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TopGearCheck! Special mit Phil X

(Bild: Gibson)

Workshops von und mit Phil X sind wirklich die reinste Schau! Wer erinnert sich nicht mit Freude und purer Begeisterung an die mitreißende Performance des Bon-Jovi-Gitarristen beim 2018er Guitar Summit in Mannheim? Die beste Nachricht daher gleich zu Beginn: In diesem Jahr ist der 58-Jährige, der unter anderem schon für Stars wie Alice Cooper, Avril Lavigne, Kelly Clarkson, Apocalyptica, Rob Zombie, Steward Copeland von The Police, Tommy Lee von Mötley Crüe, Soundgardens Chris Cornell, Daughtry oder auch Orianthi gespielt hat, wieder beim Guitar Summit am Start.

Ende September in Mannheim wird er Workshops und eine Masterclass geben und natürlich auch wieder abends auf der großen Bühne im Mozartsaal in bester Gitarren-Gesellschaft spektakulär abliefern. Wir haben Phil X (bürgerlicher Name: Philip Eric Xenidis) zum aktuellen Stand seiner Aktivitäten befragt und dabei allerlei spannende Neuigkeiten erfahren, unter anderem von seinem Endorsement-Deal mit Gibson. Natürlich mussten wir diese Gelegenheit auch gleich dazu nutzen, uns vom Kanadier ein paar Gear-Empfehlungen einzuholen. Also Vorhang auf für Phil X, einem der charismatischsten und sympathischsten Rockgitarristen.

Phil, vor nicht allzu langer Zeit hast du deinen Gitarren-Endorser gewechselt und gehörst jetzt zur großen internationalen Gibson-Family. Was hat dich zu diesem Schritt bewogen und wie müssen Instrumente beschaffen sein, damit du dich mit ihnen wohlfühlst?

Es gibt viele verschiedene Faktoren, die für mich wichtig sind. Da ist zum einen ein fetter Hals und ein super-reaktionsschneller Tonabnehmer wie beispielsweise der P-90, der, wie ich finde, auf meine Spielweise immer direkt reagiert und meinem Sound einen glasklaren Charakter verleiht, wenn ich den Lautstärkeregler der Gitarre herunterdrehe. Ich liebe die SG-Form wegen ihres leichten Zugangs zu den höheren Bünden. Mit dieser Gitarre kann ich eine komplette Phil X & The Drills-Show spielen. Nur ein Tonabnehmer und ab geht‘s!

Allerdings: Ein Gig wie der bei Bon Jovi ist deutlich anspruchsvoller. Man benötigt eine Strat-Gitarre für ‚I‘ll Be There For You‘ oder einen Tele-Typ für die Country-Songs. Bei Bon Jovi gibt es viele unterschiedliche Tunings, zusammen mit den Akustikmodellen sind es etwa 20 Gitarren, mit denen ich in dieser Band unterwegs bin.

Zur Gibson-Familie zu gehören und all die Explorers, Flying Vs, Les Pauls und so weiter abholen zu dürfen, hat vor Aufregung das Kind in mir als Gitarrist geradezu explodieren lassen. Allesamt Gitarren, wie sie die Helden meiner Jugend gespielt haben. Abgesehen davon liebe ich es generell, jede mögliche Gitarre in die Hand nehmen und mit ihr überall mein Ding machen zu können, auch wenn sie vielleicht nicht zu 100% meinem Geschmack entspricht. Aber cool finde ich es immer! (lacht)

(Bild: Phil X)

Hat ein dermaßen versierter Gitarrist wie du eigentlich nennenswerte Schwächen? Und was sind aus deiner Sicht deine größten Stärken als Musiker?

Das ist eine sehr gute Frage! Es ist zwar lustig, aber zuerst kommen meine Ohren. Und an zweiter Stelle folgen meine Instinkte. Ich denke, es ist superwichtig, ein wirklich guter Zuhörer zu sein und sich vorstellen zu können, was auf der Gitarre passieren soll, bevor man sie überhaupt spielt. Das ist der Grund, weshalb ich in der Phase, als noch die Session-Arbeit meine Hauptbeschäftigung war, immer wieder für Projekte angefragt wurde.

Viele Menschen sprechen mich auf mein Picking an. Als junger Musiker startete ich mit einer griechischen Bouzouki, das hatte erstaunliche Fortschritte für meine Picking-Technik zur Folge. Ich war auch damals schon Fan anspruchsvoller Notenfolgen, liebte raffinierte Patterns und ungewöhnlichen Phrasierungen. Allerdings: Bei Jazz stoße ich an meine Grenzen! (lacht) Ich versuche, chromatische Figuren in meine Pentatonik zu stopfen, aber wenn es auch nur in die Nähe eines jazzigen Klangs kommt, ziehe ich mich lieber zurück. Es mag vielleicht manche Menschen abschrecken, aber Rock ist meine Bibel!

Im Laufe der Jahre konnte ich mich immer weiter verbessern, bei allem. Für mich ist es nicht so, als würde ich Fahrrad fahren. Seitdem ich Vater geworden bin, spiele ich kaum noch zu Hause, also muss ich mich, wenn ein Gig ansteht, voll darauf konzentrieren, meine Finger richtig zu bewegen und mit den Kollegen sehr konzentriert zu kommunizieren. Denn sonst wird es schnell schlampig und törnt mich ab.

Dabei fällt mir gerade eine weitere Stärke meines Spiels ein: Meine Bedingungslosigkeit als Musiker auf der Bühne wird oft hervorgehoben. Ich versuche einfach alles, und wenn es gelingt, ist es großartig. Falls nicht, lasse ich es sein und mache einfach normal weiter. Ein dynamisches Haarschütteln kann fast alles überspielen.

(Bild: Phil X)

Wie arbeitest du an neuen Songs, gibt es da für dich eine bestimmte Formel? Und wie bereitest du dich vor, wenn du als Session-Gitarrist die Songs anderer Künstler spielen sollst?

Ich bin total gegen strikte Formeln. Mitunter ist es ein Riff, mitunter ein Text oder eine melodische Hookline. Was auch immer zuerst da ist, der Rest folgt von ganz allein. Vorbereitungen auf den Song eines anderen Künstlers können dagegen schwierig sein. Zuerst höre ich als Songwriter zu und verfolge die Melodien über den Akkordfolgen. Manchmal gibt es bereits ein Leitmotiv auf der Gitarre und der Produzent sagt: „Die Komponisten wünschen sich das Gleiche noch einmal, nur diesmal mit mehr Ausdruck und in tune.“ Ein anderes Mal wird das Leitmotiv komplett gelöscht und es sind dann meine eigenen Ideen gefragt.

Ich liebe kreative Prozesse, deshalb sind dies meine Lieblingssituationen. Also nicht nur gute Töne zu erzeugen, denn das ist einfach, sondern interessante Ideen anzubieten, die für alle Teile funktionieren. Wenn man viele Gitarren übereinanderschichtet, um eine komplexe Klanglandschaft zu kreieren, müssen es nicht nur verschiedene Gitarren sein, die an verschiedene Verstärker angeschlossen sind, sondern man muss auch auf die einzelnen Tunings achten, sonst wird es alles zu breit und zu Chorus-mäßig.

Wenn du sagst, dass die kreative Arbeit dein Lieblingsmetier ist, stehst du dann lieber im Studio als auf der Bühne? Oder macht es für dich keinen Unterschied?

Zuallererst: Ich persönlich finde, dass es da kaum Parallelen gibt. Okay, vielleicht eine Gemeinsamkeit: Wenn ich im Studio bin und ein Solo aufnehme, dann ist der Toningenieur, sein Assistent und ein Techniker dabei und der Künstler sitzt auf der Couch und hört zu. Sie alle werden zum Publikum und ich spiele, als wäre ich auf der Bühne. Die Bühne ist mein Zuhause, egal ob vor zwölf Zuschauern in einem kleinen Kellerraum oder vor 82.000 Menschen im Wembley-Stadion. Wenn ich eine Gitarre in der Hand und ein Mikrofon vor dem Gesicht habe und möglicherweise nur der Barkeeper in der Nähe ist, heißt es dennoch: Aufgepasst!

Wie ist es zur Kooperation mit Gibson gekommen? Wie sieht diese Zusammenarbeit aus, was ist da in Planung?

Gibson ist jetzt mein Zuhause. Ich glaube, ich wollte schon immer dorthin, aber ich bin bei der Qualitätskontrolle sehr anspruchsvoll, und die wurde um 2018/2019 korrigiert. Diese Qualitätskontrolle ist nicht nur wichtig für mich selbst, sondern auch für das Kind, das 500 Rasenflächen gemäht hat, um sich eine Gitarre zu kaufen, und dann mit einem Blindgänger aus dem Laden geht, ohne es zu merken, da es nicht wusste, worauf es zu achten hat. Jede Gibson, die ich gespielt habe, seit ich Endorser bin, war ein Killer.

Wir arbeiten derzeit an einer Signature-SG, auf die ich mich wirklich sehr freue. Ich bin ziemlich wählerisch, deshalb muss es am Ende meine Traumgitarre werden, was aber die Veröffentlichung verzögert hat. Mein Verstärker ist von Friedman. Es ist unglaublich, wenn ich ihn bei einem Gig oder im Studio anschließe und die Augen größer werden, und die Ohren aufgehen.

Und ich bin ein Pedal-Verrückter, ein Pedal- „Supergeek“, bei dem alles stimmen muss, bevor ich mich auf eine Neuentwicklung einlasse. Zurzeit arbeite ich mit J.Rockett an einem Overdrive/Boost-Pedal. Ich spiele schon seit Monaten mit dem Prototyp, und der macht tatsächlich alles das, was ich von einem Overdrive erwarte, und noch viel mehr. Etwa ein Jahr lang habe ich unzählige Telefonate geführt, verschiedene Schaltungen getestet und weitere Anregungen gegeben, und dann – Bamm! – merkte ich, dass wir es geschafft haben.

Es ist wirklich spannend, da für mich auch die Optik unfassbar wichtig ist. Denn natürlich möchte man, dass das Gerät auffällt und definitiv nicht wie ein weiteres Pedal aussieht. Knöpfe, Schalter, und dazwischen jemanden wie mich, dem möglicherweise das, was ihm letzte Woche noch gefallen hat, diese Woche nicht mehr zusagt. Vermutlich habe ich die Jungs bei J.Rockett in den absoluten Wahnsinn getrieben.


Phil X spielt auf dem Guitar Summit, der vom 27.-29.September im Rosengarten in Mannheim stattfindet.

Tickets: www.guitarsummit.de/tickets


TopGearCheck

Natürlich haben wir Phil X erst aus dem „Kreuzverhör“ entlassen, nachdem er seine Empfehlungen für unsere Serie ‚Top Gear Check‘ abgegeben hat. Hier sind sie:

„Als ich die Gibson ‘64 CS SG Standard zum ersten Mal spielte, traf mich der Schlag: Heilige Scheiße, das ist ja Wahnsinn! Die Gitarre hat den dicksten Hals, den ich je auf einer SG erlebt habe – nur der Phil-X-SG-Hals ist noch dicker – und war gewichtsmäßig trotz dem total ausgewogen. Mir gefiel die Gitarre so sehr, dass es mich maßlos ärgerte, als mir während eines Gigs eine Saite riss und ich eine andere Gitarre spielen musste. So sollte es ja auch sein, wenn man sich mit einem neuen Instrument beschäftigt. Glücklicherweise habe ich mittlerweile eine zweite Ersatzgitarre bekommen.

Danach fing ich an, darüber nachzudenken, was ich an meinem Signature-Modell noch besser machen könnte, und das Offensichtlichste war ein dickerer Hals, ein P-90-Pickup, drei statt fünf Regler (ein Volume-Regler, ein Tone-Regler und der Toggle-Switch) und 24 Bünde. Also ja, ich bin total begeistert. Ich besitze eine Explorer und eine Flying V, beide sind der absolute Killer. Ich kann sie nur jedem empfehlen, allerdings muss man sich an ihre seltsame Form gewöhnen, weshalb einige Spieler ihnen keine Chance geben.

(Bild: Phil X)

Wie ich bereits erwähnt habe, gilt meine große Verstärkerpräferenz meinem Friedman-Phil-X-Amp, allerdings lasse ich immer auch einen kleinen Amp direkt daneben mitlaufen. Im Studio ist dies ein Greer Mini Chief. Dabei handelt es sich um ein Vollröhren-Topteil mit drei Watt und nur zwei Reglern. Der Mini-Amp ist auch fantastisch für Overdubs.

Live ergänze ich mein Setup mit einem Supro 1606 mit Röhren, acht Watt und nur einem Lautstärkeregler. Es ist ein Combo mit einem ungewöhnlich guten Lautsprecher.

(Bild: Phil X)

Wenn ich tonale Variationen brauche, liebe ich neben dem J.Rockett/ Phil-X-Joint-Venture auch das Haunting Mids von JHS, den Crazy Tube Circuits Super Conductor und das Way Huge Green Rhino.

 

Es gibt viel zu viele Effekte, um sie alle aufzuzählen. In meinem Studio benutze ich häufig auch das Strymon-Dig-Delay und den Origin-Effects-Cali76-Kompressor.

 

Ich habe in letzter Zeit sehr oft Klotz-Kabel verwendet, ich liebe ihre Variante mit Silent Plugs. Dunlop sind meine bevorzugten Saiten. Wenn die Gitarre in Eb gestimmt ist, spiele ich die Saitenstärken 9,5 – 44, und in Standardtuning nehme ich den gleichen Satz mit einer 9er Saite als hohes E und einer 11er Saite fürs B.

Dunlop stellen zurzeit ein neues Spezialplektrum für mich her, das bald erhältlich sein wird. Wenn ich kann, verwende ich im Studio für die Rhythmusspuren nur Zelluloid-Medium-Plektren. Sie haben einen unverwechselbaren Klang und verhindern, dass der Sound zu schroff wird, wenn ich hart anschlage. Auf der Bühne kann ich sie leider nicht verwenden, da sie schon beim ersten Refrain des ersten Songs zerfetzt sein würden. Vermutlich sind Gitarristen die definitiv wählerischste Spezies: Diese Liste könnte im nächsten Monat schon wieder ganz anders aussehen, aber im Moment macht sie mich extrem glücklich!“

(Story: Matthias Mineur)

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