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TopGearCheck! mit Michael Romeo (Symphony X)

(Bild: Matthias Mineur)

Eigentlich hatte man schon viel früher mit dem zweiten Soloalbum von Symphony-X-Gitarrist Michael Romeo gerechnet. Aber die weiterhin unklare Situation seiner Hauptband, das Wegfallen sämtlicher Live-Aktivitäten durch die weltweite Pandemie, und auch die derzeit zögerliche Haltung vieler Plattenfirmen haben den Amerikaner dazu bewogen, die Veröffentlichung der bereits seit Monaten fertiggestellten Scheibe immer wieder zu verschieben.

Ende März 2022 ist sie jedoch endlich in den Geschäften und wird die Fans auf ganzer Linie begeistern, denn wie schon auf dem Vorgängeralbum feuert Romeo auch anno 2022 massenhaft virtuose Riffs, Licks und Soli aus der Hüfte und erweist sich kompositorisch als Meister seines Fachs.

Wir haben den 54-Jährigen zu ‚War Of The Worlds Part 2‘ befragt, um bei dieser Gelegenheit auch gleich persönliche Empfehlungen für unsere Top Gear Check-Serie zu erbitten. Hier nun alles Wichtige zur aktuellen Scheibe und zu weiteren kleinen Details drumherum!

DIE VORGESCHICHTE

Als Michael Romeo vor etwa fünf Jahren dem langen Drängen seiner Fans und der ihn betreuenden Plattenfirma nachgab und sein Privatarchiv nach brachliegendem, nicht für seinen Hauptbrötchengeber Symphony X verwendetem Material durchforstete, um daraus ein Soloalbum zu machen, staunte der New Yorker selbst: „Es waren zwar keine kompletten Nummern, sondern nur Riffs, Hooks und kleine Parts, doch die klangen sehr vielversprechend, wenn auch für das Symphony-X-Konzept ungeeignet.

Manches davon klang zu orchestral, anderes hatte zu starke elektronische Anteile oder wäre mit dem Dubstep-Ansatz stilistisch zu fremd gewesen. Genau aus diesem Grund hatte ich seinerzeit die Demoaufnahmen ja auch nicht für Symphony X verwendet, sondern sie archiviert, um zu einem geeigneten Zeitpunkt und für andere Gelegenheiten noch einmal an ihnen zu arbeiten.“

Im Sommer 2017 war dieser Zeitpunkt gekommen. Symphony X hatten sich nach einer ausgedehnten Tournee zum 2015er-Album ‚Underworld‘ für eine längere Schaffenspause zurückgezogen, woraufhin Bassist Michael LePond sein lange geplantes, eigenes Projekt realisierte und Sänger Russell Allen dem Ruf seiner Teilzeitkollegen von Adrenaline Mob folgte und mit ihnen auf US-Tour ging. Bekanntlich endete die Adrenaline-Mob-Tournee am 14. Juli 2017 mit einem tragischen Unfall, bei dem Bassist David Zablidowsky starb und sieben weitere Band- bzw. Crew-Mitglieder, unter ihnen Russell Allen, schwer verletzt ins Krankenhaus eingeliefert werden mussten. Durch die somit länger als ursprünglich geplante Auszeit von Symphony X und einem bis heute an den Folgen des Unfalls laborierenden Allen eröffnete sich für Romeo ein unerwartet großes Zeitfenster für die Produktion eines ersten offiziellen Soloalbums.

Anfang der Neunziger, noch vor Gründung von Symphony X, gab es zwar bereits einige instrumentale Demos des Gitarristen, die später unter dem Titel ‚The Dark Chapter‘ auf CD gebrannt wurden. Eine wirkliche reguläre Soloscheibe existierte bis dato allerdings noch nicht. Romeo: „Für mich war klar, dass ich im Unterschied zu den Demos von ‚The Dark Chapter‘ diesmal keine Instrumentalscheibe veröffentlichen wollte, sondern ein richtiges Album mit einer richtigen Band, also mit Schlagzeuger, Bassist und Sänger. Reine Gitarrenscheiben können schnell langweilig werden, außerdem denke ich beim Komponieren sowieso in kompletten Songstrukturen, und zu denen gehört notwendigerweise auch Gesang.“


‚WAR OF THE WORLDS PART 1‘

Für die Aufnahmen von ‚War Of The Worlds Part 1‘, das im Juli 2018 in den Handel kam, rekrutierte Romeo den US-Drummer John Macaluso (u.a. TNT, Lynch Mob, Malmsteen) und Black-Label-SocietyBassist John „JD“ DeServio. „JD ist einer meiner ältesten Freunde, wir sind gemeinsam zur Highschool gegangen, außerdem lebt er in meiner direkten Nachbarschaft. Auch mit Maca bin ich seit vielen Jahren eng befreundet, er war der erste, den ich um Hilfe bat.“

Wichtigstes Teilchen in Romeos Puzzle war vor vier Jahren allerdings Sänger Rick Castellano, dessen hoher, klarer Gesang ein wenig an James LaBrie von Dream Theater erinnert. Vielleicht sogar ein wenig zu sehr, wie einige Kritiker bemängelten, sodass Romeo anschließend nach einem neuen Sänger Ausschau hielt. Dazu später mehr.

Beim Albumtitel ließ sich der Gitarrist vom gleichnamigen, im Jahr 1898 veröffentlichten Roman des britischen Sci-Fi-Autors H.G. Wells inspirieren: „Ich habe nach einem Begriff gesucht, der sowohl die heavy, progressive und orchestrale Seite der Scheibe, aber auch meine privaten Vorlieben für Fantasy, Star Wars und Weltraum-Storys widerspiegelt. Nachdem ich mein Buchregal durchforstet und dabei diesen Roman gefunden hatte, war die Entscheidung für ‚War Of The Worlds‘ gefallen.“ Welch taktisch cleverer Schachzug, den Titel gleich mit dem Zusatz ‚Part 1‘ zu versehen! Denn seither warten die Fans ungeduldig auf einen Nachfolger.


‚WAR OF THE WORLDS PART 2‘: DAS NEUE ALBUM

Auch auf ‚War Of The Worlds Part 2‘ präsentiert Romeo ein rassiges Stilhybrid aus Symphonic-, Power-, Neo-Classical- und Prog-Metal. Zudem entdeckt man auf dem neuen Album – neben massenhaft virtuoser Saitenakrobatik – einen zukünftigen Superstar: Dino Jelusić. Der Kroate zählt derzeit zu den weltweit größten Gesangstalenten. Seine überragende Performance auf dem Debütalbum der Allstar-Truppe Dirty Shirley (feat. Lynch-Mob/Dokken-Saitenhexer George Lynch) hat den 29-Jährigen erstmals einem größeren Publikum bekanntgemacht. Mittlerweile wurde das Ausnahmetalent von seinem Sangesvorbild David Coverdale als festes Mitglied bei Whitesnake angeworben. Offen ist derzeit nur, mit welchem Zweck und in welcher Funktion, denn der Kroate soll neben Gitarre und Gesang auch erstklassig Keyboard spielen. Es wird spannend!

Jelusić und Romeo erweisen sich auf ‚War Of The Worlds Part 2‘ als überragendes Team, mit vielen künstlerischen Vorteilen für beide Seiten. Romeo: „Dino hat eine sehr natürliche Art zu singen und ähnelt ein wenig Russell Allen, mit viel Blues und großen Emotionen in der Stimme. Zudem verfügt er über einen enormen Tonumfang, sodass ich ihm die gewünschten Gesangsmelodien, die ich auf den Demos mit meiner krächzenden Stimme angedeutet hatte, nur als vagen Anhaltspunkt überließ. Alles Weitere hat dann Dino von sich aus abgeliefert.“


„NAHEZU ALLE MEINE SOLI WERDEN GEDOPPELT!“

In seinem kleinen, aber feinen und gut ausgerüsteten Homestudio ist Romeo nahezu autark, zumal er ausgesprochen gerne allein an Songs und Ideen arbeitet. Im Laufe der Jahre hat er ein eigenes, über viele Produktionen bewährtes Recording-Konzept entwickelt, das auf wenigen, ausgesuchten Instrumenten, Verstärkern und Effektgeräten basiert und über Cubase betrieben wird. Romeo: „Beim Einspielen verwende ich meistens keinerlei Effekte, der überwiegende Teil der Gitarren wird also komplett trocken aufgenommen.“

Live sind allerdings Effektgeräte am Start:

Arbeiten von Romeos Rack aus: Ibanez TS808 und Boss AC-3
TC Electronics G-System

Ungewöhnlich dagegen: Die meisten seiner Soli werden nahezu vollständig gedoppelt, also Ton für Ton zweimal eingespielt. „Deshalb brauchen diese Soli auch überhaupt keinen Chorus-Effekt. Ich bin großer Fan von Randy Rhoads und bediene mich sozusagen seiner Aufnahmetechnik, sprich: die Soli doppeln, sie aber nie ganz perfekt kopieren, damit eine weitere Tonfärbung entsteht. Eine wirklich coole Sache!“


ROMEOS TOP GEAR CHECK

Zum Schluss Romeos Lieblingsinstrumente und entsprechende Begründungen:

„Meine Nummer 1 sind natürlich die CaparisonMJRSignature-Modelle. Als ich mich mit Itaru Kanno (ehemaliger Designer von Jackson/Charvel und Gründer von Caparison Guitars, Anm. d. Verf.) traf, erzählte ich ihm von meiner Pacer, die ich in meiner Jugend durchgehend gespielt habe. Der Hals meiner Pacer ist nicht übermäßig dünn, hat einen ungewöhnlich guten Grip und fühlt sich einfach perfekt an. Deshalb schickte ich damals die Pacer nach Japan zu Caparison, gewissermaßen als Vorlage. Der Radius des Halses ist in etwa so wie der einer Strat, auch der Korpus ist dem einer Strat angepasst, mit nur einem Volume-Poti, sprich: ohne Tone-Poti.

Romeos Caparison-MJR-Signature (Bild: Matthias Mineur)

Die Gitarre hat ein Ahorn-Griffbrett, Jim Dunlop Super Jumbo Frets und eine Kombination aus DiMarzio-Tone-Zone-Pickup am Hals und X2N-Tonabnehmer am Steg, sowie ein Schaller-Double-Locking-Vibrato.

Die meisten meiner Caparison-MJR-Gitarren sind einen Ganzton tiefer gestimmt. Es gibt aber auch ein paar, die ich in Standard-Tuning, einen Halbton tiefer oder in Drop-D spiele.

Engl-Fullstacks mit Power- und Fireball (Bild: Matthias Mineur)

Meine Nummer 2 sind die Engl Fireballs inklusive passender Engl-Boxen. Engl-Amps spiele ich schon seit geraumer Zeit. Und zwar deshalb, weil es mit ihnen ganz einfach ist, exakt die gewünschte Verzerrung zu bekommen, ohne dass die Amps matschig klingen. Sie haben immer einen straffen, reaktionsschnellen Bassbereich mit sanften, knackigen Höhen. Der Sound kann sowohl sehr heavy und fett klingen, aber auch im cleanen Bereich absolut großartig sein. Engl-Tops waren bei fast allem, was ich bislang aufgenommen habe, die erste Wahl.

An Nummer 3 stufe ich meine DiMarzio-Pickups ein. Sobald ich etwas gefunden habe, das bei mir Klick macht, bleibe ich dabei. Als ich jünger war, freundete ich mich mit einem Mitarbeiter eines lokalen Musikladens an. Er lud mich zu sich nach Hause ein und ließ mich hin und wieder einen neuen Satz Pickups ausprobieren. Irgendwann stieß ich auf die Kombination aus X2N und Tone Zone. Diese Kombi hat bei mir immer bestens funktioniert.

 

Meine Nummer 4 sind D‘Addario-Strings. Neben vielen unterschiedlichen Tonabnehmern habe ich auch unendlich viele verschiedene Saiten getestet. Die D‘Addarios fühlen sich für mich am besten an. Deshalb ist in meinem Studio auf jedem Saiteninstrument ein Set dieser Marke.

An Nummer 5 möchte ich den Kemper Profiler nennen. Er ist wirklich super praktisch, sowohl auf der Bühne als auch im Studio. Ich habe mit dem Kemper ein paar Profiles meiner Engl-Sounds erstellt, und es ist tatsächlich sehr schwer, einen Unterschied zwischen dem Profiling und dem „echten“ Amp zu erkennen. Der Kemper erweist sich im Studio als wahres Arbeitstier, vor allem bei der Suche nach verschiedenen Sounds. Mit ihm landet jeder Ton, von vintage bis modern, direkt in meinen Fingerspitzen.

An Nummer 6 setze ich eine Auswahl anderer Instrumente. Denn zusammen mit dem Einsatz des Kemper, um verschiedene Amp-Sounds zu bekommen, mag ich es, unterschiedliche Instrumente einzusetzen. Mitunter verwende ich beim Aufnehmen eines zweiten Gitarrenparts oder eines Overdubs eine Stratocaster.

 

In meinem eigenen Homestudio habe ich zahlreiche Möglichkeiten, beispielsweise eine 7-saitige Caparison, eine Gibson Les Paul, einige Fender Strats, eine Ovation-Akustik, eine 12-saitige Martin und sogar einige „Worldmusic“-Instrumente wie Saz oder Oud.

 

Solche Dinge sind immer cool, um dem Gesamtsound eines Songs verschiedene Texturen und Farben hinzuzufügen.

 

An Nummer 7 setze ich eine gute Auswahl an Mikrofonen und Vorverstärkern. Was nützt einem ein cooler Gitarrensound, den man beim Recording nicht exakt umsetzen kann? Ich empfehle, zumindest ein wirklich gutes Mikrofon und einen richtig guten Mikrofonvorverstärker zu besitzen.

 

Zum Glück verfüge ich im Studio über eine ansehnliche Auswahl an hochwertigen Mics, unter anderem von Neumann, AKG, Sennheiser oder Shure, und bei den Mikrofon-Preamps und EQs über einen SSL SuperAnalogue Channel, einen Amek/Neve 9098, einen Universal Audio UA 610 und einige andere.

 

(Story: Matthias Mineur)

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