Shure Beta Guitar Pedal GLX-D16E Digital Wireless im Test

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Als vor rund 13 Jahren das erste digitale Wireless-System auf dem Markt erschien, ließ sich dessen Erfolg und damit auch die Zahl der Nachahmer noch nicht abschätzen. Heute zählt Digital Wireless im 2,4 GHz-Band zum Standard, und so mussten und müssen sich die Hersteller einiges einfallen lassen, um trotz allgegenwärtigen WLAN-Smogs eine störungsfreie Übertragung zu gewährleisten.

Anders als analoge Systeme, verzichten digitale auf Kompressor/Expander-Schaltungen (Kompander), wodurch Pumpeffekte gänzlich entfallen. Zudem arbeiten die ständig optimierten Wandler heute dermaßen schnell, dass Latenzen von gerade mal 4 Millisekunden nicht hörbar sind und damit vernachlässigt werden können. Das Shure GLX-D16 arbeitet im weltweit gebührenfrei nutzbaren 2,4-GHz-ISM-Band, welches auch von WiFi, Bluetooth und anderen drahtlosen Geräten genutzt wird. Um optimale Übertragung zu gewährleisten, sendet es nach dem Frequenzsprungverfahren stets auf den besten drei von sechs Frequenzen pro Kanal. Während des Betriebs führt das System ständig Scans durch, um genutzte wie auch Reservefrequenzen zu analysieren. Bei Störungen schaltet es nahtlos und ohne Unterbrechungen des Audiosignals auf eine der Reservefrequenzen um.

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Dickhäuter

Sowohl Sender als auch der pedalförmige Empfänger besitzen extrem robuste pulverbeschichtete Spritzgussgehäuse. Lediglich die Antennenabdeckungen – ein kleiner Stummel am Sender, auf dem Empfänger zwei Höcker, die gleichzeitig das Display schützen – bestehen aus Kunststoff, schließlich würde Metall die Übertragung beeinträchtigen. Rutschhemmende Gummipads sichern den Stand des Pedals, stirnseitig finden sich die Anschlüsse für Netzteil und Klinkenkabel (Output), hinter einem etwas umständlich zu öffnenden Gummideckel eine USB Micro B Buchse (u. a. zum Laden des Senderakkus), gegenüber der On/OffSchalter. Der stabile Fußtaster aktiviert den bordeigenen auto-chromatischen Tuner, der neben den wählbaren Anzeigearten Needle und Strobe drei Betriebsarten bietet. So kann im Live Mode mit Ton, im Mute Mode stumm gestimmt werden. Wer jedoch auch während des Spielens den Tuner überwachen möchte, wählt den Both Mode, der beim Tritt auf den Taster das Ausgangsignal mutet. Weitere Einstellmöglichkeiten sind Display-Helligkeit (automatisch per Lichtsensor, oder Stufen 1-3), Detune (Standardstimmung +5/-6 Halbtöne), Sharps & Flats (Notenanzeige mit Vorzeichen) und Referenztonhöhe (A = 432-447 Hz). Bei inaktivem Tuner (Live und Mute Modes) zeigt das leuchtstarke Display die aktuellen Gruppen- und Kanalnummern der Übertragungsfrequenzen an. Die Pegelanpassung zwischen Instrument und Sender lässt sich nicht wie üblich am Sender selbst variieren, sondern wird beim Shure GLX-D16 empfängerseitig in 1-dB-Schritten von -20 bis +40 dB eingestellt und dabei an den Sender übertragen. Etwaige Übersteuerungen signalisiert die grüne Audio-LED des Empfängers durch schnelles Blinken. Selbstverständlich können relevante Bedienelemente gegen versehentliche Betätigung gesperrt werden.

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Zwischen Antenne und verschraubtem Mini-XLR-Eingang des Senders befindet sich der winzige On/Off-Schalter und eine dreifarbige LED, die Status und Akkuzustand anzeigt. Ein kleiner seitlicher Gummideckel deckt den USB-Lade-Anschluss und den Link-Taster ab, der die Fern-IDFunktion zur manuellen Identifizierung von Sender- und Empfängerpaaren aktiviert. Ein Schieber an der Unterseite öffnet den massiven Gussdeckel des Akkufachs. Da der Lithium-Ionen-Akku ausschließlich im Sender geladen werden kann, bietet Shure auch Zusatzakkus und externe Ladegeräte an. Extrem komfortabel ist die präzise siebenfache Akkuzustandsanzeige im Empfänger-Display. Bei vollem Akku, der bis zu 16 Stunden Betrieb garantiert, leuchten beispielsweise sieben LEDs, 4 LEDs signalisieren 6 Stunden, zwei 2 Stunden, eine noch 30 Minuten. Mit beiliegendem USB-Ladenetzteil ist der Akku in drei Stunden voll geladen, über den USB-Ausgang des Empfängers, eines Laptops o. ä. dauert eine Vollladung ca. vier Stunden.

Auf Sendung

Im Normalfall ist das Shure Wireless System blitzschnell am Start. Netzteil oder die Stromversorgung des Pedalboards an den Empfänger, Sender ans Instrument anschließen und beides einschalten. Nach spätestens drei Sekunden haben sich beide gefunden. That‘s it. Bei Bedarf müsste lediglich das Input Gain an das Instrument angepasst werden. Das werksseitige 0-dB-Setting reicht jedoch in der Regel aus. Alle Einstellungen bleiben nach dem Ausschalten erhalten. Sollen mehrere GLX-D16-Systeme simultan zum Einsatz kommen, empfiehlt sich die Wahl von Gruppe 1 (max. 4 Geräte) oder 2 (bis zu 5 Geräte), bei denen auch Reservefrequenzen zur Verfügung stehen. Werden mehr als fünf Systeme verwendet, sollte man Gruppe 3 nur in geregelter WiFi-Umgebung wählen.

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Da digitale Systeme wesentlich empfindlicher auf bauliche Hindernisse wie Wände, Türen, Rohrleitung o. ä. reagieren als analoge, kann ich auf DropoutChecks in Form von Wanderungen durchs gesamte Haus verzichten. Es genügt also auf der selben Etage zu bleiben. Bereits im benachbarten Raum sind erste Audioaussetzer zu vernehmen, ich empfehle daher auf Sichtkontakt zum Shure-Empfänger zu achten. Hinsichtlich Signalqualität, Klangneutralität, Dynamik und Rauschen zeigt sich das Shure GLX-D16 von der besten Seite, auch bei der Übertragung eines 5-saitgen E-Basses. Insgesamt erscheint der Sound um Nuancen klarer und luftiger als der meines 6m-Referenzkabels. Belässt man die Input-Gain-Anpassung des Senders bei 0 dB, sind die Ausgangspegel von Empfänger und Kabel identisch. Eine Cable Tone Simulation, die die Sounds unterschiedlich langer Kabel nachbildet, vermisse ich nicht. Die bügelförmige Gürtelklammer aus Federstahldraht sitzt extrem stramm, allzu dick sollten Gürtel und Gurt also nicht sein. Immerhin lässt sie sich um 180° verdreht befestigen. Was ich jedoch schmerzlich vermisse, ist ein separater Instrumenteneingang, da sich der Tuner ohne Sender nicht benutzen lässt. Schließlich kann es durchaus mal vorkommen, dass man einen Gig mit Kabel spielen möchte/muss, z. B. wenn man vergessen hat, den Akku aufzuladen. In diesem Fall nutzt mir der wirklich klasse Tuner auf meinem Pedalboard wenig …

Alternativen

Die derzeit einzige Alternative zum Shure GLX-D16E stellt das nur wenig teurere Relay G70 von Line6 dar. Dessen beleuchtetes LCD-Display erscheint mir jedoch weniger gut ablesbar als die größere LEDAnzeige des Shure. Dafür bietet das Relay G70 erheblich mehr Features, wie Aux Input, Cable Tone Simulator, drei programmierbare Ausgänge, Neigungssensor (?) u. a. Andererseits hat das ShureSystem mit seinem leistungsstarken Akku aus umwelttechnischer Sicht eindeutig die Nase vorn und ist auch mit DC 9- 15 Volt und sich automatisch anpassender DC-Polung in Sachen Stromversorgung eindeutig flexibler.

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Resümee

Während des Test kam das Shure GLXD16E auf meinem Pedalboard bei einigen Proben und Gigs auf unterschiedlich bemessenen Bühnen zum Einsatz. Überzeugt hat mich nicht nur der nahezu neutrale Klang, die exzellente Dynamik und die Dropout-freie Übertragung – wohl gemerkt bei Sichtkontakt –, sondern auch die leichte Bedienung, das leuchtstarke große Display, der flexibel einsetzbare Tuner, die extrem lange Betriebszeit (min. 5 Gigs plus Soundchecks) und die robuste Konstruktion aller Komponenten. Ein wirklich tolles digitales Wireless-System, auch wenn ich die Möglichkeit vermisse, den Tuner auch mal via Kabel nutzen zu können.

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