(Bild: Michele Kvistad)
Mit dem neuen Album ‚Invisible Queen‘ der deutschen Thrash-Metaller Holy Moses beweist ihr Gitarrist Peter Geltat abermals, dass er zu den technisch versiertesten und ideenreichsten Metal-Virtuosen des Landes gehört. Der 1981 in Brandenburg geborene und ab 2010 in Berlin lebende Musiker spielt seit seinem zwölften Lebensjahr Gitarre. Geltat studierte in Rostock und Göteborg sowohl elektrische als auch klassische Gitarre und hat sich mit verschiedensten Musikarten beschäftigt.
In seinem Instrumentenrepertoire findet man sowohl Sechs-, Sieben- als auch Achtsaiter. Nach Engagements in unterschiedlichen Metal-Bands und kleineren Projekten/Sessions im Bereich Jazz/Rock/Pop schloss er sich 2012 Holy Moses an, der Band um Sängerin Sabina Classen-Hirtz. Bereits ein Jahr zuvor hatte der 42-Jährige auf deren Album ‚30th Anniversary – In The Power Of Now‘ die Soli eingespielt.
Seit 2014 ist Geltat der einzige Gitarrist der Gruppe. Mit Holy Moses hat er neben zahlreichen Headliner-Shows auch auf vielen internationalen Festivals gespielt, in diesem Sommer ist die Band unter anderem fürs Wacken Open Air, für Hellfest, Alcatraz und die Full Metal Cruise gebucht. Es werden voraussichtlich die letzten Konzerte der Gruppe sein, die am 14. April 2023 ihr Abschlusswerk ‚Invisible Queen‘ veröffentlicht hat und sich Ende des Jahres in den Ruhestand verabschieden will.
Neben Holy Moses spielt Geltat seit 2010 auch Jazz-Rock mit dem Peter Geltat Trio, zudem hat er 2015 die derzeit allerdings auf Eis gelegte Death/Black/Thrash-Metal-Formation Klonque gegründet. Weiterhin ist er Sub diverser Musicals wie z.B. des Udo-Lindenberg-Tributs ‚Hinterm Horizont‘, gehörte unter anderem zum Filmorchester Babelsberg und war mit den Berliner Symphonikern in Lyon (Geltat: „Dort habe ich Gerschwin auf dem Banjo gespielt!“). Darüber hinaus veröffentlicht er Produktvideos für verschiedene Vertriebe und gibt Gitarrenunterricht, Workshops sowie Clinics.
Zu seinen Empfehlungen für unsere Top-Gear-Check-Serie erklärt er:
„Ich schwöre auf meine ESP E-II M-II in Black Turqouise Burst, ein Finish, das für mich allerdings eindeutig grün aussieht. Die Farbe finde ich extrem sexy, außerdem spielt sich die Gitarre absolut angenehm. Gerade im Studio ist eine feste Brücke immer unkomplizierter, zudem liebe ich Locking-Mechaniken, auch bei Gitarren mit Floyd Rose. Die ESP E-II M-II war auf ‚Invisible Queen‘ meine Haupt-Rhythmusgitarre.
Vorher hatte ich meine sämtlichen Klampfen durchprobiert und herausgefunden, dass diese einfach am besten zu Holy Moses passt – eine gute Mischung aus schneller Ansprache, Aggressivität und Punch, eher hell und schnittig klingend, aber trotzdem mit genug Fundament. Ganz neu in meiner Sammlung ist eine ESP E-II Horizon-III im See-Through-Black-Sunburst-Finish, sie wird wohl meine Hauptgitarre für die 2023er Holy-Moses-Shows. Hier brauche ich auf jeden Fall ein Vibrato, da ich bei den Soli sehr oft Divebombs, Flutter-Effekte oder Whammy-Sounds à la Mattias Eklundh einsetze.
Die ESP E-II Horizon-III ist ein großartiges Instrument mit sehr viel Fingerfreiheit in den hohen Lagen, so wie ich es bei Moses brauche. Beide Gitarren sind besonders visuell zwar komplett auf Metal zugeschnitten, vom Klang her kann man sie jedoch auch problemlos für andere Stile einsetzen. Übrigens bevorzugen wir bei Moses ein D-Standard-Tuning, da reichen Sechssaiter mit normalen Mensuren.
Eingespielt habe ich alle meine Tracks über ein Universal-Audio-Apollo-Twin-Interface, zum Monitoring habe ich eine Universal-Audio-Amp-Simulation vom ENGL Savage genommen, die direkt über den Chip im Interface läuft. Dadurch hatte ich keine Latenzprobleme und das Spielgefühl war super.
Aufgenommen habe ich nur das DI-Signal und dies dann später über das Interface und den Two Notes Torpedo Captor X gereampt.
Sehr empfehlen kann ich den Revv-Generator-Röhren-Amp, einen modernen und vielseitigen Verstärker, bei dem man kein Pedal vorschalten muss. Der dritte, sogenannte „Purple“-Kanal ist exzellent für modernen High-Gain-Rhythmus. Er hat eine sehr schnittige Verzerrung, ist wunderbar tight und aufgeräumt, während der vierte Kanal noch voller und satter und sehr geil für Solos ist. Außerdem leuchtet der Amp bei jedem Kanal in einer anderen Farbe, und ich konnte sogar meinen Namen draufgravieren lassen, was ja noch viel wichtiger als der Klang ist, haha!
Ich verwende Two-Notes-Produkte schon seit vielen Jahren, und der Torpedo Captor X hat tolle Features und Sounds, ist handlich und preiswert, außerdem habe ich sehr gute Erfahrungen mit dem Kundenservice gemacht. In meinem Home-Studio mache ich es oft so, dass ich den einen Ausgang mit Speaker-Simulation zum Abhören und den anderen ohne jegliche Bearbeitung als Amp-DI nutze. So kann ich im Nachhinein z. B. über die Wall-of-Sound-Software komplett die simulierten Lautsprecher und Mikrofone einstellen. Das bevorzuge ich gegenüber IRs (Impulse Responses), weil ich dann nicht hunderte von Files durchhören muss.
Weiter geht es mit dem Fractal Audio FM3 Amp-Modeler. Als professioneller Musiker macht es durchaus Sinn, irgendeine Art von Modeler zu besitzen, und sei es nur als Backup oder für Flugshows. Ich liebe meine Röhrenamps, aber schleppen möchte ich sie nicht mehr. Die digitalen Lösungen sind mittlerweile extrem gut geworden und bieten enorme Flexibilität auf kleinem Raum.
Ich teste auch gerade das Line 6 Helix aus. Da ich häufig mit der Bahn reise, muss das Equipment klein und handlich sein. Neben Moses spiele ich ja auch viele Theater/Musical-Shows, und da muss man halt eine große Anzahl an verschiedenen Sounds anbieten können.
Empfehlen kann ich auch das Fortin Hexdrive. Das Teil hat einen sehr geilen Mitten-Punch, allerdings nicht den Mitten-Honk, den ich von anderen Tube-Screamern kenne.
Bei ‚Invisible Queen‘ habe ich ihn zusammen mit einem Blackstar HT Club 50 benutzt. Das klang brachial und noch etwas rauer und etwas oldschooliger als mein Revv und hat deshalb knapp gewonnen.
Bei Tonabnehmern schwöre ich auf Lundgren-Pickups. Sie liefern sowohl Klarheit als auch Ausgewogenheit und Punch. Der für mich als Custom-PU gewickelte Nashville-Split in der Halsposition klingt schön schlank und eher wie ein Singlecoil. Mir sind die meisten Neck-Humbucker zu dumpf und zu dick, der Nashville Split ist da mein absoluter Favorit. Der Meshuggah-Signature-Pickup M6 von Lundgren wiederum hat ordentlich Biss und Punch.
Eine meiner besten Investitionen der zurückliegenden zehn Jahre ist mein Mono Cases Dual Gigbag, in dem meine Gitarren sicher aufgehoben sind und mit dem ich gleich zwei Instrumente auf einmal transportieren kann. Meine Lieblingssaiten für das Standard-D-Tuning sind D’Addario EXL115 Medium Gauge Nickel Wound in den Stärken .011 – .049. Ich mochte immer schon den Sound und das Spielgefühl von D’Addario-Saiten.
Und last but not least: Die Dunlop-Tortex-Jazz-III-XL–Plektren sind perfekt für mich, sie sind schön spitz, aber auch nicht zu klein. Ich brauche etwas mehr Fläche, um speziell auf der Bühne ordentlich reinhauen zu können.“
(Story: Matthias Mineur)