Mark Heylmun ist Gitarrist der amerikanischen Deathcore-Metaller Suicide Silence und für seinen ruppigen, rhythmisch anspruchsvollen aber zugleich auch detailreichen Sound bekannt. Die aus Kalifornien stammende Gruppe hat in ihrer 20-jährigen Laufbahn bis dato sieben Alben veröffentlicht, das neueste Werk heißt ‚Remember … You Must Die‘ und ist im März 2023 erschienen.
Heylmun spielt seit zwei Jahrzehnten durchgehend Jackson-Gitarren, mittlerweile vornehmlich Siebensaiter, und hat jetzt in Kooperation mit dem renommierten Instrumentenhersteller ein eigenes Signature-Modell entwickelt. Wir haben ihn und seine neue Gitarre etwas genauer unter die Lupe genommen und den vielseitigen Musiker überdies um einige Empfehlungen für unsere ‚Top-Gear-Check‘- Serie gebeten. Zunächst aber ein paar Fragen über Heylmuns Geschichte mit Jackson.
Mark, seit wann spielst du Jackson-Gitarren, und wie ist es schließlich zum persönlichen Kontakt mit den dort Verantwortlichen gekommen?
Meine allererste Gitarre war irgendeine billige SG, die zweite eine No-Name-Strat. Erst meine dritte Gitarre stammte dann von Jackson, eine Dinky mit ReverseHeadstock. Ich besaß 2003 noch nicht das nötige Kleingeld, um sie zu kaufen, also bekam ich einen Anteil von meinen Eltern zu Weihnachten. Es war meine erste Gitarre mit einem Floating-Vibrato. Ich kannte Jackson-Gitarren bis dato nur aus Magazinen und von Bands und Künstlern wie Metallica, Randy Rhoads oder Marty Friedman, die alle Jackson-Modelle spielten. Ich besitze mein erstes Jackson-Modell übrigens immer noch, auch wenn es mittlerweile reichlich ramponiert aussieht.
Wie und wann kam dann der direkte Kontakt zu Jackson zustande?
Das passierte im Januar 2020 auf der NAMM-Show, direkt vor dem Lockdown. Ich war dort, um ein neues Amp-Endorsement zu unterschreiben und wurde dabei Mike Tempesta vorgestellt, dem Artist Relation Manager von EVH und Jackson. Mike nahm mich mit in den Jackson-Showroom, wo ich unterschiedliche Gitarren und Amps testen durfte. Er bot mir einen Custom-Deal an, was ich natürlich nicht ausschlagen konnte. So entstand eine enge Zusammenarbeit mit Jackson, bis Mike mich eines Tages fragte, ob ich Interesse an einem eigenen Signature-Modell hätte.
Wusstest du sofort, worauf es dir bei deinem eigenen Signature-Modell besonders ankommt?
Die Grundausrichtung hatte ich direkt vor Augen, nämlich ein schwarzes Finish mit goldener Hardware. Allerdings wusste ich nicht, wie schwierig es ist, ein hochwertiges Signature-Modell zu entwickeln, das trotzdem zu einem für jeden Musiker erschwinglichen Preis auf den Markt kommt. Deshalb dauerte die Entwicklung etwas Zeit. Ich wollte unbedingt ein gutes Floyd-Rose-System und erstklassige Pickups, ohne dass der Preis bei 3000 Dollar landet. Ich spiele Fishman-PUs, ich schätze sie sehr, weil sie zugleich clean aber auch fett klingen. Letztendlich habe ich alle gewünschten Features bekommen und darf die Gitarre nun unter meinem Namen veröffentlichen.
Von welchen Features sprechen wir da konkret?
Das Finish nennt sich Gloss Black mit weißen Pin-Stripes, die Gitarre hat einen schwarzen Jackson-Reverse-7-in-line-Headstock und goldene Hardware. Die Tonabnehmer sind Fishman-FluenceModern-Humbucker, der Hals hat eine 26,5“- Mensur, ein Ebenholzgriffbrett mit einem Radius von 12“ bis 16“ sowie 24 Jumbo-Bünde. Der Korpus ist aus Nyatoh-Holz mit einem durchgehenden Ahornhals inklusive eines Scarf-Joints und einer Graphitverstärkung, damit er sich bei unterschiedlichen Temperaturen nicht verzieht. Hinzukommt ein siebensaitiges Double-Locking-Vibrato-Stegsystem der 1000-Serie von Floyd Rose, das für extreme DiveBombs perfekt geeignet ist.
Top Gear Check
Im Anschluss an unser Interview zu seiner neuen Jackson Pro Series Mark Heylmun RR24-7 Signature hat uns der Suicide-Silence-Gitarrist dann noch einige Empfehlungen für unsere ‚Top Gear Check‘-Serie gegeben.
„Als erstes möchte ich den Dybbuk Overdrive von Michael Klein vorstellen. Michael Klein ist ein klassischer Verstärker- und Pedal-Lord, deshalb ist so ziemlich alles, was er entwickelt, einen genaueren Blick wert. Dieses Pedal ist in Zusammenarbeit mit Sammy Pierre Duet von Goatwhore entstanden und vereint die Klangformung vieler klassischer Overdrive-Pedale. Das Teil ist nicht ganz einfach zu handhaben, wenn man versucht, es zu stark zu pushen, aber sobald man den Sweet Spot gefunden hat, verwandelt es den Ton in ein echtes Monster und man kann nicht wieder aufhören zu spielen.
Wenn man einen Verstärker benötigt, der zu 100% konzerttauglich ist und der auch zuhause alles aus sich herausholt, ist der EVH 5150 III genau das Richtige, ein 50 Watt-Combo mit 6L6-Röhren. Mein Heimstudio ist relativ klein, daher eignet sich dieses kleine Biest perfekt für mich, um neue Pedale, Gitarren oder sogar Verstärker auszuprobieren, indem ich den 5150 III einfach als 2x12er-Box verwende.
Empfehlen kann ich auch das Fortin Zuul, ein Noise Suppressor, der alle gängigen Rauschunterdrückungsgeräte wie Briefbeschwerer erscheinen lässt.
Das Dunable Eidolon ist ein Dave-Davidson-Signature-Pedal, wird aber leider nicht mehr produziert. Aber wer danach sucht, könnte vielleicht ein gutes gebrauchtes Pedal finden. Möglicherweise wird es demnächst ja auch wieder neu aufgelegt, wer weiß? Seit ich dieses Pedal habe, verwende ich es für sämtliche Soli. Es ist einfach ein Boost, Reverb und Delay mit nur einem Button.
Schon mal etwas vom Oni von Michael Klein gehört? Auch wenn man denkt, dass das Letzte, was man braucht, ein weiteres Overdrive-Pedal ist, sollte man dieses hier unbedingt testen. Es handelt sich um das Signature-Pedal vom Produzenten und Gitarristen Taylor Young (Twitching Tongues, Nails) und ist wunderbar widerspenstig.
Kommen wir zu den Floyd Rose Stone Tone Sustain Blocks. Ich habe mich immer gefragt, ob die einen Unterschied beim Sustain und im Gesamtklang ausmachen würden. Und obwohl ich denke, dass es in einigen Bereichen wohl nur subtil zu spüren ist, ist es bei den Obertönen überhaupt nicht subtil. Als ich das erste Mal einen der Blocks ausprobierte, habe ich anschließend die Werbesprüche nicht mehr in Frage gestellt.
Ähnliches kann man auch über den Omega Ampworks Granophyre sagen. Einige Verstärker sind reine One-Trick-Ponys, und mehr müssen sie auch gar nicht sein. Ich finde, diesen einkanaligen Amp sollten alle Verstärkerliebhaber irgendwann einmal getestet haben. Dies gilt ebenso für den ToneHub von STL Tones, obwohl ich eigentlich ein Anbeter von Röhrenverstärkern bin. Aber auch für mich ist es ungemein spannend, die Entwicklung von Amp-Simulatoren zu beobachten. Der STL ToneHub ist ein wirklich großartiges Plug-in für den Zugriff auf alle meine Lieblingseffekte, Stompboxes, Verstärker und Sound-Collections anderer Künstler, und dies alles zusammengefasst in nur einem Gerät. Ich verwende den ToneHub für fast alle meine Home-Demos.
Kommen wir zu meiner derzeitigen Lieblingsgitarre, fangen aber bei ihren Tonabnehmern an: Ich bevorzuge den Fishman-Fluence-Modern-Humbucker. Aber was kann ich über ihn berichten, was über diese großartigen Pickups nicht bereits alles gesagt wurde? Sie sind unfassbar durchsetzungsstark und vielseitig, und ich bin der Meinung, dass sie jeden Gitarristen zu einem noch besseren Musiker machen können, weil man sich nicht hinter dem Schlamm der meisten Tonabnehmer verstecken kann.
Und – last but not least – natürlich muss ich auch noch einmal meine neue Jackson Pro Series Mark Heylmun RR24-7 Signature explizit erwähnen. Ich habe versucht, eine Gitarre zu entwerfen, an der die Leute ein Leben lang festhalten können. Diese Gitarre ist zweifelsohne absolut straßentauglich und in ästhetischer Hinsicht für mich die absolute Oberklasse!“