Unter dem Motto „Smaller Size. Bigger Sound. Serious Fun.“ stellte Taylor Guitars im Herbst 2020 das neue Gitarrenmodell Grand Theater GT vor. Zur virtuellen NAMM 2021 gibt es nun zwei weitere Modelle in dieser Reihe: Eine GT 811 mit Boden und Zarge aus Palisander und Sitka-Fichtendecke sowie eine GT 21 mit einem Korpus, der komplett aus massivem Koa gefertigt ist.
Mastermind Andy Powers begann schon 2013 mit der Entwicklung der neuen Gitarre. Aber erst nach Vorstellung des V-Class-Bracings im Herbst 2018 wurde die Grand Theater 2020 dann vollendet. In einem Video-Podcast gaben Andy Powers und Bob Taylor viele Detailinfos zur GT-Serie. Das Interessanteste möchte ich nicht vorenthalten: Taylors erfolgreichstes Modell ist die GS-Mini, die in Mexico gefertigt wird. Über 350.000 Stück wurden davon mittlerweile verkauft. Andy kam damals die Idee, dieses Modell nochmals zu verbessern. Er baute Prototypen in der Taylor-El-Cajon-Fabrik in den USA, mit den besten massiven Hölzern wie Palisander und Fichte, experimentierte sogar mit Schellack. Aber was er auch anstellte, er war nicht zufrieden. Die Gitarre musste etwas größer werden, um seiner Vorstellung zu entsprechen: ein kompaktes Instrument, das jedoch den vollen fetten Ton einer massiven Großen liefert.
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Die GTe, 2020 vorgestellt, hat eindrucksvoll bewiesen, dass das möglich ist. Eine Gitarre mit kürzerer 613-mm-Mensur, eine Korpusform, die genau zwischen GS-Mini und der Grand-Concert liegt, kombiniert mit einer Fichtendecke, einem Korpus aus Urban-Ash, und einem Eukalyptus-Griffbrett. Dazu kommt das neue C-Class-Bracing, das in manchen Features der V-Class-Verstrebung gleicht, jedoch modifiziert wurde, um die Flexibilität der Decke zu maximieren und so das Optimum aus dem kleineren Body herauszuholen.
Das „C“ in C-Class steht übrigens nicht wie bei der V-Class für die Form der Verstrebungen, sondern stammt vom Wort „cantilevered“, was „freitragend“ bedeutet. Andy hat ja immer einen Bezug zu Wasser und Wellen. In dem Fall bringt er den Vergleich zu einem Sprungbrett im Schwimmbad, das auf einer Seite fest montiert ist, auf der anderen Seite aber optimal schwingen kann.
UPGRADE 2021
Für 2021 gibt es nun zwei weitere Modelle in der Grand-Theater-Serie, die durch bessere Hölzer und Ausstattung sowie aufwendigere Verzierungen, was natürlich auf den Kaufpreis schlägt. Man sollte allerdings erwähnen, dass die angegebenen Preise – wie immer bei Taylor – höher als die sogenannten Street-Preise sind, die oft bis zu 20% darunter liegen.
Bild: Dieter Stork
GT 811e mit Mother of Pearl „Element“ – GT K21e mit Spring-Vine-Inlay aus Ahorn
Bild: Dieter Stork
Der Boden ist aus vier Teilen zusammengesetzt.
Das Modell GT 811e hat, wie alle anderen Gitarren der 800er-Serie, Zargen und einen Boden aus massivem Palisander, die Decke ist aus massiver Sitka-Fichte, das Griffbrett aus Ebenholz. Auch die Einlagen entsprechen den 800er-Gitarren: Mother of Pearl „Element“ in Griffbrett und Kopfplatte, eine Schallloch-Einfassung aus Abalone. Der Korpus besitzt eine Ahorn-Einfassung, die Randeinfassung (Purfling) ist aus Palisander. Dazu kommt ein Schlagbrett, ebenfalls aus Palisander.
Die GT K21e hat eine massive Koa-Decke, einen viergeteilten Boden und Zargen aus massivem Koa, sowie ein Ebenholz-Griffbrett mit „Spring-Vine“-Einlage aus Ahorn. Die Schallloch-Rosette ist aus Ahorn. Der Korpus ist mit Ahorneingefasst, das Purfling ist aus Ahorn und schwarzem Koa. Beide Modelle sind hochglanzlackiert, die Koa-Variante hat eine sogenannte „shaded edgeburst“-Lackierung, eine Art dunkles Sunburst. Koa ist bekannt für eine tolle Maserung, und die wird durch diese Lackierung perfekt hervorgeholt. Die Hälse sind aus (Plantagen-)Mahagoni gefertigt, die Rückseiten seidenmatt lackiert.
MASSVOLL
Die Korpusmaße und die Mensur entsprechen der ersten vorgestellten Grand-Theater. Ebenso unverändert sind damit auch die Bespielbarkeit und das Spielgefühl durch den geringeren Saitenzug. Im Prinzip fehlt im Vergleich zur 648er-Mensur ein Bund, das heißt, die Länge der schwingenden Saite entspricht der einer Normalmensur mit Kapo am 1. Bund. Der Saitenzug kommt dem eines Modells mit längerer Mensur gleich, das um einen Halbton tiefer gestimmt ist. Also: alles enger zusammen, leichter Saitenzug und damit leicht spielbar, ohne Klangeinbußen.
AUSSTATTUNG
Beide Modelle sind mit dem Taylor Expression System 2 ausgestattet (die GT 811 ist auch ohne Elektronik lieferbar) und werden mit dem neuen, extrem leichten Aero-Case geliefert. Die Anschlussbuchsen sowie das Batteriefach mit 9-Volt-Block sind in einer ovalen Einheit am Korpusende untergebracht, ein zweiter Gurthalteknopf ist am Hals montiert. Taylor verwendet bei der 811 leichte, gekapselte Mini-Mechaniken mit Nickel-Finish und Gotoh-Mini-510 in Antique-Gold bei der K21. Sattel und Steg sind aus Black Tusq bzw. Micarta.
Der Hals, mit verstellbarem Stahlstab und Zugang zur Nachstellmutter an der Kopfplatte, wird durch eine von Taylor patentierte Halsverbindung mit dem Korpus vereint, die es einem Fachmann problemlos ermöglicht, den Halswinkel anzupassen. Die Gitarren kommen mit einem Light-Saitensatz (.012-.053), in der beschichten Version von D’Addario (Phosphor-Bronze-Coated).
WIE KLINGT’S
Andy Powers schafft es mit seinen Verstrebungen, egal ob V- oder C-Class, die Eigenarten der verwendeten Klanghölzer noch besser herauszuarbeiten, als dies früher üblich war.
GT 811
Andy beschreibt das so: „Man hört den bekannten Fichte- und-Palisander-Flattop-Gitarren-Sound. Aber die Form und der Aufbau der GT eröffnen in puncto Hör- und Spielerlebnis eine neue Dimension. Dieses Modell bietet leichte Bespielbarkeit, ultraleichtes Handling und ein angenehmes Saitengefühl, aber mit einem dichteren, harmonisch gesättigten Klang. Die Decke reagiert schnell, selbst auf feinste Artikulationen, und wird durch den tiefen und unterstützenden Klang komplementiert, für den Palisander bekannt ist.“ Ich kann das unterstreichen, man fühlt sich an den Sound einer Dreadnought erinnert, mit den gleichen Höhenanteilen, aber im Bass weicher und wärmer.
GT K21
Zur GT K21 sagt Andy: „Klanglich zeigt diese Gitarre perfekt ausgeglichene Mitten und die Weichheit, für die Koa bekannt ist. Koa hat einen vibrierend-fokussierten Klang mit einem sanft abgerundeten Anschlag. Die ausgewogene Wiedergabe ist perfekt für einen Spieler, der die K21 als Rhythmusinstrument, als Fingerstyle-Gitarre oder für einen an E-Gitarre orientierten Spielstil verwenden will.“ Ja, sehe ich auch so: Das Koa-Modell klingt weicher, wärmer und voller, ihm fehlen die durchdringenden Höhen, aber dafür wirken die Töne länger und satter. Tatsächlich ertappt man sich dabei, dass man sofort andere Dinge, andere Melodien, andere Akkorde spielt. Koa als Deckenholz ähnelt klanglich ein bisschen Mahagoni, nur scheint mir der Sound eine Idee höhenreicher und prägnanter, ohne dabei die Wärme zu verlieren. Zum Vergleich lohnt es sich, einmal Gibson- oder Martin-Gitarren mit Mahagoni-Decke zu hören.
Das Taylor Expression System 2 überträgt alle Feinheiten sehr genau, sodass die Unterschiede der Hölzer tatsächlich auch am Amp wahrnehmbar sind. Geregelt werden Volume, Bass & Treble, die einrastende Mittelstellung ist ein perfekter Ausgangspunkt.
RESÜMEE
Ich habe es auch bei der ersten GT geschrieben: Diese Gitarren sind Inspiration pur. Die beiden größeren Schwestermodelle der GTe stehen dem in nichts nach. Mit der erweiterten Modellpalette werden wiederum neue, anregende Klänge geboten. Wo das erste Modell bereits durch seine Leichtigkeit und das schiere Sound-Erlebnis überzeugte, knüpfen die beiden Neuen nahtlos an – mit spezialisierten, ausgetüftelten Sounds und einer hochwertigeren Optik. Sie bieten mehr Luxus, ohne ihre Kernwerte zu verlieren. Beim Auto würde man sagen: „Größer motorisiert, mit besserer Ausstattung“. Und das Motto bleibt: Smaller size. Bigger sound. Serious fun.