Ein paar Hörtipps, abseits des Mainstreams, für Jazz-Fans!
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THE COMET IS COMING: TRUST IN THE LIFEFORCE OF THE DEEP MYSTERY
Eine spannende Jazz-Platte ohne Bass und ohne Gitarre, geht das überhaupt? King Shabaka (sax), Danalogue (kb/electronics) und Betamax (dr) haben es geschafft, und mit ihrem abgedrehten Trio eine Art Space-Rock-Electro-Jazz fabriziert, der sich hervorragend zum Mitjammen eignet. Irgendwie retro, irgendwie zeitlos, auf jeden Fall spannend, weil hier konventionelle Klischees in den Hintergrund treten und Sounds & Spontaneität das Sagen haben. Mal sind es sägende Riffs, mal Klangflächen oder pulsierende Basslines aus der Dose, die die treibenden Tracks dominieren. Ein wirklich sehr cooler Mix! lt
WOLFGANG MIELITZ: REASON TO STAY
Gitarrist Mielitz tangiert auf seinem Album ,Reason To Stay‘ in 17 Songs und Instrumentals alle möglichen Stile, vom Westcoast-Rock über leichten Fusion-Jazz, Latin-Pop-Melodien und Funk. Wolfgang und seine unzähligen Mitmusiker scheinen dabei echte Fans der 70er- und 80er-Jahre zu sein, denn hier hört man schon einiges, das an Steely Dan, Level 42, Grover Washington und Spyro Gyra erinnert. Oder auch mal an Sting, wenn Alex Kraus singt – der, wie der Bandleader, sein Handwerk beherrscht. Extrem retro, aber gute Arbeit. ju
SOOÄÄR, YARALYAN, OUNASKARI: A SHOOTING STAR
Was für ein Band-Name! Jaak Sooäär (*1972) kommt aus Estland und ist Jazz-Gitarrist. Gemeinsam mit seinen beiden Mitspielern an Kontrabass und Schlagzeug interpretiert er melodische Eigenkompositionen, zwei armenische Volkslieder und zwei Kompositionen des Früh-Jazzers Johann Sebastian Bach. Sooäär ist kein Poser, er spielt jeden Ton bewusst, sein Sound bleibt immer leicht mittig und fast clean, seine Voicings kommen oft eher folkloristisch als Jazz-traditionell rüber, seinen Blues würde man immer eher Melancholie nennen. Das Album ,A Shooting Star‘ liefert eine eigene Interpretation von Jazz. ju
KAI RÜFFER FRACTAL BAND: I
Der Frankfurter Bassist & Komponist Kai Rüffer spielt tief in den 70ern verwurzelten Fusion, manchmal blitzen auch ein paar End-60s-Jazz-Rock-Zutaten durch. Keyboarder Winfried Rimbach-Sator scheinen Klassik und ProgRock nicht fremd zu sein, Gitarrist Justin Hombach kann auch richtig abrocken und Drummer Steffen Uhrhan steigt immer wieder mit Grooves ein, die man so nicht erwartet hat – sein Spiel sorgt hier für die meisten Überraschungen. Meist begleitend, aber oft auch virtuos solistisch ist Bassist Kai Rüffer die tragende Stimme dieser Band – die rockt! ju
MATZEIT JAHNEL SIEVERTS: BOTH SIDES
Friedemann Matzeit (ss, melodica), Benedikt Jahnel (p) und der Kontrabassist und Cellist Henning Sieverts sind ganz sicher sehr gute Musiker, und ihr Album hat eine tolle Atmosphäre – die jedoch sehr unter dem extrem verhallten Aufnahme-Sound leidet. Entstanden ist die Aufnahme in der Berliner Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche – OK, da kann man nichts machen, das ist dann part of the art, kommt aber rüber, als wolle da jemand ECM-Nord kopieren. Aber alles ist Geschmackssache! Henning Sieverts bleibt für meinen Geschmack einer der besten europäischen Jazz-Bassisten. ju
J.S. ONDARA: TALES OF AMERICA
Der aus Kenia stammende Singer/Songwriter & Gitarrist lebt heute in Minneapolis, und seine afrikanische Herkunft hört man hier kaum raus, weder in seinem Gesang, noch im Gitarrenspiel. J.S. Ondara spielt eigentlich ganz normalen US-Singer/Songwriter Style, mit mal mehr, mal weniger Country-Einfluss. Bis auf seine eigenwillige Stimme kommt das Ganze allerdings wenig spektakulär rüber. lt