TopGearCheck! mit Michael Wegewitz (In Extremo, Die Happy, Rammstein)
von Redaktion,
Geboren 1962 in Ostberlin, also im Hoheitsgebiet der damaligen DDR, kam Michael Wegewitz durch Thomas Mund, den ersten Gitarristen der Mittelalterrocker In Extremo, in die Bühnentechnikerszene. Unter anderem ausgelöst durch den seinerzeit einsetzenden großen Erfolg der Band, verbunden mit ausgedehnten Tourneen und wichtigen Festivalauftritten, wechselte der heute 56-Jährige im Jahr 1996 vom Teilzeit- zum Vollzeit-Backliner.
Mit In Extremo tourte Wegewitz ab 2000 sogar in den USA und Südamerika. „Dadurch sprach sich schnell herum, dass ich verlässlich arbeite, sodass weitere Anfragen nicht lange auf sich warten ließen“, erzählt er und verweist auf seine anschließenden Engagements für Andreas Bourani, Johannes Oerding, Die Happy oder auch Rammstein (konkret: Richard Kruspe).
In dieser Zeit lernte Wegewitz, wie eminent wichtig es in seinem Job ist, sich schnell und fundiert auf neue technische Entwicklungen einzustellen: „Als der Kemper Amp auf den Markt kam und zunehmend mehr Gitarristen ihn spielten, musste man sich als Techniker natürlich damit auskennen. Denn bei Problemen hat man nicht die Zeit, sich lange mit dem Handbuch zu beschäftigen. In solchen Momenten ist Routine gefragt, weshalb man sich mit solchen Geräten bereits im Vorfeld auseinandersetzen muss.“
Für Wegewitz sind diese Entwicklungen aber deutlich mehr Segen als Fluch. Früher habe es Pedalboards gegeben, die man aufgrund des Gewichts und ihrer Komplexität kaum anheben, geschweige denn reparieren konnte, wenn Probleme auftraten.
Über viele Jahre war Wegewitz auf langen Touren unterwegs, jetzt habe sich das Business jedoch spürbar verändert, erklärt er: „Tourneen, die sich über sechs bis acht Wochen am Stück erstrecken, gibt es auf nationaler Ebene immer weniger. Heutzutage konzentriert sich vieles auf die Wochenenden, speziell Donnerstag, Freitag, Samstag. Für die Techniker bedeutet das allerdings, dass man jedes Wochenende unterwegs sein muss, wenn man davon leben will. So etwas bringt das Familienleben natürlich mächtig durcheinander.“
Auch deshalb hat sich Michael Wegewitz entschieden, eine neue Herausforderung anzunehmen: Am 1. Januar 2019 übernimmt er in seiner Heimatstadt den Instrumentenverleih ‚Backline Berlin‘, eine Dependance zum lange bereits etablierten ‚Rockshop Karlsruhe‘. Als erfahrener Bühnentechniker schwört er auf folgendes Equipment:
„Als erstes möchte ich den Kemper Amp erwähnen. Er erleichtert im musikalischen Road-Alltag die Arbeit für den Backliner und gibt dem Künstler schier endlose Möglichkeiten. Allerdings sollte man auf ausgezeichnete, hochwertig produzierte Profiles achten.
Immer wieder interessant ist im Zusammenhang mit dem Kemper auch die Verwendung von Stomp-Boxes, und hier kommt mein neuer Geheimtipp: der Secret Preamp von Chase Tone aus den USA. Er basiert auf dem legendären 1970 Solid State Maestro Echoplex und ist ein ‚always on‘-Pedal. Vor allem für cleane Sounds in Verbindung mit dem Kemper schlichtweg sensationell.
Als nächstes wäre da in der FX-Ecke noch das Eventide H9 zu nennen, mit seinem innovativen Bedienkonzept über iPhone oder iPad und einer maximalen Erweiterbarkeit. In der Bedienung allerdings eher für Leute, die Bock darauf haben, sich mit dem Gerät etwas intensiver auseinanderzusetzen.
Stromversorgung für FX-Boards: die modular erweiterbare Stromversorgung von The GigRig, es gibt nichts Besseres! Kleines Helferlein, zum Beispiel in Verbindung mit dem 1Spot von Truetone: der Xotic Pocket Noise Silencer.
Im Studio und Live für die Abnahme von Gitarren-Amps empfehle ich die Universal Audio OX Amp Top Box, die derzeit beste Loadbox+Cab-Mikrofon-FX-Simulation.
Mein Lieblingsamp ist mein Marshall 1974X HW 1×12. Bekanntlich haben Marshall den Amp vor einiger Zeit als ‚Handwired‘-Version wieder aufgelegt. Macht auch hammermäßig Spaß.
Für Akustikgitarristen unbedingt mal den LR Baggs Anthem Akustik-Guitar-Preamp anchecken. Da geht ‚In Ear‘ und natürlich auch draußen an der PA die Sonne auf.
Und wenn man mal etwas mehr Geld für ein Floorboard ausgeben möchte, empfehle ich die oberamtlichen FX-Boards von Schmidt-Array: Alles ist möglich und das in richtig gut.
Das gilt natürlich auch für Lehle Switcher. Qualität ‚Made in Germany‘. Der Lehle P-Split als passiver Splitter ist unerreicht.“