Nach A2 und A2.1U schickt Zoom nun schon die dritte Generation dieses Akustik-Gitarren-Allrounders ins Rennen, der neben Preamp und Effektmodeling noch etliche weitere praktische Dinge für den Live-Einsatz bereithält.
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Während die Funktionen des Vorgängers sowohl optimiert als auch erweitert und ein beleuchtetes LC-Grafik-Display integriert wurde, hat man auf Expression-Pedal und Rhythmusbegleitung verzichtet und die User-Speicher auf 20 reduziert. Im Gegenzug ist das Pedal deutlich kompakter geworden.
Konstruktion des Zoom A3
Edel und spacy kommt das ebenso robuste wie standfeste silbermetallic Gussgehäuse daher, an dem alle Klinken- und XLR-Buchsen wie auch die Fußtaster verschraubt sind. An den Gehäuseseiten finden wir zahlreiche Anschlüsse und drei Schalter: Rechts der Pickup Input mit Pegel- und Klanganpassungsschalter für Piezos, magnetische Pickups und Flat-Betrieb, links die Ausgänge Left/Mono/Phones und Right sowie den per Gummideckel geschützten USB-Port für Firmware Updates. Vorne gibt’s eine XLR/Klinke-Kombibuchse für Vokal- oder Gitarrenmikrofone, die bei Bedarf auch mit 24 bzw. 48 Volt gespeist werden können, einen versenkten Netzteilanschluss, der den Stecker perfekt sichert, den Power-Schalter (On, Eco, Off/USB) sowie einen symmetrischen XLR-Ausgang mit Ground Lift. Betreiben lässt sich das A3 wahlweise mit vier AA-Batterien, beiliegendem 9-Volt-Netzteil oder via USB-Port. Alkaline-Zellen liefern Strom für acht Stunden Dauerbetrieb, wobei der Batteriezustand angezeigt wird. Sogar Möglichkeiten den Stromverbrauch zu reduzieren gibt es. So kann man die Display-Beleuchtung komplett deaktivieren oder festlegen, ob sie nach 15 oder 30 Sekunden gedimmt wird. Bei Betätigen irgendeines Bedienelementes erstrahlt die Anzeige dann wieder vollständig. Aktiviert man am Power-Schalter den Eco Mode, schaltet sich das A3 nach zehn Stunden automatisch aus, sofern es zwischenzeitlich nicht bedient wird. Da der Eco Mode nur bei Netzteilbetrieb zur Verfügung steht, kommt er den Batterien leider nicht zugute. Damit die Batteriespannung optimal genutzt wird, lässt sich sogar der Zellentyp wählen (Alkaline oder Ni/MH).
Während man die drei robusten Fußtaster Anti Feedback, Boost und Effect/Tuner/Tap und die gleichnamigen Taster mit integrierten Status-LEDs auf der oberen Ebene angebracht hat, sind die Regler auf der unteren gegen versehentliche Fußattacken geschützt. Weder deren Einstellungen noch die des großen 16-fach Drehschalters sind speicherbar und können somit jederzeit intuitiv benutzt werden. Dazu zählen Pickup Level und Mic Level jeweils mit Level-LED (grün/rot), Balance Dry/Wet (Dry = Eigenklang des angeschlossenen Instruments), Master Output Level, aktiver 3-Band-EQ mit zwei verschiedenen Mittenbändern (0 bis – 12dB bei 700Hz, 0 bis +12dB bei 400Hz) und Body Type Select. Auf der Schräge zwischen den beiden Ebenen gibt es drei Endlosrasterpotis mit Tastfunktionen, die sämtliche Editierarbeiten übernehmen, worüber das schwarz-weiße Grafik-Display umfassend und anschaulich informiert.
Das Zoom A3 in der Praxis
Gleich mal vorweg: Für alle Regler und Drehschalter hätte ich mir griffigere Knöpfe und für die Effect-Balance- und EQ-Potis Mittelrasterungen gewünscht. Als vorteilhaft erweist sich hingegen, dass die Potis schwergängig genug sind um beim Transport nicht versehentlich verstellt zu werden. Den höchsten Display-Kontrastwert hätte Zoom auch gleich festlegen können, da er visuell das beste Ergebnis liefert. Die Frage, ob die Beleuchtung dauerhaft aktiv sein soll, ist erst bei Batteriebetrieb relevant.
Um das A3 optimal auf seine Aufgabe einzustimmen, wählt man zunächst mit dem Body Type Selector aus 16 Typen den aus, der der angeschlossenen Gitarre am nächsten kommt. Neben traditionelleren Bodies wie beispielsweise Dreadnought, Jumbo, Triple-O, Parlor, 12- und Nylon-String sowie Single Cutaway stehen mit Kontrabass, Resonator, Silent Guitar (ohne Body), Mold (Ovation/Adamas) auch Exoten zur Auswahl. Für jedes der 20 betitelbaren User- Patches stehen drei Effekte zur Verfügung, von denen der erste stets für eines der 28 Gitarren-Models reserviert ist. Bei diesen hat Zoom nicht nur die Korpusgrößen, sondern auch die Bauweisen, Hölzer und charakteristischen Klangeigenschaften gemodelt. Da ist neben Kontrabass, Resonator, 12- und Nylon-String wirklich alles dabei, was in der Akustikszene Rang und Namen hat: 10x Martin, 8x Gibson, Guild F-55, Taylor 314CE, Yamaha LL36 und LL66 sowie Adamas- und Ovation-Cutaway-Modelle, Um die Model Types bewerten zu können, drehe ich Balance auf 100 % Wet. Dabei zeigt sich, dass die Simulationen unterm Strich wirklich gelungen sind, vor allem solch schwierige wie Resonator und Kontrabass.
Als Totalausfälle sind indes Nylon-String und 12-String zu werten, speziell von Letzterer habe ich schon richtig authentische Simulationen gehört, hier aber wurden schlichtweg die Oktavsaiten unterschlagen. Während in der Realität klangliche Unterschiede z. B. zwischen Martins D-28 und D-45 sowie OM-28 und OM-42 nicht sonderlich eklatant sind, da es mal mehr und mal weniger gut klingende Originale gibt, fällt unter den Jumbos das im Vergleich zur Gibson J-200 extrem basslastige Guild-F-55-Model ein wenig aus der Reihe.
Die Effektplätze 2 und 3 können beliebig mit einem der 40 FX-Models belegt und damit auch deren Reihenfolge bestimmt werden. So hat man bei 4 Kompressoren, Slow Attack, Zoom Noise Reduction, Graphic- und Para-EQs, Exiter, Auto Wah, Tremolo, Phaser, vier Chorus-Typen, Detune, Pitch Shifter, Flanger, 6 Delay- und 12 (!) Reverb-Typen wahrlich die Qual der Wahl. Bei allen Delay- und Reverb-Effekten kann zudem bestimmt werden, ob diese nach dem Ausschalten ausklingen sollen oder nicht (Tail On/Off), was sich jedoch auf den Play Mode beschränkt.
Komplettiert wird das Angebot von drei Mikrofon-Simulationen (Shure SM57, AKG 414 und Neumann U87), bei denen Abnahmedistanz (On/Off) -position (Schalloch/Steg) und Pegel variabel sind. Soll ein Effektplatz frei bleiben, schaltet man ihn aus oder belegt ihn mit dem Thru-Modul.
Auch ein angeschlossenes Vokal- oder Gitarrenmikrofon lässt sich mit Hilfe von Parametern anpassen. Neben Phantom Power (24 oder 48 Volt), Low Cut (Off, 40, 80, 160 Hz) und Phasenumkehr kann man die Mikrofonposition im Signalweg hinter jeden der drei Effektplätze routen. Dies gestattet es, die Beeinflussung des Mikros durch die Effekte ganz oder teilweise auszuschließen. In der Memory-Betriebsart lassen sich bis zu 20 der Patches in beliebiger Reihenfolge als Kette zusammenstellen (A, B, C … T) und sich Loop-artig nacheinander aufwärts per Effektfußtaster abrufen. In diesem Fall greift der oben erwähnte Tail-Parameter leider nicht. Möchte man jedoch zwei oder alle drei Effekte eines einzelnen Patches gleichzeitig deaktivieren, lässt sich das ausschließlich im Memory Mode mit Hilfe eines entsprechend gestalteten Patches realisieren, da der Fußtaster im normalen Play-Betrieb nur einen einzelnen Effekt (de)aktiviert, und zwar den aktuell im Display angezeigten. Vorgewählt wird selbiger über den kleinen Effekttaster – der mit der integrierten Status-LED – und die drei Menu/Type-Taster. Die etwas umständliche Handhabung ist den Multifunktionen der Taster geschuldet.
Selbstverständlich hat das A3 auch einen kalibrierbaren auto-chromatischen Tuner an Bord, der diverse Flat- und Open-Tunings bietet. Auch eine Tap-Funktion zur spontanen Eingabe von Delay-Zeiten bzw. Modulationsgeschwindigkeiten steht zur Verfügung. Ob Tuner oder Tap muss zuvor dem Effektfußtaster zugewiesen werden, beides gleichzeitig ist nicht möglich. Aufgerufen wird die gewählte Funktion durch 1-sekündiges Halten des Tasters. Die etwas hektische Anzeige des Tuners bedarf der Gewöhnung. Möchte man vom Strumming zu Fingerpicking oder Solospiel wechseln, erweist sich der Booster als überaus praktisch (rechter Fußtaster). Über den benachbarten Taster mit integrierter Status-LED gelangt man in das Boost-Menu, wo der Pegel in 0,5-dB-Schritten um bis zu 12 dB angehoben werden kann. Zusätzlich bearbeitet ein Tone-Parameter die oberen Mitten und Höhen.
Eine Anti-Feedback-Funktion kennen wir u. a. von Acoustic Amps, das A3 hält jedoch eine aufwendigere, sehr ausgefuchste Automatik-Variante bereit. Aktiviert wird Anti-Feedback mit dem linken Fußtaster, worauf die rückkoppelnde Frequenz nach rund 2 Sekunden gefunden und gefiltert ist. Sollte es ganz dicke kommen – manchmal koppeln gleich mehrere Frequenzen –, kann der Detektor auch ein zweites und drittes Mal aktiviert werden. Insgesamt lassen sich also drei Frequenzen eliminieren, die das Display in „Hz“ anzeigt. Außerdem kann man die Tiefe einer jeden Frequenzabsenkung festlegen (Shallow, Normal, Deep). Betätigt man den Fußtaster ein viertes Mal, werden die Messergebnisse gelöscht.
Da sich veränderte Einstellungen etwas umständlich nur über das Memory-Menu speichern lassen, hat Zoom dem A3 die Auto-Save-Funktion spendiert, die, sofern aktiviert, jede Parameterveränderung sofort automatisch sichert.
Resümee
Mit dem A3 macht Zoom in der Kategorie „Acoustic Preamp & Effects“ einen großen Sprung nach vorn. Das Angebot an Funktionen ist schier überwältigend, das an Speicherplätzen indes weniger. Unendliche Möglichkeiten also sein Instrument anzupassen. Bis auf zwei Models gibt es gelungene Simulationen geschichtsträchtiger Instrumente, von der Auswahl und Qualität der Effekte ganz zu schweigen. Zahlreiche Funktionen sind intuitiv nutzbar und müssen/ können nicht gespeichert werden. Als äußerst praktisch erweisen sich auch die geniale Feedback-Bekämpfung, der Booster und die Tap-Tempo-Eingabe. Im Memory Mode ist das (De)Aktivieren einzelner Effekte durch entsprechende Patch-Gestaltung kein Problem, gestaltet sich jedoch im Play-Betrieb etwas umständlich. Ein Gesangs- oder zweites Gitarrenmikrofon lässt sich perfekt in System und Effektstruktur einbinden. Unterm Strich überzeugen Signalqualität, Geräuscharmut, Kompaktheit, Verarbeitung und nicht zuletzt ein gutes Preis-Leistungsverhältnis.