(Bild: Dieter Stork)
Der Hersteller hat uns hier zwei Vintage-Acoustics „gebacken“ – ja, die Thermo-Behandlung der Decke wird Baking oder Torrefaction genannt und hat akustisch wie auch optisch Auswirkungen.
Thermo-behandelte Hölzer haben ja gerade Hochkonjunktur – und es gibt gute Gründe dafür. Die (zumeist Decken-) Hölzer werden trockener, härter, resonanter, lauter, direkter in der Ansprache, farblich attraktiver. Effekte, die sich bei normaler Lagerung (bzw. Nutzung des Instrumentes) erst nach Jahren einstellen würden. Und wenn Industrie und Musiker eines nicht haben, dann ist es Zeit. Schauen wir uns die Grand Concert und ihre große Dreadnought-Schwester mal an.
backe backe kuchen
Die sonderbehandelten massiven Decken aus kaukasischer Fichte sind beileibe nicht das einzige Feature, das diese Gitarren „alt“ machen soll. Auch die Herringbone-Einfassung der Decken kommt sehr klassisch. Übrigens: Sogar die Fichtenstäbe für die Beleistung (X-Bracing) der Decke sind „torrefied“. Zargen und Boden aus Mahagoni komplettieren den Korpus – elfenbeinfarbenes Binding gibt zusätzlich Charakter. Das schwarze einfache Schlagbrett ist maschinell, und deshalb sehr gleichmäßig, verkratzt – nicht sonderlich authentisch.
Die Saiten ruhen auf Stegeinlage und Sattel aus ungebleichtem Knochen – beide sind tadellos aus diesem Material gefertigt. Sehr viel Martin-Gene tragen die großartigen Hälse in sich. Geschnitten aus Mahagoni, angesetzt am 14. Bund, versehen mit einem klassischen V-Profil und der traditionellen Volute am Übergang zur Kopfplatte, wissen sie zu überzeugen. Das Griffbrett ist (wie auch der Steg) aus Ovangkol, die 20 schlanken Vintage-Bünde sind, wie bei Ibanez eigentlich immer, perfekt eingesetzt, poliert und verrundet. Die Kopfplatte punktet mit schlichter Formgebung und recht deutlich gealterten geschlossenen Mechaniken im Kluson-Style.
Die Instrumente sind gänzlich mit einem Antique-Natural-Semi-Gloss – einem wirklich attraktiven Matt-Finish – versiegelt. Verarbeitung und Werkseinstellung sind vom Feinsten. Was das Aging akustisch bringt, werden wir gleich sehen, optisch halte ich es nur teilweise für gelungen bzw. authentisch. Die „abgenutzten“ Stellen auf der Decke wirken doch sehr willkürlich und wenig nachvollziehbar. Die dunkle Tönung der Decke ist aber schon sexy im Vergleich zu einer neuen knall-hellen Fichtendecke unter Hochglanz.
(Bild: Dieter Stork)
schmeckt’s?
Akustisch überzeugt mich das Aging sofort. Genau so trocken und gut abgehangen wie das Deckenholz, ist auch der Grund-Sound der Ibanez-Geschwister. Die Bässe hölzern-staubig, die Höhen klar und laut und in einer Weise abgerundet, wie das sonst eine fabrikneue Gitarre mit ebensolchen Saiten nicht darstellen kann. Der V-Shape-Hals liegt super in der Hand, die Finger gleiten über die gut polierten Bünde. Die Spielbedingungen unterscheiden sich ein wenig – die Concert bietet ein etwas breiteres Griffbrett bei kürzerer Mensur mit entsprechend weniger Saitenspannung. Komfortabel z. B. bei Fingerstyle.
Und als ich so auschecke, wie gut die Gitarren mittels Dynamik, Attack uns Sustain das Gespielte in Wohlklang umsetzten, fällt mir wieder ein, dass die Modelle im Laden nicht mal 500 Euro kosten. Das ist ein echtes Preis/Leistungs-Brett, was Ibanez hier vorlegt.
Ich will auch noch vermelden, dass die modellspezifischen klanglichen Eigenheiten sehr gut zur Geltung kommen. Wo die Dreadnought mehr Bässe, Höhen und pures Volumen in die Waagschale wirft, kontert die Grand Concert mit einem kompakteren, stimmigen, nicht weniger inspirierenden Klangbild. Welche man bevorzugt? Reine Geschmackssache.
(Bild: Dieter Stork)
resümee
Fast schon erfrischend, wie die AVDs so dastehen, ohne all den modernen Schnick-Schnack wie Cutaway, Pickup, Armrest, Tuner und Weiß-der-Himmel-was-noch… Einfach gute Western-Klampfen zum unschlagbaren Preis. In einer Hinsicht sind sie aber doch trendy: Thermobehandeltes Deckenholz und umfassendes Aging. Klanglich kann das eindeutig überzeugen, die Optik muss jeder für sich bewerten. Persönliches Antesten wird uneingeschränkt empfohlen!
PLUS
• klassisches Design, Aging
• Hölzer, Decke Thermo Aged, Hardware
• Spielkomfort
• modellspezifische, charakterstarke Sounds
• Sustain, Dynamik, Ansprache
• Preis/Leistung
MINUS
• Aging von Decke und Pickguard optisch nicht ganz überzeugend
(erschienen in Gitarre & Bass 12/2018)
Besitzte die AVD-60 NT sowie eine AVC 11 beide waren ab Werk mit zu hoher Saitenlage ausgeliefert worden. Zweiteres die kurzen advantage Pins wurden ebenfalls nicht dazu geliefert . Neue Pins korrektur der Saitenlage und zu guter letzt ist man zufreiden mit der Spielbarkeit und dem Sound der Ibanez, allerdings verbunden mit unnötigen Umtrieben . Da ich beide Online kaufte empfehle ich diese im Laden zu testen und bei Zufriedenheit zu zugreifen .