(Bild: Dieter Stork)
Ashdown ist wieder da! Oder war die Marke nie weg? War sie nicht, die Firma arbeitet seit 25 Jahren kontinuierlich, nur der Vertrieb wechselte in den letzten Jahren häufiger, als ihr lieb gewesen sein dürfte. Aber wirklich weg waren Mark Gooday, der vorher Chief Engineer und Managing Director bei Trace Elliot war, und seine Kreationen nie.
Das mit der Verfügbarkeit soll sich mit Filling Distribution aus Frankreich nun ändern, die uns zur Vertriebsübernahme Amp und Box der neuesten Generation zum Test überlassen haben.
25 JAHRE …
Eine Menge Knöpfe, Schiebe- und Drehregler gibt es beim Top zu bewundern. Über allem prangt natürlich das VU-Meter, das Ashdown zu seinem Markenzeichen gemacht hat. Rein geht’s per Klinkenbuchse, die per Aktiv-/Passivschalter in Impedanz und Empfindlichkeit umgeschaltet werden kann, bevor der gerasterte Input-Regler die Stärke des Eingangssignals festlegt – unterstützt vom schon erwähnten VU-Meter.
(Bild: Dieter Stork)
Ein wichtiger Teil des Trace-Elliot-Sounds, der auch in die Ashdown-DNA übertragen wurde, ist der Preshape-Schalter, der Bässe und Höhen anhebt, bei gleichzeitiger Mittenabsenkung. Hier ist er so ausgelegt, dass man ihn sogar per Knopfdruck ausschalten muss. In der oberen Reihe folgt die Klangregelung, wie bei den großen Ashdown-Tops üblich, in Dreh- und Schieberegler aufgeteilt. Auf das Bass-Drehpoti, an dem bei 45 Hz um plus/minus 15 dB geregelt werden kann, folgen drei Schieberegler, die desgleichen bei 100, 180, und 340 Hz bieten, bevor der nächste Drehregler bei 660 Hz ansetzt. Die nächsten drei Schieberegler nehmen 1.3, 2.6, und 5 kHz aufs Korn, der Treble-Drehregler bei 7 kHz beendet den Reigen. Der gesamte 9-Band-EQ kann per Schalter aus dem Signalweg befördert werden.
Die Reihe darunter gehört den Effekten im weiteren Sinne. Valve Drive Plus bringt, wie der Name schon sagt, eine Röhre ins Spiel. Der Schalter aktiviert den Regler, der wiederum stellt die Balance ein, zwischen komplett Transistor-Preamp auf Linksanschlag und Signalrouting komplett durch eine 12AX7-Röhre bei Rechtsanschlag, mit allen möglichen Mischungen dazwischen. Abhängig vom Eingangspegel kann und darf es hier auch zerren!
Auch der Kompressor kann per Druckknopf ein- und ausgeschaltet werden, mit einem Regler kann der Grad an Kompression von dezent bis extrem eingestellt werden. Die unvermeidliche Änderung der Lautstärke will das Top bei korrekt eingepegeltem Eingang automatisch aufholen. Last but not least wartet noch ein Regler mit Namen „Sub Harmonics“ nebst Schalter. Wer hier einen Octaver vermutet, liegt nicht falsch, der Akzent liegt aber weniger auf einer deutlich wahrnehmbaren tieferen Oktave, die zugemischt wird, sondern mehr auf einer Anfettung des Basssignals, die mit dem Bass-Poti allein nicht erreichbar ist.
(Bild: Dieter Stork)
Der DI-Ausgang ist wie üblich als XLR ausgeführt und kann Pre- oder Post-EQ geschaltet werden. Einen Groundlift-Schalter gibt es hingegen nicht, die Erde ist am Amp nicht mit dem XLR verbunden. Der Output-Mute-Schalter macht exakt, was draufsteht. Das schließt das nach dem ebenfalls als Rasterpoti ausgeführten Output-Regler abgegriffene Signal am Line-Out mit ein, das am Tuner-Out aber nicht. Die recht aufgeräumte Rückseite wird von gleich zwei Lüftern dominiert, die bei gleicher Luftfördermenge nur halb so schnell laufen müssen wie ein einzelner. Auch die Klinken-/Speakon-Kombibuchsen sind doppelt vertreten. Hier können Lautsprecher bis 4 Ohm runter angeschlossen werden, um die dann abgegebenen 600 Watt RMS umzusetzen. Der Line-Input wird parallel zum eingebauten Preamp auf die Endstufe gegeben. Hier kann ein MP3-Player ebenso angeschlossen werden wie ein externer Vorverstärker. Seriell ausgelegt ist dagegen der Effektweg, dessen Send nach dem EQ und allen eingebauten Effekten abgeht.
Der optionale Fußschalter findet seinen Anschluss an einer weiteren Buchse. Mit ihm können Valve Drive, Kompressor, Sub Harmonics und der EQ fernbedient werden. Zu guter Letzt bleibt noch der Netzschalter samt Netzbuchse, die einen Kaltgerätestecker aufnimmt. Verpackt in einem stabilen Holzgehäuse, das sauber in schwarzes Tolex gehüllt ist, lässt sich das mittelgewichtige Top am Ledergriff bequem bewegen, Gummifüße unten und auf der Schmalseite gegenüber vom Griff machen es gut abstellbar.
Das ABM-410H-EVO-IV-Cabinet kommt ebenfalls aus chinesischer Fertigung. Das Gehäuse aus hochwertigem Birken-Multiplex ist ebenfalls mit Tolex bezogen. Das Frontgitter aus Metall ist sauber eingesetzt, ebenso wie der Keder um selbiges. Hinter dem Gitter warten vier eigens entwickelte, passend blau bepappte BlueLine-Zehnzöller mit jeweils 150 Watt Belastbarkeit und ein in drei Stufen schaltbares Horn auf ihren Einsatz.
(Bild: Dieter Stork)
Neben den obligatorischen Metallschalengriffen links und rechts gibt es noch einen Griff hinten mittig, mit dem man die Box zu sich hin kippen und dann auf zwei eingebauten Rollen bewegen kann. Dafür muss man sich zwar etwas bücken, aber auf ebenen, einigermaßen glatten Flächen geht das wirklich gut. Es gibt sogar Holzkufen, die die Rückseite schützen, wenn sie z.B. Treppenstufen hochgezogen wird. Ein Blick ins Innere zeigt saubere Verarbeitung, gute Dämmung, und ordentliche Versteifungen des Bassreflex-Gehäuses. Das trägt natürlich zum nicht ganz geringen Gewicht von 37 kg bei. Kann ich gerade so alleine tragen (wenn auch nicht auf Langstrecke oder über diverse Treppen), zu zweit geht’s leichter.
… UND KEIN BISSCHEN LEISE
Der Aufwand lohnt sich aber, denn der Ton, den die Kombi mir entgegendrückt, hat es in sich! Sauber und druckvoll, mit entspanntem Schub, selbst wenn an der 8-Ohm-Box nicht die volle Leistung abrufbar ist. Leise bleiben dagegen die Lüfter, die ihren Dienst erst nach einiger Zeit im Spielbetrieb antreten, und selbst dann nicht stören. Der Preshape-Sound als Grundeinstellung macht direkt Spaß, fett und mit Definition und Glanz – Letzterer abhängig vom Horn. Drückt man ihn raus, fühlt es sich erst zu mittig an, und das, obwohl ich Mitten im Ton sehr mag. Aber es gibt ja noch einen gut greifenden EQ, mit dem sich das entschärfen lässt.
Die Bänder sind gut gesetzt und können viel: die Anlage dem Raum anpassen, einen Bass in die Band maßschneidern, Knack, Attack und Luftigkeit abstimmen, etc. etc. Das geht alles sehr sauber vonstatten. Wenn es zu sauber ist, kommt der Valve Drive Plus ins Spiel, der bei korrekt eingepegeltem Gain bei meinem aktiven Fünfer auf ca. 9 Uhr hörbar anfing zu verdichten, um weiter aufgedreht dann als Overdrive wahrnehmbar zu werden. Erst kurz vor ganz aufgedreht wird es mir persönlich zu wollig, bis dahin liefert die Röhre einen leckeren Rock-Ton, der allerdings einen zunehmenden Lautstärke-Boost mit sich bringt.
Auch der Kompressor verrichtet seinen Dienst sehr ordentlich, kann sein Versprechen, die Lautstärke automatisch anzugleichen, aber nur in einem relativ kleinen Bereich einlösen. Soundmäßig gibt es weder bei niedrigeren, unauffälligen Einstellungen noch bei deftig squashendem Endlos-Sustain etwas zu meckern, nur an- und ausschalten ohne Nachzuregeln geht eben nicht. Das ist bei den Subharmonics schon eher möglich, die weiter aufgedreht zwar ebenfalls an Lautstärke zulegen, dann aber auch Octaver-mäßig als Effekt hörbar sein dürfen. Darunter fettet der Kompressor, wie versprochen, den Ton satt an. Die Box setzt das alles souverän um, da macht sich die solide Bauweise definitiv bezahlt.
Auch mit dem Fünfsaiter gehen die Leistungen der Anlage in den Bereich Club bis mittelgroße Bühne, immer abhängig von der Musikrichtung und den Mitmusiker:innen. Stilistisch ist die Anlage dabei nicht festgelegt, von funkiger Klarheit bis rotzigem Rock ist da viel zu holen. In der Tiefe kommt der Ton dank des sauberen Bassreflex-Gehäuses mächtig, aber ohne zu dröhnen, in der Höhe gibt das Horn gut abgestimmt Brillanz-Lichter dazu, oder lässt abgeschaltet die Zehner eher mit Vintage-Ton und ausgeprägten Mitten für sich sprechen.
RESÜMEE
Kein Miniklinken-Aux-Eingang, kein Kopfhöreranschluss, dafür eine alleine kaum tragbare Box – die Kombination ABM 600 und ABM 410H macht klar: Sie will in den Proberaum oder noch besser auf die Bühne, die auch gerne etwas größer sein darf, und die Band ruhig etwas lauter!
An Features mangelt es dem Top ansonsten keineswegs, die umfangreiche Klangregelung und die eingebauten Effekte sind klassisch Ashdown und durch die unterschiedlichen Generationen immer weiter bis zu ihrem aktuellen Stand entwickelt worden. Auch und vor allem der Röhren-Drive macht eine gute Figur dabei, das Top von Funk bis Rock einsetzbar zu machen. Die Box spielt dabei locker mit, das nicht eben geringe Gewicht übersetzt sich in einen passend schwergewichtig-stabilen Ton, und dank diverser Griffe und Rollen ist sie durchaus manövrierbar. Wenn Ashdown selbstbewusst davon spricht, Industriestandard zu sein, untermauert diese Anlage den Claim eindrucksvoll.
PLUS
- Sound
- Leistung
- leise Lüfter
- Valve Drive
- Preshape-Schalter
MINUS
- Lautstärkesprünge (Kompressor)
(erschienen in Gitarre & Bass 11/2022)
Leider wurde hier versäumt,auch auf die damaligen Ashdown/Hayden Peacemaker Vollröhren Combo Verstärker für E.-Gitarren hinzuweisen.Klar,das etablierte Ashdown-Markenlabel ist ganz sicher stets vorrangig im Bereich der E.-Bass Gitarrenscene bestens bekannt,jedoch wissen eben bedauerlicherweise nur Insider dieser besagten Marke,daß es mitunter vor einiger Zeit auch sehr gute,kostengünstige Valve-Combos für die Elektrische Gitarre im Handel zu kaufen gab,die wirklich super klangen.
Ich besitze noch einen top erhaltenen Hayden („Ashdown“) Peacemaker 40 Watt E.-Guitar Combo,der auf der Rückseite sogar noch einen manuell zuschaltbaren Minilüfter,also einen kleinen Propeller zu bieten hat.
Beim notwendigen Röhrenwechsel des „Hayden/Ashdown Peacemaker 40“ muß hier absolut nichts zusätzlich eingemessen werden,so steht es in der beigefügten Betriebsanleitung.Alte Röhren raus,und neue Röhren einfach rein,so einfach ist das.
Fazit:
Klangtechnisch ein sehr überzeugender Vollröhren Class A/B Valve Power Amp aus dem Hause Ashdown/Hayden, Made in China,der hierzulande leider,wenn überhaupt noch erhältlich,-lediglich nur noch in gebrauchtem Zustand im Internet angeboten wird.
Es gab damalig einige super Valve Combos,zu dem besonders der „Ashdown/Hayden“ zählt,die,aus welchen Gründen auch immer,-schnell vom Markt verschwanden.
Ich kann euch aus eigener Erfahrung ehrlich nur Gutes zu diesem Hayden Peacemaker 40 Watt Combo berichten!
Ashdown und Hayden Valve Combos waren absolut baugleich,kamen teils aus England (Handwired) und als günstigeres Lizenzprodukt aus China.Wobei die Combos aus chinesischer Fertigung qualitativ den beschriebenen Combos aus Great Britain fast ebenbürtig im Soundverhalten waren.Einzig die Preisunterschiede zwischen den Ashdown/Hayden Handwired E.-Amps aus England und denen aus China waren schon markant,weil es sich bei den letztgenannten Combos ausschließlich um seriell gefertigte Produkte aus Asien handelte.
Gut zu wissen,daß „Ashdown/Hayden“ auch heute noch existiert.Die Ära des E.Gitarren Vollröhren Verstärker Sektors hat dieses Label zukünftig anscheinend irgendwie nicht weitergeführt.Weshalb auch immer,dies bleibt wohl ein Rätsel? Eventuell weiß aber die Gitarre & Bass Redaktion hierüber mehr zu berichten???
hello,
Not only Ashdown is still alive, but they sell the most desirable small tube amp for bass, the Little Bastard. I use one paired with a old 410 ABM..it’s a better ( and cheaper) B15.
Love it