(Bild: Reinhard Gombas)
Der Österreicher Gerald Gradwohl, seit den 90er-Jahren als Gitarrist in der Studio- und Live-Szene aktiv, hat nicht nur für Größen seines Heimatlandes, sondern auch mit internationalen Stars wie Tangerine Dream, Bob Berg, Kirk Covington und Adam Nitti gearbeitet. Nach einer intensiven Rock/Hardrock-Phase in seiner Jugend begann er sich zunehmend für Jazz und jazzverwandte Musik zu interessieren.
Er sagt: „Es waren die Harmonik, Rhythmik und improvisatorische Freiheit im Jazz, die mich interessiert und gepackt haben, wobei ich im Herzen aber Rockmusiker geblieben bin, was sich auch in meiner Musik und meinem Sound widerspiegelt!“
Neben seiner Tätigkeit als Professor für E-Gitarre am Joseph Haydn Konservatorium in Eisenstadt, ist er seit 2012 Mitglied des Dancing Stars Orchester und somit Teil der erfolgreichsten Show des Österreichischen Fernsehens. Ein weiterer wichtiger Bestandteil seines Schaffens ist die kontinuierliche Arbeit mit seiner eigenen Gerald Gradwohl Group. Deren neues Album ‚Episode 6‘ ist im Frühjahr 2021 erschienen und wurde im vergangenen Mai in Gitarre & Bass zur Jazzplatte des Monats gewählt. Gradwohl hat mittlerweile sechs Alben unter seinem Namen veröffentlicht, darunter die CD ‚ABQ‘, die er in den USA mit seinen Lieblingsmusikern Gary Willis, Kirk Covington und Bob Berg aufgenommen hat.
Über sein aktuelles Equipment erzählt er: „Nach meiner anfänglichen Metal-Phase mit diversen Ibanez- und Hamer-Gitarren, bin ich relativ schnell zum Strat-Spieler geworden. Strats sind für mich die vielseitigsten Gitarren, mittlerweile haben sich bei mir zuhause einige wirklich schöne Exemplare angesammelt! Das wichtigste darunter ist meine 93er Fender American Standard. Immer wenn ich mir nicht ganz sicher bin, greife ich zu dieser Strat, die mit einem Kinman-Hank-Marvin-Set bestückt ist, da ich es liebe, wenn es nicht brummt.
Meine weiteren Hauptgitarren sind eine Suhr Classic S von 2009 mit SSCII-System, eine Gibson ES-335 ARD/VOS Baujahr 2010, eine Yamaha Pacifica USA 1 von 1997, eine Furch-OM-22CM-Akustikgitarre und eine Yamaha-FSX-5-Akustik.
Hinsichtlich Amps, Boxen und Effekte spiele ich verschiedene Kombinationen: Mein Haupt-Setup ist zurzeit ein Suhr Badger 30 in Kombination mit einer BluGuitar 2×12 Twincab. Der Amp läuft nur clean, knapp bevor die Zerre eintritt. Davor befindet sich mein Main-Pedalboard mit folgenden Effekten und in entsprechender Reihenfolge geschaltet: Xotic XW1 Wah, Xotic RC Booster, Line6 HX Stomp XL, Lovepedal Purple Plexi, MI Audio Tubezone V4, Strymon Timeline, EWS Subtle Volume Control und von dort in den Amp.
Das HX Stomp XL liefert mir alle Effekte, die nicht mehr aufs Board passen, wie etwa Autowah, Octafuzz, Delays, Reverb, Chorus, etc. Dieses Setup verwende ich hauptsächlich mit meiner eigenen Band. Manchmal tausche ich auch den Badger gegen einen Friedman Runt 50, den ich dann mit der „4-Kabelmethode“ integriere.
Mein sogenanntes „Job-Board“ ist bestückt mit (in dieser Reihenfolge) Crybaby Mini Wah, Xotic RC Booster, BluGuitar Amp1, Line 6 HX Stomp auf eine 1x12er-DV-Mark-Box mit Celestion G12-H. Den Amp1 habe ich auf drei Kanäle eingestellt. Ein kleines aber super klingendes Mini-Setup!
Die Effekte sind übrigens mit EBS-Flat-Patch-Kabeln verbunden, welche ich hervorragend finde. Als Gitarrenkabel verwende ich Mogami 2524 oder Xotic XGC1. Auch die Stromversorgung spielt für mich eine wichtige Rolle, hier verwende ich Cioks-Geräte, in meinem Fall das DC7.
Wenn es nicht allzu laut sein soll, habe ich ein Deeflexx Aura mit dabei, was in diversen Situationen für Techniker, Publikum und Musiker Gold wert ist.
Mein drittes Setup ist mein Line 6 Helix Floor mit Impulse Responses der Firma Ownhammer. Dieses spiele ich beispielsweise bei der ORFShow ‚Dancing Stars‘ direkt ins Pult. In diesem Setting funktioniert das Helix hervorragend und ist extrem vielseitig.
Meine Saiten kommen von Curt Mangan in den Stärken .010 – .046 (Strat, Tele) oder .011 – .048 auf der 335. Bei den Akustiksaiten sind es .012 – .053. Plektren sind seit vielen Jahren Dunlop Gator Grip 2.0.
Im Studio verwende ich alles Mögliche, wie etwa einen Marshall 1987 X, Marshall Anniversary 6101, Friedman Pink Taco, Fender Hot Rod Deluxe, eine Marshall 4×12 aus den 80ern mit G12-65 Speaker. Diese Box hatte ich schon einmal als Jugendlicher und habe sie leider verkauft. Aber: Im vorigen Jahr habe ich mir genau diese Box mehr oder weniger durch Zufall wieder zurückgekauft!
Auf meinem aktuellen Album ‚Episode 6‘ kamen der Badger 30, bzw. der Friedman Runt 50 in Kombination mit der alten Marshall-Box (crunch) oder der 1x12er DV Mark mit Celestion-Speaker (clean) zum Einsatz, wobei wir die Gitarren trocken aufgenommen haben, während Reverb, Delay und so weiter erst beim Mix dazukamen. Wichtige, soundbeeinflussende Effekte habe ich aber direkt mit aufgenommen, wie etwa Fulltone Octafuzz, Ibanez AW3 Autowah, Moogerfooger oder auch das Roger Mayer Voodoo Vibe. Das Album wurde übrigens in nur zwei Tagen live im Studio eingespielt, nachträglich habe ich lediglich ein paar Swells und eine Akustik-Rhythmusgitarre aufgenommen.
Wenn ich zuhause arbeite, verwende ich aber auch Plug-Ins wie etwa das Helix Native. Ich bin weder Purist noch Verherrlicher von Effekten, es muss sich einfach gut anfühlen, und das ist in verschiedenen Situationen sehr unterschiedlich.“
(Story: Matthias Mineur)