Get in shape!

Aguilar Storm King im Test: Der Berg fuzzt!

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(Bild: Dieter Stork)

Was, so dachte man sich bei Aguilar, passiert eigentlich, wenn man dem beliebten Drive-Schaltkreis aus den Tone-Hammer-Topteilen die Zügel abnimmt und ihm freien Lauf lässt Die Antwort gibt das Storm King Fuzz/Distortion-Pedal.

GET IN SHAPE

Den poetischen Namen verdankt das solide gebaute Minipedal dem Storm King Mountain am Hudson im Staat New York, der Heimat von Aguilar. Die Buchsen für Ein- und Ausgang finden sich rechts und links im Metallgehäuse, die Netzbuchse an der Stirnseite. Die Stromversorgung kann ein optionales, normales 9V-Netzteil übernehmen, für eine Batterie ist kein Platz.

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Die Regler Gain und Master sind selbsterklärend, zum Shape-Regler und Kick-Knopf kommen wir gleich. Ein satt arbeitender Fußschalter aktiviert das Pedal, was mit einer dezenten, aber gut sichtbaren LED oben rechts in der Ecke angezeigt wird.

Der Gain-Bereich startet, je nach Output des angeschlossenen Instruments, bei komplett clean oder leichtem Knuspern, der Master bringt es auch bei niedrigem Gain noch auf einen guten Boost. Auch die Klangregelung lässt sich schon erkunden: Shape auf Linksanschlag klingt praktisch neutral, die Unterschiede zum reinen Basston sind marginal. Je weiter aufgedreht wird, desto mehr fokussiert sich der Ton auf die Mitten, wobei die Bässe nicht so radikal abgeschnitten werden, als dass ich sie nicht am Amp wieder reinschieben könnte, was schon spannende Sounds ergibt.

Kick setzt einen Boost im Bereich der Hochmitten und Höhen drauf, der dezent, aber bestimmt die Durchsetzungsfähigkeit im Bandkontext erhöht. So, jetzt reicht’s aber mit (sehr guten) cleanen Sounds, schließlich wird das Pedal als Verzerrer verkauft!

Langsames Aufdrehen des Gains bringt mich in angeknusperte Gefilde, die mit Shape und Kick sehr gut an meine Vorstellungen bzw. ans Bandgefüge angepasst werden können. Mehr Gain geht schnell in den Distortion-Bereich, bis es in einen Fuzz der eher weichen und unaggressiven Sorte mündet. Aguilar bezeichnet das als „ripped speaker“-Sound, also den Ton eines Lautsprechers, der entweder durch Überlastung eingerissen ist, oder gar mit der Rasierklinge bearbeitet wurde, wie beim legendären, proto-metallischen ‚You Really Got Me‘ von den Kinks. Shape und Kick machen auch hier beim Feintuning einen guten Job, wenn auch die Wirkung bei maximalem Gain subtiler wird. Ohne Kick, aber mit Gain und Shape voll aufgedreht, fühle ich mich statt bei kaputten Lautsprechern eher im Synth-Bereich angekommen.

Der Ton hängt an den Fingern und ist bestens kontrollierbar; solange ich nicht bewusst abstoppe oder die Stromversorgung zusammenbricht, ist das Sustain schier endlos. Besonders viel Spaß macht das mit einem Bass, der einen echten Hals-Pickup hat, wie ein Rick 4003 zum Beispiel, oder ein EB-3.

Hm, Kinks hab ich dazu nicht unbedingt im Ohr, aber an welchen Song erinnert mich das bloß? Ah! The Guess Who’s ‚American Woman‘! Mit Gitarre und Hals-Humbucker klingt das verblüffend ähnlich, und überhaupt macht das Pedal auch mit Dünnsaitern richtig Laune.

RESÜMEE

Aus dem kleinen Format zaubert Aguilar großen Ton, ohne viel wertvollen Platz auf dem Pedalboard einzunehmen und ohne viel Gewicht zu addieren. Intuitiv bedienbar, mit einer großen Bandbreite von ganz clean (abhängig vom Output des Basses) bis High-Gain (unabhängig vom Output des Basses), lässt sich mit dem Storm King ein erstaunlich breites Spektrum abdecken. Der Zerrsound ist wie immer Geschmackssache, der fein singende Fuzz dürfte viele Freunde und Freundinnen finden, ebenso wie die leicht angerauten Low-Gain-Settings. Shape und Kick bieten interessante und gut abgestimmte Möglichkeiten, den Ton zu beeinflussen und exakt einzupassen.

PLUS

  • Sounds
  • stabile Bauweise
  • Regelmöglichkeiten
  • Größe und Gewicht


(erschienen in Gitarre & Bass 09/2023)

Kommentar zu diesem Artikel

  1. Ich habe das Teil schon und
    bin sehr zufrieden damit und auch meine Bandkollegen. Super !!

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