+++ Bass-VI-History & Harley Benton Guitarbass im Vergleich +++

All about Monster Twang: Squier Classic Vibe Bass VI im Test

Anzeige

DER HERAUSFORDERER:

(Bild: Harley Benton)

Harley Benton GuitarBass

Aufgrund der hohen Präsenz an Bariton-Gitarren scheint der Bedarf an Instrumenten, die dem Konzept des Bass VI folgen, nicht hoch zu sein. Und ehrlich gesagt: Eine Bariton-Gitarre kann vieles von dem, was ein Bass VI auch kann, selbst wenn sie nicht ganz so tief runtergeht. So bleiben neben den sündhaft teuren Varianten des Fender Custom Shop (ca. € 6000) nur ganz wenige Alternativen übrig.

Der legendäre englische Bassist Peter Hook (u.a. New Order, Joy Division) spielt einen sechssaitigen Gitarren-Bass, den ihm die englische Firma Shergold in den 1980er-Jahren gebaut hatte. Eastwood Guitars haben dieses Instrument nun unter dem Namen Hooky Bass Pro wiederbelebt und in fünf Farben und für ca. € 1320 angeboten. Dieser Gitarren-Bass hat eine klanglich, spielerisch und musikalisch andere Ausrichtung als das Squier-Instrument, weil er eben für einen Bassist und nicht für einen Gitarrist konzipiert ist. Und sprengt zudem noch den preislichen Rahmen, um als wirkliche Alternative zum Bass VI zu gelten.

Anzeige

Eine echte Alternative ist allerdings der Harley Benton GuitarBass, mit sensationellen € 219 sogar noch deutlich günstiger als der Squier Bass VI ist.

Sein Body besteht aus drei Teilen Sungkai, einem leichten Holz, das vor allem in Indonesien gewonnen wird. Dort wird der GuitarBass auch gebaut. Auf dem Ahorn-Hals sitzt ein Griffbrett aus Amaranth, das dunkler ist und einen längst nicht so spröden Eindruck wie das Lorbeer-Griffbrett des Squier Bass VI hinterlässt. Die Hals-Dimensionen und auch die Mensur beider Gitarrenbässe sind so gut wie identisch, der Harley Benton liegt aber etwas besser in der Hand, denn sein Body ist kleiner, weshalb der Hals nicht so weit nach links hinausragt. Außerdem ist er mit rund 3,6 kg Gewicht immerhin rund ein Pfund (!) leichter.

Interessant ist der Klangvergleich dieser beiden Sechssaiter. Der Squier Bass VI klingt grundsätzlich lebendiger und zeigt mehr Bässe und Höhen als der Harley Benton. So kann z. B. der Sound des Hals-Pickup in einem Band-Kontext durchaus auch als Bass-Sound durchgehen. Der grundsätzliche Sound-Charakter des Harley Benton ist etwas dunkler und mittiger, und seine tiefe E-Saite geht klanglich nicht so tief runter wie die des Squier; ein Bass-Sound kann so nicht überzeugend simuliert werden. Sein Mittel-Pickup ist dem des Squier hingegen mit einem fetten Twang-Sound überlegen, der sich bestens für Riffs und charaktervolle, auch zerrende Fill-Ins anbietet. Die Unterschiede der beiden Steg-Pickups sind relativ gering – hier etwas mehr Höhen (Squier), dort etwas mehr Mitten (Harley Benton), während der Bassbereich bei beiden nun identisch knochig und prägnant erscheint. Dies ist die ideale Position für den weiter oben beschriebenen Click-(oder Knack-)Bass-Sound – vor allem, wenn beim Squier der „strangle switch“ die Bässe abwürgt! In den beiden Zwischenpositionen gefiel mir der Harley Benton GuitarBass besser, da er dort nicht ganz so „scooped“ daher kommt wie sein Squier-Kollege und dadurch mehr Druck und Präsenz abliefert.

Der GuitarBass ist wie der Bass VI auch mit den relativ dünnen Saiten (.024 – .084) bestückt; und auch hier steht der Saitenreiter in der weitestmöglichen hinteren Position. Allerdings stimmt hier die Oktavreinheit so gerade eben, und das auch nur, weil der Saitenreiter um 180° verdreht, also mit seiner glatten Kante nach hinten, eingebaut ist. Das Problem bei der Einstellung der Oktavreinheit wurde hier durchaus erkannt und behoben; bei Squier ist man da noch nicht so weit und überlässt die Feinjustierung, die Modifikation oder eine Neu-Besaitung dem geneigten Musizierenden. Fazit: Beide Sechssaiter haben unterschiedliche klangliche Stärken, die vor allem den verschiedenen Brücken-Konstruktionen geschuldet sind.

Auf der Squier-Seite steht das Jazzmaster-Vibratosystem mit Free-Floating-Brücke für einen offenen, lebendigen Vintage-Sound, auf der Harley-Benton-Seite eine sicher fixierte Tune-o-matic-Brücke mit Stop-Tailpiece für mehr Druck und Definition in einem breiten Mittenbereich. Wer also auf einen Vintage-Sound aus ist, in erster Linie clean und twangig spielen und auch mal einen Bass ersetzen will, dem sei der Squier Bass VI sehr empfohlen. Wer jedoch auch verzerren will, grundsätzlich mehr Druck aus der Tiefe braucht und dieses Instrument hauptsächlich als Ergänzung in den Gesamtsound seiner Musik integrieren will, dem würde ich den Harley Benton GuitarBass empfehlen. Und das nicht nur, weil er deutlich günstiger ist sondern – für meinen Geschmack – in den genannten Bereichen auch klanglich besser funktioniert als sein Squier-Pendant.


(erschienen in Gitarre & Bass 10/2023)

Kommentar zu diesem Artikel

  1. Da kann man nicht meckern!!

    Auf diesen Kommentar antworten

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.