, sieht den ganz nach hinten gestellten, nun federlosen Saitenreiter der tiefen E-Saite. (Bild: Dieter Stork)

Tja, … aber was kann man nun noch tun? Wie immer, führen auch hier mehrere Wege nach Rom. Will man sich mit dem ganz nach hinten und federlos eingestellten Saitenreiter arrangieren, muss die Einstellschraube vorne etwas gekürzt werden, damit die E-Saite sie nicht mehr berührt. Oder man besorgt sich gleich eine andere Brücke aus dem Jazzmaster/Jaguar-Replacement-Sektor, die einen größeren Einstellweg zur Verfügung stellt. Der englische Hersteller StayTrem bietet z. B. solch eine Brücke an. Der einfachste Weg ist jedoch der, erst einmal andere Saiten aufzuziehen. Denn mit einer dickeren E-Saite lässt sich die Oktavreinheit tatsächlich passender einstellen. Ein Test mit einer E-Saite der Stärke .100 zeigt denn auch, dass nun die Oktavreinheit perfekt zu erreichen ist – weiterhin mit dem ganz hinten stehenden Saitenreiter.

Noch besser sollte die Einstellung der Oktavreinheit mit dickeren Flatwound-Saiten klappen – womit man zudem dem Vintage-Original und seinem damaligen Sound noch einen Schritt näherkommen würde. Denn der Fender Bass VI Bass wurde in seinen Anfangsjahren mit Flatwounds der Stärke .025 – .095 bestückt. Die Werksbestückung dieses Squier Bass VI sind Roundwounds der Stärke .024 – .084. Wie gut, dass es im Handel einige wenige Alternativen gibt: z. B. Fender Super-250s in der Stärke .024 – .100 und auch LaBellas, Roundwounds oder Flatwounds in .026 – .095.

RESÜMEE

Sechssaitige Bässe sind faszinierende Geschöpfe, so ähnlich wie Bariton-Gitarren, aber eben noch deutlich tiefer gehend und etwas behäbiger im Ausdruck. Wie gut, dass Fender unter seinem Squier-Label die Legende Bass VI wieder einmal hat aufleben lassen! Denn diese Squier-Version bietet, angefangen vom Handling bis hin zum Klang, genau das, was man von einem Bass VI erwarten darf – markante Sounds im Spannungsfeld zwischen Gitarre und Bass, eine Riffs-herausfordernde Spielweise, die sich komplett in Songs eingliedert und die ihnen Charakter verleiht. Und ja, der Bass VI kann zur Not auch einen E-Bass ersetzen, wenn man sich an eine Plektrum-Spielweise und den dazugehörenden Sound gewöhnen kann. Jack Bruce hat es eine Zeitlang ja bestens bewiesen … und der war eigentlich Voll-Bassist und keineswegs Hilfs-Bassist wie etwa John Lennon oder George Harrison.

Schade, dass ab Werk die Einstellung der Oktavreinheit so problematisch ist. Aber immerhin gibt es Abhilfe (siehe Text!), sodass einem ungetrübten Spielerlebnis im Prinzip nichts im Wege steht. Dies ist also eine klare Aufforderung, den Squier Bass VI unbedingt anzutesten, solange der Bolide noch in Produktion ist! Denn es wäre nicht das erste Mal, dass Squier solche interessanten Produkte abseits des Mainstream von heute auf morgen wieder aus seinem Programm nimmt …

PLUS

  • Vintage-Sounds
  • Vintage-Optik
  • Bass-Ersatz möglich

MINUS

  • Einstellung der Oktavreinheit (E6); Werks-Besaitung

Vergleichstest des Harley Benton GuitarBass auf Seite 3

DER HERAUSFORDERER:

(Bild: Harley Benton)

Harley Benton GuitarBass

Aufgrund der hohen Präsenz an Bariton-Gitarren scheint der Bedarf an Instrumenten, die dem Konzept des Bass VI folgen, nicht hoch zu sein. Und ehrlich gesagt: Eine Bariton-Gitarre kann vieles von dem, was ein Bass VI auch kann, selbst wenn sie nicht ganz so tief runtergeht. So bleiben neben den sündhaft teuren Varianten des Fender Custom Shop (ca. € 6000) nur ganz wenige Alternativen übrig.

Der legendäre englische Bassist Peter Hook (u.a. New Order, Joy Division) spielt einen sechssaitigen Gitarren-Bass, den ihm die englische Firma Shergold in den 1980er-Jahren gebaut hatte. Eastwood Guitars haben dieses Instrument nun unter dem Namen Hooky Bass Pro wiederbelebt und in fünf Farben und für ca. € 1320 angeboten. Dieser Gitarren-Bass hat eine klanglich, spielerisch und musikalisch andere Ausrichtung als das Squier-Instrument, weil er eben für einen Bassist und nicht für einen Gitarrist konzipiert ist. Und sprengt zudem noch den preislichen Rahmen, um als wirkliche Alternative zum Bass VI zu gelten.

Eine echte Alternative ist allerdings der Harley Benton GuitarBass, mit sensationellen € 219 sogar noch deutlich günstiger als der Squier Bass VI ist.

Sein Body besteht aus drei Teilen Sungkai, einem leichten Holz, das vor allem in Indonesien gewonnen wird. Dort wird der GuitarBass auch gebaut. Auf dem Ahorn-Hals sitzt ein Griffbrett aus Amaranth, das dunkler ist und einen längst nicht so spröden Eindruck wie das Lorbeer-Griffbrett des Squier Bass VI hinterlässt. Die Hals-Dimensionen und auch die Mensur beider Gitarrenbässe sind so gut wie identisch, der Harley Benton liegt aber etwas besser in der Hand, denn sein Body ist kleiner, weshalb der Hals nicht so weit nach links hinausragt. Außerdem ist er mit rund 3,6 kg Gewicht immerhin rund ein Pfund (!) leichter.

Interessant ist der Klangvergleich dieser beiden Sechssaiter. Der Squier Bass VI klingt grundsätzlich lebendiger und zeigt mehr Bässe und Höhen als der Harley Benton. So kann z. B. der Sound des Hals-Pickup in einem Band-Kontext durchaus auch als Bass-Sound durchgehen. Der grundsätzliche Sound-Charakter des Harley Benton ist etwas dunkler und mittiger, und seine tiefe E-Saite geht klanglich nicht so tief runter wie die des Squier; ein Bass-Sound kann so nicht überzeugend simuliert werden. Sein Mittel-Pickup ist dem des Squier hingegen mit einem fetten Twang-Sound überlegen, der sich bestens für Riffs und charaktervolle, auch zerrende Fill-Ins anbietet. Die Unterschiede der beiden Steg-Pickups sind relativ gering – hier etwas mehr Höhen (Squier), dort etwas mehr Mitten (Harley Benton), während der Bassbereich bei beiden nun identisch knochig und prägnant erscheint. Dies ist die ideale Position für den weiter oben beschriebenen Click-(oder Knack-)Bass-Sound – vor allem, wenn beim Squier der „strangle switch“ die Bässe abwürgt! In den beiden Zwischenpositionen gefiel mir der Harley Benton GuitarBass besser, da er dort nicht ganz so „scooped“ daher kommt wie sein Squier-Kollege und dadurch mehr Druck und Präsenz abliefert.

Der GuitarBass ist wie der Bass VI auch mit den relativ dünnen Saiten (.024 – .084) bestückt; und auch hier steht der Saitenreiter in der weitestmöglichen hinteren Position. Allerdings stimmt hier die Oktavreinheit so gerade eben, und das auch nur, weil der Saitenreiter um 180° verdreht, also mit seiner glatten Kante nach hinten, eingebaut ist. Das Problem bei der Einstellung der Oktavreinheit wurde hier durchaus erkannt und behoben; bei Squier ist man da noch nicht so weit und überlässt die Feinjustierung, die Modifikation oder eine Neu-Besaitung dem geneigten Musizierenden. Fazit: Beide Sechssaiter haben unterschiedliche klangliche Stärken, die vor allem den verschiedenen Brücken-Konstruktionen geschuldet sind.

Auf der Squier-Seite steht das Jazzmaster-Vibratosystem mit Free-Floating-Brücke für einen offenen, lebendigen Vintage-Sound, auf der Harley-Benton-Seite eine sicher fixierte Tune-o-matic-Brücke mit Stop-Tailpiece für mehr Druck und Definition in einem breiten Mittenbereich. Wer also auf einen Vintage-Sound aus ist, in erster Linie clean und twangig spielen und auch mal einen Bass ersetzen will, dem sei der Squier Bass VI sehr empfohlen. Wer jedoch auch verzerren will, grundsätzlich mehr Druck aus der Tiefe braucht und dieses Instrument hauptsächlich als Ergänzung in den Gesamtsound seiner Musik integrieren will, dem würde ich den Harley Benton GuitarBass empfehlen. Und das nicht nur, weil er deutlich günstiger ist sondern – für meinen Geschmack – in den genannten Bereichen auch klanglich besser funktioniert als sein Squier-Pendant.


(erschienen in Gitarre & Bass 10/2023)

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