Live is live

Test: Ortega Guitars Tour Player

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(Bild: Dieter Stork)

Die Marke Ortega Guitars ist seit 1994 am Markt. Das Programm umfasst Konzertgitarren, Ukulelen, Akustikbässe und Akustik-Amps, sowie Zubehör. Kurz vor dem 30-jährigen Jubiläum wurde auf dem Guitar Summit 2023 die Tour-Player-Serie vorgestellt.

Die elektrische Nylonsaitengitarre Tour Player wurde hauptsächlich für Live-Auftritte entwickelt. Ziel bei der Entwicklung war die authentische Wärme und Resonanz einer Nylongitarre abzubilden, bei gleichzeitig eliminierten Rückkopplungsproblemen.

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Der Korpus ist aus massivem Okoume-Holz mit Hohlkammern gearbeitet, ist ähnlich einer Semi-Solid-Gitarre und hat daher ein reduziertes Gewicht und eine verbesserte Resonanz. Die gesperrte Decke ist aus Acacia gefertigt, alternativ ist auch Flamed Maple oder Fichte erhältlich. Fünf tropfenförmige Schalllöcher sind rechts und links der Saiten eingearbeitet.

Blick ins Innere über die drei Schalllöcher; Etikett aus Holz (Bild: Dieter Stork)

Die Player hat ein Cutaway. Der eingeleimte Hals besteht aus Okoume, das Griffbrett aus Laurel ist leicht gewölbt (Radius: 15″). Der auf der Rückseite abgerundete Hals mit D-Profil, einer Sattelbreite von 48 mm und einem Hals-Korpus-Übergang am 14. Bund ermöglicht müheloses Spiel. Hier fühlen sich auch Stahlsaitengitarristen zuhause. Das Griffbrett hat 19 Vollbünde, da es korpusseitig abgeschrägt ist, sind insgesamt 22 Bünde erreichbar, allerdings nur auf den hohen Saiten (20 bei d- und g-, 21 bei der h- und 22 bei der e-Saite).

Die Kopfplatte ist durchbrochen, es sind schwarze Klassik-Mechaniken montiert. Griffbrett und Decke sind mit einem Riegel-Ahorn-Binding eingefasst, das einen optisch tollen Kontrast zum dunklen Finish der Testgitarre bietet. Der Hals ist mit einem (von der Kopfplatte aus) verstellbaren Stahlstab verstärkt. Ich halte das bei Instrumenten, die für den Bühnenbetrieb geplant sind, für besonders wichtig, da es weitaus mehr Witterungsänderungen ausgesetzt werden als herkömmliche Konzert-Gitarren (die meist ohne Halsstab auskommen).

12-Loch-Steg zur einfacheren Saitenbefestigung und verbesserter Klangübertragung (Bild: Dieter Stork)

Der Steg ist ebenfalls aus Laurel gefertigt und auf die Decke aufgeleimt. Sattel und Stegeinlage sind aus Knochen. Für Ortega typisch ist der Steg mit 12 Löchern zum Saiteneinfädeln. Das Aufziehen der Saiten wird erleichtert und durch zusätzlichen Druck der Saiten auf den Steg auch die Tonübertragung erhöht.

Die Tour Player ist mit einem Piezo-Pickup unter der Stegeinlage bestückt; das per USB-Kabel wiederaufladbare Ortega-Magus-X-Vorverstärkersystem bietet in der Zarge vier Regler für Lautstärke, Bass, Mitten und Höhen sowie ein integriertes Stimmgerät. Bei einem für die Bühne gebauten Instrument ist ein zweiter Gurthalteknopf obligatorisch. Die Gitarre wird mit einem robusten Ortega Tour Player Gig Bag geliefert. Sie ist mit hauseigenen beschichteten Classic-Saiten bespannt.

Auf der nächsten Seite: Praxis & Resümee

PRAXIS

Anfang der 80er-Jahre kaufte ich mir eine Gibson Chet Aktins CE. Eine massive Solidbody-Konzert-Gitarre. Sündhaft teuer, leider gar nicht so gut verarbeitet, aber damals einzigartig. Wenige, ähnliche Gitarren von anderen Marken kamen später auf den Markt, waren aber nicht erfolgreich und auch nicht ausgereift. Elektronik und Pickups waren einfach zu der Zeit noch nicht so weit wie heute.

Über 40 Jahre später stellt Ortega jetzt mit der Ortega Player Series eine erschwingliche, ausgereifte und praxisorientierte Solidbody Nylon vor, die nur einen Bruchteil von dem kostet, was ich damals ausgegeben habe. Und die in vielen Details ausgereifter und praxistauglicher ist – zum Beispiel durch das leicht gewölbte und nicht ganz so breite Griffbrett und das nicht klobige, sondern auch für „Nicht-Klassiker“ spielbarere Halsprofil. Auch der zum 14. Bund verschobene Korpusansatz (normalerweise bei Konzert-Gitarre am 12.) und das Cutaway machen das Greifen in den hohen Lagen möglich.

Ein Blick ins sparsame Innenleben (Bild: Dieter Stork)

Der aus einem massiven Holzstück gefertigte Korpus verfügt über mehrere Hohlräume, die dem Ton ein akustischen Grundklang verleihen. Dennoch kann man die Tour Player ohne Rückkopplungsgefahr recht laut spielen. Rein akustisch ist sie nur unwesentlich lauter als eine elektrische Semiakustik-Gitarre, reicht also zum Üben, aber nicht zum gemeinsamen Musizieren mit anderen. Der Ortega-eigene Preamp bietet Potis für Bass, Middle, und Treble sowie einen Volume-Regler.

Die Player funktioniert an P.A., Mischpult, Akustik-Amp und E-Gitarren-Amp gleichermaßen, über den Preamp kann man Anpassungen praxisgerecht vornehmen. Das integrierte Stimmgerät spricht gut an, die Anzeige der Tonhöhe und eine LED-Kette, die bei Erreichen der Tonhöhe von blau auf grün wechselt, machen den Tuner leicht bedienbar. Er wird über einen sehr kleinen Taster eingeschaltet, der Ausgang wird stummgeschaltet. Wenn man ohne angeschlossenen Amp den Tuner bedient, sollte man nicht vergessen ihn wieder auszuschalten, da er sich nicht automatisch abschaltet und so den Akku leert. Auf der Bühne wird das nicht passieren, denn dann hört man nichts mehr. 🙂

Praxisorientierter Preamp mit integriertem Tuner (Bild: Dieter Stork)

RESÜMEE

Die Tour Player ist eine gelungene Ergänzung des Ortega-Programms. Ganz speziell für eine Zielgruppe gebaut, bietet sie genau das, was der Live-Musiker braucht. Zuverlässiger Sound, gute Bespielbarkeit und eine praxisorienierte Ausstattung. Das Modell ist auch in den Farben natur, blue flamed maple und schwarz, und mit alternativen Deckenhölzern erhältlich. Ich bin mal gespannt, wie sie sich durchsetzt: Denn solche innovativen Instrumente bringen Musiker immer wieder dazu, andere Sounds, Anwendungen und Möglichkeiten auszuprobieren.

PLUS

● Live-Sound
● Verarbeitung
● Bespielbarkeit & Saitenlage
● Intonation
● wiederaufladbarer Akku
● Elektronik mit integriertem Stimmgerät
● kein Feedback
● gute Erreichbarkeit der obersten Lagen
● günstiger Preis

(erschienen in Gitarre & Bass 02/2024)

Kommentar zu diesem Artikel

  1. irgendwie fehlt mir die wichtigste Informationen: wie klingt die Gitarre?

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