Mayones, gegründet von zwei Freunden und schon bald darauf als Familienunternehmen von Halina und Zenon Dziewulski aus einer Garage heraus mit späterer Hilfe der Söhne Dawid und Tomasz zu heutiger Größe geführt, gibt es nun also schon seit 1982. Von Anfang an hat man sich dem passionierten Gitarrenbau verschrieben, das Programm nach und nach vervollkommnet und mit wachsender Erfahrung seine eigenen Designs gefunden und perfektioniert. Heute ist ein gesunder Mix aus moderner Hochtechnologie (CNC, PLEK etc.) und gediegener Handarbeit Grundlage der Fertigung bei Mayones. Besonders bemerkenswert ist dabei die weitreichende Öffnung für Kundenwünsche: „Neben hoch ausgestatteten Standardmodellen bieten wir auch Tausende von Sonderausstattungskombinationen für Ihren Geschmack an. Wählen Sie einfach Ihr Lieblingsmodell von Mayones aus und erweitern Sie es mit dem gewünschten Holz, den Tonabnehmern, der Elektronik, den Mechaniken, den Bridges und vielen anderen verfügbaren Features!“
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TRAUM IN BLAU
Das Modell Aquila Elite S 6 ist zu den modernen S-Style-Designs mit formaler Referenz auf die Fender Stratocaster zu zählen. Aquila, lateinisch für Adler und als Legionsadler dem römischen Heer vorangetragen, ist aber auch im polnischen Wappen zu finden. Selbstbewusste Auslegung (nomen est omen) und zeitgemäße Fortschreibung sind selbstredend zu verzeichnen, wie wir gleich sehen werden.
Für den Double-Cutaway-Korpus der Aquila wurden zwei Teile feinsten Khaya-Mahagonis mittig verleimt und in Trans Natural Matt samtig versiegelt. Die darauf gesetzte, spiegelgleich gefügte Decke aus geflammtem Ahorn ist von einer wunderbar tiefblauen „Lagoon Burst“-Hochglanzlackierung in Szene gesetzt, gerahmt von den in Naturfarbe belassenen Rändern, die ein Binding nur vortäuschen. Die eher scharfkantigen Deckenränder stellen kein Problem dar, denn natürlich verfügt der Body über die bekannten Komfortfräsungen für eine stressfreie Armauflage und die rippenschonende Anlage am Spieler.
Der mit zwei eingelegten Graphitstreifen verstärkte einteilige Hals aus Roasted Maple (wärmebehandeltem Ahorn) ist mit vier in Hülsen geführten Schrauben fest in den Korpus eingebracht, der Hals-/Korpusübergang löblich weich abgeglichen. Im Griffbrett aus Birdseye Maple, ebenfalls wärmebehandelt, finden 24 mittelstarke, makellos per PLEK-Methode bearbeitete Stainless-Steel-Bünde von Wagner Platz; Dot Inlays aus Abalone markieren die Lagen, unterstützt von reflektierenden Luminlay Side Dots. Die parallel nach hinten versetzt herausgeführte Kopfplatte ist mit Gotoh-510-Locking-Tunern ausgestattet, von denen aus die Saiten ohne Niederhalter mit parallelem Zug auf den Sattel geführt werden. Am Korpus sind die Saiten in die Gotoh 510T BS1 Tremolo Bridge eingefädelt, ein 2-PunktSystem mit Stahlblock und Einzelreitern aus Messing. Die Mensur umfasst 645 mm.
Zur Elektrik: Zwei Lollar Low Wind Imperial Neck (AlNiCo 2) und Bridge (AlNiCo 5) Humbucker mit Chrome-Covern sind direkt in ihre jeweiligen Korpusfräsungen geschraubt. Für die Verwaltung stehen generell arbeitende Volume- und Tone-Regler zur Verfügung. Die „Mayones Treble Bleed Mod“ soll den Sound auch bei zurückgerolltem Volume-Regler frischhalten.
Der 5-Wege-Blade-Switch schaltet die Pickups wie folgt: Pos.1 Neck-Humbucker; Pos.2 Einzelspulen beider Pickups in Halsrichtung parallel verschaltet; Pos.3 Neck- + Bridge-Humbucker; Pos.4. Einzelspulen beider Pickups in Stegrichtung parallel verschaltet; Pos.5 Bridge-Humbucker. Nach dem Lösen des mit Gewindeschrauben fixierten Deckels des Elektrofachs fällt der Blick in ein mit Kupferfolie ausgeklebtes Elektrofach und auf sauber verarbeitete Komponenten.
Die Aquila Elite ist rundum auf höchstem Niveau gefertigt, die Lackierung einfach superb. Auch das Setup lässt keine Fragen mehr offen.
SOUNDS
Die Mayones Aquila Elite S 6 bewegt sich auf der Höhe der Zeit. Das beginnt mit der Ausrichtung auf stressfreie Handhabung und hört dann auch erst bei bemerkenswert potenten Sounds auf. Aber der Reihe nach: Der Hals mit seinem fluffigen Griff und den glänzend gemachten mittelstarken Stainless-Steel-Bünden, auf denen die Saiten es gar nicht abwarten können, soft und willig zu gleiten, ist nicht weniger als eine Aufforderung zum Tanz. Zwei-Oktaven-Hals, 12″ Griffbrettradius, weit geschnittene Cutaways, geschmeidig gestalteter Hals/Korpusübergang – da ist der virtuosen Gitarrenartistik quasi der rote Teppich ausgerollt.
Menschen mit sensiblen Händen könnten ein kleines Haar in der Suppe lediglich in einer leichten Schärfe der Griffbrettkanten finden. Das akustische Vermögen der Aquila Elite zeigt sich in einem offenen, bestens proportionierten Klangaufbau, in dem sich ahorntypische Straffheit und Direktheit mit der ausgleichenden Wärme des Mahagonikorpus verbindet. Die Präzision der Darstellung ist dennoch messerscharf und verlangt nach einer perfekten Stimmung und sauberen Intonation, Eigenschaften, die aber in allen Lagen problemlos zu erzielen sind. Langes Sustain und ausgewogenes Abschwingverhalten mit harmonisch einschwebenden Obertönen ergänzen das stimmige Bild.
Die Lollar Low Wind Imperial Humbucker bleiben mit recht niedrigen Impedanzwerten etwas unter dem Output der Standard Imperials. Was für ein Unterschied zu früheren Kampfäxten, die ja gar nicht genug an Kawumm und Mittenstrahl kriegen konnten. Auf jeden Fall verspricht das „underwound“-Set straffe Bässe und einen guten Schuss an extra Höhen. Mal hören …
Soundcheck und Resümee auf Seite 2 …
Mit aktiviertem Hals-Pickup stellt sich der Bassbereich der Gitarre nicht ganz unerwartet als schlank, trocken und doch tiefreichend dar. Akkorde rollen mit viel Glanz breit und sauber aufgelöst aus den Speakern. Alles da wie ausgeleuchtet und trotz der gestochen scharf dargestellten Einzelsaiten doch auch harmonisch gerundet.
Powerchords im Overdrive verfügen über trockene Kontur, der Anschlag wird pointiert herausgestellt. Schnelles Linienspiel profitiert ebenfalls vom markanten Attack-Verhalten der Konstruktion. Tonal hat das natürlich wenig mit weich singendem Blues-Timbre zu tun, dennoch ist eine kühle vokale Kraft nicht zu leugnen. Auf der anderen Seite finden wir einen Steg-Humbucker vor, der mit relativ schlankem, aber ungemein schlüssig gestaffeltem Sound aufwartet. Die Mitten nur dezent ausgebaut, überzeugt er mit straff konturiertem Bass und schmissigen Höhen.
Sehr schön kompakt und pointiert sitzen die Akkorde, lassen federndes Spiel mit schönem Höhenschmack zu. Im Overdrive wölbt sich im Linienspiel die Perkussion des Anschlags markant vor, was dem Solo eine ungemein griffige Struktur gibt. Schon mal mit dem Fahrrad mit Speed von einer glatten Oberfläche auf Kopfsteinpflaster geraten? Ja genau, wie dort dieses gefährlich rasante Rubbeln die Finger massiert, springt hier bei schnellem Spiel auf den Basssaiten der Anschlag vor. Dort heißt es Lenker festhalten, hier staunen wir über eine Perlenkette, die vital und plastisch unter unseren Fingern vorschießt. Interessant übrigens, wie aller Präzision und Spritzigkeit zum Trotz, auch scharfe Zweiklänge auf den hohen Saiten noch harmonisch griffig abgestimmt auf die Interaktion mit den Powerchords antworten – das hat schon Klasse! Überhaupt ist die spezielle Ästhetik der Aquila nur zu loben.
Zusammengeschaltet erzielen wir mit den transparent zeichnenden Lollar Imperials dann die erwartet offenen, glockenhellen Sounds: kehlig, da leicht ausgekämmt im Frequenzbild, aber mit diesen wie angespitzt wirkenden Höhen vom Steg-Pickup ausgestattet, die dir so schön locker und luftig in die Socken schießen.
In den Zwischenpositionen des Schalters liegen dann noch zwei etwas speziellere, nicht sonderlich unterschiedlich tönende Klangvarianten an, deren Stärke in der deutlichen Reduktion von Volumen und Wärme liegt. Spalt-Sounds der parallel verschalteten Einzelspulen für spezielle Einsätze sowieso, aber in Gain-Positionen auch für die schnelle Umstellung auf einen reduzierteren Sound, auf eine deutlich andere Stimmung bestens geeignet.
Die Gotoh 510T BS1 Tremolo Bridge, an zwei Federn leichtgängig aufgehängt, funktioniert gewohnt gut, solange die Sattelkerben möglichst reibungsarm gehalten werden. Da hilft immer etwas Graphit oder Öl. Die Messingreiter unterstützen den Tontransport, ansonsten aus dieser Richtung nichts Neues – gewohnte Qualität eben.
(Bild: Dieter Stork)
RESÜMEE
Die Mayones Aquila Elite S 6 ist der Inbegriff der modernen S-Style-Gitarre und muss überseeische Konkurrenz in keinerlei Hinsicht fürchten. Der 2-Oktaven-Hals mit exzellenter Edelstahlbundierung im flachen Griffbrett ist für das virtuose Spiel ausgelegt, das von der löblichen Handhabung und dem weich aufgehängten Gotoh-Tremolo bestmöglich unterstützt wird. Die Ausstattung mit Lollar Low Wind Imperial Humbuckern ist etwas speziell, sorgt aber für eine dezidiert transparente und spritzige Tonumsetzung, abseits vom gewohnten Dampfstrahl aus der Mitte heraus.
Das ist durchaus abzufeiern, aber bei anderer Tonauffassung auch leicht bei der Auftragsvergabe durch frei wählbare Pickups zu ändern. Mayones bietet ja umfassenden Zugriff auf alle Details der Ausstattung. In dieser Gitarre jedenfalls sorgen diese leicht unterwickelten Pickups für trocken zugeschärfte Sounds, die im Overdrive ein hell loderndes Feuer zu entfachen vermögen. Die Schaltung hält dazu noch alternativ nutzbare Kehl-Sounds in den Zwischenpositionen bereit. Die Aquila Elite ist in jeder Hinsicht ein hoch professionelles Arbeitsgerät und optisch sowieso ein Traum in Blau!