“Leben ohne einen Music Man Stingray ist möglich – aber leider sinnlos!“ schmunzelt Lars Lehmann. Seit mehr als einem Vierteljahrhundert tummelt sich der Freelance-Bassist erfolgreich in der Musikszene, hat weltweit mit Acts wie U.F.O., Dave Bickler (Survivor), Bobby Kimball (Toto), Bill Champlin (Chicago), Gus G. (Ozzy Osbourne), Uli Jon Roth (Scorpions), Vinnie Moore, Clyde Stubblefield, Bobby Byrd, Randy Hansen, Pee Wee Ellis, Roachford, Konstantin Wecker oder Purple Schulz gearbeitet.
Sein Lehrwerk ‚Slap-Attack‘, das der Hannoveraner über seine Homepage (www.larslehmann.com) vertreibt, ist soeben in der vierten Auflage erschienen und dürfte somit zu den erfolgreichsten deutschsprachigen Lehrbüchern für E-Bass zählen. Auch als Bassdozent ist Lehmann für die unterschiedlichsten Institutionen tätig, seine Workshops führten ihn unter anderem nach Dubai, London, Prag oder auch zum Warwick Bass Camp, wo er neben Größen wie Victor Wooten, Stu Hamm, Jonas Hellborg oder Alphonso Johnson unterrichtet hat. Außerdem kennt man sein Gesicht von zahlreichen Bass-Reviews auf dem YouTube-Kanal ‚BassTheWorld‘.
Lehmann gibt seinen Bass-Unterricht, der derzeit ausschließlich online stattfindet, in seinem Studio: „Sowohl meine Hochschulstudenten, als auch die privaten Schüler, treffe ich zurzeit nur im Zoom-Meeting. Online-Unterricht hat zwar klare Nachteile, beispielsweise kann man aufgrund des Delays nicht gemeinsam jammen. Demgegenüber stehen aber die Zeitersparnis und die Tatsache, dass man jederzeit Leute überall auf der Welt unterrichten kann. Beispielsweise kommt mein neuester Bass-Schüler Gregg aus New York.“
Zudem freut sich Lehmann auf den nächsten Online-BassCon-Bassworkshop Mitte April, bei dem er unterrichten wird. Bei diesem bekannten Workshop, initiiert vom ehemaligen Organisator des Warwick Bass Camp Ove Bosch, haben schon Bassisten wie John Patitucci, Guy Pratt, Lee Sklar oder Michael Manring doziert. Zudem besteht bereits eine Lehr-Anfrage der dänischen Royal Academy Of Music in Aarhus: „Hier ist allerdings Präsenzunterricht angedacht, sodass wir abwarten müssen, wie sich die Corona-Situation in den kommenden Monaten entwickelt.“
Vor einigen Wochen hat Lehmann seine neue Solobass-Single mit dem Titel ‚Westcoast Love‘ veröffentlicht. Der Song und das zugehörige Video mit tollen Landschaftsaufnahmen sind eine Hommage an die portugiesische West-Algarve, seine zweite Heimat: „In Zeiten von Corona suchen ja viele Künstler nach neuen kreativen Wegen“, erzählt der 48-Jährige. „Ich habe schon im ersten Lockdown die Zeit genutzt und mit meiner Frau Anja ein Video zu einem Song meines Soloalbums ‚Music Like Pictures‘ gedreht.
Als wir im Sommer 2020 in Portugal waren, beschloss ich, diesem unglaublichen Landstrich und seinen tollen Menschen ein musikalisches Denkmal zu setzen. Den Track gibt es nicht auf Spotify & Co., weil man da als Musiker nichts verdient und ich diesen unfairen Mist nicht mitmache.“ Stattdessen wird im Abspann des Videos seine PayPal-Adresse eingeblendet: „Wer mag, kann meine künstlerische Arbeit auf diesem Wege unterstützen.“
Die Drohnenflug-Sequenzen zur Single hat der portugiesische Fotograf João Serafim beigesteuert, die Studio-Close-Ups sind in Hannover bei Fotograf Martin Huch entstanden, dessen Promoshots für Sandberg oder Duesenberg vielen Musikern bekannt sein dürften.
Lehmann erinnert sich: „Im Clip kam natürlich mein Music Man Stingray Special HH in Charging Green zum Einsatz, mit dem ich den Track eingespielt habe. Der Bass ist eine absolute Schönheit, super leicht und aufgrund zweier Humbucker und der neu entwickelten 18V-Elektronik klanglich irre flexibel. Den schicken Bassgurt hat Sue Schuh von Kissfish Design in Krefeld hergestellt.“
In seinem Studio arbeitet der niedersächsische Bassist mit Pro Tools. Vor das Interface von Universal Audio schaltet er den Goliath Tube Bass Emphasizer der Firma WR Amplification: „Dieses Helferlein sorgt bei mir schon seit Jahren für analoge Wärme im Bass-Sound. Zudem habe ich meine gesamte Studioperipherie mit Rheingold-Kabeln ausgestattet, die einfach umwerfend klingen. Auch den Bass-Preamp BP-2 sowie das Netzteil Kraft3 von Rheingold benutze ich sehr gerne.“
Lehmanns Studio-Kundschaft kommt mittlerweile sogar aus den USA: „Inzwischen nehme ich mehrfach pro Woche Bässe für Auftragsarbeiten auf. Durch Corona hat meine Studioarbeit einen ziemlichen Schub erfahren. Dabei kommt mir zugute, dass ich im Studio mit den unterschiedlichsten Bässen arbeite. Natürlich kommen auch hier häufig Stingrays zum Einsatz, aber ich habe auch Instrumente von Fender, Gibson, Rickenbacker, Spector, Höfner, Marleaux, Kristall, Le Fay, eine Kala-Bassukulele, einen unglaublich gut klingenden Fretless von Magnus Krempel und natürlich meinen Kontrabass.
Alle E-Bass-Saiten – Roundwounds wie Flatwounds – stammen von Ernie Ball, wobei meine Favoriten bei den Fünfsaitern die Ernie Ball Cobalt Strings in den Stärken 45 auf 100 bzw. 130 sind.
Vor jeder Session mache ich mir sehr genau Gedanken darüber, welcher Bass-Sound am besten zum Track passen könnte. Flexibilität wissen die Leute zu schätzen.“
In Sachen Verstärkung verlässt sich Lars Lehmann seit Jahren auf die italienische Company Markbass: „Meine große Live-Anlage ist der Stu Amp 1000 mit der Classic 152 SH, ein Stack mit enormen Kraftreserven und federleichtem Gewicht. Der Amp klingt aufgrund seiner zwei Vorstufen gleichzeitig fein aufgelöst als auch warm und kratzig. Für kleinere Gigs, zum Beispiel Konzerte mit dem Acoustic-Prog-Duo Melanie Mau & Martin Schnella, greife ich auf meinen Markbass-CMD-121P-Basscombo zurück.“
Hat Lehmann auch Geheimtipps in Sachen Effektpedale parat? „Ich stehe total auf den neuen EBS Octabass aus der Blue-Label-Serie, der sehr flexibel ist.
Für weite, sphärische Solobass-Hallräume ist der Walrus Audio Slö wie gemacht. Außerdem möchte ich auf meinem Board die Basswitch RMI von Lehle nicht missen.“
Und wie geht es dem Freelancer derzeit angesichts abgesagter Live-Shows? „Abgesehen von ein paar Streaming-Konzerten und Autokino-Shows geht die Anzahl der Live-Gigs bei mir wie bei allen Musikern pandemiebedingt gen Null. Diese schwierige Situation drückt mitunter schon auf die Stimmung. Ich kann es wirklich kaum abwarten, bis wir endlich wieder auf die Bühne dürfen und das Hosenbein flattert, weil der Amp hinter mir richtig Luft bewegt. Um dieses Gefühl geht es doch, deswegen hat man doch schließlich irgendwann mal mit der Musik angefangen.“