Katalog-Ware
Test: Gretsch Deltoluxe Parlor
von Guido Lehmann, Artikel aus dem Archiv
(Bild: Dieter Stork)
Die Wurzeln dieser Gitarre gehen zurück in die 1930er-Jahre, als die günstigen Rex-Modelle des Herstellers in amerikanischen Versandkatalogen angeboten wurden.
Vor einigen Jahren tauchten solche Gretsch-Gitarren in der Jim-Dandy-Serie wieder auf und erfreuen sich stabiler Beliebtheit. Drei neue Varianten mit Tonabnehmer sind nun unter der Bezeichnung Deltoluxe verfügbar. Wir schauen uns die kleinste im Bunde – das Parlor-Modell – genauer an.
STYLE
Noch bevor man sich Gedanken über Preis, Qualität und Sound macht, muss man konstatieren: Die Deltoluxe hat Style! Diesen Look muss man einfach mögen – das Kopf-Kino schaltet auf Delta-Blues, Hobos, Okies, Frontporch-Music, Juke-Joints und Moonshine. Jetzt mal Fakten: Der kleine Parlor-Korpus ist aus laminiertem Sapele gefertigt. Die mattschwarze Decke ist stilecht mit einem Tortoise-Binding eingefasst.
Aus gleichem Material ist das Schlagbrett, auf dem ein güldenes „G“ prangt. Absoluter Hingucker ist zweifelsohne der Schallloch-Pickup im Art-Déko-Stil. Es ist ein fest installierter magnetischer Tonabnehmer, der optisch wie auch klanglich stilprägend ist. Volume-, Klang-, oder sonstige Regler sind nicht an Bord. Der Hals aus Nato ist am 12. Bund angesetzt und mit einem justierbaren Halsstellstab versehen. Die 18 Bundstäbchen wurden sauber und gratfrei ins Walnut-Griffbrett eingesetzt und poliert.
Die Saiten ruhen auf Stegeinlage und Sattel aus synthetischem Knochen bei einer Mensur von 610 mm. Die Gesamtlänge der Deltoluxe beträgt gerade mal 92 cm. Einfache, aber tadellos funktionierende 3-in-aLine-Tuner sorgen für problemloses Stimmen. Die kleinen weißen Stimmwirbel fügen sich gut in den Pre-War-Look der Gretsch. Dieser Gitarre, die im Laden deutlich unter 300 Euro kostet, kann man wirklich eine tadellos saubere Verarbeitung attestieren. Gleiches gilt für die werksseitige Einstellung.
DELTA-BLUES
Die klanglichen Qualitäten der Deltoluxe Parlor einzuordnen, ist gar nicht so einfach. Es gibt – objektiv betrachtet – besser klingende Steelstrings in diesem Preissegment, aber die Gretsch verströmt halt so ihren ganz eigenen Oldschool-Charme, bei dem die gewohnten Bewertungsmuster nicht so richtig greifen. Unverstärkt gespielt kommen da aufgrund der Größe und der laminierten Hölzer wenig Bässe, wenig Brillanz, wenig Dynamik und Sustain – es macht aber einfach riesig Spaß, auf den Spuren von Lightnin’ Hopkins oder Robert Johnson zu wandeln und ein wenig Down Home Blues zu spielen.
Ähnlich verhält sich das über Amp gespielt. Gute Piezo-PUs von z.B. Fishman, L.R.Baggs oder Shadow liefern natürlichere Acoustic-Sounds, als der Gretsch-Soundhole-Pickup. Aber dieser Lo-Fi Schrammel-Sound bietet eigene Möglichkeiten … und das übrigens auch über den E-Gitarren-Amp, sogar auch gerne mit ein wenig Overdrive. Absolut cool. Da kommen dann auch ganz besondere Slide-Sounds zustande, schön „dirty“ „chabby“ und „gritty“.
RESÜMEE
Die Gretsch Deltoluxe Parlor ist eine coole kleine Gitarre mit tollem Look, tadelloser Herstellungsqualität und einigen Schwächen, die eigentlich auch Stärken sind. Sie will in keine Schublade – lass deinen Bauch entscheiden, ob sie zu dir passt.
PLUS
● Retro-Design
● Verarbeitung, Werkseinstellung
● eigenständiger Oldschool-Lo-Fi-Sound, akustisch und elektrisch
● tolle Blues-Sounds über E-Gitarren-Amp möglich
(erschienen in Gitarre & Bass 05/2024)
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