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Vovox-Chef Jürg Vogt im Interview

CEO von Vovox

Der Drang zur Perfektion treibt nicht nur Musiker an. Auch Instrumentenbauer bringen oft ihre ganze Leidenschaft und Kreativität in ihr Handwerk ein. Und dies gilt nicht nur für die Herstellung von Sechs- oder Viersaitern. Gerade im professionellen Bereich können Kabel einen großen Unterschied ausmachen (siehe unser kostenfreies Kabel-Special). Genau diesem Bereich hat sich der ehemalige Werkstoffingenieur Jürg Vogt gewidmet, was zur Gründung von Vovox führte. In Gespräch verrät uns der begeisterte Tüftler was ein gutes Kabel ausmacht, wer davon profitiert und warum High-Quality-Klangleiter nicht jedermanns Sache sind. 

Erzähle uns bitte etwas zu deiner Person.

Jürg Vogt: Von meiner Ausbildung her bin ich Werkstoffingenieur. Bevor ich Vovox vor rund 15 Jahren gegründet habe, arbeitete ich über 10 Jahre in der Forschung und Entwicklung im Bereich Kunststoffe. Inzwischen bin ich 50 Jahre alt. Ich lebe in glücklicher Partnerschaft mit einer erfindungsreichen Biologin und verbringe meine Freizeit gerne in der Natur, am liebsten auf dem Wasser oder in den Schweizer Bergen.

Als jemand, der Produkte für Musiker erstellt, bist du zwischen den Welten von Handwerk und Kreativität. Wohin würdest du dich selbst eher zuordnen? Machst du selbst Musik?

Jürg Vogt: Ich würde mich wohl als kreativen Ingenieur bezeichnen. Meine kreative Seite kommt dabei einerseits bei der Suche nach neuen Lösungen auf technische Probleme zum tragen, andererseits bei der Musik selber. Ich spiele schon seit vielen Jahren Bass, wobei ich gestehen muss, dass meine Liebe zur Musik deutlich grösser ist als mein Können. Außerdem habe ich eine Zeit lang recht intensiv Aufnahmen gemacht und dabei sicher auch mein Gehör geschult. Bei der Musik selber habe ich durchaus ein Faible für Experimentelles. Auf der Suche nach neuen Klängen habe ich auch schon eigene Instrumente gebaut oder das Tragseil einer Luftseilbahn mikrofoniert.

Vor der Firmengründung hast du eine fünfjährige Entwicklungsphase gehabt – was genau ist da passiert und weshalb hat es so lange gedauert?

Jürg Vogt: Als Werkstoffingenieur hatte ich ziemlich viel Ahnung von Produktentwicklung sowie von Kunststoffen und deren Verarbeitung. Mit Kabeln hatte ich hingegen früher gar nichts zu tun – außer eben als Anwender. Im Zusammenhang mit der Band, in der ich damals gespielt habe, machte ich Klangvergleiche mit HiFi-Kabeln, die wir als Instrumentenkabel missbrauchten. Zu meiner Verblüffung konnte ich eindeutige Unterschiede hören. Das hatte ich überhaupt nicht erwartet und war entsprechend überrascht, um nicht zu sagen verstört. Als Ingenieur wollte ich verstehen wie dieses scheinbare Wunder möglich ist. Also machte ich dazu sehr viele Versuche, wobei ich so vorging, wie ich das mit meinem beruflichen Hintergrund gewohnt war. Erstaunlicherweise war ich relativ schnell in der Lage das Ergebnis der HiFi-Kabel, die meinen Benchmark darstellten, zu übertreffen. Ich habe dann sehr viel in meiner Freizeit getüftelt und außerdem ein Nachdiplom-Studium in Betriebswirtschaft gemacht. Dabei musste ich mein Konzept aufgrund unerwarteter Probleme mehrfach verwerfen und wieder von vorne beginnen. Irgendwann war ich klar zum Start, habe meine Ersparnisse zusammengekratzt und Vovox gegründet. Und nebenbei waren fünf Jahre vergangen.

Ihr legt Wert auf eine sehr hohe Qualität, was mit einem entsprechenden Preis einhergeht. Was genau zeichnet die Qualität euer Produkte aus und wie schlägt sich dies klanglich nieder?

Jürg Vogt: Die Tonqualität, die man mit einem Kabel erzielen kann, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Ganz wesentlich ist das Kabeldesign sowie die Wahl und die Qualität der verwendeten Materialien. Hier alle Details erklären zu wollen, würde zu weit führen. Das von mir gewählte Kabeldesign unterscheidet sich wesentlich von fast allen anderen Kabeln und wir gehen in diesem Punkt unsere eigenen Wege. Als Konsequenz daraus wird nicht nur die Herstellung der Kabel aufwändiger, auch die Konfektionierung braucht mehr Zeit und lässt sich nicht automatisieren. Mindestens so wichtig ist die Qualität der verwendeten Materialien. Hier spreche ich insbesondere das kristalline Gefüge des Kupfers an. Ich habe immer wieder festgestellt, dass sich herausragende Tonqualität nur dann erzielen lässt, wenn die Größe, Orientierung und Form der Kupferkristalle genau kontrolliert werden können. Und das kriegt man nicht geschenkt.

Klanglich muss sich die Qualität eines Kabels darin niederschlagen, dass man a) einen Unterschied hören kann und b) der gehörte Unterschied auch einen Qualitätsunterschied und nicht einfach eine Geschmacksrichtung zum Ausdruck bringt. Dies ist meiner Meinung nach dann der Fall, wenn ich dank einem Kabel “mehr” hören kann: mehr Details, eine präzisere räumliche Abbildung, sauberere Transienten etc.

Als letztes möchte ich noch erwähnen, dass unsere Kabel in der Schweiz von Hand konfektioniert werden. Diese Arbeit ließe sich andernorts sicher günstiger ausführen. Ich möchte aber bewusst dazu beitragen, dass in der Schweiz trotz der höheren Lohnkosten weiterhin auch Stellen für manuelle Arbeiten angeboten werden.

Ihr sagt, dass in Euren Produkten diverse Resultate aus der Forschung umgesetzt werden. Könntest du dies mit einigen Beispielen spezifizieren?

Jürg Vogt: Aus aktuellem Anlass und als Beispiel erzähle ich gerne von einen Versuch, den wir erst vor kurzem gemacht haben. Wie erwähnt spielt die kristalline Struktur des Leitermaterials eine bedeutende Rolle für die Tonqualität. Ich wollte in dieser Beziehung einmal die Grenze des Machbaren ausloten: Ein Kabel, dessen Leiter aus perfekt in Längsrichtung  orientiertem, nahezu einkristallinem Kupfer besteht. Um dies realisieren zu können mussten wir ein Kabel aus 8 mm dicken Kupferdrähten herstellen – dünner ist nicht möglich ohne die perfekte Struktur dieses ganz speziellen Kupfers zu zerstören. Man kann sich leicht vorstellen, dass bei dieser Dicke eher von Stangen als von Drähten gesprochen werden muss und die Verarbeitung entsprechend anspruchsvoll war. Mit sehr viel Handarbeit und Geduld ist es uns gelungen auf dieser Basis ein HiFi-Lautsprecherkabel als Prototyp herzustellen. Klanglich konnten wir genau das Resultat erzielen, das ich erhofft hatte. Im Moment handelt es sich hier einfach um ein freudvolles Experiment. Aber vielleicht gelingt es dennoch irgendwann in dieser Art, Kabel in Serie zu produzieren.

Kannst du die Unterschiede zwischen eurer Home und Professional Audio-Sparte etwas erläutern?

Jürg Vogt: Bei den Kabeln für Musiker und Tonstudios sind die Anforderungen an das Handling und die Robustheit recht zentral. Die Kabel im Home Bereich werden hingegen meist einmal eingesteckt und dann nicht mehr weiter bewegt. Deshalb können wir hier extremere Konzepte realisieren, vor allem was die Steifheit von Kabeln betrifft oder die Kompromisslosigkeit der Anschlüsse. Anders gesagt: in der Home-Sparte müssen wir noch weniger Kompromisse eingehen. Sie ist gewissermaßen unsere Formel 1. Hier können wir neue, exotische Lösungen erproben. Dafür sind wegen der recht kleinen Produktionsmengen und des großen Beratungsaufwandes die Kosten der HiFi-Kabel höher.

Traditionsgemäß investieren viele Musiker erst am Schluss in gute Kabel (wenn überhaupt) – nachdem die Themen Gitarre/Bass, Amp, Box und Effekte abgehackt wurden. Und dann entscheiden sich viele für recht günstige Varianten. Wie schwierig ist es für Vovox gewesen, dass Bewusstsein für den Wert eines guten Kabels für Musiker zu schärfen? Gibt es da verschiedene Wahrnehmungen im Live- und Studiobereich?

Jürg Vogt: Es war und ist nach wie vor sehr schwierig für uns. Letztlich handelt es sich bei Kabeln doch nur um ein notwendiges Übel. Niemand gibt dafür mehr Geld aus als nötig. Entscheidend ist zu realisieren, dass Kabel den Klang hörbar beeinflussen und in verschiedenen Situationen sogar die kostengünstigste Option darstellen um seinen Sound weiter zu optimieren. Dies kann man verständlicherweise erst dann glauben, wenn man es selber erfahren hat. Diesen Schritt muss man erst machen, egal ob im Studio oder Live-Bereich.

Mit welchem Künstler hast du persönlich besonders gerne zusammengearbeitet?

Jürg Vogt: Die Frage ist schwierig zu beantworten, weil es zu viele interessante und nette Begegnungen gab. Worüber ich mich immer wieder freue ist die Wertschätzung, die mir selber und auch unserer Arbeit durch Künstler entgegen gebracht wird. Meist ist sehr schnell der stillschweigende Konsens da, auf der gleichen Baustelle zu arbeiten: Sie an der Front, wir im Hintergrund, aber mit dem gleichen Perfektionismus und der selben Leidenschaft. Gerade bei John Scofield und Steve Swallow, um stellvertretend zwei Namen zu nennen, spüre ich diese Art der gegenseitigen Wertschätzung sehr.

Und mit wem würdest du gerne in Zukunft kooperieren?

Jürg Vogt: Es gibt viele Musiker, aber auch Toningenieure, die ich sehr schätze und mit denen ich gerne in Kontakt treten würde: Bill Frisell und Brian May bewundere ich für ihren eigenständigen und tollen Sound. Auch Nils Frahm fasziniert mich derzeit sehr. Und Jan Erik Kongshaug macht als Toningenieur schon seit vielen Jahren immer wieder großartig klingende Aufnahmen.

Gibt es auf dem Markt für Kabel Raum für Innovationen? Was steht bei euch in näherer Zukunft an?

Jürg Vogt: Zum Glück gibt es tatsächlich immer noch Raum für Innovationen. Ich dachte schon mehrfach, wir hätten nun alles aus unseren Kabeln herausgekitzelt, um dann doch wieder noch weitere Möglichkeiten zur Optimierung zu finden. Neu und noch nicht ganz offiziell bieten wir für absolute Soundfreaks sonorus XL Instrumentenkabel und auch XLR-Kabel an. Diese Kabel klingen wirklich unfassbar: noch mehr Punch, noch mehr Details, eine super Tontrennung: halt einfach toll. Bisher waren alle, die sie getestet haben, begeistert. Der Haken an der Sache: Diese Kabel sind richtig steif und außerhalb des Studios nicht zu gebrauchen. Wer bereit ist für den perfekten Sound ein wenig zu leiden, wird die sonorus XL lieben. Alle anderen machen besser einen großen Bogen um die Kabel.

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